Airborne in Bottrop- Meine Bekanntschaft mit der Aerodynamik
Vor 2 Jahren habe ich von meiner Frau und meiner Tochter einen Geburtstags- Gutschein für einen Besuch beim Indoor- Skydiving geschenkt bekommen. An einem Wochenende Ende Januar bekommen wir es endlich zusammen hin den Gutschein einzulösen. Die Anlage mit dem Windkanal befindet sich seit 10 Jahren an der Halde Prosperstraße in Bottrop. Bereits seit 2001 befindet sich hier auch die Skihalle des Alpincenters Bottrop mit ihrer 640 Meter langen Abfahrt, die direkt neben dem Eingang zum Windkanal endet.
Es ist ein Wintertag mit tiefblauem Himmel, in den die benachbarte Kokerei Prosper in regelmäßigen Abständen Wasserdampfsäulen in den Himmel schießt. Mein Termin ist um 10:30h und pünktlich finde ich mich mit 5 anderen Aspiranten eine halbe Stunde vorher zum Briefing mit Instructor Sebastian ein. Jeder erhält einen Overall, einen Helm, eine Schutzbrille und Gehörstöpsel als Schallschutz im Windkanal.
Kurz und gut strukturiert werden wir von Sebastian auf das, was uns erwartet vorbereitet. Da eine akustische Verständigung in der Flugkammer nicht möglich ist werden einige wichtige Hand- Zeichen abgeglichen. Noch einmal werden gesundheitliche Probleme und eventuelle Handicaps der Teilnehmer abgefragt. Auch die ideale Körperhaltung und das Ein- und Aussteigen aus der Flugkammer werden besprochen. Als Trockenübung demonstriert Sebastian die ideale Körperhaltung mit vorgeschobenem Becken, angehobenem Kinn, rechtwinklig ausgestellten Armen und ausgestreckten Beinen.
In dem imposanten 32 Meter hohen Gebäude der Anlage verbirgt sich der geschlossene Windkanal, in dem 4 Ventilatoren mit mehr als 2000 PS einen zirkulären Luftstrom erzeugen, der mit über 1000 Kubikmeter Luft /Sekunde die 17 Meter hohe und 4,3 Meter breite Flugkammer durchströmt. Der Aufwind erreicht dabei bis zu 290 Stundenkilometer und erzeugt letztlich die physikalischen Kräfte, die beim Skydiving auf den Körper treffen. Ohne aus einem Flugzeug springen zu müssen wird angstfreies Fliegen erlebbar.
Durch das 4 Zentimeter starke Panzerglas hat man freien Blick in die Flugkammer. Ich bin schon ein wenig aufgeregt als Sebastian zum Einstieg in den Windkanal aufruft. Über die beiden Türen der Druckschleuse gelangt man in den Wartebereich der Flugkammer. Mit Hilfe des Instructors, der die Fluglage der Teilnehmer ständig überwacht und optimiert kann eigentlich nichts schiefgehen- denke ich mir beim Warten auf meinen Einsatz.
Endlich bin ich an der Reihe und ich lasse mich vorwärts in die Flugkammer fallen und hey!- Ich fliege!
Durch ein Drahtnetz blicke ich hinab in den tiefen Schacht, in dessen aufsteigendem Luftstrom sich meine 100 Kilo nun im Schwebezustand befinden. Der Druck, der auf Schultern und Beinen lastet ist enorm. Geringe Änderungen von Kopf-, Arm- oder Beinhaltung zeigen sofort Wirkung. So lande ich mal auf dem Drahtgitter am Boden oder an der Scheibe der Flugkammer. Die ersten 2 Minuten kommen mir recht lange vor, bis ich über den Ausstieg zurück in den Wartebereich gelange. Da ich als Anfänger viel Kraft und Körperspannung angewendet habe, bin ich ganz froh mich ein paar Minuten durchlockern zu können.
Bei meinem zweiten Flug kommt der Spaßfaktor noch mehr ins Spiel. Offensichtlich habe ich mich ausreichend geschickt angestellt, um in den Genuss zu kommen mit Sebastian einige Meter in den Turm über mir aufzusteigen.
Es waren zwar nur 4 Minuten im simulierten freien Fall, aber letztlich eine tolle Erfahrung die Gesetze der Aerodynamik am eigenen Körper zu fühlen. 4 Minuten, die bei mir durchaus einen Muskelkater in Schultern und Hintern hinterlassen haben. Der Rekord in der Flugkammer beträgt mehr als 2 Stunden erzählt mir Sebastian. Das würde man mit Kraft kaum schaffen, so das das Geheimnis wohl in erster Linie in der möglichst entspannten und richtigen Fluglage zu suchen ist. Einer der Instruktoren macht vor mit welcher Akrobatik der Könner sich im Windkanal bewegen kann.
Liebe Anne, liebe Doro, vielen Dank für das tolle Geburtstagsgeschenk! Wer nicht so gerne aus Flugzeugen springt – so wie ich, sollte das mal ausprobieren.
Arnd Korbmacher
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