Pfingstfahrt Consdorf- Luxemburger Schweiz 2023
Wir freuen uns besonders auf unsere diesjährige Pfingstfahrt nach Luxemburg, für die uns Marc nahe Echternach auf einem Campingplatz kleine Schlaf-Hütten mit Picknick-Plätzen angemietet hat. Besonders freuen wir uns gleich aus mehreren Gründen, der Sommer kündigt sich nun Ende Mai mit Sonne satt und Temperaturen deutlich über 20 Grad an und nach dem Corona- Desaster scheint in diesem Jahr der Kreis der Mitfahrer endlich wieder größer zu sein als in 2022. Ich habe mal wieder einen Dienst bis Freitagmorgen im Krankenhaus, was mir den Vorteil eines vorgezogenen Wochenend-Starts einbringen könnte, vorausgesetzt ich bekäme ein paar Stunden Schlaf. Der Dauereinsatz von mehr als 20 Stunden erfordert jedoch zwingendes Ausschlafen am Freitag bis zum Nachmittag.
Doro hat das meiste schon am Donnerstag vorbereitet und so kommen wir gegen 16 Uhr los. Ich erfahre von ihr, dass gerade heute Mittag eine Familie erkrankt abgesagt hat- oh nein!- nicht schon wieder- das erinnert uns an das letzte Jahr als wir mit Moni und Bernhard letztlich allein auf der angemieteten Hütte in den belgischen Ardennen logiert haben, nachdem die gesamte Community wegen Corona oder Corona-Verdachts zu Hause geblieben ist.
Die Mega- Staus an die Küsten Richtung Norden, die im Radio gemeldet werden interessieren uns nicht. Wir rollen ganz entspannt über die A3 nach Aachen, die A27 durch Belgien, wieder ein Stück durch Deutschland an Bitburg vorbei nach Echternach und weiter zu unserem Ziel in Consdorf. Vor dem Campingplatz stehen bei unserer Ankunft schon die Autos von Marc und Heike, die mit Sohn Nils angereist sind und auch das von Moni und Bernhard. Am Samstagmorgen wird noch Heikes Cousine Eva dazu stoßen, so dass wir es auf dieser Fahrt immerhin auf 8 People schaffen.
Wir verteilen uns auf 3 Hütten, deren Bezug mit den zulässigen 4 Personen schon eine Herausforderung wäre. Neben einem geräumigen Doppel-Schlaflager befinden sich im Vorraum seitlich noch zwei Bänke, die zu Einzelbetten umgebaut werden können. Bei Voll- Belegung würde es schon recht eng mit wenig Stauraum fürs Gepäck. Die bedauerliche Absage unserer Siegener Freunde hat uns da etwas Luft verschafft. 2 Erwachsene mit Kind können es sich in den hübschen Häuschen gemütlich machen, vor allem bei gutem Wetter mit dem dazugehörigen Picknick-Platz.
Wir stellen zwei Picknick-Bänke aneinander und bereiten darauf am Freitagabend unser Bankett unter freiem Himmel. Ohne Sonne kühlt es ordentlich ab und nach einer Weile Geselligkeit bin ich froh in den warmen Schlafsack zu kriechen, um in einen ungestörten Schlaf zu fallen. Marc hat für die kommenden Tage 2 Etappen auf dem Mullerthal-Trail herausgesucht.
Dabei liegt unser Basislager zwischen diesen beiden Etappen, so dass wir am Samstag mit dem Bus zum Startpunkt an der N11 südlich von Echternach in der Nähe des Château de Lauterborn fahren, um von dort in südlicher Richtung dem Mullerthal-Trail bis Consdorf zu folgen. Am Sonntag laufen wir direkt von unserem Lager los in nördlicher Richtung bis Berndorf. Wir begehen damit in etwa die als >Route 2< ausgewiesene Tour auf dem Mullerthal-Trail mit einer Gesamtdistanz von 36,6 Kilometern, auf denen sich ein sportliches Höhenprofil mit 1200 aufgestiegenen Höhenmetern aufsummiert.
Nach einem Frühstück unter blauem Himmel gilt es den Bus zu unserem Startpunkt zu bekommen. Auch Eva ist gut und rechtzeitig angekommen, so dass wir es pünktlich zur Bushaltestelle in Consdorf schaffen. Für mich völlig neu ist der kostenlose ÖPNV in Luxemburg, ein Service mit Nachhaltigkeit. Wir verlassen die Straße am hübschen Ensemble aus dem kleinen Château de Lauterborn und der benachbarten Barock-Kapelle und schneiden bald steil aufsteigend in den Wald ein, wo uns eine Tafel auf die erfolgreiche Verteidigung dieses Hügels im Dezember 1944 hinweist. >Hill 313< wurde während der deutschen Gegenoffensive gehalten, ein Beitrag der hier damals eingesetzten alliierten Soldaten. Am 8. Mai feiert Europa heute das Ende des 2. Weltkriegs mit der Befreiung von Nazi-Deutschland, der 78. Jahrestag dieses historischen Ereignisses liegt gerade ein paar Tage zurück.
Wir durchlaufen eine einzigartige Landschaft mit dichtem verwunschenen Wald entlang von hohen Sandsteinklippen. Entstanden sind die Schichten aus Sandstein und Dolomit auf dem Meeresboden des Erdzeitalters von Trias und Jura vor 250 bis 200 Millionen Jahren. Geformt wurden die Felsklippen nicht zuletzt durch die Kraft des Wassers, woran die Sauer als größter Fluss einen bedeutenden Anteil hat. Blöcke trennten sich, verrutschten oder verkippten auf darunter liegenden Mergelschichten. Die Oberfläche des Gesteins unterliegt der Verwitterung, die typische Formen wie die Wabenverwitterung im Kalkstein hervorbringt. Insgesamt führt der Mullerthal-Trail über 112 Kilometer durch den Natur- und Geopark Mullerthal, der seit 2022 zum internationalen Netzwerk der UNESCO Global Geoparks gehört.
Wir gelangen nach Scheidgen, wo uns ein Unterstand Tisch und Bänke für unsere Mittagspause anbietet. Weiter geht es am Härgottskapp vorbei, wo sich der „Roude Léiw-Felsen“ befindet. Mit einem roten Löwen, dem Luxemburger Wappentier hat man 1939 zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit des Großherzogtums den Felsen gestaltet. Es finden sich auch die Inschriften dreier Freunde aus Scheidgen, die sich hier verewigt haben, bevor sie zur Wehrmacht zwangsrekrutiert wurden. Die weiteren Felsformationen am Weg heißen Daxelay und Dielchen.
Der wildromantische Trail führt uns ansteigend entlang der Felsen zur sogenannten Méchelskirch bei Wolper. Ende des 18. Jahrhunderts lebte hier der Eremit Michel abseits der Gesellschaft. Die Aushöhlungen in einer Felsspalte machen auf uns keinen wohnlichen Eindruck. Mit einer Höhe von 382 Metern erreichen wir in westlicher Richtung den höchsten Punkt unserer heutigen Etappe. Nordwestlich von Hersberg nimmt unser Trail nun nördlichen Kurs auf.
An den Kohlscheuer Felsspalten erreichen die Felsformationen bezüglich enger Durchtritte, Treppenwege, Tunnels und Höhlen einen absoluten Höhepunkt. Solche Felsspalten, durch die wir uns hier drücken heißen Déiwepetz und Rittergang und am Kohlscheuer selbst wird es dann richtig spannend, denn hier ist man gut beraten eine Lampe mitzuführen. Nicht alle haben dran gedacht, gut dass heutige Smartphones über eine LED-Leuchte verfügen. Der heutige Wandertag endet an unserem Quartier auf dem Consdorfer Campingplatz.
Wir haben alle ganz schön Kohldampf und fahren nach dem Duschen nach Echternach, wo wir im Bereich der Innenstadt parken. Die Willibrordus Basilika wird von der Nachmittagssonne angestrahlt. Leider ist das Portal der im 11. Jahrhundert errichteten Basilika verschlossen. In der Krypta befinden sich Freskomalereien aus dem 11. Jahrhundert und das Grab des heiligen Willibrordus. Am Dienstag nach Pfingsten findet hier in Echternach die traditionelle Springprozession zum Grab des Heiligen statt. Wir streifen über den Rathausplatz auf der Suche nach einem geeigneten Futterplatz. Letztlich finden wir uns im örtlichen Kebab-Haus ein, wo wir mit einfacher aber durchaus schmackhafter Orient- Küche gesättigt werden. Den Nachtisch erhalten wir ganz in der Nähe mit einem vorzüglichen italienischen Eis.
Am Sonntag setzen wir unsere Wanderung auf der Route 2 des Mullerthal- Trails fort, in dem wir den Campingplatz nach Norden verlassen. Wieder tauchen wir in die wilde Felsenlandschaft des Mullerthals ein. Am Consdorfer Bach geht es zunächst westlich durch schattigen Wald entlang der steil aufragenden Felsen in das Tal der schwarzen Enz. Treppenwege führen durch schmale Felsspalten und Abstecher hinauf zu spannenden Aussichtsplätzen.
Für unsere Mittagspause verlassen wir den Wald, um den Mücken an einem Feld zu entkommen. Vom Predigtstuhl, einem Aussichtsfelsen blicken wir auf die Talstraße hinab, die wir hier auf dem Mullerthal-Trail überschreiten. Das sich nun anschließende Wegstück erreicht an der Räuberhöhle seinen Höhepunkt. Über Leitern durchsteigen wir die dunkle Höhle und sind froh heute an die Stirnlampen gedacht zu haben. Entlang weiterer enger Fels- Durchtritte treffen wir bei Berdorf auf erste Kletterer an den Felswänden. An den hiesigen Felsen scheint Klettersport erlaubt zu sein und einige Klippen werden regelrecht belagert. Erinnerungen an unsere früheren Kletter- Wochenenden kommen auf.
Dorothee hat den durchaus fordernden Trail diesmal perfekt gemeistert, was bei unseren letzten Wanderungen überhaupt nicht der Fall war. Sie selbst berichtete über zunehmende Antriebsschwäche bei Anstiegen in den Beinen, was mir und unseren Freunden neben einer blassen Gesichtsfarbe nicht entgangen ist. Laborkontrollen ergaben bei ihr eine Aufnahmestörung eines für die Blutbildung wichtigen Vitamins. Mit den erschreckend niedrigen Zellzahlen erhält der Muskel dann zu wenig Sauerstoff, was den Leistungsknick im Nachhinein ausreichend erklärt. Nach 2 Wochen Therapie läuft es nun schon fast wieder rund, worüber ich sehr froh bin.
Von Berndorf bringt uns der Bus zum Nulltarif zurück nach Consdorf, wo wir gemeinsam auf der Restaurant- Terrasse unseres Ferien-Camps essen. Pfingstmontag räumen wir nach dem Frühstück unsere Hütten und machen uns auf den Weg zum „Schiessentümpel“. Es ist ein dreistrahliger Wasserfall mit einer Bogenbrücke an der schwarzen Enz. Der Steinmetz Jean-Pierre Prommenschenkel gestaltete 1879 mit diesem romantischen Ensemble einen Ort, der bis heute zahlreiche Besucher anlockt.
Gemeinsam fahren wir nun noch zur Burgruine von Beaufort, die an der alten Verbindungsstraße zwischen Larochette über Christnach nach Diekirch und Echternach liegt. Erbaut Ende des 11. Jahrhunderts und erstmals urkundlich erwähnt 1192 unter Walter von Wiltz und von Befort ist die Ruine so gut erhalten, dass sie uns hilft weit in die Vergangenheit zu blicken. Die Folterkammer hat es hier nicht gegeben, die ausgestellten Geräte wirken aber in jedem Fall schmerzhaft. Wir sind hier nicht zum ersten Mal, ich weiß allerdings nicht ob wir schon einmal bei so herrlichem Wetter hier waren.
Die Eintrittskarte beinhaltet ein Probier- Schlückchen eines hier angebotenen Cassis- Likörs, ein Hammer-leckeres Zeug 🙂 und ein prima Mitbringsel aus einer schönen Gegend rund um Echternach. Leider endet hier die absolut gelungene Pfingstfahrt unsere Familiengruppe 2023. Nach einer herzlichen Verabschiedung kommen alle am Nachmittag gut zu Hause an. Wir freuen uns auf die nächsten Touren mit unseren Freunden.
Arnd Korbmacher
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