Andalusien 2023
In diesem Jahr ist unser Herbst-Reiseziel Ende Oktober erneut Spaniens südliche Provinz Andalusien. Ziemlich genau vor einem Jahr waren wir rund um Granada in der Sierra Nevada, den Alpujarras und der Mittelmeerküste zwischen Málaga und Almeria unterwegs. In diesem Jahr haben wir weiter westlich eine Ferienwohnung bei Ronda in Zahara de la Sierra gebucht.
Der Wecker um 2:30h am Samstagmorgen kommt erst einmal so gar nicht gelegen. Die Aussicht auf eine erlebnisreiche Woche in der herrlichen Region Andalusien motiviert jedoch zum Aufstehen. Um 03:20h fahren wir mit einem One-Night-Leihwagen, den wir beim Vorabend-Check-In angemietet haben zum Düsseldorfer Flughafen. Da sich unser Auto in der Werkstatt befindet toppt diese Möglichkeit jede Taxi- Option und schützt vor den Unwägbarkeiten des Schienenverkehrs.
Der Airbus A 321 CEO startet um 6:10h und bringt uns in 2:40h Flugzeit zu unserem Zielflughafen Málaga. Ich hab‘ mal nachgeschaut, was Airbus nun wieder mit der Bezeichnung „CEO“ meint, da wir auf unserem letzten Flug nach Teneriffa mit NEO-Triebwerken (New Engine Option) unterwegs waren. NEO- Triebwerke sparen bei geringerer Lärmentwicklung zwar Kerosin ein, haben sich allerdings auch durch höhere Störanfälligkeit ausgezeichnet.
Man setzt jetzt auf Current Engine Option (CEO), also aktuelle Triebwerkstechnik, die nach meinem Verständnis der altbewährten Technik entspricht. Das klingt zumindest innovativer als „wir lassen einfach alles beim Alten“. Nach dem insgesamt ruhigen Flug beschreibt der Flieger eine Landekurve über dem Meer und vor unserem rechten Fenster tauchen nach Osten die hohen Gipfel der Sierra Nevada im frühen Morgenlicht auf. Sehr seltsam empfinde ich die ungewöhnlich harte Landung mit nachfolgendem Sprung und zweitem Touchdown auf der Piste. Beim Verlassen der Maschine bleibt die Cockpit-Tür verschlossen- um Nachfragen auszuweichen?
Unser Leihwagen ist diesmal ein Ford Fiesta. Schon beim Verlassen des Flughafengebäudes merken wir, dass es deutlich kühler ist als im letzten Jahr zur gleichen Zeit. Der Wind weht in dieser Woche aus West, was die Temperaturen tagsüber kaum mehr über 20 Grad ansteigen lässt, bei nächtlichen Temperaturen bis unter 10 Grad. Doro leitet mich nicht auf dem schnellsten Weg zu unserem Quartier in Zahara de la Sierra bei Ronda. Über die Landstraße halten wir uns in nördlicher Richtung nach Antequera. Dort kaufen wir im „DITO“-Supermarkt eine Grundversorgung für die Woche in unserer Ferienwohnung ein.
In Antequera haben wir einen ersten Blick auf die maurische Burg. In diesem Ort befinden sich auch Ausgrabungen von steinzeitlichen Dolmen, die als Teil des UNESCO- Weltkulturerbes einen weiteren Besuch einfordern. Durch die frühe Ankunft haben wir aber ein ausreichendes Zeitfenster, um uns schon die frei zugängliche Dolme Tholos de El Romeral aus der jüngeren Bronzezeit anzuschauen. Ein junger Mann führt uns die Grabkammer, die von Menschen lange vor unserer Zeitrechnung erschaffen wurde. Wir werden am morgigen Tag zurückkehren, um im Museum und den übrigen Dolmen mehr über die Megalithkultur von Antequera zu erfahren.
Wir fahren von Antequera in südwestlicher Richtung an der hoch auf einem Felsplateau liegenden Stadt Ronda vorbei, deren Altstadt durch einen tiefen Canyon geteilt ist. Die Puerta de Almocábar am Südende der Altstadt mit 2 massiven Türmen als Teil der maurischen Stadtbefestigung stammt aus dem 13. Jahrhundert und ist auch heute noch eine der Zufahrten in die Altstadt Rondas. Wir umfahren die Stadt um einen ersten Eindruck der besonderen Klippenlage zu erhalten und erreichen über eine durchaus kleine holprige Piste unser Ziel, den Mirador La Hoya del Tayo. Von diesem Punkt oder zu Fuß von höher gelegenen Aussichtspunkten hat man einen idealen Blick auf die Puente Nuevo. Die Brücke aus dem 18. Jahrhundert verbindet 120 Meter über dem Rio Guadalevin die Altstadt La Ciudad mit dem neueren Teil El Mercadillo.
Am späteren Nachmittag wenden wir uns unserem Zielort Zahara de la Sierra zu. Der Ort liegt nordwestlich von Ronda am Rand der Sierra de Grazalema mit einer Burg auf einem von weitem sichtbaren markanten Felsen hoch über dem Stausee Embalse de Zahara- El Gastor. Wir wohnen hier in der südlich des Ortes gelegenen historischen Ölmühle „El Vinculo“ und werden von Juan empfangen. Juan spricht ausschließlich „Espagnol“, was dank Online-Übersetzungshilfe kein unüberwindbares Hindernis ist. Er verkauft einige landwirtschaftliche Produkte in dem kleinen Laden der Mühle. Da uns noch Öl und Essig für einen Salat zum Abendessen fehlen sind wir in Juans Laden goldrichtig.
Wir richten uns in unserem Hausteil „Casa el Escondite“ ein und bereiten uns ein feines Abendbrot auf der Terrasse mit Salat, Brot, Schinken, Käse und etwas Wein. Die Sonne wirft ihre letzten Strahlen in die Landschaft und es wird bitterkühl in unserem Versteck (Escondite) am Olivenhain. In dem alten Gemäuer finden wir eine rustikale Ferienwohnung vor, die mit einer Küche alles bietet was man benötigt. Eine Holztreppe führt in die Schlafetage unter dem Dachstuhl. Obwohl die Straße CA-9104 an der Mühle vorbei nach Süden in die Sierra de Grazalema führt ist es in der Nacht unglaublich ruhig.
Beim Sonntags-Frühstück fehlt noch Kaffee, da wir beim Einkauf nicht wussten welche Zubereitungsart wir benötigen. Es klopft und eine Frau steht mit dicken Bettdecken in der Tür. Wir lehnen das freundliche Angebot dankend ab, da uns das vorhandene Bettzeug ausreichend erscheint. Im letzten Jahr zur gleichen Zeit brachte Südwind noch sehr warme Luft aus der Sahara. Gegen 10 Uhr fahren wir los und kehren noch einmal zurück nach Antequera. Der große Stausee unterhalb von Zahara bietet mit einer Füllung von nur etwa 10 Prozent einen traurigen Eindruck. Hier machen wir den ersten Fotostopp, wobei uns der Wind heftig um die Ohren bläst.
Das Wetter ist sehr durchwachsen und die Scheibenwischer bekommen auf den 100 Kilometern, für die wir etwa 1,5 Stunden benötigen immer wieder Arbeit. Straßenschäden und erhebliche Unebenheiten im Straßenbelag erfordern die stete Aufmerksamkeit des Fahrers. Wir versuchen in Antequera noch fehlende Sachen wie Kaffee, Pfeffer und Brot zu kaufen und halten an 2 Läden, die auch an Sonntagen geöffnet haben. Wir sind erfolgreich, außer mit frischem Brot- da ist heute am Sonntag nichts zu machen.
Mittags erreichen wir die neusteinzeitlichen Ausgrabungen mit den Dolmen Menga und Viera. Menschen der Neusteinzeit haben die Begräbnis- und Kultstätten im 3. bis 4. Jahrtausend v.Chr. an diesem Ort errichtet. Ein Video im Museum zeigt, wie es den Menschen der hiesigen Megalithkultur möglich war die behauenen, tonnenschweren Felsplatten exakt zu positionieren und mit Deckplatten zu versehen. 32 Megalithen mit einem Gesamtgewicht von 1600 Tonnen bilden den Innenraum des Hügelgrabs von Menga, mit einem Korridor und der eigentlichen Grabkammer.
Die Achsen der Eingangs-Korridore der Dolmen sind auf den markanten Berg „Peña“ ausgerichtet, dessen Profil dem liegenden Gesicht eines Riesen gleicht. Der Berg scheint somit in einem direkten mythologischen Zusammenhang mit den rituellen Handlungen an diesem Ort zu stehen. Neben der Dolme Menga liegt die noch ältere Grabkammer Viera aus der Mitte des 4.Jahrtausends v. Chr. Es ist mehr als beeindruckend die Räume zu betreten, die unsere Artgenossen vor annähernd 5000-6000 Jahren geschaffen haben und die verborgen unter der Landschaft erst im 19. Jahrhundert freigelegt wurden.
Der Besuch der maurischen Burg von Antequera aus dem 8.Jh steht als nächstes auf unserer Agenda. Auf römischen und westgotischen Überresten entstand der Alcazaba de Antequera unter den maurischen Berber-Dynastien der Almoraviden (1050-1147), der Almohaden (1147-1269) und der Meriniden (1269-1465). Die Mauren herrschten mehrere Jahrhunderte über weite Teile der Iberischen Halbinsel. Im Rahmen der Reconquista begann unter Alfons VIII Anfang des 13.Jh. die Verdrängung der Muslime aus Zentralspanien. 1410 eroberte Fernando/Ferdinand I. von Aragón die Festung von Antequera.
Erst 1490 wurde Granada von Ferdinand V. von Kastilien und Isabel I. befreit. Der letzte Nasriden-Herrscher Mohamed XII. Boabdil übergab am 2. Januar 1492 nach langer Belagerung die letzte maurische Bastion Granada an die spanische Krone. Es folgte die wenig glorreiche Phase der heiligen Inquisition, bei der alle nicht konvertierten Juden und Muslime die Flucht ergreifen mussten. Die seit Jahrhunderten gewachsene muslimische Kultur wurde nach der christlichen Eroberung Spaniens massiv unterdrückt.
Die Festung umfasst eine Fläche von 65000 Quadratmetern und unser Rundgang durch die Portale, über die Zinnen und auf die Türme gibt immer wieder weite Ausblicke in die Landschaft und auf Antequera frei. In der Anlage befinden sich die Ruinen der einstigen Bebauung, wie auch der Mezquita der maurischen Epoche. Wir besuchen noch die am Festungshügel benachbarte Kirche Real Colegiata de Santa Maria la Major, die 1550 anlässlich des Sieges über die Mauren erbaut wurde. Die 3-schiffige Basilika mit ionischen Säulen hat eine kunstvolle Original Holzdecke, in deren Ornamentik ich maurische Stilelemente entdecke. Vom Platz vor der Kirche blickt man auf die Ruinen der römischen Thermen, in denen ein Mosaik rekonstruiert wurde.
Die Rückfahrt nach Zahara erleben wir mit wechselnden Wetterstimmungen. Dramatische Wolkenszenerien, Regen und zahlreiche Regenbögen begleiten uns durch die Landschaft. Es sind tolle Motive, die immer wieder zum Anhalten zwingen. Wenn die Sonne durch die Wolken bricht entstehen satte, warme Farben. Es ist aber arg windig und Sturmböen erreichen bis über 80 Stundenkilometer. Es fliegt einiges über die Straße, überall liegen Äste rum – bei Algodonales umfahren wir einen Unfall und haben im Tunnel eine Begegnung mit abgerissenen Verkleidungsteilen von der Tunnelwand. Auf der Weiterfahrt ist der Straßendienst damit beschäftigt eine Stromleitung hochzuhalten. Letzte Fotostopps machen wir an der weißen Stadt Olvera und an einer Hacienda mit einem Regenbogen.
Der auf der Rückfahrt erlebte Starkwind geht auf das Konto von Sturmtief Bernhard, das in ganz Andalusien zu Sturmschäden mit Verletzten geführt hat. Starkregen bis 89 Liter auf den Quadratmeter führte in den dürregeplagten südwestlichen Regionen auch zu Erdrutschen. Abgebrochene Äste und umgestürzte Bäume werden wir in den nächsten Tagen reichlich sehen. Eine 16-Jährige Touristin wurde von einem umstürzenden Baum im Garten der Alhambra in Granada schwer verletzt. Spitzengeschwindigkeiten erreichte der Sturm in der Sierra Nevada mit annähernd 200 Km/h.
Am Abend essen wir im Restaurant „Al Lago“ im unteren Ortsteil von Zahara- Wir dachten erst das Restaurant wäre geschlossen, da von der Terrasse aus alles recht dunkel erschien. Wir erhalten aber Einlass und nehmen unseren Aperitif bei Kerzenschein. Küche und Service lassen sich vom Stromausfall gar nicht beirren, gekocht wird nämlich mit Gas. Sie nehmen die Bestellung für unser unfreiwilliges Candle- Light-Dinner freundlich entgegen. Die romantische Stimmung endet aber bereits nach 30 Minuten mit Wiedereinsetzen der Stromversorgung. Wir sind froh die köstlichen Sachen nun auch visuell genießen zu können und loggen für Freitagabend eine weitere Reservierung im „Al Lago“ ein. Mit einer kleinen Rundfahrt durch das menschenleere Zahara fahren wir im Slalom um umgestürzte Mülltonnen zu unserer Mühle zurück.
Gegen 10:00h fahren wir am Montag im Pladderregen zum El Bosce- Visitorcenter am Parco Nationale de Grazalema. Leider ist die Tür verschlossen, wir hätten gerne die Erlaubnis eingeholt den höchsten Berg der Sierra de Grazalema, den El Torreón 1654m zu besteigen, denn am Dienstag würde das Wetter dafür passen. Für einige Touren im Nationalpark ist diese Erlaubnis unbedingt vorher einzuholen, um nicht mit einer saftigen Geldstrafe belegt zu werden. An der Passstraße nach Grazalema passieren wir auf der Bergstrecke bei Kilometer 40 den Parkplatz für die Wanderung auf den El Torreón. Der Zustieg ist klar erkennbar mit Verbotsschildern und Flatterband versehen. Wir fahren weiter über die Passhöhe Puerto de El Boyar 1103m Richtung Ronda und suchen ein Weingut auf, das mir ein Kollege empfohlen hat.
Nordwestlich von Ronda liegt das Weingut „Schatz“ an der Straße zu den römischen Ausgrabungen von Acinipo. Der Winzer hat schwäbische Wurzeln und ist der Pionier in der Region, der seit Anfang der 80er Jahre (1982) besondere Weine produziert. So baut er hier unter anderem eine aus der Heimat importierte Lemberger Traube an, die als „Acinipo“ in die Flasche kommt. Schädlingsbekämpfung funktioniert ohne Chemie- mit der hiesigen Philosophie hält die Bepflanzung der Weinberge mit Thymian und Rosmarin die Schädlinge fern.
Wir geraten in eine gerade beginnende Führung und werden kurzerhand von Alejandro dazu gebeten. Unter einem nordamerikanischen Sequoia- Mammutbaum stehen wir regengeschützt im Garten des Anwesens und lassen uns von Alejandro die Geschichte des Weins in Europa, der Reblaus und natürlich die Geschichte seines Chefs Friedrich Schatz, der in seiner neuen Heimat zu Frederico wurde erzählen.
Die Winzerei wurde Friedrich Schatz in die Wiege gelegt. Die Familie hat ihre Wurzeln in Norditalien im deutschsprachigen Trentin und siedelte im 17.Jahrhundert im Süden Deutschlands in Korb in Baden-Würtemberg an. Seit 1641 spezialisierte sich die Schatz-Familie hier auf den Weinbau. Für Friedrich Schatz war mit 18 Jahren klar, dass er auch Winzer werden möchte, aber in einem anderen Klima. Dafür bereiste er auf seiner Suche nach der idealen Region verschiedene Länder. Ob der alte Ford Granada-Kombi auf dem Parkplatz wohl dabei sein Reisegefährt war?
Mit der Finca Sanguijelà in der Serrania de Rondà wurde Frederico fündig, hier zwischen den Einflüssen von Mittelmeer und Atlantik wo schon die Römer Weinbau betrieben haben legte er den Grundstein für sein Weingut. Alle seine Weine liegen 1 Jahr auf Holz und verbleiben weitere Jahre in der Flasche. Es sind 4 rote Reb-Sorten, in die er sein Herzblut steckt. Wir erhalten Gelegenheit die wunderbaren Weine bester Qualität zu kosten. Ein Paket ist bereits auf dem Postweg nach Hause.
Am Mittag wollen wir uns die Altstadt von Ronda ansehen und parken dafür im Parkhaus am Plaza del Socorro in der Nähe der Stierkampfarena. Es plästert immer noch und beim Besuch der Arena mit dem Museum finden wir Schutz vor dem Regen. Das Museum informiert umfassend über die spanische Tradition des Stierkampfs , die seit dem Mittelalter eng mit der Tradition der Kampfkunst zu Pferd verbunden ist. Dieser traditionelle Stierkampf, bei dem der qualvolle Tod des Stiers vorbestimmt ist, ist heute auch in Spanien umstritten.
Beim Verlassen der Arena scheint die Sonne heute zum ersten Mal. Draußen glänzt die regennasse Bronzeplastik eines Kampfstiers vor Spaniens ältester Stierkampfarena. Ein Stück entlang der westlichen Klippenkante gelangen wir durch den neueren Teil Rondas zur Puente Nuevo, die uns hoch über der Schlucht in den südlichen Altstadtbereich führt.
Mit der Iglesia de Santa Maria la Major treffen wir auf eine Kirche, die nach der Rückeroberung Rondas auf den Grundmauern einer ehemaligen Moschee gebaut wurde. Die Kirche präsentiert sich heute mit einem barocken Innenraum. Eine enge Wendeltreppe führt hinauf zum Dachumlauf, von dem wir einen guten Überblick über die Dächer der Stadt haben.
Auch die eingebettete Lage Rondas zwischen der Sierra Grazalema und der Sierra de las Nieves kann man von hier oben gut erkennen. Entlang der östlichen Stadtbefestigung aus der Maurenzeit gelangen wir über die Puenta Viejo zurück in die Stadt mit Blick hinunter zur Puenta Arabica und auf den Bereich, wo sich die Reste der arabischen Bäder befinden. Oberhalb der Schlucht sieht man einen Teil der Puente Nuevo.
Doro hat einer Empfehlung von Alejandro folgend in der Nähe des Parkhauses am Plaza del Socorro das Restaurant „Las Maravillas“ ausgesucht. Das Restaurant ist gut besucht und nach einer kurzen Wartezeit weist man uns einen freien Tisch zu. Man isst ganz gut und preiswert, leider sind die frittierten Kartoffeln zu matschig. Im Supermarkt kaufen wir noch Brot fürs Frühstück und fahren zurück nach Zahara.
Wir haben gestern bereits den Plan aufgegeben auf den El Torreón 1654m, den höchsten Berg der Sierra de Grazalema zu gehen, da wir wohl kein Permit für die Besteigung erhalten werden. Das Nationalpark- Büro hat nach vorliegenden Informationen auch am Dienstag geschlossen, eine Online-Reservierung funktioniert nicht mit unserem deutschen Mobiltelefon. Nach einem entspannten Frühstück kaufen wir im Laden unserer Ölmühle bei Juan noch Olivenöl, Honig und Käse für zu Hause ein. Juan ist entgegen meiner Annahme nicht der Patron, sondern Verwalter, Arbeiter und Verkäufer in der Mühle, die erst im November nach der Olivenernte wieder in Betrieb geht.
Das Wetter ist heute auf jeden Fall ideal für eine Bergwanderung. Wir kommen auf dem Weg in die Sierra Grazalema noch mal am NP-Büro in EL Bosce vorbei, das wir wie erwartet verschlossen vorfinden. Wir fahren die Passstraße hinauf zur Puerto de El Boyar und haben am hiesigen Mirador einen tollen Weitblick in die Ebene nach Westen. Wir parken kurz hinter der Passhöhe auf dem Wanderparkplatz. Dorothee hat eine Alternative parat mit einem Rundweg von etwa 8 Kilometern. Der Sendero Puerto de las Presillas führt uns durch die Karstlandschaft zwischen den höchsten Erhebungen der Sierra de Grazalema über 2 Sättel mit Aufstiegen von summiert ca. 450 Höhenmetern zur Ortschaft Grazalema.
Bereits am Einstieg unserer Wanderung passieren wir die Quelle des Guadalete- Flusses, der einer der Zuflüsse des Stausees von Zahara ist. Die Runde schließt sich nach 8 Kilometern mit dem sanft ansteigenden Rückweg von Grazalema entlang der Passstraße über den Camino de los Charcones (=Pfützen) zum Auto an der Puerto del Boyar. Neben Steineichen und Kiefern gedeiht „El Pinsapar“, die Igeltanne gut in der Sierra Grazalema.
Die Pinsapo-Tanne gehört eigentlich zu den Kiefergewächsen, gedeiht nur im Süden Spaniens und im Norden Marokkos und kann bis zu 300 Jahre alt werden. Die kräftigen Nadeln stechen nicht und wachsen dicht und spiralförmig um die Äste. Es ist ein toller Tag in einer Landschaft, die uns unter Felsen durch eine Vegetation mit Steineichen und Kiefern führt. An diesem sonnigen Tag in einer großartigen Landschaft begegnen wir einer Gruppe iberischer Steinböcke. Mit 300 Millimetern Brennweite gelingen mir einige Schüsse mit der Kamera. Sehr schön hat sich ein Muttertier mit den Jungen auf einer Felsplatte positioniert.
Beim Abstieg nach Grazalema haben wir die Möglichkeit Gänsegeier in ihren Habitaten in den Steilwänden zu beobachten. Die Populationen der großen Greifvögel haben sich in den Mittelgebirgen Andalusiens offensichtlich gut entwickelt. Immer wieder sind uns die Silhouetten der Tiere mit einer Spannweite von bis zu 2,80 Metern am Himmel ins Auge gefallen. Vor allem über den Agrar-Ebenen erblickt man häufig größere Ansammlungen der aasfressenden Tiere, die auch in Kolonien brüten. Die Beseitigung von Kadavern geschieht äußerst effizient, die Geier benötigen keine 2 Stunden um ein Säugetier komplett zu skelettieren.
Auf dem sanft ansteigenden touristisch angelegten Camino de los Charcones begegnen wir einer Schafherde, die der Schafhirte mit Pfiffen und seinem Hütehund zusammenruft. Bis zur Puerto de El Boyar treffen wir immer wieder auf Nachzügler. Gegen 18:20h erreichen wir das Auto und fahren nach Grazalema. Wir haben am Morgen bereits die Tripadvisor-App bemüht und uns 3 interessante Adressen für das Abendessen in Grazalema rausgesucht. Irgendwie ist im Ort alles wie ausgestorben- wir stehen zweimal vor verschlossenen Türen, die aber vielleicht gegen 20 Uhr doch noch öffnen? Beim Metzger kaufen wir noch etwas Wurst. Weiter oben im Ort kommen wir am „La Maroma“ vorbei, das gerade öffnet. Bis die Küche angeheizt ist dürfen wir schon reinkommen und einen Aperitif nehmen.
Das Essen ist einfach aber gut- nur die Pommes sind wieder zu weich. Vom Hocker haut mich aber der Tempranillo „Zaranda“ Tierra Savia aus Cazalla de la Sierra. Die Hauptnote von schwarzen Johannisbeeren begeistert mich so, dass ich gleich online ein paar Flaschen davon nach Hause bestelle. Das Lokal ist innen ganz dem Thema Straßen- Stierlauf gewidmet. Neben vielen Bildern hängt der Stier von 2015 als Trophäe an der Wand.
Die Sache mit dem Straßenstierkampf habe ich bisher nur mit Pamplona verbunden, wo die Stiere beim „Encierro“ unter Beteiligung des Publikums durch die Gassen der Arena zugetrieben werden. Bei der verrückten Hatz werden immer wieder Menschen schwer verletzt oder gar getötet. In Pamplona sind es 15 Menschen, die seit 1924 dem gefährlichen Treiben zum Opfer gefallen sind.
Offensichtlich findet auch hier in Grazalema ein ähnliches Spektakel statt. Vielleicht sind auch deswegen die Fenster der unteren Etage mit stählernen Schutzgittern versehen. Beim „Lunes de Toro de Cuerdo“, (dem Montag des Stieres an der Leine) wird der Stier durch den Ort gezogen. Die Kunst dabei ist es nicht auf die Hörner zu geraten. Der junge Mann, der uns bedient zeigt uns stolz sein Mitwirken auf einem der Fotos an der Wand. Grazalema würdigt seinen Stierlauf an einer Straßenecke mit einem entsprechenden Denkmal aus Bronze.
Mit einer Online- Fortbildung beginne ich den Mittwoch bereits zeitig um 07:30h. Beim nachfolgenden Frühstück können wir gegen kurz nach 10 schon die Flüge für Samstag einchecken. Wir rücken heute wieder bei regnerischem, verhangenem Wetter von Zahara aus, was so eigentlich nicht in unserer Wetter- App beschrieben ist. Die regnerische Fahrt führt uns Richtung Westen über Algodonales, Villamartin, Bornos, Arcos de la Frontera und Jédula nach Jerez de la Frontera, wo wir im Parkhaus am Plaza Arenal parken. Von hier ist es ein kurzer Weg zum Alcazár von Jerez. In der maurischen Festung der Almohaden aus dem 11. Jahrhundert sind die Moschee, die Bäder, eine Ölmühle und die Ruinen der Wasserversorgung mit getrennter Abwassertechnik innerhalb der Festungsmauern erhalten.
Im Palast sehen wir barockisierte Räume, in denen sich unter anderem eine Apotheke aus dem 19. Jh. befindet. Die Sonne lässt sich nur marginal blicken, es hat aber zumindest aufgehört zu regnen. Wir kommen an einem baumgesäumten Platz mit einem Pavillon vorbei, wo es zu erheblichen Sturmschäden gekommen ist.
An der Sherry- Bodega Tio Pepe/Gonzales Byass vorbei gelangen wir zur Kathedrale aus dem 17. Jh. 1695 erfolgte die Grundsteinlegung auf den Fundamenten der ehemaligen maurischen Moschee. Möglicherweise ist es Spaniens letzter Kirchenbau im gotischen Stil im Übergang zum Barock. In jedem Fall betreten wir einen beeindruckenden Innenraum.
Die Iglesia de San Dionisio aus dem 15. Jahrhundert, eine nach der Reconquista im Mudéjar- Stil zur Kirche umgebaute Moschee finden wir leider verschlossen vor. Durch die bereits weihnachtlich dekorierte Innenstadt laufen wir zurück zum Auto und fahren weiter Richtung Westen nach Rota. Vor Rota kommen wir an einer großen Luftwaffenbasis vorbei. In dem Küstenort finden wir eine Tiefgarage am Mercado la Merced und stehen beim Verlassen vor dem verschlossenen Tourismusbüro, das sich in einem ehemaligen Konvent befindet.
Am geschlossenen Castillo de Luna und der Kirche Parroquia de nuestra Señora de la O vorbei gelangen wir durch sonnige Gassen an ein Tor, hinter dem sich die endlose Weite des Atlantischen Ozeans öffnet. Am Strand verweilen wir eine ganze Weile auf einer Mole, genießen im Seewind die wärmende Sonne und beobachten die Möwen bei ihren kunstvollen Darbietungen.
Gegenüber liegt Spaniens älteste Hafenstadt Cadiz. Gegen 16:00h begeben wir uns zum Restaurant „El Embarcadero“ direkt am Leuchtturm neben der Puerta del Mar mit dem alten Leuchtfeuer. Wir essen den fangfrischen Fisch draußen mit Meerblick, wobei sich die Sonne bald wieder in Wolken hüllt. Es wird recht kühl, eingehüllt in unsere Jacken nehmen wir noch ein Dessert.
Ein Stück laufen wir am menschenleeren Strand entlang und kehren über einen der Durchgänge zurück in die Stadt. Orangenbäume sind beladen mit annähernd reifen Früchten. Auf dem Rückweg durch den hübschen Ort zum Auto sind jetzt sowohl das Castillo, als auch die benachbarte Kirche geöffnet. In beide schauen wir kurz rein.
Bei der Rückfahrt über Jerez de la Frontera kommen wir durch einen „Verfahrer“ vor Jerez an einer der klassischen Osborne- Werbetafeln vorbei. Der überdimensionale Stier stellt ein schönes Fotomotiv zur blauen Stunde dar. Wegen eines Staus lotst uns Doro nördlich über die A2000 Nord bis Trebujena, wo wir kurz vor Ladenschluss noch ein Brot ergattern. Über die A471/A371 geht es über Villamartin zurück nach Zahara.
Ausschlafen ist auch am Donnerstag nicht möglich, denn um 10:30h haben wir einen Termin in El Chorro, einem Ort südwestlich von Antequera, der sich am Stausee Embalse Tajo de la Encanarda befindet. Im hiesigen Hotel „Garganta“ sind unsere Eintrittskarten für die Begehung einer spektakulären Wanderung hinterlegt. Es ist der Caminito del Rey, der in einer Schlucht mehrere Kilometer entlang steiler Felswände als Versorgungsweg der historischen Wasserkraft- Anlagen führt. Eine Voranmeldung ist wegen des großen Andrangs und der Besucherlimitierung erforderlich. Wir haben die Karten für die geführte Wanderung nebst Bus- Shuttle zum nördlichen Einstieg frühzeitig online gebucht. Der Einbahn- Weg wird nach kurzer Busfahrt in Nord-Süd- Richtung begangen.
Der spektakuläre Steig entlang der Felswände des tief eingeschnittenen Canyons ist heute touristisch abgesichert und gefahrlos zu begehen. Das war nicht immer so, der alte Weg wurde baufällig und hat Abenteurer aus aller Welt gelockt. Das oft ungesicherte Begehen der maroden oder durch Steinschlag weggerissenen Stege führte zu zahlreichen Unfällen und brachte dem Caminito del Rey den Ruf eines der gefährlichsten Wege der Welt ein. Ein komplettes Betretungsverbot der Anlagen war die Folge. 2015 wurde entlang der alten baufälligen Laufstege ein komplett neuer Weg installiert, auf dem die Begehung nun komfortabel möglich ist. Vielleicht ist der „Thrill“ von damals nicht mehr präsent, der Faszination die Schlucht zu durchwandern tut das jedoch keinen Abbruch.
Der erste Staudamm in der Schlucht wurde gebaut, um ausreichend Wasser zur Stromerzeugung zu sammeln. Im Bypass wurde das Wasser über einen Kanal mit geringem Gefälle über den Ausgang der Schlucht dem Kraftwerk zugeführt, das nach seiner Erbauung Anfang des 20. Jahrhunderts das leistungsstärkste Wasserkraftwerk Europas war. Leider war die die Staumauer den Wassermassen nicht gewachsen und wurde weggerissen. Deswegen wurden oberhalb der Schlucht mit 3 großen Stauseen die Zuflüsse des Guadalhorce aufgestaut. Eine Pipeline leitet die Wasserkraft heute über Fallrohre zu den Turbinen des Kraftwerks, wobei nur noch ein Teil die Schlucht durchfließt. Durch Solar- und Windenergie werden inzwischen deutlich höhere Strommengen produziert, als es die Wasserkraft ermöglicht.
Im Pumpspeicherkraftwerk von El Chorro wird mit dem tagsüber erzeugten Strom Wasser in ein oberhalb gelegenes Becken gepumpt, um nachts die fehlende Sonnenenergie zur Stromerzeugung zu kompensieren. Was sicher auch ein aktuelles Problem dabei darstellt ist die zunehmende Trockenheit. Unser Guide ist Mariano aus Argentinien, der seit einigen Jahren in Spanien lebt und hier ein Auskommen gefunden hat. Er berichtet über die schwierigen Lebensumstände mit der starken Inflation in seiner Heimat. Er ist ein sympathischer Kerl, der uns einiges über diesen einzigartigen Weg erzählt. Am nördlichen Zugang zur Schlucht „ Garganta del Chorro“ passieren wir die Ruine eines Wohnhauses in der einst eine Familie gelebt hat, deren Kinder den Caminito als Schulweg bestreiten mussten. Mariano, der den Caminito als „sein Büro“ bezeichnet dazu:
„Hätte ich einen solchen Schulweg gehabt- wie gerne wäre ich zur Schule gegangen“
Wir begegnen auch hier iberischen Steinböcken und den hoch über unseren Köpfen über dem Canyon kreisenden Gänsegeiern. Grandiose Landschafteindrücke mit eindrucksvollen Tiefblicken reihen sich aneinander. Am eigentlichen Zustieg in die Schlucht erhalten wir Steinschlaghelme, denn Steinschlag ist durchaus eine objektive Gefahr. Eine Eisenbahnstrecke durchsticht die Schlucht über Viadukte und durch Tunnels. Am Ende der Garganta del Chorro steht noch die Querung über eine schwankende Hängebrücke mit Tiefblick auf den unteren Stausee an. Über die letzte Felswand steigen wir zum Ausgang des Caminito ab und laufen dann noch ein Stück bis zum Parkplatz am Stausee von El Chorro.
Im Anschluss besuchen wir die benachbarten Reste der Stadt Bobastro. Hier treten Ausgrabungen zu Tage, die über die Zeit um das 9./10. Jh. berichten. Bobastro war eine christliche Rebellenhochburg von Mozarabiern unter dem Führer Umar ibn Hafsun. Die Anlage ist leider am Nachmittag geschlossen, wir erhaschen nur von außen einige Blicke auf die Steinreste im bewaldeten Gelände, wie auf die Felsenkirche der antiken Stadt. Die Straße endet oberhalb der Anlage als Sackgasse an einem Mirador, von dem sich ein schöner Überblick über das Tal von El Chorro öffnet.
Durch die Sierra de las Nieves fahren wir zurück nach Zahara und legen einen Tankstopp im benachbarten Algodonales ein. Beim Bäcker bekommen wir auch noch ein knackiges Brot zum Frühstück.
Für Freitag haben wir uns eine weitere Observation der Gänsegeierkolonien oberhalb von Grazalema vorgenommen. Über die Puerto de los Acebuches führt von unserer Mühle südwärts eine aussichtsreiche Passstraße nach Grazalema. Am Vormittag sollten die Gänsegeier in den Felsen bei Sonnenschein ideal angeleuchtet sein, um sie mit großer Brennweite optimal in Szene zu setzen. Die Sonne und somit die erhoffte Beleuchtung lässt aber auf sich warten.
An den Sierras stauen sich gerne die Wolken, trotzdem gelingen ein paar passable Bilder der großen Greifvögel. Bei der Weiterfahrt zu unserem nächsten Ziel, den Ausgrabungen von Acinipo öffnet sich der Himmel zu einem sonnigen Nachmittag. Wir müssen bei diesem herrlichen, herbstlichen Licht immer wieder Fotostopps einlegen, um Kork- und Steineichen sowie Weidetiere zu fotografieren.
An einem Zaun mache ich Fotos von einer großen Schafherde bis plötzlich ein respektabler Hütehund vor mir steht. „Ok- Du bist auf der anderen Seite vom Zaun“- denke ich noch, als er mit einem Satz neben mir steht. Ich erwarte Schlimmstes, denn seine geduckte Angriffshaltung verheißt nichts Gutes. Mit beruhigenden Worten versuche ich mich im Hang zurückzuziehen und komme dabei zu Fall. Da ist der Hund aber schon von meiner Seite gewichen, beobachtet meinen weiteren Rückzug aus der Distanz und eigentlich sieht er jetzt auch ganz nett aus. Seinen Job hat er erledigt…
Acinipo erreichen wir 5 Minuten vor dem letzten Einlass um 13:30h. Wir haben nun 1 Stunde Zeit um uns Domus, Theater und Thermen der römischen Stadt anzusehen. Auch Reste einer steinzeitlichen Siedlung wurden auf der hiesigen Anhöhe gefunden. Acinipo liegt auf einem von Weitem sichtbaren Plateau, mit einer nach Westen abfallenden Klippe. Vom Mirador aus hat man einen großartigen Rundblick. Hier überfliegen uns einige Gänsegeier, die tagsüber gerne in Gruppen über der Landschaft kreisen um Beute zu machen.
Fotomotive ergeben die Weinberge am Fuß der Anhöhe, deren herbstliches Laub in der Nachmittagssonne strahlt. Wir fahren zurück nach Zahara, wo wir uns auch in unserem Ferienort noch umschauen wollen. Zahara gehört zu den weißen Dörfern Andalusiens und liegt mit seiner Burg sehr markant auf einem Felsen. Wir parken in einem kleinen Parkhaus im Ort und gelangen durch die schmucken Gassen zur Iglesia Santa Maria de la Mesa. Gerne schauen wir kurz hinein in die hübsche Kirche.
Wir besuchen nun die Burganlage mit der mittelalterlichen Villa und dem Turm hoch über der Stadt, der uns einen 360 Grad Rundblick ermöglicht. Es ist eine wunderschöne Gegend mit den Sierras, dem Stausee und den benachbarten weißen Dörfern- wir müssen uns leider bald losreißen von diesem herrlichen Ausblick, da wir noch unsere Koffer packen müssen, wofür uns noch eine Stunde bis zum Abendessen bleibt.
Gegen 19:30h haben wir die Koffer soweit gefüllt, dass wir uns dem letzten Höhepunkt auf unserer Tour widmen können. Wir haben noch einmal einen Tisch im „Al Lago“ bestellt. Wir essen hier das angebotene Degustationsmenü und lassen uns von Mona durch die passende Weinbegleitung führen. Mit Ehemann Stefan führt Mona mit ihren indischen Wurzeln das Hotel und Restaurant. Beide haben New York den Rücken gekehrt und hier in Zahara ihr neues zu Hause gefunden.
Stefan hat 12 Jahre in New York als Koch gearbeitet, er versteht sein Handwerk und wir genießen seine köstlichen Kreationen aus der Küche.
Um 5:00h ertönt am Samstag der Wecker. Nach dem Zusammenräumen und einem kleinen Frühstück machen wir uns in der Dunkelheit um 06:15h auf den Weg. Auf der Fahrt durch die Nacht haben wir eine Begegnung mit einem Dachs, der vor unserem Auto etwas schwerfällig auf eine Mauer flüchtet.
2 Stunden vor Abflug erreichen wir nach Tankstopp und Fahrzeugrückgabe die Abflughalle des Flughafens in Málaga. Der geplante Abflug um 10:05h verspätet sich um eine Dreiviertelstunde, wobei der Kapitän beim Boarding eine beschleunigte Flugzeit von 2,5 Stunden wegen starkem Rückenwind in Aussicht stellt. Nach einem etwas hubbeligen Flug mit der wiederholten Anmahnung starker Turbulenzen landen wir gegen 13:20h auf dem Airport von Düsseldorf, womit auf unserer Heimreise soweit alles ganz gut geklappt hat.
Nun sind wir aber zurück in Deutschland und während sich die ersten Fluggäste hastig zum Verlassen der Maschine bereit machen erklingen desillusionierende Worte des Kapitäns aus dem Cockpit:
„Liebe Fluggäste, wir bitten noch um etwas Geduld, da man uns offensichtlich hier in Düsseldorf noch gar nicht erwartet hat“
Es ist weder Personal zum Entladen, noch zum Anlegen des Gates an die Maschine verfügbar. Ja- am internationalen Flughafen Düsseldorf offenbaren sich ein weiteres Mal strukturelle Dauer-Probleme mit begrenzten personellen Kapazitäten. Nach dem verzögerten Verlassen der Maschine folgt die nächste Geduldsprobe am Gepäckband.
Es dauert eine weitere Dreiviertelstunde bis sich das Band endlich in Bewegung setzt und im Schneckentempo die ersten Koffer erscheinen. Gegen 14:15h fahren wir mit dem überfüllten Skytrain zum Bahnhof Flughafen. Wir müssen unsere weitere Heimfahrt diesmal mit dem ÖPNV bestreiten, da unser Auto ja zu Hause in der Werkstatt verblieben ist. Beim ersten Blick auf die Anzeigetafel sind dem Fahrgast auch sofort die massiven Probleme der deutschen Bundesbahn präsent. Es sind Zugausfälle und Verspätungen, die die tägliche Realität auf Deutschlands Schienennetz wiederspiegeln.
Mit einem um 10 Minuten verspäteten Regionalexpress erreichen wir mit weiteren 7 Minuten Verspätung den Düsseldorfer Hauptbahnhof. Glücklicherweise hat die S- Bahn Linie 8 nach Wuppertal ebenfalls 10 Minuten Verspätung, was uns um 15:10h den Anschluss ermöglicht. Das Erscheinungsbild der Bahnhöfe entlang unserer Strecke ist gruselig. Alles wirkt baufällig, vermüllt oder verschmiert.
Wegen Streckenarbeiten endet die Fahrt für uns bereits in Wuppertals Westen in Vohwinkel. Ein Lichtblick ist ein toller Regenbogen, der die Kulisse beleuchtet. Ansonsten stehen wir auf dem mit Vogelscheiße übersäten Bahnsteig, ohne Rolltreppe und mit einem Vermerk „Aufzug ist defekt“. Unsere Koffer haben wir maximal zulässig mit Olivenöl beladen. Heilfroh weder gebrechlich, noch behindert zu sein wuchte ich unser Gepäck die Treppen hinunter, da ist der Schienenersatzverkehr schon längst unterwegs auf dem Weg zum Hauptbahnhof.
Ab genervt von unserer Odyssee setzen wir den Rest der Heimreise mit dem Taxi fort. Hier haben wir ein nettes Gespräch mit dem iranischen Taxifahrer, der sehr liberale Ansichten über das Mullah- Regime und die furchtbare Situation der Frauen in seinem Land hat. Seine intellektuellen Ausführungen über die derzeitige Lage im nahen Osten und im Gaza- Streifen lassen uns hoffen.
Gegen 16:00h erreichen wir Haus und Hof und haben unsere Reisezeit von Málaga seit der Landung in Düsseldorf noch einmal verdoppelt.
A. Korbmacher
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