Ich habe einen Freund, der heißt Bernhard und ist 55 jahre alt. Wir kennen uns schon ziehmlich lange und deswegen könnte ich auch so manche heitere Anekdote über Bernhard erzählen. Ich erzähle an dieser Stelle aber nur diese eine, denn ich habe laut gelacht.
Bernhard ist wie ich Bergwanderer und Bergsteiger und immer mal wieder unternehmen wir auch was miteinander. Gute Ausrüstung, nicht nur in den Bergen spielt für Bernhard eine große Rolle. Jetzt steht aktuell die Anschaffung eines Inddoor- Hüttenschuhs für die nächste Tour auf seiner Agenda. Den Zuschlag erhält selbstverständlich nur Equipment, das Bernhard selbst unter die Lupe genommen hat.
Nicht so sehr das modische Design steht dabei auf der Prioritätenskala an erster Stelle, vielmehr muß die Fußbekleidung ein möglichst geringes Gewicht aufweisen. Auf der Suche nach geeigneten Latschen wird er bei einer Discounterkette fündig.
Ein Modell der engeren Wahl hält er in den Händen, aber wieviel Gramm mögen die Dinger wohl wiegen ? Er braucht nun eine Waage und hat die zündende Idee ! Der Supermarkt hat eine Lebensmittelabteilung und an der Obst- und Gemüsetheke gibt es ein entsprechendes amtlich geeichtes Instrument.
Bernhard steht an einer der Waagen, die hier zum Abwiegen von zum Beispiel Äpfeln und Birnen vorgesehen sind. Bei seiner Tätigkeit wird er alsbald argwöhnisch von einer Gemüsefachverkäuferin ins Visier genommen, die Ihn natürlich prompt fragt, was er da eigentlich macht.
Wer Bernhard kennt, der weiß daß er in einer solchen Situation nicht unbedingt versucht die Situation erklärend zu entschärfen. Er entgegnet der Frau also spröde :
„Sehen Sie doch- ich wiege diese Schuhe ab !“
Neben dem Hinweis, dass es sich hier um eine Waage für Lebensmittel handelt erklärt sie Bernhard geduldig:
“ Sie brauchen die Ware nicht zu wiegen- der Preis steht doch auf dem Preisschild !“
Gestört, durch diese überflüssige Einmischung wendet sich Bernhard nun mit ernster Mine der pflichtbewußten Dame zu :
„So ?- die Schuhe haben aber doch alle eine andere Größe- ist das etwa nicht der Kilopreis ?“
Das Gespräch nahm im weiteren, soweit ich das verstanden habe keinen harmonischen Verlauf mehr. Der Schuh konnte Bernhards Ansprüchen eh‘ nicht gerecht werden und so verließ er genervt den Laden Richtung Ausgang. Dabei lief er dann auch noch einer anderen armen Frau in die Arme , die Ihn für ein brandneues Staubsaugermodell begeistern wollte. Mit den Worten:
„Sehe ich so aus , als würde ich jemals einen Staubsauger anpacken ??“
machte sich Bernhard ohne sein Schnäppchen auf den Heimweg.
(Mit immer noch geöffnetem Mund dachte die Staubsaugertante möglicherweise über einen baldigen Jobwechsel nach)
Arnd Korbmacher 2015