Eifel- Literarischer Rundweg 35- Heinrich Böll-Weg 2025

Eifel- Literarischer Rundweg 35- Heinrich Böll-Weg 2025

Im Rahmen unserer Exkursionen in die Eifel und in den Hürtgenwald haben wir für unsere erste Wanderung des Jahres 2025 einen Rundweg ausgewählt, der im Eifeldorf Bergstein beginnt. Die Witterungsbedingungen stellen uns allerdings an diesem zweiten Wochenende im Januar vor eine Herausforderung. Es hat seit Mittwochabend ergiebig auf die Höhen der Mittelgebirge und auch des Bergischen Landes geschneit. Zu Hause wurden wir mitsamt der Ronsdorfer-Straße, die als wichtige Verkehrsader aus Richtung Köln zur Wuppertaler Innenstadt führt mit Barrieren abgeriegelt.

Wuppertal-Ronsdorfer Strasse 11.01.2025
Wuppertal-Ronsdorfer Strasse 11.01.2025

Die Schneelast der letzten Tage hat zahlreiche Bäume auf die bergaufwärts führende Fahrbahn gelegt und so zu dieser Maßnahme geführt. Das Hauptärgernis für uns und alle anderen Anwohner bestand in der Tatsache, dass kaum Informationen über die Dauer der Sperrungen herausgegeben wurden- da hieß es nur „bis auf Weiteres bleibt alles gesperrt“. Keine befriedigende Aussage für Berufsgruppen, für die sowohl nachts als auch an Wochenenden keine Home-Office-Option besteht. Möglicherweise wurden die Barrieren von Eingeschlossenen deswegen auch geöffnet, denn die in die Innenstadt führende Fahrbahn war wenig betroffen, hier war das Hauptproblem die vom Schnee ungeräumte Fahrbahn. Am Samstag wurde aber mit den notwendigen Aufräumarbeiten begonnen.

Burgberg 401m mit Krawutschke-Turm
Burgberg 401m mit Krawutschke-Turm

So machen wir uns am Sonntagmorgen auf den Weg in die Eifel, wo wir auf dem Parkplatz an der Kirche von Bergstein parken. Es ist klirrend kalt und der gefrorene Schnee knirscht unter den Sohlen. Der Mittelpunkt unserer heutigen Runde ist der 401m hohe Burgberg, auf dem sich ein Aussichtsturm befindet. Drei Runden führen uns zunächst über und dann mit einer kleinen und einer größeren Runde um den Burgberg herum. Der erste steile Aufstieg hinauf zum Gipfel des Burgbergs bringt uns an den Aussichtsturm, der den Namen von Franz Krawutschke trägt. 1877 zog der 15-jährige Berliner nach Düren und war begeistert von den Höhen der Eifel. Als späterer Ehrenwanderwart des Eifelvereins erschloss er mit Farbtopf, Pinsel und großem Engagement viele Wander-Routen in der Region.

Blick vom Krawutschke-Turm Richtung Osten
Blick vom Krawutschke-Turm Richtung Osten

Der Blick vom 1972 wiederaufgebauten Aussichtsturm ist beeindruckend, direkt gegenüber des tief eingeschnittenen Rurales fällt Burg Nideggen ins Auge. Hinter der Stadt Düren im Nordosten erheben sich schneebedeckte Halden des Braunkohletagebaus mit den gigantischen Abbau-Baggern. Wir befinden uns an Krawutschkes Lieblingsplatz auf dem Burgberg, auf dem einst die Reichsburg Berenstein stand.

Felsen am Burgberg
Felsen am Burgberg

Die hochmittelalterliche Burg entstand 1054-1105 unter Kaiser Heinrich IV. zum Schutz des Reichsguts Aachen und stellte eine Bedrohung für die Kölner Erzbischöfe dar. Die Burg wurde 1171 von Kaiser Barbarossa von Aachen aus erobert und neu befestigt. 1198 erzwang Erzbischof Adolf die Herausgabe und Zerstörung. Die Steine wurden für den Bau der Gegenburg in Nideggen verwendet. Am dortigen Burgturm kann man den Farbunterschied der verwendeten schweren, gelblichen Berensteiner Bossenquader zum rötlichen Rur-Sandstein erkennen.

Paul Peternell- Gefallen 9. Dezember 1944 bei der "Battle of the hill 400"
Paul Peternell- Gefallen 9. Dezember 1944 bei der „Battle of the hill 400“

Der Burgberg wurde im Dezember 1944 bei der „Battle of Hill 400“ zum Kampfgebiet im Hürtgenwald. Ein Kreuz im Schnee erinnert an den Soldaten Paul Peternell der 8.Infanterie-Division, der hier am 9.Dezember 1944 gefallen ist. Der 27-jährige Otto Masny aus Illinois, Sohn tschechischer Immigranten kämpfte sich mit seiner Fox-Kompanie quer durch Europa und den Hürtgenwald bis zu seiner Gefangennahme am 7. Dezember 1944 hier oben auf dem Burgberg. Er starb im Alter von 74 Jahren in Wisconsin.

Schöne Aussicht mit Blick auf Obermaubach
Schöne Aussicht mit Blick auf Obermaubach

Leider macht sich die Sonne heute entgegen der Wettervorhersage doch eher rar, als wir uns an die Umrundung des Burgbergs machen. Unser heutiger Rundweg ist Heinrich Böll (1917-1984), Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger gewidmet. Auch er kämpfte als Soldat im Hürtgenwald und verarbeitete später seine Eindrücke in seinen Schriften. Böll lebte nach dem Krieg am Rande des Hürtgenwaldes. Wir haben auf der kurzen Runde um den Burgberg schöne Ausblicke wie auf die Ortschaft Obermaubach mit einem Aufstau der Rur vor Düren.

Reste eines Kommando-Bunkers im verschneiten Wald
Reste eines Kommando-Bunkers im verschneiten Wald

Im verschneiten Wald liegen die Reste eines ehemaligen Kommandobunkers, eine Tafel gedenkt der vielen Opfer, die der Hürtgenwald durch Kriegslasten auch nach Kriegsende noch gefordert hat. Mit der westlichen Umrundung des Burgberges kehren wir zurück zum Parkplatz in Bergstein. Wir schauen in die Kirche, in der wir den Altarraum noch weihnachtlich geschmückt mit einer Krippe vorfinden. Eine erste Kirche stand hier bereits als Burgkapelle, bei deren Bau oder Ausbau auch schwere staufische Bossenquader im ältesten Teil der Kirche verwendet wurden.

Pfarrkirche "Heilige Maurische Märtyrer"- Bergstein
Pfarrkirche „Heilige Maurische Märtyrer“- Bergstein

Geweiht ist die Kirche den maurischen Märtyrern, die auf die Thebaische Legion zurückgehen. In der Legende fand die Thebaische Legion der römischen Armee im 3. Jahrhundert den Märtyrertod im heutigen Ägypten. Popularität erfuhr diese Legende vor allem im Mittelalter, wie auch hier in Bergstein. Interessant sind Schriften und Gegenstände in den Schaukästen, die von Geschichten aus der dunklen Zeit der Eifeldörfer erzählen. Unter anderem liegt hier der ergreifende Brief des Pfarrers und des späteren Ehrenbürgers Bergsteins Peter Weisweiler aus, der sich im Februar 1945 nach 5-monatiger Zwangsevakuierung an seine Pfarrkinder wendet. Eine andere Geschichte berichtet über die Rückkehr eines Bergsteiner Priesterkreuzes nach 83 Jahren von der amerikanischen Westküste in seine Heimat.

Weihnachts-Krippe in der Bergsteiner Pfarrkirche
Weihnachts-Krippe in der Bergsteiner Pfarrkirche

Etwas aufgewärmt machen wir uns nun an die größere Runde, die uns von 370 Höhenmetern am Südhang des Burgberges hinab zur Rur führt, die sich mäandernd auf etwa 175 Metern Höhe zwischen den Erhebungen von Bergstein und Nideggen hindurch schlängelt. Das Durchdringen flachgedrückter Ginstersträucher gestaltet sich etwas nervig, da das Gestrüpp beim Drauftreten durchaus Stolperfallen bildet. Dazu haben wir mit stacheligen Brombeerranken in Gesichts- und Halshöhe unangenehme Begegnungen. Mit der Überquerung der Rur in Zerkall erreichen wir das nördliche Tor des Nationalparks der Eifel mit einem Besucherzentrum. Der Nationalpark Eifel wurde als 13. Nationalpark Deutschlands im Jahr 2004 gegründet.

Abstieg nach Zerkall
Abstieg nach Zerkall

Im Rurtal laufen wir ein Stück an der Bahnstrecke nach Düren entlang. Der kursierende Triebwagen macht sich vor den unbeschrankten Übergängen mit lautem Hupen bemerkbar. In der Uferaue der Rur begegnen wir Rindern, deren lange Hörner nach vorne zusammenlaufen und den Kopf quasi einrahmen. Es sind robuste anspruchslose englische Langhornrinder, die seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gezüchtet werden. Mit ihrem klammen Fell stehen die Tiere mit einigen Kälbern auf der Weide und schauen uns genauso interessiert an, wie wir sie.

English Longhorns im Rurtal
English Longhorns im Rurtal

Am Gut Kallerbend, einem Hof der als Marschallhof bereits seit 1339 besteht überqueren wir ein weiteres Mal die Rur. Der steil aufsteigende Pfad führt uns an eine Bank auf einer Klippe mit Tiefblick auf den Hof an der Rur. Hier essen wir warm eingepackt gute Sachen aus unserer Brotdose. Der Aufstieg hinauf auf den Burgberg führt über seinen Ostgrat, der durch eine enge Rurschleife umschlossen wird. Bei diesem Aufstieg können wir gut die Sandsteinfelsen am oberen Rand des Rur-Canyons erkennen, deren Entstehungsgeschichte 220 Millionen Jahre zurückliegt. Erst vor 2 Millionen Jahren begann die Rur als Urstrom das Relief der Landschaft herauszuarbeiten.

Die Rur nach der Einmündung der Kall in Zerkall
Die Rur nach der Einmündung der Kall in Zerkall

Zu Beginn meiner damaligen „Kletterkarriere“ hatte ich mit meinen Freunden nur Augen für die Kletterrouten am Burgfelsen von Nideggen und anderer Felsen die wir in der Nordeifel angefahren haben. Der Fels ist schon speziell, denn es ist ein Sediment aus glitzerndem Sand und rotschwarzen Kieseln, halt kein gewachsener Fels. Das die Eifel viel mehr zu bieten hat ist uns in unserer Kletter- Ära völlig verborgen geblieben, erst nach zahlreichen Exkursionen und Wanderungen in diesem nahen Mittelgebirge, unter anderem auf dem Eifelsteig, haben wir die Region kennen und schätzen gelernt.

Über dem "Rur-Canyon"
Über dem „Rur-Canyon“

Langsam arbeiten wir uns weiter hinauf auf den verschneiten Burgberg, an dem einige Leute mit ihren Kindern Schneemänner bauen und Schlitten fahren. Mit einem letzten schönen Blick hinüber zur Burg-Nideggen erreichen wir die Kirche von Bergstein. Nach der Heimfahrt nach Wuppertal mogeln wir uns durch die immer noch bestehenden Absperrungen zurück nach Hause 😉 Nach dem kalten Wintertag machen wir es uns mit einem Tee auf dem Sofa gemütlich.

Ein toller Wintertag in der Nordeifel
Ein toller Wintertag in der Nordeifel

A.Korbmacher

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