Höhenflüge und die eigene Ausrüstung 2025
Am ersten Septemberwochenende reise ich mit Dorothee an die Wasserkuppe mit dem Vorsatz meine Gleitschirmausrüstung zu komplettieren. Freund Frank hat mir seinen gut erhaltenen Raqoon#100 in Größe L zu einem fairen Preis überlassen. Ende letzten Jahres hatte er den A- Schirm noch zur alle zwei-jährlich vorgeschriebenen Luftfahrtechnischen Untersuchung abgegeben. Er hat mittlerweile ausreichende Erfahrungen gesammelt, um auf einen Low-B- Schirm umzusteigen. Für mich ist der A- Schirm das richtige Gerät und mir fehlt nun noch ein passendes Gurtzeug und ein für den Sport zugelassener Flughelm.

Mit dem Auto fahren wir am Freitagnachmittag zeitig nach der Arbeit los, zunächst quer durch das Bergische Land bis Meinerzhagen unter Vermeidung überfüllter Autobahn- Hotspots. Später, über den Speedway erreichen wir am Abend die Wasserkuppe, wo wir unser Zimmer im Hotel Deutscher Flieger beziehen. An beiden Tagen genießen wir unser Abendessen im Peterchens Mondfahrt, zu dem der benachbarte „Deutsche Flieger“ gehört.

Zur Höhenflugbetreuung der Flugschule habe ich mich bereits angemeldet und leihe mir dafür ein letztes Mal Material aus. Mit dem Sonnenaufgang begebe ich mich zum Frühstück, das auf Bestellung für die Flugschule schon sehr früh bereit steht. Um 7:00h nehme ich an der Material- Garage meine bereitgestellte Ausrüstung entgegen, die mit dem Bus an den Startplatz des SW- Hangs am Radom gebracht wird. Die Piloten begeben sich zu Fuß an den Start und werden dort von Anna-Lena Trabert und Thomas Rützel, den beiden Fluglehrern begrüßt. Die Verhältnisse sind recht gut und ich absolviere heute Morgen insgesamt vier Höhenflüge, die mit einem Höhenunterschied von 100 Höhenmetern gewertet werden.

Ich mache dabei erneut die Erfahrung, dass die Leihausrüstung beim ersten Flug nicht gut eingestellt ist. Ich hampele zu viel rum, um in den Sitz zu rutschen. Das kostet Höhe und bringt an dem flachen Hang eine vorzeitige Landung. Thomas stellt noch einmal mein Gurtzeug nach und ich bringe darauf hin mehr Ruhe beim „Reinsetzen“ mit. Zuletzt hebt einsetzende Thermik mich komfortabel an, um mich dann gleich wieder durchsacken zu lassen. Ich freue mich diese weiteren Erfahrungen gesammelt zu haben und finde mich dann gegen Mittag mit Doro im Shop der Flugschule ein. Hier treffen wir auf Marina, die mich fachlich sehr kompetent mit einer Auswahl verschiedener Gurtzeuge berät. Die Gurtzeuge sind zum Austesten im Laden an pendelnden Querbalken aufgehängt, eine gute Simulation für die hängende Sitzposition im Flug unter dem Schirm.

Am Ende entscheide ich mich für das Wendegurtzeug Wani 3 in XL des Herstellers Woody Valley. Wendegurtzeug heißt, dass man das Gurtzeug mitsamt Schirm und Helm in den integrierten Rucksack eindrehen kann. Mit dem Tragesystem ist der Schirm dann zum Beispiel beim „Hike & Fly“ kompakt tragbar. Das Wani 3 hat ein Air- Bag System, das durch eine Feder aufgespannt wird. Dieser Airbag lässt sich zum Transport platzsparend zusammenlegen. Meine reine Flugausrüstung bringt so keine 10 Kilo auf die Waage. Ein nicht ganz unwichtiges Detail ist die sogenannte Rettung, die in das Gurtzeug rechts unter dem Sitz eingesetzt wird. Der Pilot muss jederzeit bei einer Notlage den Griff der Rettung erreichen können. Martina setzt den gepackten Rettungsschirm ein und führt mit mir die vorgeschriebene K- Probe durch, um sicher zu stellen, dass ich diesen am neuen Gurtzeug problemlos auslösen kann. Der Rettungs- Schirm muss jährlich von einer geschulten Person neu gepackt werden.

Bestens beraten verlasse ich den Gleitschirm-Shop der Flugschule mit meiner eigenen Ausrüstung, die ich natürlich auch bald ausprobieren möchte. Dieses Wochenende wird da leider nichts mehr draus, denn die idealen Startbedingungen mit moderatem Südwest- Wind haben wir nur am Samstagmorgen. Zum Sonntag legt der Wind auf Südost drehend deutlich zu. Mit Doro fahre ich zum Berg Milseburg 835m nordwestlich der Wasserkuppe. Ich möchte ihr die fantastische Aussicht vom Felsgrat der Milseburg gerne zeigen, auf den ich vor einem Jahr allein hinauf gelaufen bin. Vom Parkplatz ist es nur ein kurzer Aufstieg von 180 Höhenmetern Es ist auch heute wieder ein tolles Erlebnis an der Kreuzigungsgruppe auf dem Felsgipfel der Milseburg. Lange genießen wir den sonnigen Nachmittag hier oben und ich lasse auch meine Drohne aufsteigen. Der Heilige Gangolf besiegte der Legende nach den Riesen Mils, der mit dem Teufel im Bunde war. Die Milseburg ist wie einige Berge der Rhön ein erloschener Vulkankegel, dessen verwittertes Phonolithgestein sich rundum in den Blockhalden der Berghänge wiederfindet, unter denen sich der Legende nach das Grab des Riesen befindet.

Am Abend essen wir wieder im Peterchens Mondfahrt und schlafen gut im benachbarten Deutschen Flieger. Am Sonntag habe auch ich viel Zeit dem reichhaltigen Frühstücksbuffet gerecht zu werden. Der Tag lädt wieder zu einer Wanderung ein und wir fahren nach Ebersburg südwestlich der Wasserkuppe. Hier wollen wir die Ruine der im 11. Jahrhundert erbauten Ebersburg auf dem Ebersberg 689m besuchen. Die Burg war in der Stauferzeit der Sitz der Herren von Ebersberg (Von Weyhers), einem bedeutenden Adelsgeschlecht des Hochstiftes Fulda, das auch dem Würzburger Bischof diente. Nach den kriegerischen Zeiten des Mittelalters verlor die Burg bis zum Beginn des 16. Jh. an Bedeutung und wurde in den Wirren der Reformationszeit aufgegeben. Im 30-jährigen Krieg suchten die Lehnsleute Schutz in der verfallenden Burg. Ein Teil der Burgmauern und zwei Türme sind erhalten geblieben. Der Aufstieg auf den Bergfried bietet uns erneut ein herrliches Rundum- Panorama.

Auf der Rückfahrt ernten wir noch einige Äpfel und Birnen an den prallvoll hängenden Obstbäumen entlang der Landstraße. An einem weiteren Wochenende treffe ich mich nach dem Anästhesie- Kongress in Kassel noch einmal mit Dorothee an der Wasserkuppe. Dorothee bringt mir meine Ausrüstung mit, aber leider bläst der Südwest- Wind an diesem Spätsommer- Wochenende zu stark um Höhenflüge zu absolvieren. Wir verbringen allerdings ein weiteres großartiges Wochenende in der herrlichen Landschaft der Rhön. Da ich selbst mit dem Motorrad gereist bin habe ich meinen Bericht dazu abgelegt unter:
>Sonstige Touren/Motorradtouren/Motorradtour zum DGAI und Wochenende in der Rhön 2025<

A. Korbmacher