Pala 2016

Auch  im  Herbst 2016 habe ich es mit Frank und Bernhard geschafft eine Bergtour auf die Beine zu stellen. Im September  sind wir über den Rollepaß nach San Martino di Castrozza gefahren, um von hier aus die Pala zu erkunden. Hier mein HD-Video  und ein ausführlicher Bericht zu unserer Tour :

Palaronda 2016 – Hard Trek oder doch lieber Soft Trek ??

GPS- Track Palaronda
GPS- Track Palaronda

Der Startschuß für die diesjährige Herbsttour mit meinen Freunden Bernhard und Frank fällt in der zweiten Septemberhälfte. Unser Ziel ist in diesem Jahr die Palagruppe in den südöstlichen Dolomiten. Letztlich war es Frank’s Wunsch, mal wieder was mit Klettersteigen zu machen.

Frank, Bernhard und Arnd sind das nicht ! (Altes Foto auf der Treviso Hütte)
Frank, Bernhard und Arnd sind das nicht ! (Altes Foto auf der Treviso Hütte)

Bernhard hatte Ende August bereits einen fantastischen Bergsommer in den Walliser- Alpen und am Mont Blanc erlebt. Damit ist er unangefochtener Träger des Bergtrikots. Surfing- Frank war bereits in Friesland auf dem einen oder anderen Wellenberg unterwegs und ich bin ich zu Hause im „Bergischen“ wenigstens noch täglich mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. Kondition müßte also passen – die abgerufenen Wetterprognosen bremsen allerdings die aufkommende Bergeuphorie.

Palablick vom Rollepaß
Palablick vom Rollepaß

Bei der Anreise am Samstag erreichen wir den Talort San Martino di Castrozza am frühen Abend. Die erste Nacht verbringen wir im Hotel und finden im Ristorante „Anita“ excellente Trentiner Küche. Auf dem abendlichen Weg zum Hotel leuchtet der fast noch volle Mond hinter den Wolken hervor und setzt die schwarze Skyline der Pala-Zinnen in Szene. Der Teroldego läßt die Wetterprognosen erst einmal vergessen.

Salute !- Auf die Tour !
Salute !- Auf die Tour !

Der Fremdenverkehrsverein bietet eine Vorbuchung der Hütten nebst Verpflegung für 4 oder 6 Tage an und nennt die kürzere, klettersteigfreie Palaronda-Variante Softtrek. Diese in der Hauptsaison sicher ganz sinnvolle Option steht allerdings nur bis Mitte September zur Verfügung. Wir sind in der Woche am Saisonende unterwegs, in der die Hütten winterfest gemacht werden und nur noch wenige Leute unterwegs sind. Die ersten zwei Hüttenübernachtungen haben wir deswegen auch vorgebucht. Der Seilbahnbetrieb ist unter der Woche ebenfalls bereits eingestellt.

Bergfahrt Rosettaseilbahn
Bergfahrt Rosettaseilbahn

Der Sonntag beginnt mit zunehmender Bewölkung und macht uns die Entscheidung zur Benutzung der Seilbahnen Colverde und Rosetta leicht. In wenigen Minuten stehen wir, nach einer Fahrt in dichten Nebel an der 2700m hohen Bergstation der Rosettaseilbahn. Ein kurzer Fußweg führt zur in Seilbahnnähe gelegenen Rosetta- Pedrotti- Hütte. Der erwartete Regen setzt bald ein und da wir heute auf der Pradidali Hütte erwartet werden, können wir hier nicht länger verweilen.

Weg zum Passo di Ball
Weg zum Passo di Ball

Also- hilft ja nichts- Regenjacken an und los gehts, über den nebeligen Karst entlang des Dolomitenhöhenwegs 2. Zunächst absteigend quert der Weg bald in die Westflanke der Pala. Der später drahtseilversicherte Felsenweg führt uns hinauf zum Passo di Ball auf 2443m. Von hier können wir zwischen Nebelfetzen bereits die Pradidalihütte auf 2278m ausmachen. In der warmen Gaststube entkommen wir am Nachmittag dem naßkalten Wetter. Dafür gibt’s bis in den Abend Country- und Westernmusik – der Hüttenwirt ist wohl ein großer Fan des Genres. Das gute Abendessen auf den Trentiner Hütten entschädigt jedoch für alles.

Rif. Pradidali 2278m
Rif. Pradidali 2278m

Da das Wetter für den Montag stabil angesagt ist, haben wir uns für Hardtrek über die beiden Klettersteige Via Ferrata -del Porton und -del Velo zur Rifugio Velo della Madonna entschieden. Zum Einstieg in den Porton Klettersteig müssen wir von der Hütte ein ganzes Stück absteigen.

Ferrata del Porton
Ferrata del Porton

Nach dem feuchten Einstieg führt uns der bestens abgesicherte Steig durch den unteren Teil der Ostwand der Cima di Ball. Ein Band quert dann in eine Rinne, in der ein Pfad aufwärts führt zu den letzten Leitern.

Ferrata del Porton- Die letzten Leitern
Ferrata del Porton- Die letzten Leitern

Hat man auf 2460m die Forcella Porton erreicht, wird der Blick auf den weiteren Wegverlauf des Velo- Klettersteigs unter dem Saas Maor und der Cima della Madonna mit der berühmten Schleierkante frei.

Saas Maor und Cima della Madonna
Saas Maor und Cima della Madonna

Der ebenfalls sehr gut abgesicherte Klettersteig quert nach kurzem Abstieg unterhalb der imposanten Westwände, zu der auf einem Balkonplateau liegenden Rifugio Velo della Madonna 2353m.

Balkonpanorama Rif. Velo della Madonna mit Rosengarten
Balkonpanorama Rif. Velo della Madonna mit Rosengarten

Die Hütte erreichen wir pünktlich zum Kaffee und werden vom Hüttenhund freudig begrüßt. Es ist ein schöner Nachmittag mit einem herrlichen Blick auf Latemar, Rosengarten und in der Ferne auf die Stubaier und Ötztaler Alpen. Unser Abendessen wird begleitet von einem spektakulären Sonnenuntergang, der bald die Bühne räumt für einen nicht weniger großartigen Sternenhimmel.

Rifugio Velo della Madonna 2353m
Rifugio Velo della Madonna 2353m

In der kühlen Morgenluft verlassen wir am Dienstag die Velo- Hütte und steigen auf 2550m hinauf, auf die Cima di Stanga.

Panorama von der Cima di Stanga 2550m
Panorama von der Cima di Stanga 2550m

Angemeldet auf der Rifugio Canali Treviso wartet heute eine relativ lange Etappe auf uns. Unmittelbar unterhalb der Cima di Stanga treffen wir auf ein üppiges Vorkommen von Edelweiß.

Edelweiß an der Cima di Stanga
Edelweiß an der Cima di Stanga

Über den Jägersteig, den Sentiero del Cacciatore steigen wir bald über drahtseilversicherte Passagen an der Rückseite der Cima della Madonna fast 1000m hinab ins Pradidalital.

Auf dem Jägersteig- Sentiero del Cacciatore
Auf dem Jägersteig- Sentiero del Cacciatore

Nach der doch eher kargen Felsszenerie bietet der Talgrund grünen Nadelwald. Wir sind fast froh, daß es erst jetzt zu regnen beginnt und blicken noch einmal zurück auf die Felswand, durch die uns der Jägersteig geführt hat.

Rückblick auf Jägersteig- von links absteigend zum Ausstieg am Oberrand des Schotterfeldes
Rückblick auf Jägersteig- von links absteigend zum Ausstieg am Oberrand des Schotterfeldes

Eine Softtrek- Talwanderung führt uns durch das Pradidali Tal auf 1300m zur Canali-Alm. Durch Heidiland mit Ziegen und Kühen geht es durch das Canalital zum Schlußanstieg zur Rifugio Treviso Canali auf 1629m.

Heidiland im Canalital
Heidiland im Canalital

Am knisternden Holzfeuer breiten wir unsere nassen Sachen zum Trocknen aus und nutzen die Möglichkeit einer heißen Dusche.

Warm und trocken auf der Rif. Treviso Canali
Warm und trocken auf der Rif. Treviso Canali

Wir nehmen zur Kenntnis, daß es morgen wohl den ganzen Tag plästern wird und planen den Mittwoch somit als Ruhetag ein. Bei guter Verpflegung genießen wir den Tag auf der Hütte und freuen uns über die Ansage trockenen Wetters ab Donnerstag.

Schmackofatz !
Schmackofatz !

Am Donnerstag nebeln uns durchziehende Wolken immer wieder ein, aber es bleibt trocken. Wir steigen 850 Höhenmeter auf und verlassen über den Passo di Canali 2469m das Canalital.

Aufstieg zum Passo di Canali
Aufstieg zum Passo di Canali

Über die Forcella del Miel 2520m bringt uns Weg 707 auf die Hochebene „Altipiano delle Pale di San Martino“. Umringt von den Gipfeln der Pala erstreckt sich diese gewaltige Karstebene, in der man sich bei ungünstigen Bedingungen leicht verlaufen kann. Der gut markierte Weg durch diese karge Marslandschaft zur Rifugio Rosetta scheint kein Ende zu nehmen. Rosetta ? Genau !- das Gelände erinnert mich an Bilder der gleichnamigen  Weltraummission zum 455 Millionen Kilometer entfernten Kometen 67P  – sind die angeblich zur Erde gefunkten Bilder vielleicht sogar hier auf dem Altopiano entstanden?

Altopiano auf Komet 67 P
Altopiano auf Komet 67 P

Anyway- wir erreichen die Rosetta (Pedrotti)- Hütte am Nachmittag bei sonnigem Wetter. Durch die nahe Lage an der Seilbahnstation ist die Hütte noch bis Monatsende geöffnet. Wir werden zwei Nächte hier bleiben.

Abendstimmung an der Rifugio Rosetta (Pedrotti)
Abendstimmung an der Rifugio Rosetta (Pedrotti)

Am Freitag beschließe ich mit Bernhard auf die Fradusta zu gehen. Der 2939m hohe Berg hat bereits in Gipfelnähe eine Schneeauflage. Der Weg über den Passo Pradidali 2704m führt uns weiter zum Passo della Fradusta 2670m. Von hier hat man einen guten Blick auf den Berg, unter dessen Nordwand sich noch ein kleiner Gletscher befindet. Über die nördliche Schulter erreichen wir am Mittag den Gipfel, der uns nach Westen einen guten Überblick über die Palagruppe bietet. Von Süden wabern Wolken über den Gipfelgrat. Beim Rückweg zur Hütte stolpern wir wieder über die  extraterrestrische  Oberfläche des Altopiano.

Panorama nach Westen vom Fradusta Gipfel 2939m
Panorama nach Westen vom Fradusta Gipfel 2939m

Am Samstag steht der Wecker auf fünf Uhr. Nein- eine extreme Tour steht nicht mehr auf dem Programm. Es geht nur darum die ersten Sonnenstrahlen an diesem Morgen fotografisch einzufangen. So richten Frank und ich unsere Kameras Richtung Nordosten aus und beobachten, wie sich zahlreiche Dolomitengipfel, allen voran die Civetta aus der Nacht erheben.

Tagesanbruch hinter Civetta
Tagesanbruch hinter Civetta

Nach dem verdienten Frühstück laufen wir noch die wenigen Höhenmeter von der Seilbahnstation hinauf auf den Gipfel der Rosetta 2743m.

Cima Rosetta 2743m
Cima Rosetta 2743m

Vom Gipfelkreuz aus blickt man in die imposante Ostwand und 1200m tiefer auf San Martino di Castrozza.

Rosetta 2743m- Blick auf San Martino di Castrozza
Rosetta 2743m- Blick auf San Martino di Castrozza

Wir verharren noch eine Weile in der wärmenden Mittagssonne, bevor wir mit der Seilbahn im Softtrek- Style hinabschweben, in die spätsommerlichen Wiesen des Priemierotals.

Palazinnen
Palazinnen

Am Abend besuchen wir noch einmal Anita in ihrem gleichnamigen Restaurant, bevor wir am Sonntag die Heimfahrt antreten und die imposanten Felstürme der Pala hinter uns lassen.

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Arnd Korbmacher

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