Trentino- Val di Sole- Brescia 2024
im Anschluss an die Sommerferien genießen wir noch ein paar Sommertage an der Südseite der Alpen im Trentino. Hier haben wir uns im Val di Sole sowohl bei unseren Freunden Sylvana und Walter in Vermiglio, als auch bei Erika und Mirco auf der Denza-Hütte oberhalb des Talgrundes angekündigt. Bereits am Freitag machen wir uns auf den langen Weg in die herrliche Gebirgsregion, die uns immer wieder aufs Neue begeistert. Natürlich freuen wir uns auch auf unsere lieben Freunde von denen uns eine Distanz von 1000 Kilometern trennt. Die Anfahrt, die ich gerne als „Millemiglia“ deklariere entspannen wir auch diesmal wieder mit einem Zwischenstopp südwestlich von Würzburg.
Es sind 332 Kilometer bis zum gebuchten Hotel in Lauda-Königshofen. Bei der Ankunft staune ich nicht schlecht, da mir bei der Passage des Ortszentrums ein 100 Tonnen schweres Eisenbahnrelikt ins Auge fällt. Ich habe durchaus ein Faible für dampfgetriebene Technikmonster aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts und für die extrem fotogen in der Abendsonne stehende Baureihe 52 lege ich gerne einen Stopp ein. Mit ihren 1625 PS hat die Lokomotive es in den Jahren 1942-1977 auf über 1,5 Millionen Kilometer Laufleistung gebracht.
Vor dem Abendessen beziehen wir unser Zimmer im modernen Anbau unseres Hotels mit dem schönen Namen „Rebgut“, das direkt unter einem Weinberg liegt. Den lauen Sommerabend genießen wir mit einem vorzüglichen Abendessen, zu dem uns auch die hauseigenen Weine den perfekten Einstieg in unseren Urlaub bieten. Wir haben wieder einmal ein ideales Quartier ausgesucht, das uns das Gefühl gibt als Gast gut aufgehoben zu sein. Leider erfahren wir aber, dass mit einem neuen Betreiber der Wegfall des Restaurants in seiner jetzigen Form geplant ist. Ein für uns nicht nachvollziehbares Konzept und sehr schade!
Nach einem guten Frühstück am Samstag machen wir uns auf den Weg und weichen bei sich entwickelnden Staus auf der A7 zunächst über die Bundesstraße aus. Bei einer Tankpause weckt eine amerikanische Autoikone meine Aufmerksamkeit. Es ist eine rote Corvette Baujahr 1959, wie mir der Besitzer verrät. Mich interessiert, was ein solcher automobiler Traum pekuniär auf die Waage bringt. „80-150 Tausend, je nach Zustand“- verrät mir der ältere Herr mit dem Starnberger Kennzeichen- „Aber Vorsicht!- wenn sie günstig kaufen stehen Sie wahrscheinlich genauso oft in der Werkstatt wie ich“- lässt er mich noch lächelnd wissen.
Die Weiterfahrt mit einigen Autobahnwechseln bringt uns nach dem Verlassen der A95 an den Walchensee, wo lebhaftes touristisches Treiben am Seeufer den Verkehr noch einmal weitestgehend zum Erliegen bringt. Bei 37 Grad-Außentemperatur hat der wunderbar gelegene See absolute Magnetwirkung, nicht nur für Wassersportler.
Mit dem Scharnitzpass 955m und Seefelder Sattel 1185m erreichen wir die A12, die uns über Innsbruck und weiter mit der A13 hinauf zum Alpenhauptkamm bringt. Mit der Überwindung des Brennerpasses 1370m reisen wir nach Bella Italia ein. Von Bozen Nord geht es bei „Kaiserwetter“ und tollen Tiefblicken ins Etschtal über den Mendelpass auf 1362m durch den Apfelanbau des Nonstals. Im Val di Sole kaufen wir noch ein paar Notwendigkeiten im Iperpoli in Malè ein und erreichen gegen 18h unser Basislager im Ortsteil Cortina in Vermiglio, das B&B Magnini von Sylvana und Walter.
Sylvana ist zu Hause und diesmal sind wir nicht die einzigen Gäste im Haus. Ein junges Paar aus der Emiglia Romana ist mit einer Ducati Multistrada angereist. Beim Gespräch mit den Beiden und auch mit Walter, der sich bald zu Hause einfindet benötigen wir immer wieder Sylvanas Hilfe. Wir laden das Gepäck aus und beziehen unser Zimmer „Somas“, das wir fast schon als unser Stamm-Quartier bezeichnen können. Vor sieben Jahren haben wir erstmals vor einer Bergtour mit Mirco hier übernachtet. Mirco und seine Frau Erika kennen wir bereits seit 12 Jahren, als ich mit Frank für unsere damalige Presanella-Tour auf der Denza-Hütte übernachtet habe.
Das Val di Sole hat sowohl im Sommer als auch im Winter viel zu bieten und die beste Pizza gibt es bei Fabio im „Dossi“, wo wir am Abend mit Walter und Sylvana reserviert haben. Fabio ist ein gefragter Mann im Ort, denn nicht nur in der Gaststube sind seine belegten Teigfladen an einem Samstagabend wie heute sehr gefragt, es gehen auch reichlich Take-Home- Vorbestellungen raus. Auch zu solchen Stoßzeiten lässt sich Fabio am Pizzaofen nicht aus der Ruhe bringen. Wir vermissen an diesem Abend seine Frau Valentina, die sich wohl einer Behandlung im Krankenhaus in Trient unterziehen muss. Auch Fabio hatte zuletzt gesundheitliche Probleme, die sich glücklicherweise erfolgreich behandeln ließen. Beruhigt hören wir, dass es Valentina schon wieder viel besser geht.
Wir teilen uns als Vorspeise Foccacia mit Lardo, wobei der Belag aus fettem Speck auf dem warmen Brot ein tolles Aroma abgibt. Die Pizza ist wie sie sein muss- dazu ein Forst-Bier vom Fass- herrlich! Beim Semifredo di Torrone werde ich leider heute um eine Illusion ärmer, nämlich dass hinter der leckeren Eiscreme Valentinas Geheimrezept steckt- es ist ein Fertigprodukt, aber sowas von lecker! „Best Pizza in Val di Sole“!- mit diesen Worten entlocke ich Fabio zum Abschied immer wieder ein mildes Lächeln.
Es ist Sonntag und wir frühstücken zusammen mit den beiden Motorradreisenden, die heute zurück nach Hause fahren werden. Walter begeht heute seinen 53. Geburtstag und bekommt von uns einen Korb mit Spezialitäten aus deutschen Landen. Neben ein paar Sachen aus unserer Region gibt’s auch Weißwurst mit süßem Senf und Kraut weil wir wissen, dass Walter sowas durchaus zu schätzen weiß.
Durch einen Flyer im Dossi sind wir auf eine Veranstaltung aufmerksam geworden, die heute am Passo Paradiso oberhalb des Tonale-Passes stattfindet. Es ist die „Festa della Fratellanza“, eine Gedenk- und Friedensveranstaltung, die in diesem Jahr zum 47. Mal an den Wahnsinn des ersten Weltkrieges erinnert. Das Thema ist im Trentino und in Vermiglio bis heute, 106 Jahre nach Ende des 1.Weltkrieges in den Köpfen der Menschen präsent. Als das Tal damals zum Kriegsgebiet an der Hauptkampflinie wurde traf das die Zivilbevölkerung mit voller Härte, indem Familien durch Zwangsdeportation, Fronteinsatz und Beschlagnahmung von Besitztümern auseinander gerissen wurden.
Wir wollen der Zeremonie beiwohnen und fahren zum heute ermäßigten Tarif mit der Seilbahn vom Passo Tonale hinauf zur Mittelstation am Passo Paradiso. Es haben sich viele Leute auf den Weg zur Gedenkstätte am Lago Monticelli gemacht, an den Ort, der einer der Schauplätze des weißen Krieges war. In den Uniformen der ehemaligen Kriegsparteien, der italienischen Alpini und der Kaiserschützen nehmen Traditionsvereine, Carabinieri, Feuerwehrleute und Musikgruppen Aufstellung vor dem aus einem gewaltigen Granitblock bestehenden Natur-Altar.
Wir wohnen einer würdigen Zeremonie bei und es geht soweit wir es verstehen nicht um die Glorifizierung der alten Zeiten, es sind vielmehr mahnende Worte, die zum Zusammenhalt Europas aufrufen. Dazu ist es wichtig die Erinnerung wach zu halten, denn mit nationalistischer Verblendung hat Europa allein im ersten Weltkrieg mit bis zu 10 Millionen toter Soldaten seine Jugend in aberwitzigen Stellungskriegen verheizt. In der 2. Runde des Konflikts gingen erneut bis zu 30 Millionen Soldaten in den Tod. Zählt man die Zivilisten und den Holocaust dazu beziffert sich der Inhalt des Massengrabes beider Weltkriege auf bis zu 90 Millionen Menschen. Es ist mehr als bedenklich, dass destruktive Kräfte zunehmend den Zusammenhalt Europas und den fast 80 jährigen Frieden unter den ehemaligen Kriegsparteien gefährden.
Am Ende der Zeremonie folgen wir einem Rundweg durch das Gelände östlich des Passo Paradiso, in dem Mauerreste an die ehemalige österreichisch-ungarische Militärstadt erinnern, von wo aus der Nachschub zu den Stellungen an der Hauptkampflinie gebracht wurde. Auch der 700 Kilometer lange Friedensweg entlang der Frontlinie des 1. Weltkriegs verläuft über den Passo Paradiso. Unser Rundweg beinhaltet den Aufstieg auf eine Erhebung mit dem Namen Observatorium, von wo sich ein freier Blick auf die Passstraße von Ponte di Legno bis hinauf zum Passo Tonale erschließt.
Wir nutzen auch noch unser Ticket für die Bergfahrt hinauf zum Passo Presena auf 2997m. Ich liebe den Blick von hier oben auf die vergletscherten Flächen rund um das Adamello-Massiv, den wir beim Skilaufen schon oft im Winter genossen haben. Ich nehme den kurzen, aber knackigen Aufstieg auf die Cima Presena 3069m in Angriff. Vom Gipfel aus kann ich den Adamellogipfel 3539m sehen, der von der Passhöhe aus durch das Cornu Bianco verdeckt ist. Auch hier oben trifft man auf rostige Relikte des weißen Krieges. Über den mit weißen Planen verdeckten Ghiaccio Presena schweben wir wieder hinunter zum Passo Paradiso. Wie ein Werk des Künstlers Christo wirkt der verhüllte Gletscher, dessen Schwinden man so entgegen wirken will.
Ein weiteres Mal besuchen wir die museal aufbereitete Felsgalerie an der Seilbahnstation des Passo Paradiso. Eine Musikgruppe, die beim morgendlichen Festakt mitgewirkt hat treffen wir auf der Terrasse des Restaurants wieder. Ausgelassen haben die Musikanten inzwischen in den Stimmungsmodus umgeschaltet. Mit der Talfahrt endet ein erster entspannter Bergtag inmitten dieser großartigen Landschaft. Zurück in Vermiglio ziehen dann doch noch dunkle Wolken auf und nach einem Regenguss spannt sich ein hübscher Regenbogen über das Tal.
Sylvana hat für uns am Abend einen Tisch in der Bioagritur Maso Celesta bestellt, wo wir bereits mehrfach zu Gast waren. Schmackhaft zubereitete Bio-Produkte aus hauseigener Produktion finden sich auf unseren Tellern und unter der geschmackvoll eingerichteten Stube blicken wir durch eine Glasscheibe in den Viehstall.
Am Montag beginnt der Tag auch eher bedeckt. Luce, Sylvanas Nichte und eine befreundete Nachbarin sind heute Morgen zu Gast. Luce hat Geburtstag und beim Frühstück unterhalten wir uns mit ihr auch ein wenig auf Deutsch, denn das hat sie in der Schule gelernt. Bei dem eher unbeständigen Wetter kaufen wir zunächst etwas für zu Hause ein. Dafür suchen wir in Cusiano den Spezialitätenladen „Matteotti“ auf, wo wir Specko und Wurst kaufen. Wir entdecken hier auch ein Produkt wieder, von dem ein angelegter Vorrat zu Hause inzwischen aufgebraucht ist. Die besondere Salsa haben wir damals nördlich vom Gardasee in Sarche di Madruzzo bei „Lunelli“, ebenfalls einem erlesenen Feinkostladen mit Trentiner Spezialitäten eingekauft.
Die Salsa enthält Radicchio dell’Orso, eine alpine spargelähnliche Pflanze die im Frühjahr in Höhen um 2000 Meter wächst. Mit Spaghetti und etwas Käse absolut köstlich- unsere Tochter hat es schon als Kind geliebt. Gut zu wissen, dass wir das Lunelliprodukt auch hier bei Matteotti erwerben können. Wir decken uns mit einem neuen Vorrat ein und suchen als nächste Adresse die „Caseificio Sociale Presanella“ in Mezzana auf. Hier lassen wir uns einen Käsevorrat vakuumieren, bei dem ein Casolet di Val di Sole nicht fehlen darf.
Wir fahren in das untere Sonnental nach Caldes und wollen uns dort das Castel Caldes ansehen, dessen Ursprünge auf das 13.Jahrhundert zurückgehen. In Caldes begegnen wir auf einem Plakat mit der Aufschrift „Giustizia per Andrea“ dem Portrait von Andrea Papi, der am 5. April 2023 mit 26 Jahren bei einem Berglauf von einer Bärin getötet wurde. Sein tragischer Tod hat die Menschen im Val di Sole erschüttert und dadurch die Diskussion rund um das langjährige Bärenprojekt stark entfacht. Eine gut recherchierte Reportage dazu hat jüngst das Bayrische Fernsehen ausgestrahlt.
Aus dem Namen der Familie Cagnò entstand später Caldes. Die Genehmigung zum Bau einer Burg erteilte der Trienter Fürstbischof im Jahr 1230. Nach der Übernahme der Burg durch die Familie Thun im Jahr 1464 wandelte sich das ehemalige Castel zu einem eleganten Herrenhaus, das bis Mitte des 18. Jahrhunderts durchgehend bewohnt wurde. 1881 erwarb Familie Malanotti die Anlage und mit der Nutzung als landwirtschaftliches Gut geriet das historische Gebäude in einen schlechten Zustand. 1981 übernahm die autonome Provinz Trentino die Restaurierung des Castels.
Derzeit befindet sich eine Ausstellung von Aquarellen des Trentiner Malers Vigilio Kirchner (1873-1947) in den Räumen der Burg. Der Künstler hat viele der Trentiner Burgen als Motiv in seinen Landschaftsmalereien eingefangen. Sehenswert sind die restaurierten Räume der Adelsresidenz und die Kapelle, deren Fresken aus dem frühen 17. Jahrhundert erst in den 1990er Jahren bei Restaurierungsarbeiten zu Tage traten. Im Auftrag des Burgherrn war es 1629 der im Trentino sehr aktive Künstler Elia Naurizio, der den Innenraum der Kapelle mit lebhaften religiösen Motiven in frischen Farben ausgestaltet hat. Auch aus der Erbauungszeit der Kapelle um das Jahr 1560 konnten noch ältere Reste freigelegt werden.
Was wäre eine Burg ohne eine herzzerreißende Geschichte, die hier wohl auf das 17. Jahrhundert zurück geht. Es geht um die adelige Olinda, die wegen ihrer Liebe zum Minnesänger Arunte von ihrem Vater im höchsten Turmzimmer eingesperrt wurde. Das Mädchen starb an gebrochenem Herzen. Die volkstümliche Trentiner Legende wurde zur Hochzeit der Romantik Mitte des 19. Jahrhunderts stark verbreitet und hat ihre Wurzeln möglicherweise in der jungen Maria Elisabetta Thun, die wegen ihrer Liebe zum Sohn des Arztes von Cles aus ähnlichen Gründen 1662 an ihrem „Herzeleid“ starb. Es gibt einen solchen, als Gefängnis der Olinda benannten Raum im oberen Teil der Burg. Die Ausmalung geht auf das Jahr 1686 zurück und beinhaltet viel Symbolik rund um eine unglückliche Liebe.
Mittlerweile scheint die Sonne und wir fahren weiter über Cles mit seinem Castel über dem Stausee di Santa Giustina hinunter ins Nonstal. Unser Ziel ist das Castel von Nanno, das wir in der Woche leider verschlossen vorfinden. Vor dem Burgtor genießen wir eine Weile die herrliche Nachmittagssonne. Der Blick schweift weit über das Apfeltal und hinüber zum Castel Valer, dessen Burgherrn wir vor einigen Jahren bei einem Besuch angetroffen haben. Dicke saftige Äpfel baumeln vor unserer Nase und- bitte nicht weitersagen!- an diesem Ort schmecken sie besonders gut 😉 Wir gleiten durch die sonnendurchflutete Obstkammer des Trentino zurück hinauf nach Vermiglio.
In der Antica Osteria unter der Burg von Ossana finden wir uns zum Abendessen ein. Es ist nach einigen Jahren unser zweiter Besuch hier und wir sind ein weiteres Mal begeistert von den köstlichen Sachen, die nicht nur ein Augenschmaus sind. Der Seniorchef behält im Gastraum den Überblick, sein Sohn Luca führt die Geschicke in der Küche. Beim Abschied freuen sich beide über unsere Anerkennung und das Lob über ihre feine Adresse im Val di Sole.
Am Dienstag hat Sylvana weitere Gäste im Haus und wir treffen beim Frühstück auf Claudio. Er ist Busfahrer für eine Jugendgruppe, die weiter oben im Ort untergebracht wohnt. Auch 3 Frauen, die für die Jugendlichen kochen sind im „Magnini“ untergebracht. Sylvana bietet uns zum Frühstück eine Köstlichkeit an, die sie selbst geschenkt bekommen hat. Es ist in Olivenöl eingelegter Radicchio dell’Orso, Cicerbita Alpina oder Milchlattich, die spargelähnliche Pflanze, die nur selten im Laden angeboten wird und die wir als Salsa so sehr schätzen.
Wir machen uns heute über den Passo Tonale und Edolo mit Südkurs am Lago d’Iseo vorbei auf den Weg nach Brescia. Vorher steuern wir aber noch ein Zwischenziel nordöstlich von Brescia in Botticino an. Hier besuchen wir auf Sylvanas Empfehlung die Cantina Noventa. In der Region wird Marmor abgebaut und so befinden sich die 3 Weinberge des Weinguts auch auf marmorhaltigem Boden. Die sympathische Chefin Alessandra lässt uns bei einem netten Gespräch vom Roseé L’Aura kosten, der abgesehen vom Apostroph den Namen der Tochter trägt. Wir erwerben ein paar gute Tropfen vom Marmor-Terroir und verabschieden uns von Alessandra mit Kurs Brescia-Altstadt.
Es ist sehr warm und schwül um die 30 Grad- auch dem erworbenen Wein zur Liebe parken wir in der großen Tiefgarage unter der Festung und suchen die nahe Altstadt auf. Über die Piazza Tito Speri treffen wir auf die Piazza della Loggia. Der geräumige Platz ist gesäumt von Arkaden mit einem Uhrenturm und Palazzi im Renaissancestil.
Im Mittelpunkt unseres Interesses steht heute der Besuch des Museums Santa Giulia. Das Stadtmuseum ist aus einem Kirchen- und Klosterkomplex entstanden und bietet über Prähistorie, Römerzeit und Mittelalter einen faszinierenden Einblick in die Stadtgeschichte Brescias. Zusammen mit dem benachbarten römischen Gebäudekomplex aus Kapitolinischem Tempel, Republikanischem Heiligtum und Römischem Theater aus dem 1. Jahrhundert wurde der gesamte Bereich 2011 Teil des UNESCO Weltkulturerbes.
Der Rundgang durch das Museum durch die Epochen Brixias, dem antiken Brescia umfasst 2300 Jahre Stadtgeschichte und setzt sich fort in den Anlagen des archäologischen Parks. Die Ausstellungsräume sind gefüllt mit unfassbar gut erhaltenen Exponaten aus all diesen Jahrhunderten. Die Kirche Santa Giulia mit einem Nonnenchor im Obergeschoss stammt aus dem 16 Jahrhundert.
Unter dem Klostergarten wurden römische Behausungen wiederentdeckt. In den Räumlichkeiten, wie dem Domus dell’Ortaglia, dem Domus delle Fontane und dem Domus di Dionyso finden sich Mosaiken und Malereien aus dem 1. Jahrhundert. Eine Weitere Kirche in dem Komplex ist die romanische Basilika San Salvatore, unter der sich eine Krypta aus dem Jahr 762 befindet.
Das im oktogonalen Innenraum der Kirche Santa Maria in Solario aufbewahrte Desideriuskreuz aus dem 8. Jahrhundert wurde dem Kloster möglicherweise vom letzten Langobardenkönig Desiderio im Jahr 753 als Weihegabe übereignet. Desiderio regierte von 757-774, bis ihn eine 9 monatige Belagerung Brescias durch die Franken am 4. Juni 774 zur Kapitulation zwang. Mit seiner Frau Ansa wurde er ins Frankenreich zur Klosterhaft in die Abtei Corbie deportiert. Das Kreuz besteht aus zahlreichen Details, Edelsteinen und Darstellungen, deren Alter weit in die Zeit des römischen Reichs zurückreichen.
Wir sind mit dem Gesehenen bereits ganz schön geschafft und auf dem Weg zum archäologischen Park rund um den kapitolinischen Tempel genehmigen wir uns in einer Bar einen Espresso und eine kalte Cola. Was wir nun zu sehen bekommen steht den bisherigen Eindrücken in nichts nach. Unter dem archäologischen Park werden wir in die freskenverzierten Innenräume des republikanischen Heiligtums aus dem 1. Jahrhundert geleitet.
Auf dem Kapitol des antiken Brixia wurde bei archäologischen Ausgrabungen am 26.07.1826, also vor annähernd 200 Jahren die vollständig erhaltene Statue einer „Geflügelten Victoria“ gefunden. Die 2 Meter hohe Bronze-Statue wiegt etwa 400 Kilogramm und ist ein einzigartiges Fundstück aus dem 1. Jahrhundert. Ursprünglich stützte sie ihren Fuß nach heutiger Ansicht wohl auf den Helm des Kriegsgottes Mars, mit der linken Hand hielt sie einen Schild, den sie auf dem linken Oberschenkel abstützte um vielleicht mit der rechten Hand den Namen eines siegreichen Feldherrn auf den Schild zu schreiben.
Wieder einmal verlassen wir gefühlt eine Zeitmaschine, mit der wir eine rasante Reise durch die Menschheitsgeschichte unternommen haben, um uns gleich noch einen Nachschlag an den Domkirchen der Stadt abzuholen. Am Domplatz, der Piazza Paolo VI wartet Brescia gleich mit 2 Domkirchen, dem neuen und dem alten Dom auf. Wir schauen zunächst in die Rotonde des alten romanischen Doms hinein. Der wohl größte romanische Rundtempel überhaupt wurde ab 1100 erbaut, wobei seine aus dem 6.Jahrhundert hervorgegangene Krypta dem heiligen San Filiastrio geweiht ist. Filastrius von Brescia (330-397) war der Überlieferung nach der sechste Bischof von Brescia. Unter dem Fußboden des Kirchenraums wurden Mosaiken aus römisch-frühchristlicher Zeit gefunden.
Die Grundsteinlegung des imposanten Neuen Doms Santa Maria Assunta Anfang des 17.Jahrhunderts mit seiner Fassade aus Botticino- Weißmarmor und seiner immerhin drittgrößten Kuppel Italiens (nach Rom und Florenz) erfolgte nach Abriss einer frühchristlichen Basilika aus dem 5.-6, Jahrhundert. Das barocke Erscheinungsbild finden wir auch bei einem kurzen Rundgang im Innenraum der Kirche vor. Auf dem Weg zurück zum Parkhaus genehmigen wir uns noch ein Eis und verlassen die Stadt, die sicher noch einiges für einen weiteren Besuch zu bieten hat.
Sylvana hat uns hinter Edolo mit der Albergo-Hotel Iscla ein Restaurant empfohlen, in dem wir vor unserer Rückkehr nach Vermiglio ein einfaches aber sehr gutes Abendessen einnehmen. Am Mittwoch frühstücken wir wieder zusammen mit Busfahrer Claudio. Nach so vielen kulturellen Highlights wie gestern in Brescia wollen wir heute bei ganz gut gemeldetem Wetter eine Wanderung unternehmen. Dafür fahren wir talauswärts und zweigen vor Mezzana zur Ortschaft Ortisé ab, wo uns eine schmale Zufahrt weiter zur Malga Stabli auf 1814m bringt.
Wir wollen zunächst oberhalb der Malga Stabli aufsteigen um einen Rundweg über die Malga Bronzolo zu machen. Die in der Karte vermerkte Wegführung lässt sich teilweise im Gelände allenfalls erahnen. Etwas oberhalb führt der Aufstieg über Weiden mit sumpfigem Untergrund. Doro will einen Bach nicht überqueren und nimmt einen anderen Kurs hinauf als ich. Wir geraten dabei außer Ruf- und Sichtweite und müssen uns wieder zusammentelefonieren. Wir gelangen an eine idyllisch gelegene Hütte. Diesen Logenplatz des Alpinclub Mezzana mit seinem großartigem Ausblick über das Sonnental lassen auch wir eine ganze Weile auf der Bank neben der Hütte auf uns wirken.
Unter der Malga Bronzolo folgen wir einem Fahrweg, der uns absteigend Richtung Malga Stabli an einem kleinen See vorbeiführt. Eine Weile versuche ich hier Bilder von den zahlreichen Libellen zu machen, die ich als Gattung der Mosaikjungfern identifiziere. Offensichtlich folgt das Werben um einen Partner bestimmten Regeln was die Flugbahn angeht. Immer wieder verharren einige Flugakrobaten einen Moment an der gleichen Stelle, mit einer äußerst kurzen Chance ein Exemplar im Flug scharf zu erwischen. Einige Libellen befinden sich im fliegenden Paarungsakt über dem Gewässer und begeben sich damit stark absturzgefährdet in Lebensgefahr.
Auch die Malga Stabli ist ein herrlicher Ort zum verweilen. Wir teilen uns hier in der Nachmittagssonne eine Salami- und Specko- Platte. Gegenüber blicken wir auf das Skigebiet von Marilleva mit der dahinter aufragenden Brenta-Gruppe. Es sieht nach Gewitter aus, als wir zu unserem Basislager zurückkehren. Wir packen nun unseren Rucksack für die Denza- Hütte, wo wir ab morgen erwartet werden.
Das heutige Abendessen lassen wir uns in der Agritur Volpaia in Vermiglio schmecken. Hier finden wir uns zum ersten Mal ein- Eine Spezialität, die wir hier unbedingt probieren sollen sind Scarpace. Die Übersetzung Schuhsohlen wird den leckeren mit Kraut gefüllten Teigtaschen aber absolut nicht gerecht. Wir genießen hier im Volpaia einige traditionelle Trentiner Leckereien.
Nach Sylvanas Verwöhn-Frühstück am Donnerstag machen wir uns auf den Weg über die Militärstraße, die vom Ortsteil Stavel hinauf zum Forte Pozzi Alti auf 1880m führt. Die schmale Straße hat nur wenige Ausweichstellen und trotz Vorsicht hole ich mir an einem vorstehenden bodennahen Felsen eine Kerbe in der Hinterradfelge ab. Wir haben Glück und erreichen die Weltkriegsstellung, auf deren Plateau ausreichend Parkmöglichkeiten vorhanden sind ohne Gegenverkehr.
Auf dem Weg zur Denza-Hütte passieren wir die unteren ausgesetzten Passagen des Weges durch den Tunnel und den mit Blechplatten beschirmten Wasserfall. Besonders exponierte Stellen sind mit neuen Wegversicherungen versehen worden. Ich bin diesen Weg schon oft gegangen und habe mir nie Gedanken darüber gemacht in die Situation zu geraten einem Braunbären zu begegnen. Mirco hat mir zuletzt immer wieder Bilder und Videos von Bärensichtungen an seiner Hütte oder von seinen Touren aus der Region geschickt. Seiner Meinung nach hat sich die Bärenpopulation einfach zu stark vermehrt, was möglicherweise der Grund für die zunehmenden Berührungen mit den Menschen ist.
Ich selbst habe mich bei den vielen Touren, die ich auch zu eher einsamen Jahreszeiten im Naturpark Adamello-Brenta unternommen habe immer umgeschaut, ob ich nicht doch mal einen der Bären erblicke. Die Bären konnten sich offenbar bisher erfolgreich vom Menschen fernhalten. Die zunehmenden Sichtungen der Tiere könnten also vielleicht damit zusammenhängen, dass die mittlerweile zu groß gewordene Population einfach nicht mehr genügend Rückzugsgebiete vorfindet. Für den Fall einer unausweichlichen Konfrontation führen wir eine Kartusche CS-Gas zur Tierabwehr mit und versuchen mit einer Bärenglocke am Rucksack dem Bären die Gelegenheit zu geben sich frühzeitig zurückzuziehen. Ja- CS-Gas ist in Italien illegal, ich höre aber, dass kaum mehr jemand ohne in den Wäldern unterwegs ist.
Bei der herzlichen Begrüßung von Erika am Mittag auf der Hütte erfahren wir, dass Mirco zum Holzmachen im Tal ist. Wir essen erst einmal eine Portion Pasta und beziehen unser Zimmer 5 auf der schmucken Hütte auf 2298m, die seit mehr als 20 Jahren von Mirco und Erika bewirtschaftet wird. Nachdem das Brennholz mit der Seilbahn bereits die Hütte erreicht hat warten wir auf Mirco, der sichtlich geschafft am Abend zu Fuß die Hütte erreicht.
Mircos neuer Koch auf der Denza heißt Francesco. Wir essen am Abend gute Sachen und ich lasse mir das Spezzatino mit Pilzen und Polenta schmecken. Mirco hat einige Besucher auf der Hütte, findet aber auch immer wieder Zeit sich zu seinen Gästen zu gesellen. Neben einer Männergruppe aus Florenz sind auch Francesco und Fausto, Bergkameraden von Mirco auf der Hütte. In seiner Jugend hat Mirco große Bergabenteuer bestritten, wozu auch die Besteigung des Cerro Torre in Patagonien gehört. Er ist Trentiner Bergführer und ein sehr sympathischer Mensch, der seine Berge und die Musik liebt. Wenn er Gelegenheit findet zu musizieren stehen sein Akkordeon und seine Gitarre immer bereit.
Freitag kommen wir beim Frühstück auch mit Mircos Freunden Francesco und Fausto ins Gespräch. Sie wollen heute von der Hütte aus eine ambitionierte Bergtour über den Felsgrat zwischen Passo dei Pozzi auf der Cima dei Pozzi 2890m unternehmen. Die Kletterei ist mit dem alpinen Schwierigkeitsgrad III/IV angegeben. Auch wir visieren die Cima dei Pozzi als Tagesziel an, wählen aber für den Zustieg den Normalweg, der uns auf ein Plateau führt, das Mirco als Cima di Lago 2720m bezeichnet.
Von hier haben wir einen wunderbaren Blick auf die leider stetig schrumpfenden Gletscher rund um die Cima Presanella 3558m mit dem Aufstieg über die Sella Freshfield, den ich 2012 mit Frank zusammen gemacht habe. Einen tollen Tiefblick haben wir von hier oben auch auf Vermiglio. Noch viel lieber als Bären hätten wir heute die Steinböcke erspäht, die es hier oben auch gibt. Es ziehen immer mehr Wolken auf und wir steigen nicht mehr weiter auf zur Cima dei Pozzi.
In unserem Abstieg treffen wir auf Francesco und Fausto, die ihre Bergfahrt erfolgreich abgeschlossen haben. Oberhalb der Hütte vergnügen sich die Männer aus Florenz mit einem Bad im See. Wir verbringen einen gechillten Nachmittag auf der Terrasse der Denza und lassen uns einen leckeren Kaiserschmarren schmecken. Ansonsten genießen wir einfach diesen wunderbaren Ort und blicken hinüber zur Vioz-Hütte 3531m unter dem Monte Vioz 3645m. Der Plan mit Sylvana und Walter zusammen auf der Vioz-Hütte zu übernachten hat leider diesmal nicht geklappt, allerdings wollen die Beiden morgen auf die Denza kommen und mit uns nach dem Mittagessen zusammen absteigen.
So verbringen wir einen weiteren schönen Abend und eine himmlische Nachtruhe auf der gemütlichen Hütte unter dem Gipfel der Presanella. Am Samstag schlafen wir sehr lange und packen nach dem Frühstück schon mal unsere Rucksäcke zusammen. Ich lasse an diesem Morgen meine Drohne zu einem Rundflug um die Hütte aufsteigen, als die ersten Tagesgäste die Hütte erreichen. Ich schaue auch in die Kapelle unterhalb, wo eine bebilderte Gedenktafel an das schreckliche Bergunglück von 2017 erinnert, bei dem mehrere Familien auf dem Normalweg zur Presanella verunglückt sind und auch ein Kind den Tod fand. Mirco war als Bergretter davon damals sehr betroffen.
Gegen 11h erreichen unsere Freunde aus Vermiglio die Hütte und wir verbringen zusammen noch ein paar schöne Stunden mit Erika und Mirco. Eigentlich wollten wir erst am Sonntag absteigen, wobei Sylvana uns noch einmal auf die Gegenverkehr-Problematik auf der Militärstraße hingewiesen hat. So verabschieden wir uns für dieses Mal von Erika und Mirco und Ihrer schönen Hütte an diesem grandiosen Ort und steigen über den bekannten Weg hinunter zum Forte Pozzi Alti. Mit seinem Wrangler-Jeep hat Walter den Vorteil von viel Bodenfreiheit, wobei die Passstraße derzeit auch mit einem normalen PKW gut zu bewältigen ist.
Heute Abend beehren wir noch einmal mit unseren Freunden die Pizzeria Dossi und treffen auch auf Valentina, die aus dem Krankenhaus zurück ist. Es ist rappelvoll, wir bekommen noch einen Tisch im Obergeschoß und genießen noch einmal Fabios Pizza. Sylvana hatte uns netterweise angeboten heute noch einmal in unserem Zimmer zu übernachten, so konnten wir auch unser Gepäck und unsere Einkäufe im Magnini belassen.
Am Sonntag ist das Auto vor dem Frühstück rasch eingeräumt. Wir haben nach dieser Woche wieder viel erlebt und gesehen, hatten eine schöne Zeit in unserem Lieblingstal im Trentino bei unseren Freunden, von denen es nun schon wieder Abschied nehmen heißt. Auch auf der Rückfahrt haben wir Zwischenübernachtungen eingeplant, denn wir müssen erst am Mittwoch wieder zu Hause antreten. Das heutige Teilstück haben wir mit etwa 250 Kilometern bis zu einem Quartier in Triesenberg im Fürstentum Liechtenstein vorgesehen.
Der Gaviapass ist wegen einer Veranstaltung gesperrt, daher fahren wir alternativ eine Route über Edolo und den Mortirolopass 1852m ins obere Valtellina. Über den Eirapass 2210m geht es weiter nach Livigno, über den Ofenpass 2149m nach Zernez im Inntal und über den Flüelapass 2383m nach Davos und Klosters. Durch das Landquart-Tal und das obere Rheintal erreichen wir das sechstkleinste Land der Erde, das Fürstentum Liechtenstein. Auf einer Fläche von 160,5 Quadratkilometern leben die etwa 40000 Einwohner des Landes.
Der abendliche Blick aus unserem hoch über dem oberen Rheintal gelegenen Hotel Kulm in Triesenberg ist der Hammer. Spektakulär sind aus dieser Perspektive auch die gewaltigen Gewitterwolken die sich über dem Gebirgsstock der Säntis Richtung Bodensee aufbauen. Triesenberg hat ein Walsermuseum, denn der Ort wurde um 1300 wohl von aus dem Prättigau oder Davos stammenden Walsern, einer alemannischen Volksgruppe im Alpenraum besiedelt. Wir haben das Quartier nahe am Bodensee gewählt um das Zeppelinmuseum in Friedrichshafen zu besuchen.
Am Montag sind es etwa 90 Kilometer nach Friedrichshafen, der Stadt am Bodensee die mit dem Konstrukteur Ferdinand von Zeppelin Luftfahrtgeschichte geschrieben hat. Seit Anfang des 21. Jahrhunderts wurden hier Starrluftschiffe gebaut, deren Entwicklung in den 30er Jahren die größten je am Himmel gesehenen Flugobjekte hervorbrachten, die mit steigenden Fahrgastzahlen einen transatlantischen Linienverkehr zwischen Europa, Nord- und Südamerika ermöglichten. Das 1929 erbaute Luftschiff LZ129 wurde als „Hindenburg“ nicht zuletzt durch die Katastrophe von Lakehurst bekannt, als das Luftschiff am 6. Mai 1937 bei der Landung Feuer fing. Mit einem fulminanten Feuerball endete die Epoche der großen Zeppeline.
Das Museum bietet einen einmaligen Einblick in die Zeit der Luftschiff-Giganten, die durch zunehmenden Einsatz von Flugzeugen abgelöst wurden. Auch der Flugzeugkonstrukteur Dornier war in Friedrichshafen ansässig, der Besuch des Dornier-Museums steht hier noch an. Ein enormes Risiko stellte bei den Luftschiffen damals das extrem explosive Wasserstoff- Gas dar, das für den Auftrieb sorgte. Jeder kennt aus dem Chemieunterricht die Entzündung einer kleinen Menge dieses „Knallgases“. Neben vielen Exponaten aus der Geschichte der Luftschifffahrt hat man den Gesellschaftsraum, Kabinen der Hindenburg und Teile des Luftschiffs nachgebaut. Der Fluggast der Hindenburg genoss bei allen Einschränkungen höchsten Komfort, inmitten dieser „Wasserstoffbombe“ gab es sogar einen Rauchersalon.
Wir besteigen im Hafengelände noch einen über 20 Meter hohen Aussichtsturm und beobachten eine Weile die ein- und auslaufenden Fähren, die das gegenüberliegende Schweizer Ufer im Regelverkehr bedienen. Über dem See ziehen 2 moderne Luftschiffe ihre Kreise, deren Ausmaße mit den Giganten, die hier gebaut wurden nicht vergleichbar sind. Unbrennbares Helium verschafft heute den Auftrieb der starren Luftschiffe. Mit einem Rundkurs am Seeufer entlang, vorbei an einem interessanten Brunnen vor der St. Nikolaus- Kirche laufen wir zurück zu unserem Auto in der Tiefgarage.
Mit einer Wegstrecke von etwa 120 Kilometern fahren wir heute noch mit Kurs Nordwest entspannt weiter über Landstraßen nach Rottenburg-Bieringen südwestlich von Tübingen, wo wir uns am Neckar das nächste Übernachtungsquartier ausgesucht haben. Der Landgasthof Kaiser ist am Rande des Schwarzwaldes unser letztes Quartier auf unserer Reise. Im Biergarten bekommen wir am Abend noch einmal leckere Sachen auf den Teller. Der Seniorchef betreibt eine kleine Brennerei und von der Qualität der Obst-Destillate lassen wir uns zum Digestiv gerne noch überzeugen.
Am Dienstag wollen wir bei sonnigem Wetter die letzte Etappe unserer Heimreise gemütlich angehen. Mit Kurs Richtung Pfalz hangeln wir uns quer durchs „Ländle“. An gefühlt dem letzten Gehöft von Oberreichenbach betätige ich bereits in Sichtweite des Ortsausgangs-Schildes das Gaspedal. Ein greller Blitz lässt mich auf den Tacho blicken und Mist!- ja- ich liege deutlich drüber. Zu Hause zeige ich Freund Frank mein „Ticket“- er lacht und zeigt mir seins. Er war in Holland 15 Stundenkilometer zu schnell auf der Landstraße- macht 250 Euro!!- da bin ich noch günstig weggekommen 😉
Ein Stück fahren wir durch die Pfälzer Weinberge bei Bad Dürkheim, wo wir noch ein paar Einkäufe tätigen. Wir fädeln uns auf die A61 ein und über A3 und A46 erreichen wir gegen 15h unsere Heimatadresse. In den 12 Tagen unserer Reise haben wir wieder viele Eindrücke aus bekannten und weniger bekannten Regionen mit nach Hause gebracht. 2400 Kilometer zeigt der Kilometerzähler beim Einparken auf unserem Stellplatz.
Arnd Korbmacher
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