Adventsfahrt Allrounder 2024
Es ist das Wochenende mit dem 3. Advent, an dem wir uns als Allrounder zum Jahresabschluss in Bruchhausen bei Olsberg im Sauerland versammeln. Schauplatz ist die gemütliche Dortmunder Hütte, die wir in den letzten Jahren gerne zu diesem Anlass angemietet haben. Dorothee und ich schaffen es trotz Konzertkarten am Freitagabend noch kurz vor Mitternacht anzureisen. Wir treffen dabei auf unsere Freunde, deren Ankunft bereits mehr oder weniger frühzeitig gelang. So hören wir vom Besuch eines Weihnachtsmarktes und von einer Mountainbike- Tour. Wir begrüßen die illustre Gesellschaft, die bereits auf den ersten gemütlichen Abend im Gemeinschaftsraum der Hütte zurückblickt.
Marc und Heike haben ihre Söhne Erik und Nils dabei, Rüdiger und Anja haben Nesthäkchen Ann-Kathrin mit Cousine Ella mitgebracht, Moni ist allein mit Sohn Richard unterwegs, da Bernhard zu Hause das Krankenlager hütet. Tina ist mit Sohn Luca angereist, Uwe mit Nicola und last not least Frank sind mit an Bord. Mit Doro und mir füllen 17 People die Hütte mit Leben in dem zu dieser Jahreszeit wie ausgestorbenen Ort zwischen den Hügeln des wunderschönen Sauerlandes.
Die Temperaturen liegen unter dem Gefrierpunkt und beim morgendlichen Blick aus dem Fenster zeigt sich die verschneite Landschaft, die für die Aufzucht einer zum Jahresende begehrten Zimmerpflanze beste Voraussetzungen bietet. Die Menschen kommen zu Hauf hierher, um sich die schönsten Exemplare schon vor Ort zu sichern, denn was wäre Weihnachten ohne einen stattlich geschmückten Tannenbaum im Wohnzimmer, der mit leisem Rieseln seine Nadeln bis zum „Knut-Tag“ hübsch auf dem Teppich verteilt, 😉
Wir kennen uns fast alle schon seit vielen Jahren und da wir am Vorabend erst spät dazu gestoßen sind gibt es beim Frühstück viel zu erzählen. Nicola kommt mir vom Gesicht sehr bekannt vor, als neue Partnerin von Uwe weiß ich allerdings zunächst nicht so recht wo ich sie hinstecken soll. Sie selbst löst das im Laufe der heute anstehenden Wanderung auf. Ich habe mit ihr zu Beginn meiner Ausbildung in einem Krankenhaus in Mülheim an der Ruhr zusammengearbeitet und das ist über dreißig Jahre her. Mit ihrer sympathischen Ausstrahlung ist sie vom ersten Moment an eine Bereicherung für unsere Allrounder- Truppe. Kurz vor unserem Aufbruch in die winterlichen Wälder trifft auch Eva ein, die sich erst am Morgen auf den Weg gemacht hat.
Das zunächst angedachte Wanderprojekt mit der felsigen Überschreitung der Ginsterköpfe legen wir wegen der aktuell eisigen Verhältnisse zur Seite und entscheiden uns für die Hochheide. Vom Wanderparkplatz an der Hochheide-Hütte gehen wir eine Runde von insgesamt 14 Kilometern im Uhrzeigersinn mit einem Höhenprofil von etwa 430 Metern im Auf- und Abstieg. Von der Hochheide (800m) steigen wir durch das Tal der Hoppecke (690m) hinauf zum Hegekopf auf 843m, um dann nach diesem nördlichen Bogen den Ortsteil Stryck (600m) südöstlich von Willingen mit der Ski-Sprungschanze am Mühlenkopf zu erreichen.
Es bleibt heute weitestgehend verhangen, nur gelegentlich zeigt sich ein wenig blauer Himmel. Die Pfützen auf den Wegen sind bei knackiger Kälte mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Immer wieder wird die Tragfähigkeit des Wassers in diesem Aggregatzustand ausgetestet, an mutmaßlich tieferen Stellen bilden sich bedrohliche Risse im Eis. Wir sind froh nach dem Abstieg vom Mühlenkopf entlang des Treppenwegs der Ski-Sprungschanze die Einkehr- und Aufwärmmöglichkeit des Café Aufwind zu erreichen. In der gemütlichen Weltcup-Stube gönnen sich alle ein Heißgetränk oder einen Snack.
Durch das Hermeke-Tal führt uns ein langer, stetiger Anstieg auf den Rothaarsteig, der uns bei schwindendem Tageslicht am Clemensberg 838m mit dem ehemaligen Diabas- Steinbruch entlang führt. Auf dem letzten Kilometer kommt dann doch noch die Stirnlampe bis zum Parkplatz zum Einsatz. Nach einem kurzen Fahrweg erreichen wir unser heimeliges Quartier inmitten der eisigen Wildnis des Sauerlandes. Tina und Anja haben gebacken, wozu ein Eierpunsch gereicht wird- wunderbar. Jeder steuert am Abend etwas zum Advents-Buffet bei, das rund um gebackenen Fleischkäse und Flammkuchen aufgebaut wird. Ja- Weihnachten rückt die Skala auf der Waage gerne ein paar Striche nach rechts 😉
Luca ist es, der den Verlauf des weiteren Abends mit ein paar Spielen rockt, bei denen auch die Spielemuffel neugierig werden und sich alle an einem Tisch einfinden. Wir zermartern uns lange das Gehirn warum beim Spiel „Kreuzapotheke“ der Apotheker nicht jeden bedient. Weitere Spiele wie „Magisches Dreieck“ und „Basiszahl“ folgen und so viel sei gesagt- mit rational logischer Analyse des Kernproblems steht man sich hier eher selbst im Weg. Cool und gelassen lässt Luca uns lange zappeln bis bei Einigen endlich der Groschen fällt.
Wir genießen diesen Abend mit unseren Freunden sehr, ich genieße aber auch später mein ruhiges Nachtlager. Noch einmal frühstücken wir alle zusammen und gleitend beginnt das Zusammenräumen, Geschirrspülen und Ausfegen der Hütte. Nach „finanzieller Veränderung“ beim Kassensturz 😉 und kurzem Briefing über die anstehenden Aktionen der Allrounder im nächsten Jahr beginnt nach einer herzlichen Verabschiedung der allgemeine Aufbruch.
Das Wetter ist gruselig, es hat angefangen zu regnen und Tauwetter lässt den Untergrund aufweichen. Möglicherweise ist es der Grund dafür, dass keiner sich unserem Vorhaben anschließen möchte eine Attraktion aufzusuchen, die es seit Juli letzten Jahres neben der Sprungschanze am Mühlenkopf in Willingen gibt. Schon gestern haben wir die 665 Meter lange Fußgänger-Hängebrücke bewundert, die zwischen den Hängen des Ettelsbergs und des Musenbergs den Itter-Talgrund in 100 Metern Höhe überspannt.
Wir parken am Café Aufwind und machen uns auf den Weg hinauf zum Einstieg am Brückenkopf auf der Seite des Ettelsbergs. Die Wege sind zu Rutschbahnen geworden und Wanderer mit Sneakers an den Füßen machen heute keine gute Figur. Die Tickets für die Überquerung der kühnen Konstruktion schlagen mit 11€ pro Person zu Buche. Der Vorteil bei diesem „Schietwetter“ ist, dass nur wenige Leute unterwegs sind- Nachteil ist, dass es nass, kalt und schabbelig ist, ohne jede Fernsicht- in jedem Fall sind es aber abenteuerliche Bedingungen bei denen Windböen die Brücke ordentlich schwingen lassen.
Die Schweizer Konstruktion mit den vier 7cm starken Tragseilen hat ein Gesamtgewicht von 120 Tonnen, die Investitionskosten betrugen 4,5 Mio. Euro. Mit einer hydraulischen Vorrichtung kommt die Brücke ohne seitliche Seil-Abspannungen aus und gilt als längste und modernste Fußgängerbrücke der Welt. Eine ausladende Schleife führt uns vom Brückenkopf hinunter an die Itter, der wir zu den Sportanlagen am Mühlenkopf zurück folgen. Auf den 5 Kilometern ging es 180 Höhenmeter rauf und runter. Vor unserer Heimfahrt essen wir noch etwas Gutes im Café Aufwind an der Weltcup-Schanze.
In die Dunkelheit rollen wir westwärts und unter Umfahrung einer Baustellen- Vollsperrung der A1 bei Dortmund schließen wir gegen 18 Uhr die Haustüre auf. Wir blicken auf ein erfülltes Wochenende mit unseren Freunden und etwas Winter- Feeling zurück und freuen uns auf die nächsten Unternehmungen der Allrounder. Die Zeichen stehen in diesem, wie auch den letzten Jahren nicht auf weiße Weihnachten. Dafür müsste man sich vielleicht eine der vielen Schneekanonen aus den Skigebieten des Sauerlandes borgen 🙂
A. Korbmacher
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