Adventsfahrt Familiengruppe 2021
2 Jahre ist es her, dass wir mit unseren Freunden der Familiengruppe zum Jahresabschluss ein gemeinsames Wochenende verbracht haben. Seit Anfang 2019 hat ein Virus vieles auf diesem Planeten verändert. Es gab Kontaktbeschränkungen, Lockdowns und zum Schutz der eigenen – und der Gesundheit anderer hat man sich allen Regelwerken unterworfen und das Zusammentreffen im letzten Jahr komplett abgesagt.
Wissenschaft und Forschung haben dem Virus den Kampf mit einer wirksamen Waffe erklärt und wir alle haben seit Beginn dieses Jahres die Möglichkeit erhalten uns erfolgreich gegen einen schweren Krankheitsverlauf zur Wehr zu setzen. Horrorszenarien einer Triage blieben unseren Kliniken bisher erspart. Derzeit droht aber mit der 4.Welle leider wieder der Ausnahmezustand auf unseren Intensivstationen, nicht zuletzt durch Menschen die sich vernünftigen Argumenten verschließen und mit Ablehnung der Impfung ein hohes Risiko eingehen, schwere Folgeschäden bis zum Tod in Kauf zu nehmen.
Ist eine Gruppenfahrt auf eine Hütte derzeit überhaupt wieder vertretbar?- war sicherlich die Frage, die sich alle Teilnehmer und die Organisatoren im Vorfeld gestellt haben. Da alle angemeldeten Personen bezüglich der 3G-Regel mit vollständigem Impfstatus als „Geimpft“ gelten und mit einem vorher durchgeführten Schnelltest ihrer Verantwortung nachkommen, dass unsere Jahresfahrt nicht etwa zum Superspreader-Event avanciert haben alle ein gutes Gefühl diese Frage mit „Ja“ zu beantworten. Wir freuen uns schon bei der Anfahrt am Freitagabend auf ein erlebnisreiches Wochenende mit unseren Freunden in Bruchhausen.
Es ist mein siebter Bericht über unsere Abschlussfahrten der Familiengruppe ins Sauerland seit 2013. Den Charme der Region im Dezember muss man wirklich mögen, vor allem wenn sich bei nass-kaltem Regenwetter eine unsägliche Melancholie über die Hügel legt und selbst die Dörfer wie ausgestorben wirken. Der Wetterbericht prophezeit auch für dieses Wochenende Niederschläge, die nachts in Höhenlagen in Schneefall übergehen sollen.
In jedem Fall ist es kalt um den Gefrierpunkt, als wir die schon erleuchtete Hütte erreichen. Marc und Heike mit ihren Söhnen Erik und Nils, Moni und Bernhard mit meinem Patenkind Richard und Tina und Gerd mit Sohn Luca haben sich bereits eingefunden. Auch Frank konnte sich schon früh auf den Weg machen. Wir packen bald unser mitgebrachtes Abendbrot auf den Tisch und erweitern die bereits tafelnde Runde. Wenig später kommen auch Anja und Rüdiger an, diesmal nur mit dem Nesthäkchen Ann-Kathrin. Die älteren Geschwister hatten schon andere Pläne fürs Wochenende. Aus Kindern werden Leute mit eigenen Interessen, eigenen sozialen Kontakten und Verpflichtungen, was wir aus eigener Erfahrung gut verstehen.
Wir sind also eine Runde aus 11 Erwachsenen und 5 Kindern bzw. Heranwachsenden, denn Richard und Luca haben die Volljährigkeit bereits erreicht. Auf der Dortmunder Hütte pulsiert an diesem Abend endlich mal wieder das Leben und mit langen Gesprächen bis in die Nacht holen wir uns ein wenig von dem zurück, worauf wir lange verzichten mussten.
Die Nacht wird kurz, das Frühstück spät und siehe da, draußen sieht es recht freundlich aus. Marc ruft zur Expedition in die „Gicht- und Rheumaberge“ der Westfälischen Provinz auf und am späten Vormittag schließen wir die gemütliche Hütte hinter uns zu. Ein paar Sonnenstrahlen im Gesicht erleichtern uns den Abschied vom warmen Quartier, bei weiß an-gepuderter Landschaft. Das Wetter ist besser als erwartet und hievt sogleich meine ganze Einstellung auf ein höheres Emotions-Level.
Südwestlich verlassen wir Bruchhausen über Felder und wenden uns dem Iberg zu. Nordöstlich grüßen in der Sonne die angeschneiten Bruchhausener Steine am Istenberg 721m. Es ist lange her, dass wir in Bruchhausen ausschließlich damit beschäftigt waren den Fels nach Griffen und Tritten abzusuchen. Am Abend saßen wir dann gerne noch in der Ortskneipe „Kesting“ beim Bier, das in Tonkrügen serviert wurde. Die enorme Auswahl an Geschicklichkeitsspielen sorgte jedes Mal für Unterhaltung. Der sympathische Wirt musste leider vor einigen Jahren aus gesundheitlichen Gründen seine Gaststätte mit Kult-Faktor schließen.
Auf dem südöstlichen Flachrücken des Ibergs 596m liegt ein 390 Millionen Jahre alter verquarzter Schiefer-Monolith, der Strüker-Stein. Ein Kreuz erinnert seit 2009 an die Naturkatastrophe des Orkans „Kyrill“ 2007, die das Sauerland damals hart getroffen hat.
In südlicher Richtung erreichen wir die Westflanke des 650 Meter hohen Schurensteins, die wir oberhalb des Ruhrtals queren. Vom südlichsten Punkt unserer Runde blicken wir hinab auf die noch junge Ruhr und auf Wiemeringhausen. Auf dem Felsplateau, dem Wildenstein befand sich wohl einst die gleichnamige frühmittelalterliche Wallburg, an deren Stelle sich heute eine Jagdhütte und eine Schutzhütte befinden. Die Schutzhütte nutzen wir gerne für unsere Rast.
Mit Umrundung des Beieck 695m wendet sich der Weg am Ochsenkreuz wieder nordwärts. Schilder weisen auf eine historische 400 Meter lange Wallanlage hin. Der Erdwall zeugt von Streitigkeiten zwischen der Grafschaft Waldeck und den Gemeinden des Assinghauser Grundes im 16. Und 17. Jahrhundert. Die Runde schließt sich an einem Heuschober auf den Feldern südlich von Bruchhausen und wie auf dem Hinweg erreichen wir nach 13 Kilometern und insgesamt 329 aufgestiegenen Höhenmetern unser warmes Quartier.
Zu heißem Tee werden selbstgebackene Köstlichkeiten und allerlei Süßigkeiten aufgetischt. Bald beginnen schon die Vorbereitungen für das traditionelle Abendbuffet, zu dem jeder etwas vorbereitet hat. Tina hat vom Metzger ihres Vertrauens besonders leckeren Fleischkäse besorgt, der im Backofen fertig gegart wird. Kulinarisch bleibt mit den gereichten Beilagen kein Wunsch offen.
Frank präsentiert diesmal seinen Master-Cut der Schwarzwald- Fahrt 2019 und als Zugabe den Zusammenschnitt eines Segeltörns auf dem Ijsselmeer von 2016. Richard, mein Patenkind begeht heute seinen 19.Geburtstag und auch am heutigen Abend überdauern einige noch bis nach Mitternacht in der Gaststube, während ich mich vom gestrigen durch einen zeitigeren Rückzug ins Schlafgemach zu erholen suche.
Das kulinarische Feuerwerk an diesem Wochenende findet auch beim Frühstück am Sonntag noch eine Zugabe. Rüdiger und Marc haben Bacon in Hängetechnik im Backofen gegart. Dem Rührei satt verleihen Bacon und Baked Beans den Ritterschlag dieses Morgens. Da die „Mädels“ aus Anjas Hühnerstall derzeit Legepause haben kam die Eier-Lieferung diesmal von glücklichen Hühnern aus der Nachbarschaft vom Hofladen.
Nach der obligatorischen gemeinsamen Endreinigung unserer Unterkunft verabschieden wir uns am Mittag von allen. Der angesagte Schneefall ist ausgeblieben und mit dem befriedigenden Gefühl nach einem schönen Wochenende zusammen mit unseren Freunden rollen wir zurück nach Hause.
Arnd Korbmacher
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