Berge, Wasser und Klosterbier – Unterwegs im Nationalpark Nordeifel
Bei herrlichem Wetter steht Anfang Juni das lange Pfingstwochenende 2017 an. Die Stauprognosen sind wie in jedem Jahr auch diesmal wieder ernüchternd. Nein, wir stürzen uns diesmal nicht in das Kölner Ring- Geschiebe. Wir umfahren Köln großräumig über Landstraße nach Westen und kommen dabei auch ganz gut voran, auf unserem Weg in die Nordeifel. Das Basislager ist diesmal das Aachener Kletterheim in Blens. Wir sind sogar früh genug in Nideggen, um beim Italiener noch etwas zu essen.
Das Kletterheim liegt etwas versteckt am Rand von Blens und auf der benachbarten Weide werden Dorothee und ich zunächst von einem freundlichen Pferd begrüßt. Heike und Marc mit ihren Kindern Erik und Nils haben das Haus schon aufgeschlossen. Nach unserer Ankunft treffen auch bald Anja und Rüdiger mit Alexander, Marietta und Ann- Kathrin ein. In einem zweiten Anlauf trifft später noch Eva zu uns, so daß die Gruppe diesmal mit 7 Erwachsenen mit 5 Kindern einen eher kleinen Kreis bildet. Die jüngste Teilnehmerin ist nun schon fast 6 Jahre. Wie immer beziehen wir unser Nachtlager erst sehr spät, denn so jung kommen wir ja nicht oft zusammen.
Die wunderschöne Aussicht vom Aufenthaltsraum der Hütte erschließt sich uns erst am nächsten Morgen. Eine Schafherde ist auf der großen Grünfläche hinter der Terasse unterwegs und drängt bis ans Haus. Der Blick wird nur ein wenig durch die Überlandleitung getrübt, die sich über die Landschaft schwingt. Der Gastraum ist sehr geräumig, die Küche zweckmäßig und die Lager einfach.
Marc kennt die Region hier im Naturpark Nordeifel sehr gut und hat sich bereits eingehend mit der Tourenplanung beschäftigt. Es soll eine Streckenwanderung werden an deren Ende wir die Rurtalbahn für die Rückkehr nach Blens nutzen wollen. So geht es dann auch zunächst durch das Rurtal nach Abenden.
In Abenden kommen wir an der Mülheimer Hütte vorbei, die wir von früheren Eifelfahrten gut kennen. Von hier führt uns der Weg dann stetig ansteigend entlang der Buntsandstein Route durch herrlichen Eichenwald an einen Aussichts- und Pausenplatz mit Blick hinunter in das Rurtal.
Auch ich kenne die Region besonders aus der Zeit, als wir hier eigens zum Klettern herkamen. Wir hatten damals aber eher Augen für die kieselgespickten Sandsteinfelsen, an deren Kletterrouten wir uns den lieben langen Tag ausgetobt haben. Entweder hat man die runden Kiesel beim Klettern geliebt oder gehaßt. Wandern war damals jedoch weder vorstellbar, noch vehandelbar.
Wir erreichen einige der bekannten Kletterfelsen, an denen sich einige Kletterer „toprope“ betätigen. Beim Zusehen habe ich den Eindruck, daß ich nicht der Einzige bin, der hier gerne mal wieder Hand anlegen würde. Mit einer Gedenkplatte hat der Alpenverein dem „Herrn der Kiesel“ Kurt Bechem, als großem Erschließer des Klettergartens Nordeifel ein Denkmal gesetzt. Wir durchlaufen das Burgtor der Burg Nideggen und finden den idealen Ort für einen so warmen Tag wie heute. Beim Genuß kunterbunter, wohlschmeckender Eisspezialitäten stellt sich bei allen Abkühlung und tiefe Zufriedenheit ein. Die erwarteten Gewitter sind heute komplett ausgeblieben.
Wir steigen unter der Burg ab und erreichen nach insgesamt 11,3 Kilometern den Bahnhof Nideggen, von wo aus wir mit der Rurtalbahn zurück nach Blens rumpeln. Nach einem Fußbad in der Rur widmen wir uns an unserem Kletterheim den Vorbereitungen für unseren Grillabend mit einem herrlichen Salatbuffet.
Am Sonntag wollen wir vom Nordufer des Rursees, von Schwammenauel aus mit dem Schiff zum Ausgangspunkt unser heutigen Wanderung fahren. Bei herrlichem Sonnenschein gleitet das Schiff mit dem Namen „Aachen“ über die nördlichen Schleifen des Sees. Man gewinnt fast den Eindruck in der schwedischen Schärenlandschaft unterwegs zu sein. Das könnte ich heute eigentlich den ganzen Tag lang machen, aber viel zu schnell erreichen wir das Kermeterufer, den Startpunkt unserer Wanderung.
Durch herrlichen, sonnendurchfluteten Buchenwald gewinnen wir bald Höhe und machen einen kurzen Abstecher zu einem Aussichtpunkt auf über 400 Höhenmeter.
Es bietet sich ein wunderbarer Blick auf den Rursee und zurück auf den Bootsanleger. Nach Überschreiten des Kermeter- Höhenzugs auf über 500 Höhenmeter treffen wir bald an der Trappisten- Abtei Mariawald ein.
Bereits im ausklingenden 15. Jahrhundert entstand hier das Zisterzienserkloster, erbaut von den Mönchen des hl. Bernhard von Clerveaux. 1511 wurde die Kloster- und Wallfahrtskirche geweiht. Sowohl die Wirren der französischen Revolution als auch die Zeit der Nationalsozialisten in Deutschland brachten den Mönchen Zerstörung und Vertreibung. Immer wieder gelang es ihnen die Klosteranlage wiederaufzubauen- Kunstschätze und historische Sehenswürdigkeiten gingen allerdings verloren.
Ein Besuch des Klosters in wunderschöner Lage inmitten des Eifel- Nationalparks ist aber unbedingt lohnend- nicht zuletzt wegen eines ganz anderen Schatzes der Trappisten. Ein hochprozentiges Tripel- Bier, gebraut nach dem Originalrezept der Trappisten- Mönche von Mariawald wird hier neben anderen Produkten angeboten. Da noch einige Kilometer bis zum Tagesziel in Schwammenauel vor uns liegen, wählen wir die Dosierung der hiesigen Bierspezialität mit Bedacht.
Nach gut 16,5 Kilometern erreichen wir die am Morgen in Schwammenauel geparkten Autos, und rechtzeitig zur Vorbereitung des zweiten Grillabends unser Kletterheim in Blens. Ann-Kathrin und Nils, die beiden jüngsten Wanderer haben sich trotz erkennbarer Ermüdung bis zum letzten Kilometer tapfer geschlagen. Die Wanderungen beider Tage hat Marc ideal ausgewählt, so daß nicht nur die Kinder genügend Spiel, Spaß und Abenteuer hatten.
Die Belohnung für die abgeleisteten Kilometer gibt es nach dem „Klar-Schiff-Machen“ auf der Hütte am Montag. Der von Groß und Klein gemeinsam gefaßte Beschluß lautet :
“ Kein Wandern !- Ab ins Freibad !“
In dem sehr schönen Freibad in Heimbach verweilen wir noch bis in den Nachmittag und genießen den Tag mit Plantschen, Schwimmen und Faulenzen. Irgendwie zufrieden und gut erholt vom Pfingstwochenende 2017 geht es dann unter Schäfchenwolken zurück nach Hause.
Die nächsten geplanten Zusammenkünfte der Familiengruppe sind eine Herbstfahrt in den Schwarzwald und die traditionelle Adventsfahrt im Dezember auf die Dortmunder Hütte im Sauerland.
Arnd Korbmacher
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