Ostsee 2020- Auf den Spuren der Hanse in Tangermünde, auf Rügen mit Stralsund, Greifswald und Lübeck

Ostsee 2020- Auf den Spuren der Hanse in Tangermünde, auf Rügen mit Stralsund, Greifswald und Lübeck

2020 ist das Jahr, das mit der Corona Pandemie in die Geschichte eingehen wird. Bereits im Frühjahr haben wir unsere Auslands- Pläne beiseite gelegt und hatten schöne 2 Wochen in der Pfalz verbracht. Das ursprüngliche Vorhaben einer Rundreise südlich der Alpen durch Oberitalien ist dem Sommerziel an der Ostsee auf Rügen gewichen.

Alter DDR- Flitzer- Trabant
Alter DDR- Flitzer- Trabant

Vorausschauende Politik mit entsprechenden Verhaltensempfehlungen, -auflagen und verantwortungsvoller Umsetzung der Bürger haben in Deutschland den ganz großen Knall hinsichtlich der Krankenversorgung verhindert. Welche Bilder haben wir da von unseren europäischen Nachbarn erhalten, wie furchtbar ist die Katastrophe u.a. in den von Corona- Leugnern geführten Staaten eskaliert. Nach unserer diesjährigen Sommer- Reise machen mich allerdings die Bilder, die ich aus Berlin erhalte fassungslos.

Feuerstein- Nordküste Rügen
Feuerstein- Nordküste Rügen

Eine Minderheit von ein paar Zehntausend sogenannten Querdenkern fordert demokratische Grundrechte ein und hält das Tragen eines Mundschutzes und die Einhaltung einer Abstandsregel zur Eindämmung einer real grassierenden Pandemie für eine unerträgliche Bevormundung. Dabei sprechen wir bereits von fast einer Million Corona- Toten weltweit- ein Ende ist nicht in Sicht. Radikale Horden leugnen die Existenz einer Pandemie, fordern das Recht auf Demonstrationsfreiheit ein und gefährden dabei Hygieneregeln ignorierend die Gesundheit aller Menschen. Höhepunkt dieser Groteske ist die Nazi- Symbolik auf den Stufen des deutschen Regierungssitzes- ein Bild das sicher in die Welt ging- ich bin sprachlos.

Storch im Anflug- Tangermünde
Storch im Anflug- Tangermünde

Es ist Freitag, Mitte August und nach einem anstrengenden Nachtdienst schlafe ich bis mittags aus, um mich mit Dorothee am Nachmittag auf den Weg zu unserem vorgebuchten Quartier in Blankenburg im Harz zu machen. Ich lege gerade die letzten Sachen zusammen, als mich eine Nachricht auf meinem Smartphone erstarren lässt. Alle Vorfreude auf die geplante Abreise verpufft mit den folgenden Zeilen meines Oberarztes:

„Einer Deiner Patienten aus der letzten Nacht hat ein positives Corona- Testergebnis- Du musst Dich umgehend auch testen lassen!“

Tangermünde mit Stephanskirche
Tangermünde mit Stephanskirche

Nach ein paar Minuten Bedenkzeit nehme ich Kontakt mit der Unterkunft auf in der wir die 3 gebuchten Übernachtungen leider nicht mehr kostenneutral stornieren können. Nach Abgabe des Corona- Abstrichs habe ich bis zum Ergebnis Zeit sinnvolle Dinge zu tun, wie zum Beispiel den Rasen noch mal zu mähen und zu Hause noch etwas aufzuräumen. Nachdem ich mein negatives Ergebnis am Samstag in Händen halte disponieren wir noch einmal um. Am Sonntag setzen wir unsere Wanderung auf dem Bergischen Panoramasteig um einige Kilometer fort und legen unsere Abreise Richtung Ostsee für Montag fest.

Tangermünde- Fachwerk- Ensemble an der Stephanskirche
Tangermünde- Fachwerk- Ensemble an der Stephanskirche

Ich buche ein Quartier in der Hansestadt Tangermünde an der Elbe in Sachsen-Anhalt, wodurch sich die Anreise nach Rügen deutlich entspannt. Wir erreichen die historische Stadt an der Mündung der Tanger in die Elbe so zeitig, das wir ausreichend Zeit haben uns ausgiebig in der Innenstadt umzusehen. Bereits seit dem frühen 12. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zum Herrschaftsmittelpunkt der Markgrafen und Kurfürsten von Brandenburg. Kaiser Karl IV. (1316-1378), römisch-deutscher Kaiser und König von Böhmen erhob die Höhenburg 1373 zu seiner Nord- und Nebenresidenz zum Hradschin in Prag.

Tangermünde- Stephanskirche und Burg
Tangermünde- Stephanskirche und Burg

Unser Quartier befindet sich in einem Fachwerkhaus gegenüber der gotischen Stephanskirche aus dem 14. Jahrhundert, an deren Stelle sich bereits im 12. Jahrhundert eine romanische Basilika befand. Auf den Türmen der Burg versorgen Storchen ihre Nachkommen und ziehen gelegentlich ihre Kreise über der Stadt. Unser Rundgang führt uns entlang der noch fast vollständig erhaltenen Fachwerkhäuser aus dem 17. Jahrhundert. Im Jahr 1617 vernichtete ein Feuer die gesamte Stadt. Als Verursacherin wurde Grete Minde, deren Bronze- Abbild vor dem spätgotischen Rathaus aus dem 15. Jahrhundert steht hingerichtet.

Tangermünde- Neustädter Tor
Tangermünde- Neustädter Tor

Durch das Neustädter Tor aus dem 14./15.Jh. verlassen wir die Stadt westlich, entlang der Ruine des bereits im 16. Jahrhundert aufgelösten Dominikanerklosters. Am Ufer der Tanger laufen wir entlang der Stadtmauer zur Elbmündung unterhalb der Burg. Hier steigen wir hinauf zur Burg, passieren das Denkmal Karls IV und durchqueren die Burganlage mit ihren Türmen. Der Tag neigt sich bereits dem Ende zu und wir schauen noch in die Stephanskirche. Eine Besonderheit ist die Scherer- Orgel aus dem Jahr 1624.

Rathaus Tangermünde
Rathaus Tangermünde

Unser Abendessen nehmen wir im benachbarten Schulgebäude unter alten Schulranzen auf der Schulbank ein. Zu dem einfallsreichen Ambiente schmeckt die lokale Bierspezialität, das Kuhschwanz- Bier. Zur blauen Stunde gönnen wir uns noch ein Eis auf dem Vorplatz des alten Rathauses.

Benediktinerkloster Jerichow- Sommerrefektorium
Benediktinerkloster Jerichow- Sommerrefektorium

Am Dienstag besuchen wir das nahe Prämonstratenserkloster Jerichow östlich der Elbe. Im frühen 12.Jahrhundert siedelten sich entlang der Elbe einige Klöster an, um am Rande des Heiligen Römischen Reichs die Slawen zu christianisieren. 1150 wurde die Osterweiterung des Reiches unter dem Staufer Konrad III. vorangebracht. Damals lag das Kloster direkt an einem Mäander der Elbe, den es heute nicht mehr gibt. Mitte des 12. Jahrhunderts wurde hier erstmals in Norddeutschland Backstein für das Ensemble aus Kirche und Kloster verwendet. Viele romanische Elemente sind in den Räumen der Anlage bis heute erhalten. Während der Besichtigung wird uns klar, das wir bereits bei einem Aufenthalt in der Prignitz 2011 hier waren. Ein solcher Ort ist aber auch bei einem wiederholten Besuch ein Erlebnis.

Jerichow- Kapitell 12.Jh.
Jerichow- Kapitell 12.Jh.

Durch Tangermünde wechseln wir an das linke Elbufer um etwas weiter nördlich in Arneburg mit einer Fähre wieder an das rechte Ufer zu wechseln. Immer über Landstraße, entlang herrlicher Alleen fahren wir mitten durch die Altmark nach Havelsberg, wo wir die Havel überqueren. Es geht im weiteren durch den westlichen Teil der Mecklenburgischen Seenplatte bis hinauf nach Vietgest bei Güstrow, wo sich unser Kurs über Teterow, Dargun und Demmin nach Loitz in östlicher Richtung wendet. Von hier halten wir uns dann wieder auf Nordkurs über Grimmen hinauf nach Stralsund, dem Tor zu unserer Ferieninsel Rügen.

Elbfähre Arneburg
Elbfähre Arneburg

Vom vorpommerschen Festland führen 2 Verkehrswege über den Strelasund hinüber zur Insel Rügen. Neben dem alten Verbindungsdamm von 1936 wurde 2007 eine neue Hochbrücke eingeweiht, über die auch wir auf Deutschlands größte Insel gelangen. Unser Feriendomizil liegt nördlich von Bergen am Südwestufer des Großen Jasmunder Bodden. Hier in der Ortschaft Ralswiek haben wir ein Hotelzimmer in Schloss Ralswiek gebucht.

Schloss Ralswiek
Schloss Ralswiek

Das ehemalige Herrenhaus wurde im 19. Jahrhundert anstelle eines älteren Lehensbesitzes rügenscher Adelsfamilien mit einem Neorenaissance- Giebel neu gebaut. Hausherr war der Industrielle Hugo Sholto Graf Douglas, der das Gebäude nach den Vorbildern französischer Renaissance- Schlösser errichtete. Er selbst erlebte nicht mehr die Enteignung durch die deutsche Kriegsmarine im Jahr 1939. Nach dem Krieg wechselte die Nutzung des Hauses als Alten-, Behinderten- und Pflegeheim. Seit 2002 gibt es in dem historischen Gebäude ein schmuckes Hotel, in dessen Fluren und Zimmern noch heute ein Hauch von Belle Époque spürbar ist.

Schloss Ralswiek- Treppenhaus
Schloss Ralswiek- Treppenhaus

Wir genießen unser Abendessen auf der Terrasse hinter dem Hotel, von der der Blick auf den Großen Jasmunder Bodden fällt. Am Ufer liegt umsäumt von mittelalterlichen Hansehäuserkulissen die Bühne auf der jährlich die Störtebecker- Festspiele stattfinden. Unser Hotel wäre dafür die ideale Location, allerdings finden die Festspiele Corona- bedingt in diesem Jahr nicht statt.

Jasmunder Bodden mit Störtebecker- Kulissen
Jasmunder Bodden mit Störtebecker- Kulissen

Die Wettervorhersage am Mittwoch ermuntert uns eher nicht zu Outdoor- Aktivitäten und so besuchen wir die Hanse- und Weltkulturerbe- Stadt Stralsund. Bereits das Verlassen des Parkhauses ist nur mit Regenschirm möglich, ohne sofort bis auf die Haut nass zu werden. Wir entscheiden uns für das in der Nähe gelegene Deutsche Meeresmuseum, das im ehemaligen Dominikanerkloster St. Katharinen untergebracht ist. Die Gründung des Klosters geht auf die Mitte des 13. Jahrhunderts zurück. Heute bieten die historischen Hallen ein ganz besonderes Ambiente für die zahlreichen Exponate rund um das Thema „Meer“.

Deutsches Meeresmuseum Stralsund- Finnwal- Skelett
Deutsches Meeresmuseum Stralsund- Finnwal- Skelett

Im Chor der Klosterkirche hängt das Skelett eines jungen Finnwals, der 1825 an der Westküste Rügens gestrandet ist. Allein das Skelett des Wals wiegt 1000 Kilogramm. Ein großes Aquarium beherbergt Meeresschildkröten, deren Bestand in der Natur zunehmend bedroht ist. Es ist bis auf weiteres die letzte Gelegenheit die Tiere zu sehen, da das 45 Jahre alte Museum im nächsten Jahr umfangreich saniert wird.

Meeresschildkröte
Meeresschildkröte

Über den neuen Markt erreichen wir eine der großen Kirchen Stralsunds, die Marienkirche aus dem 14. Jahrhundert. Vom 104 Meter hohen Turm der Marienkirche haben wir aus 90 Meter Höhe Gelegenheit uns einen guten Überblick über die Stadt zu verschaffen. Den Turmumlauf erreicht man über steile Stiegen entlang uralter Balken des Dachstuhls, in dem auch die gewaltigen Glocken aufgehängt sind. Die große Glocke allein bringt ein Gewicht von 5 Tonnen auf die Waage. Die ältesten Kunstwerke der barockisierten Kirche stammen aus dem 15. Jh.

Turmaufstieg St. Marien Stralsund
Turmaufstieg St. Marien Stralsund

Im Chorbereich sind Schriften der französischen Philosophin, Schriftstellerin und Widerstandskämpferin Simone Weil (05.02.1909- 24.08.1943) ausgestellt. Ihre Analysen aus der dunklen Zeit des Nazi-Terrors lesen sich zum Teil mit erstaunlich aktuellem Bezug. Da schreibt sie einen Satz, der mich im „Postfaktischen Zeitalter“ zum Thema „Fake News“ aufrüttelt:

Simone Weil 05.02.09- 24.08.1943
Simone Weil 05.02.09- 24.08.1943

„Das Bedürfnis von Wahrheit fordert den Schutz vor Irrtum, Suggestion und Lüge, was jegliche vermeidbare, öffentlich behauptete sachliche Falschheit zu einem strafbaren Vergehen macht.“ (Simone Weil 1943) ….und damals gab es noch kein Internet !

Blick nach Norden auf Rügen, St. Nikolai li, Strelasund- Brücke re
Blick nach Norden auf Rügen, St. Nikolai li, Strelasund- Brücke re

Beim Schreiben dieses Berichts stolpere ich über eine Meldung, nach der Facebook derzeit versucht Millionen von irreführenden Meldungen und gefährlichen Falschaussagen zu löschen. Gezielt und systematisch pushen sonderbare Gruppen jeden erdenklichen Mist gegen Impfungen und ermuntern zur Einnahme toxischer Substanzen wie zum Beispiel Bleichmittel gegen Corona. Was versuchen die Verursacher mit diesem Mist zu erreichen? Geht es um Fehlinformation als Waffe gegen Regierung, Establishment und Lügenpresse oder ist das nur Wichtigtuerei mit hohem Einsatz ?

Barock in St.Marien Stralsund
Barock in St.Marien Stralsund

Für diese hochgefährlichen Lügen die sich gegen valide Wissenschaft richten sollte im Schadensfall eine rechtliche Haftung eingefordert werden. Was soll aus einer Welt werden, in der gesicherte Erkenntnisse von unqualifizierten Absonderungen überhäuft werden- in der Staatsführer und Minister lieber selbstverliebt rum- twittern statt analytisch und zielführend zu denken ? Der Weg aus dem Aberglauben des Mittelalters ist auch ein Weg der Wissenschaft und der Schaffung von Fakten- im postfaktischen Zeitalter soll dieser Weg enden ? Verbrennen wir demnächst wieder Hexen oder geben religiösen Minderheiten die Schuld an Pandemien wie damals bei der Pest ?

Hanse- Häuser am Rathausplatz
Hanse- Häuser am Rathausplatz

Durch die Fußgängerzone erreichen wir das gotische Rathaus, das mit der benachbarten St. Nikolai- Kirche eines der städtebaulich eindrucksvollen Ensembles bildet. Die Sonne scheint und vor einem der alten Hansehäuser am Alten Markt lassen wir uns eine kleine Mahlzeit schmecken.

Nikolaikirche Stralsund
Nikolaikirche Stralsund

Nach dem Essen betreten wir neben dem Rathaus die älteste Kirche Stralsunds, deren Innenausstattung uns auf den ersten Blick fasziniert. Nach dem Vorbild französischer Kathedralen wurde eine vorbestehende Hallenkirche von 1234 umgebaut und bis 1350 in der heutigen Form fertiggestellt. Die Nikolaikirche ist Nikolaus von Myra geweiht. Neun mächtige, achteckigen Säulen trennen das Mittelschiff von den Seitenschiffen und lassen die Kirchenhalle imposant erscheinen.

Heilige Anna mit Maria und kopflosem Jesuskind 1280
Heilige Anna mit Maria und kopflosem Jesuskind 1280

Auf den Säulen befinden sich mittelalterliche Fresken und zusammen mit der wiederhergestellten ursprünglichen Farbgestaltung in den Bögen und Deckengewölben ergibt sich ein prachtvolles Gesamtbild. Es gibt unglaublich viel zu entdecken. Der Hochaltar stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die ältesten Kunstgegenstände stammen aus dem 13. Jahrhundert. Geschnitzte Relieftafeln aus dem Gestühl der Rigafahrer von 1370 zeigen lebendige Szenen aus der Zeit ihrer Entstehung.

Relieftafeln 1370
Relieftafeln 1370

Die Stuckplastik der Heiligen Anna mit Maria und dem Jesuskind entstand vor 1280. Durch den reformatorischen Bildersturm im 16. Jahrhundert hat das Kind leider den Kopf und die Dreiergruppe einige Arme verloren. Mystisch fällt das Licht auf uralte Grabplatten, ein Lichtstrahl trifft den Schriftzug mit dem Beruf eines Chirurgen und Barbiers im Boden. Es ist ein Genuss all diese Zeugnisse unserer christlichen Geschichte auf uns wirken zu lassen.

Grabplatte eines Chirurgen und Barbiers
Grabplatte eines Chirurgen und Barbiers

In dieser Kirche hängt auch die älteste, fast vollständig erhaltene astronomische Uhr im Ostseeraum, deren ursprüngliches Räderwerk von 1394 allerdings seit dem 16. Jahrhundert nicht mehr funktioniert. Man hat bewusst auf eine Reparatur verzichtet, um kein Teil der über 700 Jahre alten Mechanik zu gefährden.

Astronomische Uhr 1394- Nikolaikirche Stralsund
Astronomische Uhr 1394- Nikolaikirche Stralsund

Seit 2003 ist im Stralsunder Hafen eine 3- Mast- Bark zu sehen, die lange die Weltmeere befahren hat. 1933 mit dem Taufnamen Gorch Fock bei Blohm und Voss in Hamburg vom Stapel gelaufen war sie das 25 Jahre ältere Schwesterschiff des bekannteren, 7 Meter längeren und gleichnamigen Segelschulschiffs der Bundesmarine. 1947 wurde das Schiff als Reparationsgut von der UDSSR beschlagnahmt. Als Segelschulschiff der russischen Marine wechselte das Schiff seinen Namen auf Towarischtsch, was soviel wie guter Kamerad bedeutet. Ein Verein investiert viel Herzblut und versucht mit Spendengeldern das Schiff für die Nachwelt zu bewahren. Wie viel Geld ein solches Unterfangen verschlingt sieht man ja derzeit auch bei der großen Schwester.

Gorch Fock I- Stralsund
Gorch Fock I- Stralsund

Seit 2003 hat das Schiff seinen ursprünglichen Namen Gorch Fock mit dem Zusatz „1“ zurück, der auf den Künstlernamen des Schriftstellers Johann Kinau zurück geht. Mit nur 36 Jahren fiel der seebegeisterte Schriftsteller 1916 in der Skagerrak- Schlacht auf dem Kreuzer Wiesbaden. Die Vorderseite der Messingbeschläge des Ruder- Rades waren 55 Jahre unlesbar- Heute ist wieder in altdeutscher Schrift zu lesen:

„Segelschulschiff Gorch Fock“ und „Gott mit Uns“

Glocke des Schulschiffs von 1949 mit dem russischen Schiffsnamen "Towarischtsch"
Glocke des Schulschiffs von 1949 mit dem russischen Schiffsnamen „Towarischtsch“

Direkt vor dem Schiff trinken wir noch etwas in der warmen Nachmittagssonne, bevor wir uns auf den Rückweg zum Rathaus machen. In der Fährstraße stehen die herausgeputzten Hausfassaden der im 18. Jahrhundert errichteten Giebelhäuser aus der Schwedenzeit. Wir fahren zurück nach Ralswiek und freuen uns auf einen entspannten Abend am Jasmunder Bodden.

St. Nikolai und Rathaus Stralsund
St. Nikolai und Rathaus Stralsund

Am Donnerstag wollen wir unsere Beine zum Einsatz bringen und im Nationalpark Jasmund die Steilküste von Sassnitz bis nach Lohme erwandern. Wir parken unser Auto in Lohme und fahren mit dem Bus zum Einstieg unserer Wanderung nach Sassnitz. Vom Bahnhof laufen wir durch die Fußgängerzone entlang mondäner Ferien- Hotels zum Nationalpark- Eingang.

Strand bei Sassnitz
Strand bei Sassnitz

Der knapp 16 Kilometer lange Weg führt uns durch Europäischen Urwald, den es in dieser Form nur noch in wenigen Gegenden Europas gibt. Vor 12000 Jahren, am Ende der letzten Eiszeit bildeten sich Buchenwälder und bedeckten bald ganz Europa. Die Buche, der Ur-Baum Europas ist heute in seinem Bestand bedroht. Der Jasmunder Buchenwald hat zusammen mit 4 weiteren deutschen und 73 Buchenwaldgebieten in insgesamt 12 Staaten den Status des UNESCO- Weltnaturerbes.

Buchen- Urwald
Buchen- Urwald

Es ist ein besonderer Wald, durch den wir hier laufen. Im Sinne des Nationalparks werden keine Forst- Arbeiten geleistet. Auch die Tatsache, dass am Klippenrand der Kreideküste immer wieder erosive Abbrüche stattfinden wird als natürlicher Vorgang angesehen. Es sind nur an wenigen Stellen Treppenabstiege zum Strand möglich. Meer, Wind und Frostsprengung verändern die Küste ständig.

Auf der Kreideklippe
Auf der Kreideklippe

Immer wieder bieten sich atemberaubende Tiefblicke. Man darf die Wege eigentlich gar nicht verlassen, dennoch wagen sich viele Besucher respektlos auf zum Teil überhängendes Terrain am Klippenrand. 2005 stürzten an den Wissower Klinken 50000 Kubikmeter Kreide in die Ostsee. Die imposanteste Klippe an Rügens berühmter Steilküste ist der Königsstuhl mit 118m Höhe. Auch hier ist der Abstieg zum Meer aus genannten Gründen heute gesperrt.

....denn sie wissen nicht was sie da tun !?
….denn sie wissen nicht was sie da tun !?

Den Blick vom Königstuhl hielt 1818 der Greifswalder Künstler Caspar David Friedrich mit seinem Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“ fest. Es gilt als ein Hauptwerk der deutschen Romantik. Wir sind nicht die einzigen, die im NP- Jasmund unterwegs sind und schon gar nicht am Nationalpark- Zentrum am Königsstuhl. Wir sehen uns die didaktisch gut gemachte Ausstellung an und erfahren etwas über den Königsweg, eine geplante Schwebekonstruktion, die die Begehbarkeit der Aussichtskanzel am Königsstuhl auch zukünftig sichern soll. Die alten Rügener sollen der Legende nach den zum König erhoben haben, der die halsbrecherische Kletter- Prüfung auf die Klippe meistern konnte.

Der Königsstuhl
Der Königsstuhl

Auf der Halbinsel Wittow soll uns dann am Freitag eine 10 Kilometer lange Rundwanderung am Kap Arkona, dem nördlichsten Punkt Rügens vorbei führen. Ausgangspunkt dafür ist Putgarden, eine kleine Ortschaft, die nicht mit dem Fährhafen auf der Insel Fehmarn verwechselt werden will. Sie schreibt sich daher auch nur mit einem „T“. Entlang hübscher Reet- gedeckter Häuser verlassen wir den Ort und halten uns nach Osten zum Fischerort Vitt. Hinter bereits abgeernteten Feldern können wir den Küstenverlauf anhand der Leuchttürme am Kap ausmachen.

Reet- Häuser am Kap Arkona
Reet- Häuser am Kap Arkona

In Vitt kommen wir an einer achteckigen kleinen Kapelle vorbei, die 1818 nach Plänen des bekannten Architekten Schinkel erbaut wurde. Der hübsche Küstenort selbst hat sich noch etwas aus der Zeit bewahrt, als den Rügenern das Silber des Meeres noch das Haupteinkommen sicherte- gemeint ist der Heringsfang. Ein Küstenweg bringt uns zum Kap Arkona. Archäologische Untersuchungen haben eine Besiedlung der Halbinsel bereits vor 5000 Jahren nachweisen können.

Steg mit Fischerboot in Vitt
Steg mit Fischerboot in Vitt

Seit dem 6. Jahrhundert siedelten die slawischen Ranen in diesem Gebiet und errichteten die Tempelburg Arkona zu Ehren ihres viergesichtigen Gottes Swantevit. Verbrieft ist durch den dänischen Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus die Erstürmung des Heiligtums im Jahr 1168 durch den Dänenkönig Waldemar I. Die Rügener Slawen- Fürsten verloren dabei ihre Unabhängigkeit, womit das Christentum Einzug hielt.

Vogelfelsen am Kap Arkona
Vogelfelsen am Kap Arkona

Direkt an der Wallanlage steht der alte 20 Meter hohe Marine- Peilturm aus dem Jahr 1927. Man hat von oben einen vorzüglichen Rundblick über das Kap und auf die Ausgrabungen der Tempelburg des Slawenfürsten Jaromar I.

Svantevit und die Leuchtürme am Kap Arkona
Svantevit und die Leuchtürme am Kap Arkona

Am eigentlichen Kap Arkona stehen gleich 2 Leuchttürme. Der nur 21 Meter hohe alte Schinkel- Leuchtturm von 1827 wurde 1902 durch den heute noch aktiven 35 Meter hohen Turm ersetzt. Das moderne Leuchtfeuer ermöglicht der Seefahrt eine sichere Orientierung bis zu 40 Kilometer vor der Küste. Auch die Neuzeit hat ihre Relikte in dem heutigen Naturschutzgebiet in Form von Bunkeranlagen hinterlassen.

Strandwanderung mit Findling
Strandwanderung mit Findling

Unsere Wanderung führt uns hinunter an den Strand zum Gellort, dem Siebenschneiderstein, einem großen Findling. Von hier stolpern wir ein ganzes Stück die Küste entlang und beobachten die vielen Wasservögel auf den vorgelagerten Felsen. In erster Linie sind es Möwen und Kormorane, aber auch Enten und Schwäne. Gelegentlich kann man hier aber auch Kegelrobben und Seehunde antreffen, deren Populationen sich etwas erholt haben. Wir erreichen Sandstrand und entlang von Sandburgen verlassen wir die Küste zurück zu unserem Auto nach Putgarden.

Großsteingrab Nobbin
Großsteingrab Nobbin

Wir kommen noch an einer Megalithanlage aus der Jungsteinzeit vorbei. Das Großsteingrab Nobbin ist eines der größten Norddeutschlands und hat bei einer archäologischen Untersuchung interessante Fundstücke aus verschiedenen Epochen hervorgebracht.

Taufbecken 1250- Altenkirchen
Taufbecken 1250- Altenkirchen

In der drei- schiffigen Pfeilerbasilika von Altenkirchen aus dem frühen 13.Jahrhundert treffen wir auf ein besonderes Relikt aus der Zeit der Ranen auf Rügen. Es handelt sich um einen Stein, der in den Grundmauern der Kirche um 1200 verbaut wurde. Es ist der Altenkirchener Bildstein oder Svantevitstein, der eine männliche Gestalt mit Knebelbart und Kegelrock zeigt. Welche kulturelle Bedeutung der Stein ursprünglich hatte und wer hier dargestellt ist bleibt unklar. Es könnte die Grabplatte eines Svantevitpriesters oder eines Ranen- Fürsten sein. Das Taufbecken der Kirche stammt von 1250.

Svantevit- Stein Altenkirchen
Svantevit- Stein Altenkirchen

Neben der Kirche befindet sich das Grab Gotthard Ludwig Kosegartens (1758-1818). Kosegarten war Pfarrer der Kirche, Dichter und nach 1808 Professor an der Universität Greifswald. Er war Zeitgenosse Caspar David Friedrichs und Wilhelm von Humboldts mit denen Kosegarten Kontakte pflegte. Humboldt zeigte sich erstaunt über die „außerordentlich reputierte Bibliothek“ Kosegartens.

Philosoph und Dichter Kosegarten
Philosoph und Dichter Kosegarten

Am Samstag verlassen wir Rügen, um uns weiter östlich entlang der Ostseeküste umzusehen. Unser erstes Ziel liegt an der Nordspitze der Insel Usedom in Peenemünde. Hier befindet sich das Historisch-Technische Museum in einem Kraftwerksgebäude, das 1939 als das modernste Kohle- Kraftwerk des Deutschen Reichs mit 33 Megawatt Leistung erbaut wurde. Die Energieerzeugung diente allerdings nicht nur friedlichen Zwecken. Auf 25 Quadratkilometern war hier von 1936-1945 die größte militärische Forschungsanstalt Europas. Hier entwickelte Adolf Hitler seine Vergeltungswaffen V1 und V2, die als erste Marschflugkörper Ziele in einer Entfernung von über 300 Kilometern erreichen konnten. Letztlich konnten diese Terrorwaffen, die gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurden den Lauf der Geschichte nicht mehr aufhalten . Mit der Energie des Kraftwerks konnten die enormen Mengen Flüssig-Sauerstoff für den Raketentreibstoff produziert werden.

Historisch Technisches Museum Peenemünde mit Hitlers V2
Historisch Technisches Museum Peenemünde mit Hitlers V2

12000 Menschen arbeiteten in Peenemünde an der Produktion dieser neuen Kriegswaffen, aber nicht alle taten das freiwillig. Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge wurden unter unmenschlichen Bedingungen gezwungen am Endsieg Deutschlands mitzuarbeiten. Ein Denkmal erinnert an die spektakuläre, gelungene Flucht von 10 Häftlingen mit einer gekaperten Heinkel HE-111 am 8.Februar 1945. Viele ließen hier allerdings auch ihr Leben. Techniker und Raketenspezialisten waren nach Kriegsende sehr gefragt, um die Raketen- und Raumfahrtprogramme der Siegermächte voranzubringen.

Der Anfang- Marschflugkörper V1
Der Anfang- Marschflugkörper V1

Da war die Nazi- Vergangenheit dann auch mal schnell vergessen. Der wissenschaftlich-technische Leiter von Peenemünde, Wernher von Braun setzte seine Karriere mit dem Wettlauf um die Vormacht im Weltall in den USA fort. Mit seinem Wissen und der Weiterentwicklung der Erkenntnisse von Peenemünde gelang am 21.Juli 1969 die erste Mondlandung der NASA. Neben diesem zivilen Erfolg standen sich die Supermächte allerdings wenig später mit einem gigantischen Atomraketenarsenal gegenüber- die Welt stand mit der Bedrohung eines nuklearen Overkills am Abgrund und diese Bedrohung hat bis heute Bestand.

Die Frau im Mond
Die Frau im Mond

Die Ausstellung in den Betonhallen des alten Kraftwerks bietet einen guten Querschnitt der technischen Entwicklungen in Peenemünde. Absolut sehenswert sind die verlassenen Räume des alten Kraftwerks als „Lost Place“. Die Ausstellung regt aber auch zum Nachdenken an. So widerlegt eine Sonderausstellung die Opferrolle Albert Speers, in der sich der Kriegsverbrecher nach seiner 20-jährigen Haft als Bestseller-Autor gerne darstellte. Der Vertraute, Architekt und spätere Rüstungsminister Hitlers hatte alle Kenntnisse über die systematische Vernichtung von Menschen in den Konzentrationslagern- Er war demnach ein Täter in der Führungsspitze des NS-Regimes- kein Opfer!

Lost Place- Kohlekraftwerk Peenemünde
Lost Place- Kohlekraftwerk Peenemünde

Am Nachmittag wenden wir uns der alten Hansestadt Greifswald zu und erreichen auf der Fahrt ca. 5 Kilometer östlich der Stadt zunächst die Klosterruine Eldena. Die aus Backstein gemauerte Ruine hat Caspar David Friedrich zu Beginn des 19.Jahrhunderts als Motiv für seine romantische Malerei ausgewählt. Der Bau des Zisterzienserklosters geht auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Der Verfall als Steinbruch begann nach den Plünderungen des 30 jährigen Krieges.

Klosterruine Eldena- Greifswald
Klosterruine Eldena- Greifswald

Im Parkhaus der Greifswalder Innenstadt hat der Architekt ein Stück der alten Brandmauer aus dem 14. Jahrhundert stehen lassen. Greifswald ist wie Stralsund eine alte Universitäts- und Hansestadt und liegt am Fluss Ryck. Nach dem Verlassen des Parkhauses befinden wir uns auf dem Marktplatz, der von historischen Häusern umsäumt ist. Seit 1250 hat Greifswald das Lübische Stadtrecht und war als Marktsiedlung ursprünglich dem Kloster Eldena angeschlossen. Die älteste der 3 Stadtkirchen St. Marien (um 1260) wird im Volksmund „Dicke Marie“ genannt. Leider finden wir diese Perle der Backsteingotik verschlossen vor.

St.Nikolai Greiswald-Blick über das Langschiff auf Marktplatz und Dicke Marie
St.Nikolai Greiswald-Blick über das Langschiff auf Marktplatz und Dicke Marie

Der Dom St. Nikolai wurde 1263 erbaut und im 14. Jahrhundert durch eine 3-schiffige Halle ersetzt. Erst um 1500 wurde der Turm der Kirche vollendet. Der Backstein im Innenraum der Kirche wurde im 19. Jahrhundert verputzt. Auf den Turm, dessen Aussichts- Umlauf ich in 60 Metern Höhe über 262 Stufen erreiche führen mich die letzten steilen Holzstiegen durch den Glockenstuhl. Die älteste Glocke stammt aus dem ehemaligen Franziskanerkloster und wurde im 13. Jahrhundert gegossen. Im Norden sehe ich die Kreide- Küste Rügens, der Blick über das Langschiff nach Osten fällt auf den Marktplatz und nordöstlich auf die Dicke Marie. Südwestlich unter mir liegt der Universitäts- Campus, dahinter am westlichen Rand der Stadt die kleinere Kirche St. Jacobi (1280).

St. Nikolai- Grabplatten am Boden
St. Nikolai- Grabplatten am Boden

Auf dem Weg zurück zum Douglas- House in Ralswiek geleiten uns Landschaftsmotive, wie sie die Maler der Romantik nicht besser auf ihren Leinwänden festgehalten haben. Durch düstere Gewitterwolken dringen Sonnenstrahlen gefolgt von einem satten Regenbogen.

Caspar David Friedrich- Landschaft
Caspar David Friedrich- Landschaft

Am Sonntag fahren wir zum alten Hafenort Schaprode, dort legt die Fähre zur Insel Hiddensee ab. Bevor wir das Boot besteigen ist noch Zeit für einen Blick in die sehr alte Backsteinkirche St. Johannes. Sie ist eine der 3 ältesten Kirchen Rügens, deren Erbauung in die Frühphase der Christianisierung der Insel nach der Eroberung durch die Dänen um 1168 fällt. Ralswiek und Schaprode waren auch die Stützpunkte der rügischen Flotte zur Slawenzeit.

Windspiel
Windspiel

Nach einer angenehmen Überfahrt durch die eiszeitliche Boddenlandschaft zur westlich vorgelagerten Insel laufen wir in den hübschen Hafenort Vitte ein. Hier liegen bunte Fischerboote und ein Seenot- Rettungsboot am Kai. Wir mieten uns ein einfaches Fahrrad und fahren an der Westküste der Insel entlang Richtung Norden. Unser Ziel ist der Leuchtturm Dornbusch, dem wir uns über einen Aussichtspunkt durch die Dünen zu Fuß nähern.

Blick vom Leuchtturm Dornbusch über Hiddensee und Bodden auf Rügen
Blick vom Leuchtturm Dornbusch über Hiddensee und Bodden auf Rügen

Der 28 Meter hohe Leuchtturm steht auf dem höchsten Punkt der Insel, so das sein Leuchtfeuer aus einer Gesamthöhe von 94 Metern bis 46 Kilometer hinaus aufs Meer gesehen wird. Seit 1888 gibt es den schmucken Turm und der Ausblick über Hiddensee und die Boddenlandschaft hinüber nach Rügen ist großartig. Ganz in der Nähe finden wir ein hübsches Gartenrestaurant für eine Einkehr, um dann entlang der dem Bodden zugewandten Seite mit dem Rad wieder zurück nach Vitte zu fahren. Das Wetter hält sich noch bei der Überfahrt nach Schaprode. Die Sonne bringt auf einer Ebereschen- Allee die üppige Last der orangen Beeren vor dunklen Regenwolken zum Leuchten.

Fischerhafen Vitte
Fischerhafen Vitte

Am Montag wollen wir uns noch einmal mit dem Auto auf der Insel umsehen. Unser erstes Ziel ist das Zentrum von Bergen und der Besuch der ältesten und bedeutendsten Kirche Rügens St. Marien. 1180 als Palastkirche des Slawenfürsten Jaromar gebaut, wurde sie 1193 Kirche des Benediktiner-, 1250 Kirche des Zisterzienserklosters, ab 1380 Pfarrkirche. Als eine der Perlen der norddeutschen Backsteingotik ist die rekonstruierte spätromanische Totalausmalung von Chor und Querschiff einzigartig. Eine in der Außenseite eingesetzte slawische Grabplatte wird dem Fürsten Jaromar zugeschrieben.

St .Marien- Bergen
St .Marien- Bergen

Im Ostseebad Sellin an der Ostküste Rügens wollen wir uns die ins Meer gebaute Seebrücke anschauen. Der historische Pfahlbau wurde nach Verfall und Abriss zu DDR- Zeiten nach der Wiedervereinigung in altem Glanz und Stil wieder errichtet. Über die steile „Himmelsleiter“ steigt man hinab auf das Strandniveau, um dann über einem Board- Walk zum weißen Pavillon zu gelangen. Fast 400 Meter führt die Landungsbrücke in die Ostsee. Nach Norden blickt man hinüber nach Sassnitz und die Kreideküste. Einem heftigen Regenguss entkommen wir im Pavillon- Café bei einem Stück Kuchen.

Seebrücke Sellin
Seebrücke Sellin

Eine Attraktion der Insel, die ich mir keinesfalls entgehen lassen möchte ist der „Rasende Roland“. Seit dem Ende des vorletzten Jahrhunderts fährt bis heute eine dampfbetriebene Schmalspurbahn durch den Südosten der Insel. Die Bahn verbindet die ehemalige Residenzhauptstadt Putbus über 24 Kilometer mit den Seebädern Binz, Sellin, Baabe und Göhren. 8 historische Loks stehen für den ÖPNV zur Verfügung. An ein paar Punkten entlang der Strecke von Baabe bis Binz fange ich zwischen Regenschauern ein paar Bilder von den schnaufenden Dampfmaschinen ein.

Der Rasende Roland
Der Rasende Roland

Südwestlich der Ortschaft Lancken- Granitz stoßen wir erneut auf die Anlage einer ganzen Reihe von Großsteingräbern aus der Slawenzeit. Die mächtigen Eichen zwischen den freigelegten Findlingen geben dem alten Friedhof etwas Besonderes. Am Ende der Gräberreihe treffen wir auf bereits gut gereifte Schlehen, mit denen wir eine mitgebrachte Dose füllen.

Großsteingräber bei Lancken-Granitz
Großsteingräber bei Lancken-Granitz

Dienstag ist unser letzter Tag auf Rügen und noch einmal fahren wir nach Putbus, um vom rasenden Roland noch ein paar Bilder bei Sonnenschein zu bekommen. Dorothee genießt die Morgensonne auf dem Bahnsteig, während ich auf dem Betriebsgelände Fotomotive aufspüre.

Putbus- Eisenbahnromantik in der Sonne
Putbus- Eisenbahnromantik in der Sonne

Ganz in der Nähe von Ralswiek haben wir uns die Umrundung des Vogelschutzgebietes am Nonnensee vorgenommen. Der 5,3 Kilometer lange Weg hält dabei überall ausreichen Abstand zum Ufer, wobei Aussichtstürme einen guten Überblick über das Gewässer ermöglichen. Der von der letzten Eiszeit zurückgelassene See bietet unzähligen Wasservögeln ein Rückzugsgebiet.

Am Nonnensee
Am Nonnensee

Neben einer großen Möwenkolonie können wir in Ufernähe Graureiher, weiße Reiher, Enten, Graugänse und Schwäne erkennen. Der hier auch ansässige Seeadler lässt sich leider nicht blicken.

Eine Rarität- Roller IWL- Berlin aus dem VEB Industriewerk Ludwigsfelde
Eine Rarität- Roller IWL- Berlin aus dem VEB Industriewerk Ludwigsfelde

Den Tag wollen wir im Hafen von Sassnitz ausklingen lassen. Auf der Fahrt dorthin kommen wir an den Hafenanlagen des Industrie- und Fährhafens Mukran vorbei. Hier lagern die Rohre der Gaspipeline Nord Stream 2, der im Bau befindlichen zweiten Gaspipeline aus Russland, die uns Gas über den Meeresgrund der Ostsee nach Deutschland bringen soll. Das Projekt sollte eigentlich 2020 fertiggestellt werden, liegt aber zur Zeit auf Eis. Das Verlege- Schiff für die Rohre liegt arbeitslos im Hafen und die Rohre auf Halde.

Sassnitz- Mukran- Rohre für die Pipeline Nord- Stream 2
Sassnitz- Mukran- Rohre für die Pipeline Nord- Stream 2

Nicht unerhebliches Explosiv- Potential birgt der Deutsch- Russische Gas- Deal für das Verhältnis zu unserem großen Bruder USA. Präsident Trump hat damit ein Problem und übt enormen Druck aus um das Projekt zum Scheiten zu bringen. Der Ankauf von Fracking- Gas aus Amerika kann allerdings nicht die bessere und vor allem nicht die nachhaltigere Alternative sein.

Industriehafen Mukran mit Pipeline- Verlegeschiff
Industriehafen Mukran mit Pipeline- Verlegeschiff

In Sassnitz schlendern wir an der Kaimauer am Hafen entlang und kaufen uns ein Eis. Der Seenot- Rettungskreuzer Harro Koebke mit seiner Crew wartet auf seinen nächsten Einsatz. Von hier gehen auch Ausflugsfahrten entlang der Kreideküste los. Eine Weile sehen wir in der Nachmittagssonne den Möwen und den Ausflugstouristen zu. Von Sassnitz fuhren Ende des 19. Jahrhunderts Postschiffe und seit 1909 auch Eisenbahnfähren nach Trelleborg in Schweden, das ist heute Geschichte von der nur noch die Reste eines alten Terminals mit Eisenbahnschienen zeugen.

Hau ab !
Hau ab !

Fest vertäut liegt aber auch ein 90 Meter langes schwarzes Ungetüm an der Kaimauer. Es ist ein U-Boot der Oberion- Klasse der Royal Navy, das 1963 in Dienst gestellt wurde und mit seiner 68 Mann starken Besatzung 28 Jahre im Dienst ihrer Majestät stand. Her Majestys Submarine war sowohl beim Falkland- Konflikt, als auch im Persischen Golf im Einsatz. Als Museum wurde das Boot 2001 nach Sassnitz geholt. Das Ungetüm wirkt gegen die Weltkriegs- U- Boote fast riesig, ich mag mir aber das Szenario des Schichtbetriebs der 68 Seeleute in dem erdrückenden Wirrwarr aus Rohren, Leitungen und Technik nicht wirklich vorstellen.

HMS Otus- Blick in den Torpedoraum am Bug
HMS Otus- Blick in den Torpedoraum am Bug

Nach einem letzten Diner in unserem herrschaftlichen Domizil in Ralswiek heißt es am Mittwoch Abschied nehmen vom Grafen Douglas und seiner Gemahlin, deren Porträts im ersten Stock des großzügigen Treppenhauses hängen. Ein paar Gegenstände und Schriften liegen in einer Vitrine, darunter ein 1910 verlegtes Buch des bärtigen Industriellen mit dem Titel „Lebensbetrachtungen“ und dem kryptischen Motto:

Der Graf- Hugo Sholto Oskar Georg von Douglas 1837-1912
Der Graf- Hugo Sholto Oskar Georg von Douglas 1837-1912

„Die Niederschrift von Gedanken, die unsere Seele tief beschäftigen, ist eine wohltuende Aussprache gegen Geistesverwandte“- mit welchen Gedanken sich seine Lordschaft da wohl beschäftigt hat?

Schloss- Bewohner auf Zeit
Schloss- Bewohner auf Zeit

Zwei Tage werden wir am Ende unsere Ostsee- Tour noch in Lübeck verweilen. Entlang der verregneten Küste fahren wir durchgehend über Landstraße zur Hansestadt an der Trave. Lübeck ist die Königin der Hanse, dem Kaufmannsbund norddeutscher Kaufleute. Mit dem Ziel sichere Handelswege zu schaffen, ging von Lübeck Mitte des 12. Jahrhunderts der Städtebund der Hanse aus. 1226 erhob Kaiser Friedrich II. Lübeck zur freien Reichsstadt. Piraterie und kriegerische Akte bedrohten die Einkünfte der wohlhabenden Kaufleute, die ihre Chancen auf gute Geschäfte im Ausbau eines friedlichen Handelsabkommens erkannten.

Symbol der Hanse- Das Holstentor zu Lübeck
Symbol der Hanse- Das Holstentor zu Lübeck

Die Hanse expandierte weit über den Ostseeraum hinaus und hatte ihre Blütezeit von 1250 bis 1400. Mit 72 Hanse- Städte und 130 angebundenen Städten erblühte das Handelsimperium von Flandern bis Reval im Baltikum. In diesen 150 Jahren blühten die Geschäfte und verfeindete Städte erkannten die Win- Win- Situation, die allen Beteiligten Einkünfte sicherte. Das Transportmittel zur See waren die Koggen, die dickbäuchigen Fracht- Segler der Hanse. Mit Beginn des 15.Jahrhunderts begann der Niedergang der Hanse, deren Auflösung erst mit dem 30- jährigen Krieg Anfang des 17. Jahrhunderts besiegelt wurde.

Holstentor 1969- Arnd mit Mama re
Holstentor 1969- Arnd mit Mama re

Lübeck liegt wie eine Insel zwischen der Wakenitz und der schiffbaren Trave, deren Mündung in die Lübecker Bucht 17 Kilometer von der Altstadt entfernt ist. Lübeck hat sich ein mittelalterliches Stadtbild aus der großen Zeit der Hanse bewahrt. Die erhaltenen Bereiche der Altstadt mit über 1000 Kulturdenkmälern sind seit 1987 bei der UNESCO gelistet. Unser Hotel befindet sich am Rand der Altstadt fußläufig vom Holstentor, dem Wahrzeichen der Stadt. Wir sind ausreichend früh vor Ort um eine erste Erkundung der Altstadt vorzunehmen.

Nach 51 Jahren wieder am Holstentor
Nach 51 Jahren wieder am Holstentor

Im Jahr 1969, im zarten Alter von 6 Jahren habe ich Lübeck zuletzt besucht. Mein Vater hat mich damals vor 51 Jahren mit meiner Mutter, ihrer Freundin und ihren Kindern vor dem Holstentor abgelichtet. Das westliche Stadttor wurde 1478 fertiggestellt. Neben der Schutzfunktion im Rahmen der Stadtbefestigung sollte das stattliche Gebäude auch Macht repräsentieren.

Bis 1853 am Holstentor- Der Doppeladler der Hanse- heute im Stadtmuseum im Holstentor
Bis 1853 am Holstentor- Der Doppeladler der Hanse- heute im Stadtmuseum im Holstentor

CONCORDIA DOMIS FORIS PAX – steht in großen goldenen Lettern über dem Tordurchgang. Drinnen Eintracht Draußen Frieden- So wurde der Handelsmann mit dem Motto der Hanse begrüßt, wenn er in die Stadt einzog. Nach über 500 Jahren hat sich der Südturm deutlich geneigt, was Anfang des 20. Jahrhunderts stabilisiert werden konnte. Eine Madonna von 1470 in einem Erker im stadtseitigen Giebel war vollständig verwittert und wurde 1992 ersetzt. Leider sind wir heute zu spät für eine Besichtigung.

Bällebad in St. Petri- Kunstinstallation von Christoph Faulhaber
Bällebad in St. Petri- Kunstinstallation von Christoph Faulhaber

Entlang der Holstenstraße erreichen wir St. Petri, eine fünf- schiffige Hallenkirche deren Bau auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts zurückgeht. Sie ist seit 2014 Universitätskirche und derzeit Location einer Kunstinstallation. Der gesamte weiß verputzte Innenraum ist mit riesigen bunten Bällen gefüllt. Der Hamburger Künstler Christoph Faulhaber hat sicher nicht vor ein Bälle- Bad für Erwachsene anzubieten. Die Bälle halten die Besucher auf Distanz und erfordern ständige Richtungsänderungen um den Raum zu erkunden- eine interessante Darstellung des „Social Distancing“ das unseren Alltag Corona- bedingt derzeit bestimmt. Leider ist der Aussichtsturm der Kirche heute auch schon geschlossen.

Lübeck- St. Marien und Rathaus- Komplex
Lübeck- St. Marien und Rathaus- Komplex

Wir erreichen den Marktplatz der Stadt und fliehen vor einem heftigen Schauer ins benachbarte Kaufhaus. Die Sonne setzt sich aber am Nachmittag immer mehr durch und nach dem kurzen Guss erstrahlt vor uns die prunkvolle Westfassade des Rathauses, dessen älteste Teile aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammen. Umbauten kamen im 14. Jahrhundert und Erneuerungen im 19. Jahrhundert dazu. In den Arkaden bietet ein Café Spezialitäten mit traditionellem Lübecker Marzipan an. Direkt hinter dem Rathaus befindet sich die Marienkirche.

Rathaus- Arkaden
Rathaus- Arkaden

St. Marien im Zentrum Lübecks wurde anstelle eines Vorgängerbaus von 1200 zwischen 1260- 1350 nach dem Vorbild der großen französische Kathedralen im Herzen Lübecks errichtet. Auf unserem Rundgang bewegen wir uns weiter in Richtung Norden, vorbei an der St. Jacobi Kirche zum Heilig-Geist- Hospital aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Fassade erstrahlt in der spätnachmittäglichen Sonne.

Heilig- Geist- Hospital
Heilig- Geist- Hospital

Die Altstadt endet im Norden am Burgtor. An Stelle der eigentlichen Burg wurde bereits Anfang des 13. Jahrhunderts ein Dominikanerkloster gegründet. Die vorbestehende Burg wurde 1227 nach dem Sieg über den Dänenkönig Waldemar II. niedergerissen. Nach Auflösung des Klosters 1531 wurden die Gebäude zu Armenhäusern und Ende des 19. Jahrhunderts zu einem Gericht mit Untersuchungsgefängnis umfunktioniert. Das auch als Burgkloster bezeichnete Maria- Magdalenen- Kloster beherbergt heute das Europäische Hansemuseum, das allein schon eine weitere Reise nach Lübeck erforderlich macht. Wir haben einen ersten Überblick und freuen uns bei unserem Rückweg entlang sehr alter Häuser auf ein gutes Abendessen in einem Restaurant in der Nähe des Holstentors.

Das Burgtor- Nördliches Stadttor Lübecks
Das Burgtor- Nördliches Stadttor Lübecks

Am Donnerstag verlassen wir zeitig unser Hotel um heute vor allem in die am Vortag bereits nicht mehr zugänglichen Sehenswürdigkeiten reinzuschauen. Wir wenden uns zuerst der Marienkirche zu. St. Marien gilt als Mutterkirche der Backsteingotik- sie beherbergt mit 38,5 Metern das höchste Backsteingewölbe der Welt und war Vorbild für 70 Kirchen dieses Stils im Ostseeraum. Im Zentrum der Stadt wurde die Kirche als Hauptkirche des Rates und der Bürger erbaut und besaß am Ende des Mittelalters 38 Altäre.

Kirchenschiff St. Marien zu Lübeck
Kirchenschiff St. Marien zu Lübeck

Ostern 1942 stand die stolze Kathedrale nach einem alliierten Bombenangriff in Flammen und wurde stark zerstört. Das Gewölbe wurde wiederhergestellt- einige Ausstattungsstücke gingen verloren. In der Glocken- Kapelle liegen die zertrümmerten Glocken die aus dem brennenden Südturm in die Tiefe gestürzt sind als Mahnmal gegen Krieg und Gewalt. Beim Wiederaufbau wurde die ursprüngliche gotische Kirchenmalerei wieder freigelegt und die Kirchenhalle erstrahlt im ursprünglichen Glanz. Eine Madonna von 1420 wurde aus hunderten von Einzelteilen rekonstruiert. Sehr viel Mittelalter ist erhalten wie das bronzene Taufbecken von 1337 und ein beeindruckendes geschnitztes Antwerpener Rentabel von 1518, eine astronomische Uhr stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Beim Bombenangriff in der Osternacht 1942 abgestürzte Glocken im Südturm
Beim Bombenangriff in der Osternacht 1942 abgestürzte Glocken im Südturm

Wir möchten Lübeck nun gerne von oben überblicken und gehen daher noch einmal zur St.Petri Kirche, wo wir sogar mit Aufzug schweißfrei die 50 Meter hohe Aussichtsplattform erreichen. Nach Norden blicken wir hinüber auf das Ensemble aus Marienkirche und historischem Rathaus, dahinter liegen die Hafenanlagen entlang der Trave. Der Blick nach Westen fällt auf das Holstentor und die alten Speicherhäuser.

Blick von St. Petri auf Rathausplatz und St. Marien
Blick von St. Petri auf Rathausplatz und St. Marien

Bei einem Besuch in Lübeck kommt man an der Patrizier- und Kaufmanns- Familie Mann nicht vorbei, deren Söhne Heinrich und Thomas als Schriftsteller bekannt wurden. In der Mengstraße 4 befindet sich das Wohn- und Geschäfthaus der Großeltern, die von 1842-1891 hier gelebt haben. Der spätbarocke Neubau auf den Fundamenten eines mittelalterlichen Hauses wurde Schauplatz von Thomas Mann’s Roman „Die Buddenbrooks“. Thomas Mann erhielt 1926 den Literatur- Nobelpreis.

Das (weisse) Buddenbrook- Haus in der Mengstr. 4
Das (weisse) Buddenbrook- Haus in der Mengstr. 4

Auch in die wenig entfernte Katharinenkirche des ehemaligen Franziskaner- Klosters schauen wir hinein. Als bedeutende Bettelordenskirche der Hochgotik (erbaut 1300-1370) beherbergt sie einige Kunstschätze des 14. und 15. Jahrhunderts. Ein Eichenchorgestühl von 1329 und Wandmalereien aus dem 14. Jahrhunderts gibt es zu entdecken.

St. Katharinen- Chorgestühl 1329
St. Katharinen- Chorgestühl 1329

In Lübeck reiht sich kunstgeschichtlich ein Highlight an das Nächste. Wir betreten die Kirchenhalle des Heilig-Geist-Hospitals. Sie gehört zu einer der ältesten bürgerlichen Hospitalanlagen des Mittelalters und wurde als Stiftung wohlhabender Kaufleute 1286 vollendet. In den Räumen des ehemaligen Hospitals befindet sich heute ein Alten- und Pflegeheim.

Kirchenhalle Heilig- Geist- Hospital
Kirchenhalle Heilig- Geist- Hospital

Beim Betreten der 3-schiffigen Halle ist man auf ein neues überwältigt von der kunstvollen Ausgestaltung des Raums. Die Wandmalereien an der Nordseite wurden nach jahrhundertelanger Übermalung erst 1866 wiederentdeckt und werden auf 1320-1325 datiert. 2 geschnitzte Altäre stammen aus dem 15. Jahrhundert.

Allerheiligenaltar 15.Jh.
Allerheiligenaltar 15.Jh.

Die St. Jakobi Kirche liegt direkt gegenüber des mittelalterlichen Hospitals. Sie ist eine der fünf evangelisch-lutherischen Hauptpfarrkirchen der Stadt. Erstmals 1227 erwähnt wurde der spätromanische Hallenbau zur heutigen Hallenkirche ausgebaut. Sie wurde 1334 als Kirche der Seefahrer und Fischer geweiht. Auch hier wurden bei Restaurierungsarbeiten die mittelalterlichen Fresken freigelegt. Neben der ebenfalls reichhaltigen Ausstattung, vielfach aus dem 15. Jahrhundert und einem gotischen Taufbecken weckt aber die Gedenkstätte der Seeleute aus der jüngsten Geschichte unser Interesse.

St. Jakobi- Gotisches Taufbecken
St. Jakobi- Gotisches Taufbecken

In der nördlichen Turmkapelle befindet sich die Nationale Gedenkstätte der zivilen Seefahrt. Hier ist das Wrack eines Rettungsbotes ausgestellt- es trägt den Namen der 1957 gesunkenen Viermastbark Pamir. 80 der 86 Seeleute kamen auf der Rückfahrt von Buenos Aires im Hurrikan auf dem Atlantik ums Leben- ihre Namen sind in der Bodenplatte der Kapelle eingraviert.

Bilder und Briefe der Opfer der Pamir- Katastrophe 1957
Bilder und Briefe der Opfer der Pamir- Katastrophe 1957

Die letzte Station dieses Tages in Lübeck ist dann noch ein Besuch in den Räumen des Holstentors. Gefüllt mit Exponaten aus der bewegten Stadtgeschichte Lübecks befindet sich hier auch der Doppeladler aus Eiche aus dem 16. Jahrhundert, der bis 1853 am Tor angebracht war. Mit den Farben rot und weiß ist er bis heute das Hoheitszeichen Lübecks.

Stadtgeschichtliches Museum im Holstentor
Stadtgeschichtliches Museum im Holstentor

Nach so vielen Eindrücken genießen wir die letzten Sonnenstrahlen in einem Straßencafé an der Trave und beobachten bei einem „Sundowner“ das Treiben dieser lebendigen Stadt.

Sundowner an der Trave
Sundowner an der Trave

Bei der Rückfahrt am Freitag lässt uns die Europäische Route der Backsteingotik nicht los. In Lüneburg machen wir einen Zwischenstop am ehemaligen Benediktinerkloster Lüne, dessen Gründung auf das Jahr 1172 zurückgeht. Eine weitere Übernachtung haben wir noch in Dorsten eingeplant.

Historisches Fachwerk in der Nähe des Benediktinerklosters Lüne
Historisches Fachwerk in der Nähe des Benediktinerklosters Lüne

Auch in Dorsten kommen wir nicht an der Stadtgeschichte vorbei. Mit Gründung der Stadt um 1251 wurde auch die Pfarrkirche St. Agatha gebaut. 1945 wurde die gotische Hallenkirche zerstört- es konnte nur wenig gerettet werden. Überlebt hat der romanische Taufstein aus dem 13. Jahrhundert.

Kulinarische Offenbarung
Kulinarische Offenbarung

Unseren Urlaub wollen wir mit einem besonderen Essen im hiesigen „Goldenen Anker“ beschließen. Das Traditionsrestaurant gehört Björn Freitag, dessen Team uns einen kulinarisch nachhallenden Abschluss unserer Sommereise beschert. Am Samstagmorgen fahren wir entspannt nach Hause.

Rügen ist eine Reise wert!
Rügen ist eine Reise wert!

A. Korbmacher

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