Lanzarote 2017

Mitte Oktober 2017 haben wir uns die Insel Lanzarote als nordöstlichste Insel des kanarischen Archipels als Reiseziel ausgewählt. 1999- also vor 18 Jahren haben wir hier erstmals die Insel Gran Canaria mit unserer, zu diesem Zeitpunkt 2-jährigen Tochter, besucht. Landschaftlich haben wir Gran Canaria als durchaus reizvoll erlebt- allerdings empfanden wir schon damals die Stilblüten des Massentourismus, insbesondere den unkritischen Umgang mit Beton bei Verlust der kanarischen Identität, als eher abträglich. Wir sind diesmal auf Lanzarote gespannt.

Hier mein Video zur Tour:

Hier der Bericht zur Tour:

Lanzarote
Lanzarote

Lanzarote 2017

Fast 4 Stunden sind wir mit dem Flieger von Düsseldorf unterwegs, bis wir auf dem Flughafen von Arrecife auf Lanzarote landen. Von der heutigen Hauptstadt an der Ostküste Lanzarotes fahren wir ein Stück nach Norden, nach Costa Teguise. Unsere Ferienwohnung liegt in einer Anlage unweit der Uferpromenade von Costa Teguise an der Nordostküste. Mitte Oktober empfinden wir es als unerträglich heiß. Die derzeitige Wettererscheinung heißt hier „Calima“ und bringt als heißer Südwind Temperaturen über 35 Grad C und schlechte Sicht.

Sonnenaufgang im Hotel in Costa Teguise mit Wettererscheinung "Calima"
Sonnenaufgang im Hotel in Costa Teguise mit Wettererscheinung „Calima“

Die Kanaren gehören geografisch zu Afrika und liegen am Ostrand des kanarischen Beckens im Atlantik, das in eine Tiefe von mehr als 6000m abfällt. Die Kanarenschwelle teilt dieses Becken in das kleinere nördliche Becken und das größere südliche Becken. Das gesamte Becken wird nach Norden von der Azorenschwelle, nach Süden von der Kapverdenschwelle und nach Westen vom mittelatlantischen Rücken gebildet. Wenig bekannt ist der Sammelbegriff Makaronesien für diese Inselarchipele, zu denen auch Madeira gehört.

Kanarisches Archipel
Kanarisches Archipel

Alle Inseln haben sich letztlich aus vulkanischen Hotspots vom Meeresboden erhoben. Lanzarote gehört neben der Nachbarinsel Fuerteventura zu den ältesten kanarischen Inseln. Die vulkanische Entstehungsgeschichte Lanzarotes geht bis zu 22 Mio. Jahre zurück und hielt bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts an. 100 Vulkane haben die Insel mit 300 Kratern übersät. Die 845 Quadratkilometer große Insel ist zu Dreiviertel mit Lava bedeckt. Der letzte Ausbruch auf den Kanaren auf Land war 1971 auf La Palma, bei El Hiero entstand am Meeresboden ein neuer Vulkan, dessen Aktivität erst im März 2012 endete.

Terra Vulcanica
Terra Vulcanica

Die prähistorische Besiedlung der Kanaren begann warscheinlich bereits vor 5000 Jahren durch Wüstenvölker aus der Sahara. Diese als Guanchen bezeichneten Altkanarier kamen mutmaßlich mit Binsenbooten aus Nordafrika. Durch die geografische Nähe Lanzarotes zum Afrikanischen Kontinent und anhand archäologischer Funde nimmt man an, das Lanzarote im 10. Jh.v.Chr. von den Phöniziern besiedelt wurde. Griechische Aufzeichnungen, unter anderem Homers, lassen letztlich offen, ob die Insel der griechischen Welt bereits bekannt war. Es gab nachweisliche naturkundliche Expeditionen auf die kanarischen Inseln, u.a. durch den König von Mauretanien. Die Insulae Fortunatae (Inseln der Glückseligen) erhielten erste Namen wie „Iononia“ für Lanzarote und Fuerteventura, die man als verbunden ansah. Einer Legende nach soll es der irische Mönch St. Brandon von Clonfert gewesen sein, der bei einer seinen Pilgerreisen im Jahr 565 die kanarischen Inseln entdeckt hat, zumindest beschreibt er eine mythische  Fischinsel- eine interessante Legende !

Kupferstich nach der Legende von St. Brandon von Clonfert
Kupferstich nach der Legende von St. Brandon von Clonfert

Archäologische Funde belegen im 1. Jh.v.Chr. die Anwesenheit der Römer auf Lanzarote, obwohl sich größere Ansiedlungen eher nicht entwickelten. Mit dem Zusammenbruch des römischen Imperiums (AD 999) kamen die Araber und übernahmen den ursprünglichen Namen der Glücklichen Inseln (Al-Djezir al-Khalida). Im Zuge der Entdeckerfahrten an den Rand der bekannten Welt stach 1336 eine Flotte unter der Führung des Genuesers Lanzarote da Framquas (alias Lancelotto Malocello ) in See. Er ließ sich auf Lanzarote nieder und baute auf dem Montaña de Guanapay ein Fort, womit die Wiederentdeckung der kanarischen Inseln seiner Person zugeschrieben wird.

Blick auf Teguise vom Castillo Santa Barbara auf dem Vulkankrater Guanapay
Blick auf Teguise vom Castillo Santa Barbara auf dem Vulkankrater Guanapay

Die gewaltsame Eroberung durch die Spanier begann 1402 und nahm kein gutes Ende für die Ureinwohner, die Guanchen. Wer nicht im Gefecht gefallen war wurde umgebracht, verschleppt oder versklavt. Angelockt durch wertvolle Rohstoffe, als auch durch den Sklavenhandel begann dieses unrühmliche Kapitel mit einer Expedition König Heinrich III. von Kastillien, angeführt von Jean de Béthencourt- soweit ein kurzer Abriß der Besiedlungsgeschichte.

Historische Karte der Kanaren- Nachdruck im Castillo de San Gabriel (Arrecife)
Historische Karte der Kanaren- Nachdruck im Castillo de San Gabriel (Arrecife)

Am ersten Nachmittag kaufen wir das Nötigste für die nächsten Tage ein und richten uns in unserer Ferienwohnung ein. Wir drehen eine erste Runde durch Costa Teguise und nähern uns über die Uferpromenade dem Zentrum des Ortes. Costa Teguise ist neben Puerto del Carmen und der Playa Blanca im Süden einer der Hauptbadeorte an der Ostküste. Ja- es gibt sie auch hier- die englischen Pubs mit ihren überdimensionalen TV’s, auf denen ständig irgendein Sports- Event flimmert, dem idealen Ambiente fürs Diner. Fish & Chips und „Beer on tap“, das ist es was ich zumindest 150 Kilometer vor dem afrikanischen Kontinent nicht wirklich suche. Gott sei Dank hat der deutsche Badetourist ja auch deutsche Wurst und deutsches Brot auf Malle- damit sei aber genug gelästert.

Abendstimmung in Costa Teguise
Abendstimmung in Costa Teguise

Lanzarote hat es geschafft sich noch viel Ursprünglichkeit zu erhalten. Dem Künstler und Architekten César Manrique (1919-1992) ist es zu verdanken, das die Küsten Lanzarotes nicht vollständig verbaut wurden. Sein Engagement für die Umwelt brachte der gesamten Insel 1993 den Titel Biosphärenreservat der UNESCO ein. Er erreichte bereits 1968 zusammen mit dem damaligen Präsidenten der Inselverwaltung, dass kein Gebäude auf der Insel höher als drei Stockwerke sein darf. Das einzige Hochhaus in Arrecife stand bereits. Damit war ein Grundstein gelegt, dem ungebremsten Massentourismus entschieden entgegenzutreten. Wir werden in den nächsten Tagen immer wieder auf Projekte des zuletzt international bekannten Künstlers stoßen.

Skulptur Manriques an den Jameos del Agua
Skulptur Manriques an den Jameos del Agua

Wir lesen allerdings auch Berichte über Korruption durch Vergabe von Baugenehmigungen gegen Bares. So konnte sich das kleine Fischerdorf Playa Blanca in wenigen Jahren zum Mega- Ferienresort wandeln. Ein vergoldeter Bürgermeister stand dafür wegen Amtsmissbrauchs vor Gericht.

Der Bürgermeister von Playa Blanca ? :-)
Der Bürgermeister von Playa Blanca ?     🙂

Einer Empfehlung folgend entscheiden wir uns am Abend für ein nettes Restaurant am Pueblo Marinero in Costa Teguise. Dieser zentrale Platz wurde nach typisch kanarischer Architektur von César Manrique entworfen. Das empfohlene Restaurant „Mercado Diecisiete“ überzeugt und ist unbedingt eine Empfehlung wert.

Am Pueblo Marinero in Costa Teguise
Am Pueblo Marinero in Costa Teguise

Am Sonntag fahren wir zur alten Hauptstadt Lanzarotes ins Landesinnere nach Teguise. Wir meiden allerdings den Besuch des Ortskerns am heutigen Sonntag, denn aus allen Teilen der Insel werden heute Menschenmassen mit Reisebussen zum Besuch des großen touristischen Wochenmarktes angeliefert.

Castillo Santa Barbara auf dem Vulkan Guanapay
Castillo Santa Barbara auf dem Vulkan Guanapay

Wir besuchen das oberhalb auf dem Kraterrand des Vulkans Guanapay gelegene Castillo Santa Barbara. Seit dem 14. Jahrhundert gab es ein Fort an dieser Stelle aus der Zeit der Wiederentdeckung. Das Kastell mit Zugbrücke entstand Ende des 16. Jahrhunderts zum Schutz gegen Piraten anstelle einer schon bestehenden, durch Überfälle beschädigten Festungsanlage. Für das Piratenmuseum bietet das Kastell die ideale Location. Sowohl vom Kastell, als auch vom Kraterrand öffnet sich ein weitläufiger Ausblick in alle Himmelsrichtungen.

Kapelle im Castillo Santa Barbara
Kapelle im Castillo Santa Barbara

Wir fahren ein Stück nach Norden zu der alten Wallfahrtskapelle Eremita de las Nieves aus dem Jahr 1532 auf dem Risco de Famara, hoch über der Westküste. Verehrt wird in der Kapelle die „Nuestra Señora de las Nieves“- vor allem in Zeiten geringer Niederschläge bitten Gläubige um den ersehnten Regen. Die Wasserressourcen der Insel sind knapp und haben in der Geschichte, wie im Jahr 1880 immer wieder zu Auswanderungswellen geführt. In Brunnen, Zisternen und Wasserwegen wird das Regenwasser gesammelt. Die Trinkwasserversorgung wird heute zu 90% aus Meerwasser sichergestellt. In einer großen Meerwasserentsalzungsanlage bei Arrecife wird Wasser destilliert- für 1000 Liter Wasser werden dafür 8 Liter Heizöl verbrannt. Ein Tourist benötigt im Schnitt die doppelte Menge Wasser eines Einheimischen.

Wer überleben will muss speichern !
Wer überleben will muss speichern !

Das Land wirkt karg und nur wenige Überlebenskünstler der einheimischen Flora und Fauna sind in der Lage unter diesen Bedingungen zu existieren. Es gibt aber auch Landwirtschaft und man staunt, was die Bauern den vulkanischen Böden so alles abtrotzen. Interessant ist auch der Weinanbau, bei dem die Rebstöcke nur wenig aus dem Vulkanboden herausragen. Vor starken Winden geschützt haben die Pflanzen so die Möglichkeit jeden Kondenswassertrofen aus der Lava aufzusaugen. Uns hat neben anderen Rebsorten vor allem der kräftige Weißwein aus der Malvasiatraube überzeugt, die vor allem auf Vulkanböden gut gedeiht.

Weinanbau auf Lanzarote
Weinanbau auf Lanzarote

Direkt an der Eremita de las Nieves hat man einen Tiefblick aus 600m Höhe hinunter auf die Bucht Playa de Famara. Nicht weniger spektakulär ist bei der Weiterfahrt die Steilküste am Mirador de Guinate bei Haría. Wir fahren weiter an das nördliche Ende der Insel. Hier befindet sich der Mirador del Rio, ein von Manrique gestalteter Aussichtspunkt. Von hier überblickt man die vorgelagerte, touristisch kaum erschlossene Insel Graciosa. Von Órzola aus gibt es eine Fährverbindung hinüber.

Mirador del Rio
Mirador del Rio

Wir beschließen den Tag mit einem Besuch der Cueva de los Verdes. Wir betreten einen der weltweit längsten, bekannten Lavatunnels. Der 7 Kilometer lange Túnel de la Atlántida entstand vor 3000 bis 4500 Jahren beim Ausbruch des Montaña Corona. Das Höhlensystem entstand durch schnellere Abkühlung an der Oberfläche und endet submarin im Atlantik. Unser Rundgang umfaßt nur einen ca. 1 Kilometer langen Abschnitt in diesem Höhlensystem, mit eindrucksvollen Hallen und einem See.

In der Cueva de los Verdes
In der Cueva de los Verdes

Am Montag besuchen wir den Parque National de Timanfaya. In den Jahren 1730-1736 entstanden im südwestlichen Teil der Insel 32 Vulkankegel, deren Lavaergüsse den fruchtbarsten Teil der Insel auf einer Fläche von 167 Quadratkilometern verwüsteten. 1974 zum 8. spanischen Nationalpark erklärt, umfasst der Timanfaya Nationalpark ca. 51 Quadratkilometer dieser Fläche. 8 Millionen Kubikmeter Lava bedeckten 15 Ortschaften mit insgesamt 420 Häusern- eine Ortschaft war Timanfaya. Der Pfarrer der Gemeinde Yaiza hat das Geschehen in seinem Tagebuch über ein Jahr lang dokumentiert, bis er mit vielen anderen Inselbewohnern nach Gran Canaria flüchtete. Andrés Lorenzo schreibt am 1.September 1730:

Lavawüste mit Feuerbergen
Lavawüste mit Feuerbergen

„…..Am 1. September 1730, zwischen 9 und 10 Uhr abends, öffnete sich plötzlich die Erde bei Timanfaya, zwei Wegstunden von Yaiza. Ein gewaltiger Berg bildete sich bereits in der ersten Nacht, und Flammen schossen aus seinem Gipfel, die 19 Tage lang weiter brannten. Wenige Tage später brach ein neuer Schlund auf und der Lavastrom ergoss sich über Timanfaya, Rodeo und einen Teil von Mancha Blanca. Die Lava floss nach Norden, anfangs wie sprudelndes Wasser, später zähflüssig wie Honig…..“

Historische Darstellung der Vulkanausbrüche 1730-1736 (Museum Castillo de San Gabriel)
Historische Darstellung der Vulkanausbrüche 1730-1736 (Museum Castillo de San Gabriel)

Er berichtet ein Jahr lang über Finsternis, Asche, Rauch, Erdbeben, Vieh- und Fischsterben und immer neue Eruptionen, zuletzt in unmittelbarer Nähe seines Dorfes, so dass die Chronologie des Priesters am 28. Dezember 1731 bei seiner Flucht endet. Die Tagebuchaufzeichnungen aus einer Zeit vor moderner Berichterstattung in Bild und Ton lassen uns, als Besucher dieser endlosen Lavawüste ahnen, was sich hier vor fast 300 Jahren ereignet hat.

Verkehrsregulierung bei der Parkeinfahrt
Verkehrsregulierung bei der Parkeinfahrt

Auf der Strasse in den Nationalpark werden die Besucherströme reguliert und wir nähern uns dem Besucherzentrum in einer Blechlawine, die sich wie eine bunte Schlange durch die weiten Lavafelder windet. Alles ist gut organisiert und wir stellen unser Auto auf dem Besucherparkplatz ab. Weit streift von hier der Blick auf die Montañas del Fuego.

Montanas del Fuego
Montanas del Fuego

Hier oben auf dem Berg Timanfaya hat César Manrique das runde Restaurant „El Diabolo“ errichtet. Das Restaurant hat eine natürliche Fußbodenheizung, denn bereits in 10 cm unter der Erde trifft man Temperaturen über 100 Grad C , bei 6 Meter 400 Grad C an. Es ist Mittagszeit und gerne lassen wir uns köstliche Fleischspezialitäten vom Lavagrill servieren.

Geysir- künstlich bewässert
Geysir- künstlich bewässert

Die Ranger präsentieren künstliche Geysire und gießen Wasser in armierte Bohrlöcher. Innerhalb von 2 Sekunden schießt eine Wasserfontäne unter lautem Zischen aus dem Boden. Ein trockenes Reisigbündel läßt sich in der enormen Hitze am Islote del Hilario leicht entflammen.

Selfie am Islote del Hilario
Selfie am Islote del Hilario

Leider ist eine Rundfahrt auf der Ruta de los Volcanes, auf einer 14 Kilometer langen Straße durch die Feuerberge nur im vollklimatisierten Bus mit getönten Scheiben zu erleben. Das nervt den Fotografen, macht die Fahrt jedoch nicht weniger eindrucksvoll. Bis heute wächst hier nicht viel im Malpaís, dem schlechten Land. Nur ein paar Flechten und dornige Sträucher trifft man gelegentlich an.

Einfahrt zum Malpaís- dem schlechten Land
Einfahrt zum Malpaís- dem schlechten Land

Fährt man von Norden entlang der einzigen Durchgangsstraße, erreicht man am südlichen Parkende eine Dromedarstation. Touristen haben hier Gelegenheit eine kleine Rundtour auf einem solchen Wüstenschiff zu unternehmen. Dromedarzucht hat auf Lanzarote allerdings eine lange Tradition, denn schon Anfang des 15. Jh. holte man Dromedare aus Marokko und setzte sie als Nutztiere ein. Es wirkt schon etwas wie eine Fata- Morgana, wenn eine Touristen- Karawane aus den schwarzen Lavahügeln zurückkehrt. Auf der Rückfahrt besuchen wir noch das Besucherzentrum des Vulkanparks.

Wie eine Fata Morgana- Dromedarkarawane mit Touristenfracht
Wie eine Fata Morgana- Dromedarkarawane mit Touristenfracht

Am Dienstag fahren wir in den Südwesten der Insel und besuchen zunächst die Laguna de Janubio, wo in den gleichnamigen Salinen traditionelles Meersalz gewonnen wird. Wir kaufen etwas Flor de Sal – die Salzblume, die an heißen Tagen in dieser edlen Kristallform entsteht und in Handarbeit von der Saline abgetragen wird.

Meersalzgewinnung in der Laguna de Janubio
Meersalzgewinnung in der Laguna de Janubio

In nördlicher Richtung erreichen wir die zerklüftete Küste los Hevideros. Hier, wo sich von 1730 bis 1736 die Lava aus den Feurbergen ins Meer ergossen hat , hat sich eine bizarre Felsküste gebildet. Meterhoch brechen sich hier die Wellen des Atlantik und auf Plattformen und Balkonen hat der Besucher Einblick in Höhlen und Grotten vulkanischen Ursprungs.

Los Heveridos
Los Heveridos

Am Fischerörtchen El Golfo am Südrand des Nationalparks befindet sich der halb im Meer versunkene Vulkan Montaña del Golfo, dessen Kratersee durch Algen tiefgrün gefärbt ist. Am schwarzen Lavastrand findet man gelegentlich Olivin- haltige Steine. Es handelt sich um einen durchsichtig- hellgrünen Edelstein vulkanischen Ursprungs.

El Golfo
El Golfo

Für ein Bad im Meer wechseln wir an den südöstlichen Zipfel der Insel, an die Playa Blanca. Über eine lange, gebührenpflichtige Schotterpiste erreicht man einige der schönsten Sandstrände der Insel.

Lavastrand
Lavastrand

Ein Bad am Papageienstrand, an der Punta del Papagayo lassen wir uns nicht nehmen. Papageien haben wir keine gesehen, der Name zielt wohl auch eher auf die satten Farben des gelben Strandes im Kontrast mit dem türkisblauen Meer ab. Die benachbarte Insel Fuerteventura erscheint von hier zum Greifen nah. Auf der Rückfahrt finden wir in Femés das familiengeführte Restaurant „Casa Emiliano“, in dem es sich auch einheimische Gäste gut gehen lassen.

An der Punta del Papagayo
An der Punta del Papagayo

Am Mittwoch erfahren wir mehr vom berühmtesten Sohn der Insel César Manrique und besuchen sein, in die Lava gebautes Wohnhaus „Fundation César Manrique“ in Tahiche. Manrique hat mit diesem Projekt eine Symbiose aus avantgardistischem Wohnraum inmitten und unter der erstarrten Lava Lanzarotes geschaffen.

Schöner Wohnen- Manriques Wohnzimmer
Schöner Wohnen- Manriques Wohnzimmer

Für zwei Sehenswürdigkeiten, die ebenfalls mit der Person Manriques in Verbindung stehen begeben wir uns noch einmal in den Nordosten der Insel. In einem Steinbruch hat der Künstler, als eines seiner letzten Projekte, einen Kakteengarten mit einer Sammlung von 1500 Kakteenarten angelegt. Stufenförmig arrangiert, wie in einem Amphitheater erschlägt den Besucher die Vielfalt und Menge der Kakteen in diesem Garten. Über allem erhebt sich eine historische Windmühle, in der früher das traditionelle Getreide (Gofio) gemahlen wurde.

Jardín de Cactus
Jardín de Cactus

Ganz in der Nähe der Lavahöhle Cueva de los Verdes und ebenfalls mit dem Tunnelsystem Túnel de la Atlántida in Verbindung stehend besuchen wir Manriques Projekt Jameos del Agua. Hier sind Teile des Tunnelsystems eingebrochen. In diese Einbrüche (Jameos) haben die Bauern bis 1960 Müll entsorgt. César Manriques ließ die Jameos von allem Unrat befreien und legte eine einzigartige Anlage an. Man steigt hinab in eine Grotte mit einem Salzwassersee, in dem kleine, weiße (pigmentlose) Krebse leben. Die Augen dieser Krebsart (Munidopsis polymorpha) haben sich in der Dunkelheit vollständig zurückgebildet.

Grotte in denJameos del Agua
Grotte in denJameos del Agua

Der Túnel de la Atlantida setzt sich von hier 1400m weiter Richtung Meer fort und endet als Sackgasse 50m unter der Wasseroberfläche. Tauchexpeditionen haben 50 teilweise noch unbekannte endemische Arten pigment- und augenloser Höhlentiere gefunden.

Munidopsis polymorpha
Munidopsis polymorpha

Entlang eines karibikartigen Pools gelangt man an den Eingang einer Natur- Konzerthalle, in der ein Auditorium von bis zu 600 Personen erstklassige Akustik erfährt.

Jameos del Agua
Jameos del Agua

Die Sonne neigt sich und wir fahren noch mal rauf zur Eremita de las Nieves, hoch oben auf der Steilküste. Der Wind hat bereits gestern auf NO- Passat gedreht, hier oben ordentlich zugelegt und auch an der Küste für deutliche Abkühlung gesorgt. Der Sonnenuntergang entwickelt sich zu einem dramatischen Schauspiel hinter durchziehenden Wolken, bis diese unwirklich in glühendem Rot von der verschwindenden Sonne angestrahlt werden. Das Stativ mit dem laufenden Zeitraffer hat mir der Passat allerdings umgeblasen- shit happens!

Sunset an der Eremita de las Nieves
Sunset an der Eremita de las Nieves

Am Donnerstag kehren wir zur alten Hauptstadt Lanzarotes (1406-1852), nach Teguise zurück. Wir besuchen das im Jahr 1590 fertiggestellte Kloster. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Klosteranlage durch Piratenüberfälle zerstört- nur die Kirche wurde wieder aufgebaut. Ausgestellt sind religiöse Exponate, sehenswert ist die kunstvolle Holzdecke.

Die alte Hauptstadt Teguise
Die alte Hauptstadt Teguise

Auch die 1428 erbaute Kirche San Miguel (älteste Kirche der Kanaren -geweiht der Nuestra Señora de Guadelupe und Erzengel Michael) fiel den mehrfachen Überfällen auf die Stadt zum Opfer. 1568 war es der Pirat Morato Arraez, der die Stadt in Schutt und Asche legte und viele Einwohner umbrachte oder versklavte. Ein weiterer verherender Schlag gegen die Stadt ereignete sich 1618.- Im Jahr 1909 nahm die Kirche Schaden durch einen Brand und verlor dabei das gesamte Pfarrarchiv. Vor den Piratenüberfällen bot das bereits errichtete Castillo de Santa Bábara über der Stadt nur den Adeligen Schutz. Die Bewohner der Stadt flüchteten bei Überfällen in die nahegelegene Cueva de los Verdes.

Gasse in Teguise
Gasse in Teguise

Einige alte Gebäude aus der Gründerzeit zu Beginn des 15. Jahrhunderts, wie das Zehnthaus (la Cilla) gibt es in Teguise zu sehen. Alle Gebäude sind strahlendweis verputzt. Der Kirchturm aus rotem Lavastein gibt einen schönen Kontrast. Teguise hat die „Timple“, das kleine kanarische Saiteninstrument hervorgebracht.

Teguise- Plaza de la Constitutión mit der Iglesia San Miguel
Teguise- Plaza de la Constitutión mit der Iglesia San Miguel

Unter dem Plaza de la Constitutión an der Kirche befindet sich eine der größten Wasserzisternen Lanzarotes mit 40 Metern Durchmesser und 9 Metern Tiefe. Bei unserem heutigen Besuch in Teguise gibt sich das Städtchen äußerst beschaulich.

Arrecife
Arrecife

Am Nachmittag wechseln wir in die neue Hauptstadt nach Arrecife. Wir parken in einer Tiefgarage am einzigen Hochhaus Arrecifes, dem Gran Hotel. Entlang der Uferpromenade erreichen wir das vorgelagerte Castillo de San Gabriel von 1590, ebenfalls als Antwort auf die Piratenüberfälle (1586 Arrarez) und vom gleichen Architekten wie in Teguise im Auftrag des spanischen Königs Philipp II. erbaut.

Castillo de San Gabriel
Castillo de San Gabriel

Wir besuchen die Kirche Iglesia de San Ginés, die Ende des 16. Jh. erbaut und dem ersten Bischof von Arrecife geweiht wurde. An der Naturlagune Charco de San Ginés, dem Fischerhafen Arrecifes kehren wir noch in einem der Restaurants ein.

Fischerhafen in der Lagune Charco de San Ginés
Fischerhafen in der Lagune Charco de San Ginés

Der Freitag ist dafür reserviert unseren Aufenthalt auf Lanzarote ausklingen zu lassen. Abgesehen vom Baden in Pool und Meer und einem letzten Essen im Mercado 17 am Pueblo Marinero blicken wir auf die letzten Tage zurück.

Sandstrand in Costa Teguise
Sandstrand in Costa Teguise

Wir haben uns einen umfassenden Überblick über die nordöstlichste Insel des kanarischen Archipels verschafft. Wir haben viel von Lanzarote in dieser Woche in uns aufgenommen, in vielen seiner Facetten. Auch an Lanzarote nagt der Massentourismus, der sich hauptsächlich in den Ferienzentren der Ostküste abspielt. Die karge Vulkanlandschaft mit ihren schroffen Küsten, an denen sich der Atlantik austobt, das sind Motive für den Fotografen.

Lava trifft Atlantik
Lava trifft Atlantik

Kulinarisch hat Lanzarote einiges zu bieten, Fleisch und Fisch kommt in vielen Variationen auf den Tisch. Anbei ein paar kanarische Kartoffeln mit Mojo rojo oder verde, der traditionellen kanarischen Sauce aus Chilischoten und dazu einen gut gekühlten Malvasia. Ok- Fish & Chips kann auch lecker sein…

Fish- No Chips !
Fish- No Chips !

Es hat 18 Jahre gedauert bis wir nach Gran Canaria auf die kanarischen Inseln zurückgekehrt sind. Lanzarote hat uns jedenfalls inspiriert auch die westlichen Inseln zu besuchen. Ach ja- und da gibt es ja auch noch den höchsten Berg Spaniens…..

A. Korbmacher

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