2018 Pitztal- 46 Jahre Ski- Alpin-
Ein Rückblick
Im März diesen Jahres haben wir die ermüdende Anfahrt nach Osttirol mal ganz entspannt angehen lassen. In Irsee im Allgäu haben wir eine Zwischen- Übernachtung in einem gemütlichen Brauereigasthof eingeplant. Der Gasthof befindet sich in den Klostermauern des ehemaligen Benediktinerklosters. Das 1182 gegründete Kloster wurde 1187 vom Burgberg wegen Wassermangels an die heutige Stelle verlagert, möglicherweise um idealere Bedingungen für den Beginn einer langen Brautradition zu schaffen. Zur deftigen Küche passt das hier heute noch gebraute Irseer Klosterbier. Ein kleines Museum verrät einige Geheimnisse des Bierbrauens.
Erst am Sonntag fahren wir dann weiter über einen „befahrbaren“ Fernpass, der noch am Vortag laut Radiomeldungen für erhebliche Verkehrsbehinderungen nebst Blockabfertigung sorgte. Nein- wir lieben den Fernpass nicht, denn er hat uns auch schon so manche Urlaubsfreude gleich am ersten Ferientag zunichte gemacht. Diesmal läuft’s für uns, leider nicht für die Rückkehrer aus Süd-Nord- Richtung.
Wir rollen entspannt unserem Ziel, dem Pitztal entgegen. Gleißendes Licht lässt die Landschaft erstrahlen. Bei der Auffahrt durch das Pitztal kommen Kindheitserinnerungen hoch. Hier hat für mich mit dem Skilaufen alles angefangen. Mit meinen Eltern habe ich hier im März 1972, also ziemlich genau vor 46 Jahren meine ersten Versuche auf Skiern unternommen. In dem damals noch sehr verschlafenen Ort Mandarfen haben wir am Talende in einem kleinen Hotel gewohnt, in dem ich mit den Kindern einer Freundin meiner Eltern meinen 9. Geburtstag gefeiert habe. Das Hotel gibt es noch- heute mit einigen Anbauten und viel Schicky-Micky- Wellness und Zimmerpreisen, die wehtun.
Soweit ich mich erinnere war hier damals nicht viel los. Es gab einen Sessellift und zwei Schlepplifte, an denen wir mit der Skischule erste Grundlagen des alpinen Skilaufs vermittelt bekamen. Die Ausrüstung der damaligen Zeit bestand noch aus Holzski mit Kabelzugbindung und klassischen Lederschuhen.
Eine nur noch sehr dunkle Erinnerung habe ich an die Riffelseehütte oberhalb von Mandarfen auf 2297 m Höhe. Diesmal werden wir hier oben, mitten in einem Teil des heutigen Skigebiets wohnen. Die Wirtsleute Anita und Christian können berichten, dass der Sessellift hier hoch erst 1972 gebaut wurde. Auch heute ist der Bereich am Riffelsee nicht riesig, die wenigen Abfahrten aber durchaus anspruchsvoll.
Durch einen mehr als drei Kilometer langen Tunnel führt eine Standseilbahn vom Tal aus hinauf in den größeren Teil des Skigebiets, den Pitztaler Gletscher. Bis auf 3440 m geht es hier hinauf auf den hinteren Brunnenkogel mit einem fantastischen 360 Grad- Fernblick. Wir blicken von hier auf den Doppelgipfel der nahen Wildspitze, den mit 3774m höchsten Gipfel Tirols. Auch den Ortler, die Zugspitze und zahllose andere Gipfel präsentieren sich hier bei guter Sicht.
In 46 Jahren habe ich einige Skigebiete kennengelernt. Ende der 70er- Jahre waren wir mehrfach zu Gast in dem damals schon deutlich besser erschlossenen Skigebiet im Ötztal. Dort hatten meine Eltern, die selbst nicht Skilaufen gingen mit ihrer Freundin und den Kindern eine private Ferienwohnung oberhalb von Sölden angemietet. Der Hausherr war anfangs gleichzeitig unser Skilehrer, den wir im zweiten Jahr nach eigener Überzeugung nicht mehr brauchten. Mit meinem damaligen Freund Achim gab es eigentlich nur ein Motto :“ Wer bremst verliert“ oder noch zutreffender „Second is the first Looser“. Nun ja- es ist immer alles gutgegangen und bis auf leichte Blessuren gab es auch keine schwereren Verletzungen. Meine Eltern machten ausgedehnte Schneewanderungen, im zur Osterzeit oft schon frühjährlichen Ötztal.
Eine Skifreizeit mit der Schule führte mich 1980 nach Oberau bei Kufstein. Aus unserer Klasse war nur ein kleiner Teil in der Lage halbwegs sicher eine Abfahrt zu bewältigen, was dem Spaßfaktor keinen Abbruch tat.
Anfang der 80er im Jahr 1982 plante ich mit Achim, dem Freund aus meiner Kindheit zusammen einen Skiurlaub, und so buchten wir eine günstige Studentenreise mit dem Zug nach Davos ins schweizerischen Graubünden. Wir verbrachten 14 Tage in einem Haus, das vom Prinzip am ehesten einer Jugendherberge gleichkam. Wir fanden schnell Anschluss und hatten viel Spaß mit unkomplizierten Leuten. Das alte Haus hatte durchaus seinen Reiz. Abends war Party und ich erinnere mich, das Achim, der das Klavierspielen erlernt hatte, einfach mal an dem alten Flügel im Gastraum herum klimperte. Unter den Matratzen in den Betten lagen Bretter, oder auch schon mal eine Tür, damit die Matratzen nicht so durchhängen- so what ? Es waren absolut lockere zwei Wochen in Davos. Irgendwie trennten sich die Lebenswege von Achim und mir und ein paar Jahre lang zogen mich Aktionen mit dem Alpenverein mehr in den Bann. Dann war da auch noch der Wehrdienst in den Jahren 1984-85.
1988 ging es dann mal wieder auf die Ski mit Kay, einem Freund aus meiner Alpenvereinsgruppe. Wir wohnten in einer Pension in der Nähe von Serfaus und trafen uns mit Dirk und Arnd S. zum Skilaufen. Serfaus liegt im Westen Tirols dicht an der Schweizer Grenze, so das wir auch einen Tag im benachbarten Samnaun die dortigen Pisten ausprobierten.
1989 unternahm ich im Februar meinen ersten gemeinsamen Skiurlaub mit meiner Frau Dorothee. Wir wohnten in einer preisgünstigen Pension im tiefverschneiten Holzgau in der Nähe des Skigebiets von Warth. Im Studententarif war sogar eine komplette Skiausrüstung inclusive.
Einen Monat später folgte dann eine völlig verrückte Spontanaktion über Ostern ins Wallis nach Grimentz. Mit zwei Autos und insgesamt sieben Leuten ging es am Gründonnerstag per Nachtfahrt los- bei der Ankunft am Karfreitag in dem bis auf das letzte Bett ausgebuchte Grimentz sank die Stimmung erstmal auf den Nullpunkt. Im Talort Sion im Rhonetal fanden wir ein nettes Quartier in einer Frühstückspension im Stil einer alten Villa. Ich erinnere mich an meinen 26. Geburtstag, an dem ich mit Dorothee, Arnd S., Axel, Dirk, Lucina und Brigitte im Angesicht des Matterhorns an einem Aussichtspunkt eine mitgebrachte Flasche Sekt geköpft habe. Lange Skitage und kurze Nächte waren damals kein Problem. Rückfahrt direkt von der Piste durch die Nacht nach Hause und am Morgen in die Uni ?- ebenfalls nicht !
Mit Doros Bruder Frank, Schwägerin Kim und Schwester Stefanie trafen wir uns 1990 für ein paar Tage in Les Arcs im französischen Savoyen. Die Region bot uns als Studenten stark rabattierte Möglichkeiten zum Skilaufen . Mit Dorothee kam ich 1993 wieder nach Les Arcs und 1994 nach La Plagne. Es waren auch hier tolle Skitage auf endlosen Pisten und Skigebieten, die wenig Wünsche offenließen. Die an den Berg gebauten Hochhäuser mit ihren zweckmäßig eingerichteten Chalets lassen allerdings die Atmosphäre eines traditionellen alpinen Ortes missen.
Ach ja- 1992 gab es eine legendäre Alpenvereins- Fahrt über Sylvester auf die Dortmunder Hütte im Kühtai in Tirol. Bei Temperaturen unter zwanzig Grad-Minus sind uns vor der Hütte die Diesel ausgeflockt. Neben Alpinski gab es für jeden etwas, wie Langlauf und Rodeln mit aufgeblasenen LKW- Schläuchen- für ein Paar nach neun Monaten sogar eine Überraschung….
1996 fuhren wir im Februar mit unseren Freunden Monika und Bernhard nach Saas Fee im Wallis. Moni fing in diesem Jahr mit dem Skilauf an und Bernhard war nach längerer Karenz Wiedereinsteiger. Im gleichen Jahr waren wir noch einmal über Ostern in Morgins im Portes du Soleil mit unserem Freund Arnd S.
Im Februar 1997 war ich mit Dorothee in Zermatt. Anne, die 5 Monate später das Licht der Welt erblickte war hier im Angesicht des Matterhorns also auch schon mit dabei. Moni und Bernhard auch.
Im Februar 1999 machte Anne dann selbst erste Bekanntschaft mit dem neuen Element Schnee. Das kalte Zeug anfassen oder bis zum Bauch drin stehen war ihr zunächst äußerst suspekt. Im Februar 2000 am Allgäuer Oberjoch kam schon eher Begeisterung dabei auf, mit dem Poporutscher oder dem Schlitten einen Hang hinunter zu sausen.
2001 im Februar gab es für Anne einen ersten Schnupperkurs im Ski-Kindergarten auf der Bettmeralp. Für ein paar Stunden am Tag gaben wir Anne so die Gelegenheit mit anderen Kindern die Möglichkeiten des alpinen Skilauf zu erkunden. Die Begeisterung der Kinder, die von ihren Rabeneltern hier ihrem Schicksal überlassen wurden hielt sich jedoch noch in Grenzen. Am Ende der Woche war allerdings der Grundstein für diese Sportart gelegt.
Bis 2006 blieben wir der Bettmeralp treu und kamen entweder zusammen mit unseren Freunden Moni und Bernhard, oder trafen Kuky und Jürgen mit ihren Kindern zum Skilaufen. Der autofreie Ort mit seinen gemütlichen Chalets erschien uns ideal für einen Skiurlaub mit Kindern. 2003 unterbrachen wir die Bettmeralp- Phase mit einem Skiurlaub auf der Kölner Hütte im Skigebiet von Serfaus.
In diesen Jahren verfolgte uns die jährliche Ansage unserer Tochter : „Ich geh‘ diesmal aber nicht in die Skischule“!! Im April 2007 im schweizerischen Engelberg, im März 2008 in Grindelwald und im April 2009 in Saas Fee erhielt Anne aber noch den letzten technischen Feinschliff in der Skischule, so daß sie mit uns problemlos jede Piste befahren konnte. Die Ära des jährlichen Ski-Schulrennens war nun für Anne zu Ende. Für mein Patenkind Richard begann diese Karriere im gleichen Jahr.
Während Anne im März 2010 eine Skifreizeit mit der Schule am Kronplatz in Südtirol verbrachte, war ich mit Dorothee ein paar Tage auf der Ulmer Hütte im Skigebiet von St. Anton am Arlberg.
Im Januar 2011 waren wir zusammen mit Anne auf der Dresdener Hütte im Skigebiet des Stubaier Gletschers. Nach einem Skiurlaub in Zermatt im März 2012 mit Moni, Bernhard und Richard ging es zum Jahreswechsel 2013 noch einmal auf den Stubaier Gletscher.
Im April 2014 ging es zum Skigebiet am Kitzsteinhorn in Kaprun, wo wir unser Basislager auf der Krefelder Hütte inmitten des Skigebiets aufschlugen.
Im Februar 2016 fuhren wir Ski im Angesicht des Ortlers im Skigebiet von Sulden in Südtirol. Im Februar 2017 ging es nach Andermatt und nun im März 2018 kehrten wir zurück ins Pitztal, wo ich vor 46 Jahren zum ersten Mal auf den Brettern stand.
Gerne nutzen wir auch im Winter die Möglichkeit auf einer Alpenvereinshütte zu wohnen. Wir sehen die Möglichkeit mitten im Skigebiet zu wohnen als absolutes Privileg. Das Essen auf den Hütten ist gut und die Zimmer sauber und zweckmäßig. Auf über 2000m am Morgen das erste Sonnenlicht auf den Gipfeln zu sehen entschädigt für die Toilette und die Dusche auf dem Flur.
Nach dem Frühstück in die Bindung und als Erster die frische Schneeauflage befahren, so darf der Tag beginnen. Wir erinnern uns gerne an die Alpenvereinshütten, auf denen wir beim Skilaufen gewohnt haben. Wie bei Anita und Christian auf der Riffelseehütte haben wir im Winter, wie im Sommer ein hohes Maß an Gastfreundschaft genossen.
Wenn man sich klar macht, das eine Alpenvereinshütte kein Hotel im klassischen Sinne ist, so kann man hier oben auch den einfachen Dingen etwas Wellness entlocken.
Arnd Korbmacher
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