Dolomiti- Superski 2019
Skifahren im UNESCO- Weltnaturerbe Dolomiten
Vollmond über dem Rosengarten
Die Wahl für unseren Skiurlaub fällt 2019 erstmals auf die Dolomiten, die in 9 Teilgebieten seit 2009 zum UNESCO- Weltnaturerbe gehören. Wir haben Mitte Februar die Möglichkeit bereits am Freitag Nachmittag einen Teil der Strecke nach Nova Ponente (Deutschnofen) zu bestreiten. Dazu habe ich hier ein kurzes Video geschnitten:
Hier der Bericht unseres kurzen Dolomiten- Trips:
Eine Zwischenübernachtung in Kitzingen südöstlich von Würzburg entspannt die insgesamt fast 1000 Kilometer lange Anreise erheblich. Nach einem guten Frühstück geht es am Samstag zeitig auf die Autobahn, auf der wir mal wieder nicht allein sind. Die nicht abreißende LKW- Kolonne auf der rechten Spur trägt zu mehr als der Hälfte Kennzeichen aus den östlichen Regionen Europas.
Liegt es am geringeren Lohnniveau dieser Länder, das nur noch wenige LKW mit deutschen Kennzeichen unterwegs sind ? Na klar, denn die Essenszubereitung auf dem Campingkocher ist nicht nur romantisch, sondern kann auch Kosten senken- Arbeitsbedingungen im gemeinsamen Hause Europa.
Bei Stau und Gedränge verlassen wir die Autobahn und fahren über Landstraße durch das Voralpenland auf die Erhebungen zwischen Chiemgauer Alpen und Wildem Kaiser zu. Eine Weile lassen wir auf einer Anhöhe dieses Panorama auf uns wirken. Nach der Inntal- Autobahn erreichen wir über den Brenner- Pass Südtirol. Kurz vor Bozen verlassen wir die Autobahn und erreichen im Eggental unsere Unterkunft in Deutschnofen. Das Hotel, in dem wir hier für eine Woche eingeloggt haben, entdeckten wir vor 2 Jahren im Sommer zufällig. Der Familienbetrieb ist uns in guter Erinnerung geblieben durch seine Lage, die hervorragende Küche und die Gastfreundschaft der Familie Pfeiffer.
Die Lage ist einzigartig und bietet einen Panoramablick auf Schlern, Rosengarten und Latemar nach Osten. Im Westen grüßt die Brenta. Den Blick auf den Rosengarten haben wir beim Einschlafen und Aufwachen vom Bett aus. Auch aus dem Essensraum und der Sauna bietet sich dieser Blick und wird dem Namen der Unterkunft „Panoramahotel“ mehr als gerecht.
Der Hausherr bietet einen Bring- und Abholservice für das leicht zu erreichende Skigebiet Obereggen am Latemar an. Gerade im letzten Jahr habe ich nach unserem Skiurlaub im Pitztal den Bericht über unsere Skireisen im Rückblick über 46 Jahre geschrieben. Wir waren zwar zum Wandern und Bergsteigen in den Dolomiten aber bislang nicht zum Skifahren. Hauptgrund war die oftmals unsichere Schneelage im Frühjahr. Heute werden alle Pisten auch künstlich beschneit und so präpariert, das der Skifahrer keinen Mangel erfahren muss. Ökologisch ist das natürlich nicht unumstritten. Ich bin froh, das wir eine weiße Winterlandschaft vorfinden, die für mich beim Skifahren einfach dazugehört.
An zwei Tagen erkunden wir die Pisten am Latemar im Obereggener Skigebiet. Keine einzige Wolke zeigt sich am Himmel und die Fernsicht ist grandios. Von Nordwest nach Nordost kann ich den gesamten Alpenhauptkamm einsehen und viele Gipfel benennen, auf denen ich bereits gestanden habe. Von Nordost bis Südost können wir aus verschiedenen Perspektiven Sella, Pelmo, Civetta und die gesamte Pala- Gruppe einsehen.
Man kann den Skipass für eine definierte Anzahl von Tagen auf das gesamte Skigebiet der Dolomiten erweitern. Wir haben diese Dolomiti- Superski- Option an zwei Tagen und fahren daher am Dienstag über den Karerpass nach Canazei. Wir wollen hier in die Sella- Ronda einsteigen. Die Runde umfasst etwa 40 Kilometer bei insgesamt 26 Pistenkilometern. An der Seilbahn hinauf zum Pecol/Bellavista wirkt die Warteschlange erst mal wenig motivierend auf uns. So ist es bereits nach 10 Uhr, bevor wir mit der Umrundung der Sella beginnen. Trotz Warteschlangen an einigen Liften lässt sich die Unternehmung für einen durchschnittlichen Skifahrer leicht in einem Tag realisieren. Wir entscheiden uns für die Tour mit dem Uhrzeigersinn, die als orange Route gekennzeichnet ist. Aus dem Fassatal geht es über das Sellajoch nach Wolkenstein im Grödnertal.
Über das Grödner-Joch fahren wir in die Alta Badia nach Corvara, über den Passo Campolongo nach Arabba zum Pordoi Joch. Bei der ganzen Aktion habe ich reichlich fotografiert und es bleibt auch noch Zeit für eine Seilbahnfahrt auf den Sass Pordoi auf 2950 m. Die Rundsicht von hier oben ist grenzenlos. Im Süden direkt gegenüber blicken wir auf die Marmolata. Nach der Abfahrt hinunter nach Canazei sind gut 500m bis zum Parkplatz zu Fuß zu bestreiten. Für die Rückfahrt nach Deutschnofen über den Karerpass benötigen wir gut 1 Stunde. Nicht zu übersehen sind die schweren Sturmschäden an den Hängen am Karerpass. Die letzten Unwetter haben an ganzen Berghängen den Bergwald entwurzelt.
Am Abend erwarten wir den Vollmond, der sich gegen 18 Uhr wie bestellt hinter der Kulisse der Rosengartenspitze hervorschiebt. Von unserem Zimmer aus ein sehenswertes Spektakel, wer braucht da so was wie Fernsehen ?
Nach der Sella Ronda fahren wir am Mittwoch noch einmal nach Canazei. Wir parken unser Auto allerdings am Pordoi Joch. Der Parkplatz bietet gegen 10 Uhr noch ausreichend Stellplätze, wir haben keine Warteschlange und sind früh auf der Piste. Wir fahren hinüber zu den Pisten oberhalb von Arabba. Mit dem Sessellift Nummer 9 fahren wir hinauf bis unterhalb der Porta Vescovo, das wird heute ein herrlicher Skitag.
Wir entscheiden uns für die Abfahrt Nummer 3, eine schwarz gekennzeichnete Piste. „Solo Per Esperti“ gibt uns die Aufschrift auf den flankierenden Begrenzungen mit auf den Weg- ok, hier sind wir richtig denke ich mir noch. Ja die Piste wird steil und mit kurzem Umsteigen, um nicht zu viel Fahrt aufzunehmen fahre ich voraus. Nach etwa 2 Dritteln des Steilhangs halte ich am linken Pistenrand an, um auf Dorothee zu warten. Da kommt sie bereits mit dem Kopf voran auf dem Rücken liegend, nimmt mit den Ski in der Luft noch Fahrt auf. Bei dem Versuch den Sturz zu bremsen verliert sie ihren rechten Ski, der auf der harten Piste wiederum Fahrt auf sie selbst aufnimmt.
Mein Ziel Doros Ski abzufangen wird mir zum Verhängnis. Ich schaffe es zwar noch mit schneller Fahrt den Ski zu erwischen, übersehe aber die hohe Eiskante am rechten Pisterand und denke noch:
„Gleich tut’s weh“!
Abrupt abgebremst springe ich aus der Bindung in einem Salto in die Landschaft und bleibe unbeschadet im Bruchharsch liegen. Aus der Distanz signalisiert mir Doro, das auch bei ihr alles gut ist. Das ist es aber ganz und gar nicht, denn ihr Knie ist instabil und es ist ihr nicht möglich aufzustehen. Offensichtlich hat das Knie bei ihrem Versuch den linken Ski aufzusetzen einen erheblichen Schlag abbekommen. Ich befreie mich aus dem Schnee und nehme zur Kenntnis, das mein rechter Ski gebrochen ist. So schnell wie möglich sichere ich den Unfallbereich ab. Skiläufer bieten Hilfe an, die wir in Form einer Meldung an der Talstation gerne in Anspruch nehmen.
Es dauert nicht sehr lange bis uns Alessia, gefolgt Giovanni und Stefano von der Pistenrettung erreichen. Giovanni hat den Akia mitgebracht. Gemeinsam verpacken wir Dorothee in der Rettungswanne. Es gelingt mir Dorothees Ski anzulegen, da mein Sportgerät ja nicht mehr einsatzbereit ist. Etwas mulmig ist Dorothee schon bei ihrer Rettung aus dem Steilhang, allerdings wird sie von den beiden Pistenrettern sicher hinunter nach Arabba gebracht. Begleitet von Alessia fahre auch ich hinunter nach Arabba. Die weitere Verbringung in die Klinik nach Belluno lehnen wir nach einem kurzem Briefing ab. Wir bedanken uns bei unseren Rettern und nehmen ein Taxi über die Pass- Straße zum Pordoi- Joch zu unserem Auto. In Canazei kaufen wir in der Apotheke Medikamente und ein paar Gehhilfen ein und fahren zurück zu unserem Quartier in Deutschnofen.
Der Tag fing unbeschwert an und einen solchen Ausgang bei der ersten Abfahrt haben wir nicht erwartet. 46 Jahre fahren wir Ski und hatten beide nie eine größere Verletzung. Am Ende des Tages ist uns klar, wie schnell es gehen kann, das man in den Bergen plötzlich auf Hilfe angewiesen ist. Da ein MRT- Termin nebst Untersuchung bereits für Freitagmorgen terminiert ist beenden wir den Urlaub mit einem letzten Abend in unserem schönen Hotel. Nach kurzem Frühstück verlassen wir am Donnerstag morgen Südtirol.
Die Hauptdiagnose am Freitag lautet : Knöcherner Ausriss des distalen vorderen Kreuzbands am linken Knie. Nach der operativen Fixierung am Montag drücke ich Dorothee die Daumen, das wir bald wieder zu Fuß unterwegs sein können.
Arnd Korbmacher
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