Ballonfahrt Bonn- Rheinbach 2025
Nach dem letzten Wochenende Ende April beginnt für uns ab Montag eine Woche Urlaub. In Anbetracht des anstehenden guten Wetters haben wir uns die Woche gut vollgepackt mit Freizeitaktivitäten und checken am Dienstag bei einer Sonnenaufgangs- Ballonfahrt ein. Die Freigabe für unseren Start mit Zeit- und Treffpunkt erhalten wir bereits Montag- Nachmittag. Die noch freien Plätze an Bord des Ballons werden uns zum Spezialtarif angeboten. Mit Tochter Anne und Freund Jan können wir noch zwei weitere Mitreisende gewinnen.
Nach einem geselligen Abend mit Anne und Jan ist der Weckruf gegen 4:00h am Dienstag für alle erst einmal wenig erfreulich. Nach einem kleinen Frühstück geht es dann um 4:40h los nach Bonn. Auf einem Parkplatz in der Beueler Rheinaue werden wir um 6 Uhr erwartet. So steht das Fahrzeug mit unserer Ausrüstung bei unserer Ankunft auch schon bereit, auch die Mitstreiter finden sich ein. Unser Pilot ist diesmal Mathias, der sich mit seinem Assistenten und Fahrer Dimar bei uns vorstellt. Diesmal sind wir mit 14 Passagieren und dem Piloten insgesamt 15 Aeronauten. Das Ziel gibt die aktuelle Windrichtung vor und die kommt recht moderat aus Ost- Nordöstlicher Richtung- es geht also vom Rhein aus Richtung Eifel.
Wir kennen das Procedere bereits von unserer ersten Ballonfahrt über dem Bergischen Land im Herbst 2023. Wir waren damals begeistert von der Fahrt, die uns in bis zu 1400 Metern Höhe über die Wupper- und Bevertalsperre führte. Bei unserer Feier >150 Jahre Arnd&Doro< (anlässlich unserer 30 jährigen Ehe plus unserer beider Lebensalter) haben wir die Geldzuwendungen unserer Freunde für ein weiteres Abenteuer dieser Art zurückgelegt.
Dimar verteilt die Arbeitshandschuhe, denn das Abladen des Korbes und der Ballonhülle verlangt nach gemeinsamer Kraftanstrengung, bei der Jede:r zupacken muss. Die Ballonhülle wird ausgelegt und, mit dem ebenfalls auf der Seite liegenden Korb verbunden. Mehrere Helfer halten die untere Öffnung der Ballonhülle hoch, damit der Luftstrom der zwei leistungsstarken Ventilatoren die am Boden liegende Hülle vorfüllen kann. Sie füllt sich unter dem entstehenden Druck mit der Luft und bildet eine Halle, durch die Mathias seinen Kontrollgang abschreitet und dabei den ordnungsgemäßen Zustand des Fluggeräts checkt, bevor er sich an den Gasbrenner am Korb begibt.
Nun wird die vorgefüllte kalte Luft im Ballon stoßweise mit der Gasflamme erhitzt. Die Warmluft in der 12500 Kubikmeter fassenden „Feuerkugel“ beginnt den Ballon zunehmend anzuheben. Es entwickeln sich enorme thermische Kräfte, die den Ballon mit dem angehängten Korb in die Vertikale ziehen. Bald heißt es- Alles einsteigen. Nachdem die letzte Sicherung gekappt ist heben wir vom rechten Rheinufer ab. Beschäftigt man sich mit dem Gesamtgewicht unseres Luftfahrzeugs kommt man mit gefüllten Gasflaschen auf eine Last von über 1000 Kg. Rechnet man die die Zuladung an Personen dazu kommt man leicht auf das doppelte, nämlich 2 Tonnen und mehr.
Aufsteigend überqueren wir den Rhein, der in seinem Verlauf von Süden den Drachenfels und das Siebengebirge passiert. Auch das Regierungsviertel unserer bis 1990 ehemaligen Hauptstadt liegt uns zu Füssen. Mathias ist ein erfahrener Ballonpilot und während er dem Ballon weitere thermische Impulse verleiht erzählt er uns einiges rund um unsere heutige Route. Wir haben ideale Ballon- Flugbedingungen auf unserem West/Südwestkurs Richtung Eifel.
Es ist eine ruhige Fahrt, bei der wir alle Zeit der Welt haben die Landschaft zu studieren und auf der ich mich entspannt dem Filmen und Fotografieren widmen kann. Einige Gesichter verraten anfänglich etwas Unbehagen beim Tiefblick aus dem Korb. Das lautstarke Entflammen des Gasbrenners lässt den oder die Eine:n oder Andere:n zusammenzucken.
Mathias berichtet über die Verhältnisse, bei denen eine ruhige Ballonfahrt möglich ist. Es sind die gleichen Tageszeiten, zu denen auch wir Anfänger beim Gleitschirmfliegen ausrücken. Die Thermikblasen, die sich am Mittag aus der Landschaft ablösen weiß der erfahrene Gleitschirmpilot zum Höhengewinn zwar sehr zu schätzen, eine Ballonfahrt könnte dann allerdings recht ungemütlich werden.
Wegen des nahegelegenen Flughafens ist der freie Luftraum auf unserer Flugroute auf 350 Meter Höhe limitiert. Luftrecht ist ein Kapitel, das jeder im Luftraum strikt zu befolgen hat, denn Verstöße haben strafrechtliche Konsequenzen. Dimar begleitet uns mit aufgesatteltem zweiten Kleinbus, immer wieder sehen wir ihn mit dem Gespann in der Landschaft stehen. Wunderschön sieht die Landschaft zwischen Rhein und Eifel aus der Luft aus. Derzeit erstrahlen die Rapsfelder in ihrer knallgelben Blüte.
Bei Rheinbach beginnt Mathias mit der Ausschau nach einem geeigneten Landeplatz, an dem auch Dimar schon auf uns wartet. Es ist aber kompliziert und die Winde in Bodennähe verhalten sich anders als in der Höhe. Wir kommen im Landeanflug zu dicht an die Autobahn, so dass Mathias mit dem Brenner wieder Höhe erzeugen muss. Nun stehen wir ohne merkliche Fahrt mitten über der A61, LKW grüßen mit ihrer Hupe.
Weil das Ziel einer Ballonreise nur bedingt kalkulierbar ist darf der Pilot seinen Ballon prinzipiell überall landen, wo dies möglich ist. Das ergibt natürlich gelegentliche Interessenskonflikte zum Beispiel mit Landwirten, denen natürlich eine Entschädigung für entstandene Schäden zusteht. Es sind etwa 19 Cent/Quadratmeter Flurschaden im Futterweizen berichtet Mathias, wobei er mit einem Schmunzeln erwähnt, dass Spargel mit einem anderen Tabellenpreis zu Buche schlägt. Für einen erschrockenen Zuchthengst, der wochenlang seinen Job nicht machen konnte, musste ein Pilot allerdings auch schon mal 60000 Euro Schadensersatz leisten.
Es dauert eine ganze Weile bis es mit sehr kleiner Fahrt wieder zurück in das Futterweizenfeld geht, in dem wir den Korb auf einem schmalen Pfad zwischen 2 Feldern absetzen. Mit Fingerspitzengefühl zieht Dimar mit zwei ausgestiegenen Helfern den Korb zu einem breiteren Feldweg. Hier bringen wir mit vereinten Kräften die Ballonhülle kontrolliert zu Fall. Es sind enorme Kräfte gegen die wir ankämpfen, es sind die gleichen thermodynamischen Kräfte, die uns hierher getragen haben.
Die Temperaturen sind an diesem wolkenlosen Tag im steilen Anstieg. Jetzt übernimmt Dimar das Kommando am Boden. Dimar kommt aus der Ukraine und macht seinen Job mehr als gut, was Mathias mehrfach betont. Er ist sehr froh ihn an seiner Seite zu haben. Beim Verpacken der Ballonhülle und beim Aufladen des Korbs auf den Hänger folgen wir seinen Anweisungen. So rinnen noch ein paar Schweißtropfen von der Stirn, bevor wir uns an den abschließenden gemütlichen Teil begeben.
In meinem Bericht >Ballonfahrt Bergisches Land 2023< habe ich die Hintergründe einer Ballontaufe dargelegt. Ballonfahrer werden traditionell feierlich in den Adelsstand erhoben. Diese Ehre, die uns bereits 2023 zu Teil wurde erhalten nun auch Anne und Jan und alle, für die es die erste Ballonfahrt war. Das dazu gereichte Glas Sekt hat in der Sonne eine beeindruckende Wirkung.
Wir werden zurück zum Startplatz nach Bonn gebracht und verabschieden uns von Mathias, Dimar und den anderen Ballonreisenden. Mit Anne und Jan suchen wir jetzt eine Location auf, mit der Möglichkeit zu frühstücken. Das hippe kleine Café „Alter Schwede“ liegt mitten im ehemaligen Regierungsviertel am Bundeskanzler- Platz und bietet ein vorzügliches Frühstück. Auch unsere zweite Ballonreise hat uns großen Spaß gemacht. Schön, dass wir das Erlebnis diesmal mit Anne und Jan teilen konnten. Herzlichen Dank an alle Gäste unserer Jubiläumsfeier, die sich am Sponsoring dieses tollen Erlebnisses beteiligt haben. Ebenso lieben Dank an Mathias und seinen Assistenten Dimar für die tolle Ballonfahrt.
A. Korbmacher
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