Maas-Radweg 2025-2026 Etappe 05

Maas- Radweg 2025-2026 Etappe 05

Das Ende der 4. Etappe des Maas- Radweges, den wir seit Herbst 2023 entlang der Maas von Maastricht befahren, haben wir vor 2 Wochen in Venlo erreicht. So haben wir mit diesem Wochenend- Projekt mittendrin gestartet und jedes Mal mehr Lust bekommen die Maas komplett von ihrer Quelle bei Langres im Nordosten Frankreichs bis zur Mündung in Rotterdam auf der Maasroute zu bereisen. In 8 Etappen begleitet der auch als Euro Velo 19 gelistete Radweg den Lauf des Flusses durch die abwechslungsreichen Landschaften Frankreichs, Belgiens und der Niederlande. Wir sind dabei nicht auf Rekordjagd, sondern eher darauf ausgerichtet Interessantes rechts und links der Trasse zu erkunden. In der Planung wählen wir gerne einen Ausgangspunkt, von dem wir die eigentliche Maasroute von Süd nach Nord einbauen, so dass wir die 1050 Kilometer am Ende vermutlich mehr als verdoppeln werden.

Broekhuizen
Broekhuizen

Am Wochenende Ende Mai, Anfang Juni finden wir uns wieder in Broekhuizen ein, um den Maasradweg mit zwei Runden weiter bis nach Cujik voranzubringen. Der ausgewählte Parkplatz in Broekhuizen wird leider ab 18 Uhr am Abend abgesperrt, worauf uns Schilder und ein freundlicher Anwohner hinweisen. Möglicherweise erwartet man auf der dann gesperrten Straße wohl den Zieleinlauf eines Radrennens. Wir finden aber eine Möglichkeit unser Auto so an der Kirche zu parken, dass wir dem Ort bei zu später Rückkehr gegebenenfalls mit der Fähre entkommen und zu unserem gebuchten Hotel nach Oeffelt fahren zu können. Es liegt als ehemaliges Fährhaus ebenfalls direkt am Fluss und ist sowohl Basislager als auch Startpunkt für die Sonntagsrunde.

Maaslandschaft mit Kühen
Maaslandschaft mit Kühen

Nach den Vorbereitungsroutinen unserer Fahrräder geht es dann raus aus Broekhuizen. Entgegen der Wettervorhersage verschleiert eine dichte Hochnebelschicht die Sonne, die sich erst am Nachmittag die Ehre geben wird. Eigentlich ist hier in Holland ein wolkenloser Samstag und insgesamt auch ein trockenes Wochenende mit Temperaturen um die 20 Grad in Aussicht gestellt. Gewitter ploppen hier und da in der Wetterkarte auf und verschwinden wieder. Sollte ich wetten würde ich darauf tippen, dass es auch an der Maas am Nachmittag was geben könnte.

Automobile Denkmäler am Weg...
Automobile Denkmäler am Weg…

Linksmaasig stromabwärts verlassen wir Broekhuizen in nordwestlicher Richtung. Eine Autoikone steht am Straßenrand und erweckt mein Interesse. Es ist ein blauer Cadillac de Ville Coupé Baujahr 1970, V8 mit 7,7 Litern Hubraum und 375 PS Leistung. Der amerikanische Straßenkreuzer hat sehr viel Durst und ist ein Reptil, dessen Betrieb sich bezüglich Umwelt und Portemonnaie heute eher problematisch darstellt. Der Besitzer verrät mir, dass er das Gefährt auch auf Gasbetrieb umstellen kann. Das Auto steht auf jeden Fall für den „American Dream“.

Windmühle bei Bitterswijck
Windmühle bei Bitterswijck

Uns begleiten Kühe und Wasservögel bis zu unserem nächsten Haltepunkt an einer historischen Windmühle am Südrand von Bitterswijck, inmitten von Fischteichen an denen fleißig geangelt wird. Ein Stück weiter erinnert eine Klosterpforte an ein Kloster vom Anfang des 20. Jahrhunderts auf dem Gebiet des ehemaligen Kasteels von Bitterswijck. Wie viele andere historische Gebäude hier an der Maas fielen auch das Kloster und die Kirche von Bitterswijck im November 1944 dem Befreiungskrieg beim Vormarsch der Alliierten zum Opfer.

Von Bitterswijck nach Wellerlooi
Von Bitterswijck nach Wellerlooi

Mit der Fähre von Bitterswijck nach Wellerlooi setzen wir an das rechte Ufer über. Es gibt Hinweise auf einen Fährverkehr an dieser Stelle seit 1442. Die Überfahrten mit den Fähren, wie dieser kleinen Fahrrad- und Fußgängerfähre sind immer wieder eine preisgünstige und willkommene Unterbrechung, die einen Perspektivwechsel vom Wasser auf die Maas und das Ufer bietet. Kaum haben wir das Ufer gewechselt zieht ein großes Containerschiff an uns vorbei.

Schiffsverkehr
Schiffsverkehr

Eine Tafel erinnert an den Absturz eines B-17 Bombers der USAF am 8. November 1944. Der Pilot Gerald J.Duffy befahl nach Flakbeschuss und Ausfall der Triebwerke seiner Mannschaft abzuspringen. Der Befehl rettete der Besatzung, die in Kriegsgefangenschaft geriet das Leben. Er selbst starb beim Absturz der Maschine hier bei Bitterswijck und liegt heute auf einem belgischen Soldatenfriedhof begraben.

Sternenküche im "Brienen aan de Maas" Sept.2020
Sternenküche im „Brienen aan de Maas“ Sept.2020

Maasabwärts kommen wir in Well an einen bekannten Ort, wo wir im September 2020 mit Doros Schwester Stefanie und Tochter Anne schon einmal zu Gast waren. Es ist das Restaurant „Brienen aan de Maas“, in das uns Stefanie damals eingeladen hat. Von René Brienens Kochkunst durften wir uns bei diesem Besuch überzeugen- toll was wir damals auf dem Tellerchen hatten. Besonders der Bitterballen vom Sternekoch ist mir in Erinnerung geblieben. Wie wir nun hören hat der Maître seinen Stern abgegeben und bietet keine Küche mehr am Abend an- schade!- sonst hätten wir hier gerne noch einmal zu Abend gegessen. Nun wollen wir aber erst einmal die Pedale betätigen und unsere Runde ein Stück voranbringen.

Blumenfeld bei Aijen
Blumenfeld bei Aijen

In Well sind wir bereits auf dem Gebiet der Maasdünen unterwegs. An einer historischen Schleuse in der Bosserheide fahren wir an einem Blumenfeld mit Pfingstrosen in verschiedenen Farben vorbei nach Aijen, wo wir an der hübschen St. Antoniuskapelle von 1663 halten. Auch hier hat die Entscheidungsschlacht zur Befreiung der Welt von Nazi- Deutschland Tod und Verwüstung gebracht. Wir erreichen mit der Fähre in Oud- Bergen nach Vierlingsbeek unseren heutigen nördlichen Umkehrpunkt. Diese Fähre kann bis zu 70 Tonnen Ladung aufnehmen, so kann auch ein tonnenschwerer Traktor mit uns das Ufer wechseln.

Maaspanorama vom Aussichtsturm bei Wellerlooi
Maaspanorama vom Aussichtsturm bei Wellerlooi

Es fährt sich weg über Maashees, Geijsteren und Wannssum flussaufwärts zur kleinen Fietsenfähre, mit der wir noch einmal von Bitterswijck nach Wellerlooi übersetzen, um weiter rechts der Maas an einen futuristischen Aussichtsturm zu gelangen, der uns schon am Vormittag ins Auge gefallen ist. Mittlerweile hat sich die Sonne zunehmend gegen die Bewölkung durchgesetzt. Ich laufe hinauf und es breitet sich ein lohnendes Maas- Panorama von Venlo im Süden bis weit nach Norden vor mir aus. Ich genieße das einen Moment bis ich mich an den Abstieg mache.

Die Kirschen in Nachbars Garten
Die Kirschen in Nachbars Garten

Doro hat einen riesigen Kirschbaum entdeckt, mit einer großen Last an rot leuchtenden reifen Kirschen. Für Anfang Juni sind die Früchte schon sehr süß und saftig und sicher schon bald erntereif. Ein Stück fahren wir durch ein Waldgebiet des Nationalparks Maasdünen. Jetzt ist es in der Sonne ein absoluter Traum die herrliche Frühlingslandschaft zu durchfahren. In wilden Wiesen stehen die Blumen in den allerlei Farben, wobei der blutrote Klatschmohn hervorsticht. Auch der Fingerhut macht sich gut im Unterholz des Laubwaldes.

Im Nationalpark Maasdünen
Im Nationalpark Maasdünen

Wir kehren am Nachmittag mit der letzten Fährfahrt für heute nach Broekhuizen zurück, wo die Barrieren für die geplante Absperrung bereits vorbereitet sind. Wir können den Ort nach dem Verladen der Räder noch stressfrei über den Landweg verlassen. Wir fahren nach Oeffelt, wo wir direkt an der Maas unser Zimmer mit Panoramablick beziehen.

Zimmer mit Maasblick in Oeffelt
Zimmer mit Maasblick in Oeffelt

Vor dem Essen trinken wir noch ein leckeres Leffe Blonde vom Fass in der Nachmittagssonne. Schiffe ziehen stromauf- und stromabwärts an uns vorbei. Ein wohliges Gefühl der Entspannung rückt den Alltagskram beiseite und das Leben in den Fokus. Ein sehr günstiges und köstliches Essen genießen wir auf der Terrasse mit Maasblick.

"Het Veerhuis" in Oeffelt
„Het Veerhuis“ in Oeffelt

Später haben wir einen Logenplatz mit Blick Richtung Osten, wo sich in der Nacht fulminante Gewitter über NRW entladen, die mancherorts mit massiven Niederschlägen zu Überschwemmungen führen. Auch an der Maas bleiben wir nicht verschont, denn auch hier zieht eine beängstigende Gewitterzelle vorbei. Es funkt und blitzt im Sekundentakt. Wir blicken 2025 auf ein sehr niederschlagsarmes Frühjahr zurück. Warme Temperaturen bringen enorme Energien in die Atmosphäre, was uns zunehmend vor Herausforderungen stellen wird. Eine haarsträubende Meldung aus dem Schweizer Lötschental macht mich sprachlos. Der schwindende Permafrost in den Alpen hat hier zu einer gigantischen Eis- und Schuttlawine geführt, die Teile des frühzeitig evakuierten Bergdorfs Blatten bis 100 Meter hoch verschüttet hat.

Blize über NRW im Sekundentakt
Blize über NRW im Sekundentakt

Nach dem Frühstück geht es am Sonntag vom Hotel aus wieder in den Sattel. Direkt nebenan ist ein Stück Stahlgerüst der mit 1222 Meter längsten Bailey- Pontonbrücke des zweiten Weltkriegs ausgestellt. Mit 1126 Tonnen war die im Februar 1945 von der British Army errichtete Brücke ein technisches Meisterstück. Etwas südlich unseres Fährhauses wechseln wir über eine moderne Brücke auf die rechte Maasseite nach Gennep. In den Feldern stehen Storche, Reiher und sogar einen scheuen Fasan können wir beobachten. Mit Südkurs fahren wir bis nach Oud-Bergen, wo wir mit einer erneuten Fährüberfahrt den Lückenschluss zum gestrigen Ende der Maasroute in Vierlingsbeek tätigen. Hier verläuft die Maas zwischen den Provinzen Limburg und Nordbrabant.

Schleusenanlage Sambeek, Rathaus Gennep
Schleusenanlage Sambeek, Rathaus Gennep

Auf der Maasroute mit Nordkurs am linken Ufer heißt man uns nun in Nordbrabant willkommen und es folgt der Hinweis, dass wir auf der alten Römerstraße von Maastricht nach Nijmegen unterwegs sind. In diesem Teil zwischen Boxmeer und Cujik ist die Römerstraße als Via Valentiniana bezeichnet. Wir erreichen eine große Wehr- und Schleusenanlage in Sambeek, wo wir mehreren kleinen Booten bei der Schleusendurchfahrt zuschauen. Auf einer Tafel kann man sehen, dass der abfallende Höhenunterschied von der belgischen Grenze bis hierher durch eine Abfolge von 8 Schleusen für die Schifffahrt über 60 Höhenmeter reguliert wird.

Bunker an der Maas
Bunker an der Maas

Wir kommen nun noch einmal an unserem Hotel vorbei, was ganz praktisch ist, da wir am Morgen vergessen haben den Zimmerschlüssel abzugeben. Ein gesprengtes Bunker-Bollwerk am Weg war Teil der niederländischen Verteidigungslinie. Wir queren ein weiteres Mal die Straßenbrücke nach Gennep, wo wir jetzt dem Maasradweg am rechten Ufer nordwärts folgen. Dabei kommen wir in Gennep an einer Dampflokomotive vorbei, die an der Stelle des im Krieg zerstörten Bahnhofs ausgestellt ist. Die preußische Lokomotive der Baureihe 94 von 1924 erinnert an die ehemalige Boxteler Bahn, die als grenzüberschreitende Bahnverbindung von Boxtel nach Wesel führte.

Auf der Via Valentiniana
Auf der Via Valentiniana

Am hübschen Rathausplatz von Gennep vorbei verlassen wir den Ort in die Maasauen und erreichen an der Niersmündung einen historischen Ort, an dem bis vor mehr als 300 Jahren eine ummauerte Burg stand. Das Genneperhuis war eine Burg mit einer weitläufigen Befestigungsanlage und einem Grabensystem, von denen man im Gelände noch Reste erkennen kann. Als Schauplatz blutiger Schlachten im achtzigjährigen Krieg wurde die Burg von französischen Truppen 1672 gesprengt. Von der Aussichtskanzel auf den Mauerresten überblickt man den Fluss, wie auch schon die damaligen Burgherren. Wir machen an der Burg unsere Mittagspause und setzen bald unsere Tour fort.

Mauerreste des Genneperhuis
Mauerreste des Genneperhuis

Im nächsten Ort Middelaer stand auch eine Burg, auf deren Gelände sich heute ein Hof befindet. Burg Middelaer von 1375 fiel wie auch die Nachbarburg letztlich der Zerstörungswut Ludwigs XIV zwischen 1675-1679 zum Opfer. Bald fahren wir auf die Doppeltürme der großen Kirche von Cujik zu. Cujik blickt auf eine lange Geschichte seit den Kelten zurück. Mitte des 1. Jahrhunderts wurden die Römer mit dem Kastell Ceuclum hier ansässig. Die St. Martinuskirche wurde erst 1911 fertiggestellt, in einem Turm aus dem 15.Jahrhundert befindet sich ein Museum mit Exponaten aus der Römerzeit.

St.Martinuskirche Cuijik, Dampflok in Gennep
St.Martinuskirche Cuijik, Dampflok in Gennep

Nach insgesamt 113 Kilometern haben wir mit 2 Rundkursen an diesem Wochenende in Cujik den nördlichsten Punkt erreicht. Mit der Fähre wechseln wir nun wieder an das linke Ufer und nehmen Südkurs nach Oeffelt auf, nicht ohne vorher in dem kleinen Örtchen St. Agatha ein Weingut zu besuchen.

Am Wijngaard de Daalgaard
Am Wijngaard de Daalgaard

Dorothee hatte sich gestern im Hotel einen Wein bestellt, der verblüffend frisch und fruchtig mit feiner Säure über die Zunge ging. Wir treffen den Chef des Weinguts Marcel Peereboom bei der Arbeit an und erhalten Einlass. Leider ist der „St. Agatha“ von gestern schon aus. Wir probieren zwei andere aus dem Sortiment und nehmen etwas in den Fahrradtaschen mit nach Hause. Das Wijngaard de Daalgaard besteht bereits in 2. Generation seit 1991. Auf meine Frage an Marcel, ob sein soweit nördlich liegendes Weingut gut läuft, erhalte ich schmunzelnd die Antwort: „Immer besser!“

Leckere Sachen im Fährhaus an der Maas
Leckere Sachen im Fährhaus an der Maas

Am Kloster St.Agatha vorbei schließt sich die Runde am Fährhaus in Oeffelt, wo wir rasch unsere Räder am Auto verstauen. Wir entschließen uns vor unserer Heimfahrt hier noch etwas zu essen und bestellen unserem Hunger geschuldet reichlich von den köstlichen Sachen, wie ein Bitterballen- Sortiment. Mit gefülltem Bauch machen wir uns an die Rückfahrt und freuen uns darauf weiter nach Norden anzuschließen. Ende Juni haben wir aber erst einmal eine ganze Woche geplant, die wir im Quellgebiet bei Langres mit den Rädern auf der ersten Etappe des Maasradweges verbringen werden.

A. Korbmacher

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