Erst nach zweieinhalb Monaten passt wieder ein gemeinsamer Termin mit Moni und Bernhard auf dem Eifelsteig. Wettertechnisch sieht es für dieses Wochenende Anfang Oktober aber eher ernüchternd aus. Da wir mit 2 Autos unterwegs sind, stellen wir eins am Zielpunkt von Sonntag in Neroth ab. Gemeinsam fahren wir zum Bahnhof in Gerolstein, unserem heutigen Tagesziel. Dorothee hat mit dem netten Gastwirt in Dohm telefoniert um auf sein Angebot zurückzukommen uns von hier zum Hotel und gleichzeitigen Startpunkt zu chauffieren. Bei dem nasskalten Wetter genehmigen wir uns noch einen heißen Kaffee in der Gaststube unseres Quartiers.
Mit Regenschirm bewaffnet raffen wir uns auf und im stetigen Nieselregen verlassen wir den hübschen Weiler Dohm. Geplant haben wir die 9. Etappe bis Gerolstein zu komplettieren und von dort morgen die 10. Etappe zu beginnen, womit wir bis Neroth weitere 30 Kilometer auf dem Eifelsteig voran kommen werden.
Die erste Höhe, die wir am heutigen Tag angehen ist der 561m hohe Vulkankegel des Rother Kopfs. Ähnlich entlang einer Caldera führt der Weg mit Blick in einen tiefen Krater hinauf zum höchsten Punkt. Es ist jedoch ein Bergbau- Krater, aus dem vulkanisches Gestein abgebaut wurde. Im Wald befinden sich Zeugnisse einer sehr alten Industrie, der Herstellung von Mühlsteinen. Seit dem 13. Jahrhundert werden aus dem vulkanischen Basaltgestein Mühlsteine geschlagen. Wegen seiner porösen Struktur eignet sich Basalt besonders gut als Mühlstein. Die Freilegung der Mühlsteine entlang der Basaltbänder haben Höhlen hinterlassen, die weit in den Berg hineinreichen.
An den Decken und Wänden kann man die Nischen sehen, aus denen die schweren Blöcke herausgeholt wurden. Besondere Freude hat Bernhard mit seiner neuen Stirnlampe, deren Lichtstrahl sicher noch am Ende unserer Galaxie wahrgenommen werden kann 🙂
Die Rother Eishöhlen haben ihren Namen aus der Zeit, als sich aufgrund luftdichter Gesteinsschichten noch ganzjährig Eis in ihrem Innern befand- das ist heute nicht mehr der Fall. Nach dem Abstieg vom Rother Kopf arbeiten wir uns über die verhangenen Höhen der Eifel in südöstlicher Richtung auf Gerolstein zu. Unglaublich dicke reife Schlehen laden ein weiteres Mal zum Sammeln ein.
Nordwestlich von Gerolstein erreichen wir eine interessante Felsformation am 456 Meter hohen Auberg. Der Fels gehört zu den Gerolsteiner Dolomiten, ein 400 Millionen Jahre altes devonisches, heute verkarstetes und dolomitisiertes Riff, das sich mit der gegenüber liegenden Munterley als durchgehende Klippe nördlich des Kylltals an Gerolstein entlang zieht. Der Prozess der Dolomitisierung hängt mit dem Austausch von Calcium- gegen Magnesiumionen in der Molekülstruktur des Gesteins zusammen. Vom Auberg haben wir einen ersten Blick auf das nahe Gerolstein und es hört endlich auf zu regnen.
Nach dem Abstieg windet sich der Weg erneut aufwärts auf die Munterley und weiter entlang und über die Dolomiten- Zinnen mit einer Abfolge spektakulärer Tiefblicke. Erste Sonnenstrahlen fluten die Landschaft mit Licht und lassen das Herz auf gehen. Es wird Herbst und die ersten Blätter wechseln ihre Farbe.
Ein weiteres landschaftliches Highlight ist die 30 Meter lange und 4 Meter breite Buchenlochhöhle, die vor Millionen von Jahren durch die Kraft des Wassers entstand. Jungsteinzeitliche Funde weisen auf eine Nutzung als Wohnhöhle hin. Vom Gerolsteiner Felsenpfad kann man sich über einen Leiterzustieg in der Höhle umsehen.
Beim Verlassen der Höhle öffnet sich der Himmel und die Sonne begleitet uns auf dem weiteren Weg über die nördlichen Höhen Gerolsteins. Wir steigen hinab ins Kylltal und überqueren den Fluss am östlichen Ortsausgang. Das Vorkommen von kohlensäurehaltigem Tiefenwasser unter dem Kylltal bringt das hiesige Mineralwasser hervor. Auf Freiflächen werden die Mineralwasser- Kästen und -Flaschen gelagert, die auf ihre Befüllung in der Fabrik warten. Durch das Zentrum Gerolsteins gelangen wir zum Auto am Bahnhof und fahren zu unserem Quartier nach Dohm.
Der Sonntag beschert uns ähnliches Wetter und nach einem reichhaltigen Frühstück fahren wir zum Einstieg der 10.Etappe ins Zentrum von Gerolstein. Gerolstein hatte eine Burg, deren Name auf ihren Erbauer Gerhard VI. von Blankenheim (1314-1350) zurückgeht. Von der ehemaligen Burg Gerhardstein, die heute Löwenburg genannt wird zeugen noch Mauer- und Häuserreste. Hoch über der Stadt gelegen bietet das Gelände einen wunderbaren Blick hinüber auf die Dolomitfelsen und das Kylltal.
Auch diesseits des Kylltals passieren wir im weiteren Anstieg durch den Wald hohe Felsklippen. Ein letzter Blick nach Nordosten fällt auf die nahe Kasselburg über dem Flusstal. Daneben klafft eine der vielen Bergbau- Narben in der Landschaft der Vulkaneifel. Westlich am Fuße des Heidkopfes in einem Quellgebiet erreichen wir die Büschkapelle aus Kyll- Sandstein, eine der „Maria zum klaren Bronnen“ geweihte Waldkapelle. Eine gräfliche Familie errichtete die Kapelle als Dank für die Verschonung bei einer Unwetterkatastrophe 1670 und die Unversehrtheit aller Beteiligten bei einem räuberischen Überfall im Jahr 1680.
Wenig weiter ist es dann noch einmal ein Grafenkreuz derselben Familie, auf dem die folgende Inschrift zu lesen steht:
„Carl Ferdinand Graf von Manderscheid Blankenheim Gerolstein, Herr zu Cronenburg Bettigen und Dhaun haben das Denkmal wegen des großen Unglücks errichten lassen“.
Besiegelt mit seinem Wappen und der Inschrift „1680“ am Sockel geht es wohl um einen Überfall auf die gräfliche Kutsche auf ihrem Weg zur Löwenburg in Gerolstein. Der Überlieferung nach kam das gräfliche Paar unverletzt davon, da es die Kutsche bereits verlassen hatte, um das letzte Stück zu Fuß zurückzulegen.
Ein weiteres Wegkreuz, das Davitskreuz aus dem 18. Jahrhundert, steht am Wegesrand und wurde möglicherweise von einem Fuhrmann errichtet, der trotz frevelhafter Arbeit an einem christlichen Feiertag mit seinem Ochsengespann glücklich heimkehrte. Überall wachsen Pilze auf dem feuchten Waldboden, auf einer Fichte sitzt ein Greifvogel. Erstes Herbstlaub liegt auf dem Waldboden.
Am Davitskreuz wendet sich der Weg in östliche Richtung und beginnt auf das Basaltplateau der Dietzenley anzusteigen. Die höchste Erhebung des Gerolsteiner Landes ist mit 617,8 Metern ebenfalls vulkanischen Ursprungs und entstand vor 620000 Jahren. Vor 5000 Jahren siedelten auf der Bergkuppe Menschen, heute steht ein 9 Meter hoher Aussichtsturm hier oben mit einer großartigen Aussicht.
Die Basaltfelsen im Wald geben der Dietzenley etwas mystisches, um so mehr als die Nachmittagssonne durch das Blätterdach bricht. Ein ordentliches Stück gilt es noch zu marschieren bis Neroth, wo wir unser geparktes Auto vorfinden. Wir bringen unsere Freunde noch zu ihrem Auto nach Gerolstein und machen uns dann auf die Heimfahrt. Es ist der Nachmittag der Regenbögen, der uns noch zu mehreren Fotostops zwingt.
Nach über 8 Monaten Corona- Pause nehmen wir den Eifelsteig wieder in Angriff. Es ist Mitte Juni und wir haben die 3. Corona-Welle abgeritten. Alles steht auf Lockerung, bei niedrigen Inzidenzen sind Übernachtungen und Restaurant- Besuche wieder möglich. Die Anfahrt für nur eine Tagesetappe auf dem Eifelsteig war uns einfach zu lang. Wir haben uns im Hotel „Neroburg“ in Neroth einquartiert, wo wir im letzten Oktober netterweise unser Auto parken durften. Wir führen von hier aus am Samstag die 10. Etappe bis nach Daun weiter um dann am Sonntag einen Teil der 11. Etappe bis zur Üdersdorfer-Mühle zu laufen. 31,4 Kilometer mit 850 aufsummierten Höhenmetern absolvieren wir an diesem sommerlichen Wochenende.
Moni und Bernhard sind natürlich auch wieder bei unserem gemeinsam begonnenen Projekt dabei. Moni wird uns am Samstag aber nur ein Stück begleiten um eine abklingende, schmerzhafte Reizung am Vorfuss noch zu schonen. Mit einer südlichen Umrundung von Neroth laufen wir über prachtvolle Blumenwiesen. Bevor sich der Weg aus dem Talgrund der kleinen Kyll gegen den Nerother Kopf wendet verabschieden wir uns von Moni, die den Tag entspannt am Hotel verbringen wird.
Aus dem Talgrund wendet sich der Weg zunehmend steil etwa 180 Höhenmeter hinauf bis zum Gipfel des Nerother Kopfs. Ein Gedenkkreuz am Weg erwähnt einen tragischen Unfall, der im Sommer 1954 den spielenden Geschwistern Marlene (7J.) und Peter (9J.) den Tot brachte. 9 Jahre nach Kriegsende wurde ihnen offensichtlich der Zünder einer V1- Weltkriegsrakete zum Verhängnis. Diese hässliche Fratze des Krieges gerät bei uns immer mehr in Vergessenheit, ist aber an so vielen Orten auf dieser Welt allgegenwärtig.
Am Gipfel des Nerother Kopfs (640m) erwartet uns ein Steinbruch mit einer Höhle aus der einst Mühlsteine gebrochen wurden. Wir befinden uns in der Vulkaneifel und auch der Nerother Kopf ist ein erloschener Vulkan. Seine Bergkuppe besteht aus erstarrtem magmatischem Gestein, das ein Ausbruch vor etwa 15000 Jahren hervorgebracht hat. Direkt oberhalb der Höhle wurden Mauern gesetzt, die zur Burganlage „Freudenkoppe“ gehören.
König Johann von Böhmen erbaute 1340 hier oben auf dem Nerother Kopf eine Burg, deren Steine aus der vorhandenen Lavaschlacke gehauen wurden. Die Mauern des Haupthauses stehen noch an 3 Seiten und man kann sehr gut die Kamine an den Stirnseiten der unteren und oberen Etage erkennen, an denen sich die Burgbewohner vor über 600 Jahren wohl gewärmt und ihr Essen zubereitet haben. Diesen romantischen Ort lassen wir eine Weile auf uns wirken und nehmen dazu unsere Brotzeit ein.
Ein Tier huscht rasch über die oberen Äste des Buchenwaldes und jeder hat etwas gesehen, womit eine ad-hoc Zuordnung erst einmal schwierig ist. Mit buschigem Schwanz aber zu groß für ein Eichhörnchen, eher katzenartig auf 4 Pfoten….??. Wer oder was war das?- Die Internet- Recherche lässt einen Baum-Marder als wahrscheinlichste Kreatur erahnen.
Nach dem Abstieg vom Nerother Kopf nach Osten erreichen wir den Xynthia-Steig, einen Bohlensteg, der die hiesige Windwurffläche auf 0,2 Hektar durch Sturmtief Xynthia überbrückt. Alles wurde hier nach dem 1. März 2010, an dem Xynthia gewütet hat ohne Aufforstung belassen. Allein im Forstamt Daun fielen 80000 Festmeter Holz, was einer Ladung von 2700 LKW entspricht. Weit größer war der Schaden in Rheinland-Pfalz, wo 2,1 Millionen Festmeter zu Boden gingen. Xynthia konnte die Schäden, die auf den Tag genau 20 Jahre vorher Wiebke brachte hier nicht überbieten- sie waren an dieser Stelle aber erheblicher als die von Kyrill im Jahr 2007.
Über die Höhen führt uns der Steig in östlicher Richtung über den Birkenberg Richtung Neunkirchen. Es ist ein warmer, trockener Tag an dem die Sonne aber selten die recht dichte Wolkenkulisse zu durchdringen vermag.
Nach Überquerung der Bundesstraße L28 bedarf es eines weiten Aufstiegs über einen Höhenrücken mit versprengten Felsblöcken bis wir einen Picknickplatz mit einem schönen Blick auf die Burg von Daun erreichen. Hier halten wir noch einmal inne, bevor wir nach Daun absteigen. An einer Schule am Ende unserer heutigen Tagesetappe erwartet uns Moni mit dem Auto. Zusammen fahren wir zu unserem Nachtquartier in Neroth.
Gegen Abend behauptet sich die Sonne dann doch noch und die Wolken geben zunehmend blauen Himmel preis. Unser Abendessen nehmen wir nach langer Zeit mal wieder in einem Restaurant ein. Das erste gezapfte Bit vom Fass schmeckt unbeschreiblich gut und als wäre das nicht schon Glück genug werden wir auch kulinarisch von einer ambitionierten Küche überrascht. Der Sohn des Hauses wartet mit einem Menü auf, bei dem mir die Gänge rund um meinen „Coq au vin“ viel Freude machen. Der gekühlte Pfälzer Cuvée-Rose´ macht den fast schon lauen Sommerabend perfekt.
Bei offenem Fenster genießen wir in der Nacht die ländliche Ruhe der Eifeler Provinz, die leider gelegentlich von motorisierten Dezibel-Narzissten durchbrochen wird. Der Himmel hat sich geöffnet und es kühlt sich in der Nacht angenehm ab. Auch das Frühstück lässt keine Wünsche offen und bei Kaiserwetter verlassen wir das Hotel um ein Auto am heutigen Tagesziel an der Üdersdorfer Mühle bei Üdersdorf abzustellen, das andere an dem gestrigen Parkplatz in Daun.
Das Fotografenherz lacht an einem solchen Tag wie heute, die Sonne scheint und zaubert endlich Licht, Schatten und satte Farben in die Landschaft. Ein kurzer Aufstieg führt uns zu einem Kriegerdenkmal das an die Zeit des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 erinnert. Danach laufen wir in südlicher Richtung absteigend über einen Waldweg in das Tal der Lieser, wo wir uns im Kurpark von Daun wiederfinden.
In einem von Schilf umstandenen Teich mit Springbrunnen tauchen behäbig dicke Karpfen. Blaue und rote Libellen tummeln sich im Schilf. An einer Trinkstelle kosten wir das Natrium-, Magnesium- und Kohlensäurehaltige Wasser der Frauendrees- Quelle, einer von zahlreichen kohlensäurehaltigen Quellen im Tal der Lieser. Direkt nebenan lädt ein Kräutergarten zum Riechen und schmecken ein.
Entlang schöner Blumenwiesen in denen recht wenige Insekten unterwegs sind erreichen wir das Gemündener Maar. Tiefblau und von dichtem Wald umgeben lädt das Gemündener Maar mit einer Badestelle nebst Liegewiese zum Schwimmen ein. Ich erinnere mich, dass wir vor vielen Jahren nach einer Radtour genau das getan haben. Auch an dem heutigen Tag wäre das sicher ein Hochgenuss.
Uns erwartet allerdings auch ein Hochgenuss, aber erst nach einem Aufstieg von fast 200 Höhenmetern auf den Mäuseberg 561m mit seinem Dronke-Turm. Der gemauerte Turm wurde 1913 zu Ehren des Gründers des Eifelvereins, des Trierer Lehrers Dr. Adolf Dronke gebaut. Der Eifelverein wurde 1888 nach dem Niedergang der Eisenindustrie gegründet um die verarmte Region mit rückständiger Landwirtschaft und starker Abwanderung neu zu beleben. „Preußisches Sibirien“ wurde die Eifel im 19.Jahrhundert abwertend bezeichnet.
Der Blick hinunter auf das Gemündener Maar und rundherum auf die Landschaft der Vulkaneifel ist Belohnung und Hochgenuss nach einem schweißtreibenden Aufstieg über den Nordhang des Mäusebergs, der uns sogar an einem Skilift vorbei führt. Ein vorsichtiger Drohnenflug liefert tolle Panoramen für mein Fotoarchiv. Wir laufen ein Stück nach Osten über das Plateau auf dem Bergrücken und blicken auf das benachbarte Weinfelder-Maar, das auch Totenmaar genannt wird.
Die aufgestellten Relax-Sonnenliegen laden zu einer gediegenen Rast ein, bei der wir unsere Brotdosen auspacken. Wir steigen ab und nähern uns in einem nördlichen Bogen dem Weinfelder-Maar. Die Maare sind recht tief und das Weinfelder-Maar bringt es auf 51m Wassertiefe. Der Kontakt wasserführender Schichten mit glühendem Magma hat zu starken Explosionen geführt, bei denen kein Vulkankegel ausgebildet wurde. So liegen diese herrlichen Seen heute friedlich in der Landschaft und geben nur wenig Preis über ihre dramatische Entstehung. Das Weinfelder-Maar ist Naturschutzgebiet ohne Badebetrieb. Wir begegnen am Ufer einer Herde Ziegen, die den Uferbewuchs rund um das Maar wohl niedrig halten soll.
In südlicher Richtung überqueren wir die L64 und sehen von hier schon das Schalkenmehrener-Maar. Ein Eiswagen hat allerdings Bernhards Interesse geweckt und auch wir lassen uns nicht davon abhalten ein Hörnchen in der warmen Nachmittagssonne weg zu schlecken. Wir kommen mit dem Eisverkäufer ins Gespräch- da auf seinem Wagen „Luigi‘s Eismobil“ steht frage ich ob er Luigi sei. Nein er sei Otto, ein Ur- Eifeler und verrät uns, dass seine Tochter italienisch eingeheiratet hat. Da der Schwiegersohn Luigi heißt schlug sein Enkel vor „Ottos Eisbude“ einfach etwas mehr „Bella Italia“- Anstrich zu verpassen.
An Streuobstwiesen entlang gelangen wir am Schalkenmehrener Maar vorbei nach Schalkenmehren. Über Felder und Wiesen gewinnen wir wieder etwas Höhe und haben noch einmal einen schönen Blick über Schalkenmehren und das Maar. Der Weg wendet sich zunehmend in westlicher Richtung.
Einige Kuppeln ragen aus dem Wald am Hohen List 489m, die zu einem Observatorium gehören. Bei sternenklaren Nächten in der Eifel können Astronomen mit einer geringeren Lichtverschmutzung als in unseren Ballungsräumen deutlich klarer ins Weltall blicken. Nach erneuter Überquerung der L64 kommen wir an der Zufahrt zu einem Sanatorium vorbei. Das nicht zugängliche Gebäude könnte die Anfang des 20.Jahrhunderts erbaute Altburg sein, die ein Bankdirektor aus polnischem Adel gebaut hat. An der Familiengruft mit schmuckvoller Grabplatte kommen wir auf unserem Weg vorbei.
Entlang eines Bachs geht es in westlicher Richtung absteigend an idyllischen Fischteichen und am Weiler Trittscheid vorbei zu unserem geparkten Auto an der Üdersdorfer Mühle. Fotomotive wie eine Kröte die Moni entdeckt hat werden in der Nachmittagssonne noch abgelichtet. Wir fahren unsere Freunde noch nach Daun, wo wir uns von den Beiden verabschieden. Es war ein traumhafter Tag, ein mit tollen Eindrücken gefülltes Wochenende und wir freuen uns auf ein weiteres in 2 Wochen.
Wiederum 2 Wochen später lockt uns die Eifel Ende Juni mit sonnigen Wetter-Aussichten in ihre Region. Die Location für unsere Übernachtung haben wir in Deudesfeld ausgesucht. Über 28 Kilometer gilt es an diesem Wochenende den Eifelsteig in südlicher Richtung bis nach Karl voranzubringen. Von der Üdersdorfer Mühle aus schließen wir am Samstag die 11. Etappe in Manderscheid ab und gehen am Sonntag von hier einen Teil der 12.Etappe bis nach Karl.
Der Fluss, der uns auf der gesamten Strecke begleitet ist die Lieser, die sich als Schlucht teilweise tief in die Landschaft eingegraben hat. Das ständige Auf- und Ab an den Hängen dieses Tals ergibt dabei ein Höhenprofil, das am Ende aufsummierte 700 Meter Aufstieg hervorbringt. Auch die beiden Burgberge der Manderscheider Burgen werden von der Lieser umflossen.
Die Lieser entspringt bei Boxberg nördlich von Daun auf 560m an der Ostflanke des über 600m hohen Schillbergs. Über eine Gesamtlänge von 73,6 Kilometer beträgt der Höhenunterschied bis zur Mündung in die Mosel 452m. Neben der Kleinen Kyll münden zahlreiche Bäche in den Lauf der Lieser.
Am Samstag-Vormittag haben wir ein Auto in Manderscheid deponiert und machen uns auf den Weg, an der Üdersdorfer Mühle, Kuhweiden und Feldern entlang in das bewaldete Liesertal. Es brummt und flattert einiges herum was es zu fotografieren lohnt. Schmetterlinge sind nun auch zahlreich unterwegs, dicke Hummeln haben Mühe kopfüber den begehrten Nektar aus den Blütenkelchen zu sammeln und vor allem im Uferbereich tummeln sich blaue Prachtlibellen.
Lästige Gesellen sind die blutsaugenden Pferde-Bremsen, die uns bei dem feuchtwarmen Klima besonders heimtückisch attackieren. So kommen wir nur mäßig schnell voran, vor allem wenn auch noch eine Seilbrücke über den Fluss zum Drahtseil-Akt einlädt.
Unterhalb der Kobeshütte befindet sich das Kobesloch, eine kleine Felshöhle, die man nur über einen kurzen drahtseilversicherten Steil-Abstieg erreichen kann. In einer längst vergangenen Zeit in der sogenannte Stockbauern als Leibeigene des Grafen Frohndienste zu verrichten hatten soll ein Bauernsohn namens Jacob (Kobes) sich genau dieses Schicksals in seinem Heimatdorf Eckfeld entzogen haben.
Eine Weile genoss er sein Vagabundenleben, kehrte aber in die Nähe seines Dorfes zurück und versteckte sich eben in dieser Höhle wo er sich auch mit seiner Auserwählten, der Thoulen Anna ungestört treffen konnte. Repressionen gegen seine Familie brachten ihn jedoch in sein Dorf zurück, wo er dann doch mit seiner Anna den elterlichen Hof bewirtschaftete. Mit 30 Stockhieben und 7 Gulden Strafe wurde sein Freiheitsstreben vom Grafen bedacht. Jacob und Anna sollen noch oft an das Kobesloch zurückgekehrt sein.
Schon von weitem sehen wir den Turm der Oberburg von Manderscheid, sie war 973 eine Schenkung an die Trierer Erzbischöfe und gehört zu den ältesten Burgen der Eifel. Bis zu ihrer Zerstörung 1673 durch französische Truppen blieb sie im Besitz der Trierer Erzbischöfe. Viel später, erst in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts bauten die Manderscheider Grafen ihre Burg, die sogenannte Niederburg. 1794 legten französische Revolutionstruppen diese stolze Burg in Trümmer, wobei die ursprüngliche Anlage noch heute gut zu erkennen ist.
In Manderscheid essen wir noch ein Eis am Rathaus und laufen durch den Kurpark zu unserem Auto, mit dem wir uns auf den Weg zu unserem Hotel in Deudesfeld machen. Das Abendessen bekommen wir in der Abendsonne an einem Tisch auf der Wiese hinter dem Haus serviert. Bestens versorgt und zufrieden gehen wir früh schlafen, denn wir wollen am Sonntag zeitig am Start sein.
Gestärkt für einen neuen Wandertag verlassen wir Manderscheid am Sonntag oberhalb der Lieser Richtung Süden und können noch ein paar Mal zu den beiden Burgen hinüber schauen, bevor sich der Weg mit Tiefblick auf den Burgweiher mehr und mehr an der Cliff-Kante des Liesertals entlang in den Wald verliert. Einige Aussichtspunkte wie Robertskanzel und Philosopheneck geben uns einen Eindruck wie tief sich die Lieser hier in ihr Tal eingeschnitten hat.
Der Wegverlauf entlang der Felsen vermittelt immer wieder alpinen Charakter und verliert insgesamt gut 100 Meter an Höhe bis wir den Talgrund erreichen und die Lieser überqueren. Ein Aufstieg von 120 Höhenmetern bringt uns wieder hinauf aus dem Tal. Eine Picknick-Bank lädt zur Mittagspause. Der weitere Wegverlauf umgeht eine westlich verlaufende Lieser-Schleife und bringt uns in eine Landschaft mit Weitblick. Auf blauen Blüten in den Feldern tummeln sich sehr viele Schmetterlinge, in diesem Fall sind es „Füchse“.
Der Weitblick ist uns nur kurz vergönnt, denn bereits das nächste Bachtal bringt uns wieder hinunter in die „grüne Hölle“ entlang der Lieser. In stetem Auf und Ab geben die Beine alles bis uns ein kurzer Abzweig noch einmal einen spektakulären Tiefblick in das wildromantische Liesertal frei gibt. Nach etwas Donnergrollen und einem Blitz ist es nur ein leichter Regen, der uns den Rest unseres Weges nach Karl begleitet.
Moni hat gute Erinnerungen an die Abtei Himmerod im Salmtal zwischen Eisenschmitt und Großlittgen, wohin sie zu Schulzeiten Ausflüge unternommen hat. Es ist ein besonderer Ort, den sich im Jahr 1135 die Zisterziensermönche unter Bernhard von Clairvaux an der Salm ausgesucht haben. Das Kloster mit der heute barocken Abteikirche wurde 2017 endgültig aufgelöst.
Beim Besuch des Abtei- Ladens kommt sie mit einer Dame ins Gespräch, die ihr noch ein paar Infos zum Verbleib des einen oder anderen ihr bekannten Klosterbruders geben kann. Ein damals recht junger und für die Mädels attraktiver Bruder 🙂 hat das Kloster wohl verlassen, da ihm die Position als Abt verwehrt blieb. Heute arbeitet er irgendwo als Lehrer. Ein anderer beliebter Bruder betreut mit über 80 Jahren immer noch Jugendgruppen. Vor der Heimfahrt essen wir in der Klostergaststätte noch etwas. In Manderscheid lädt die letzte Sonne an den Burgen noch zu einem Drohnenflug ein und die Ankunft in Wuppertal gelingt nach diesem großartigen Wochenende erst zu später Stunde.
Mitte Juli zögern wir, ob wir den Eifelsteig südlich von Manderscheid wirklich weiterführen können. Der Grund für unsere Bedenken sind die Folgen von Tief Bernd, das in der Wochenmitte gigantische Wassermassen über NRW und Rheinland-Pfalz ergossen hat. In NRW regnet es normalerweise 85 Liter pro Quadratmeter im gesamten Juli- Bernd hat es auf das Doppelte bis Dreifache in nur 2 Tagen gebracht.
Es war die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag, in der sich die Ereignisse zugespitzt haben. In meinem Dienstzimmer in der Wuppertaler Innenstadt habe ich die Martinshörner der Einsatzkräfte von Rettungsdienst, Feuerwehr und Polizei während der ganzen Nacht wahrgenommen. Übererlaufende Talsperren potenzierten die Gefahr einer unkontrollierten Flutung der Innenstadt. Mit dem gegen 1 Uhr einsetzenden Sirenenalarm wurde auf die mögliche Eskalation der Gefahrenlage aufmerksam gemacht. Es kam zu reichlichen Sachschäden und vollgelaufenen Kellern, aber in Wuppertal konnte bereits am Folgetag Entwarnung gegeben werden.
Es gab andere Orte an denen die Fluten verheerende Zerstörungen angerichtet haben und bis zum Wochenende stellte sich heraus, dass in NRW und Rheinland-Pfalz mehr als 160 Menschen dabei den Tod gefunden haben. Wir hören von furchtbaren Zerstörungen ganzer Orte wie Schuld an der Ahr oder Erftstadt an der Erft und sehen Bilder des Grauens auch aus dem Bergischen Land in den Medien. Der Gesamtschaden ist derzeit sicher kaum zu beziffern, ganz zu schweigen von den vielen Verletzen die auf das Konto dieser Katastrophe gehen. Viele Menschen wurden über Nacht obdachlos. Auch aus unseren Nachbarländern Belgien und Holland wurde „Land unter“ gemeldet.
Die Wetterberuhigung zum Wochenende ließ die Pegelstände glücklicherweise schnell sinken und wir finden auf dem Teil des Eifelsteigs südlich von Manderscheid zunächst keine Meldung über Sperrungen des Weges. Allerdings ist die zuletzt gegangene Etappe vor Manderscheid entlang der Lieser gesperrt. Diesmal ist nur Moni mit dabei, da sich Bernhard an einem Arbeitseinsatz an der Ruhr in Hattingen einbringt. Hier haben die Beiden einen idyllischen Stellplatz für ihren Wohnwagen, den sie vor den Fluten retten konnten. Das ist jedoch nicht allen Camping-Nachbarn gelungen, auch im Haus des Platz-Eigners hat die Ruhr erstmals das Erdgeschoss verwüstet. Der Fluss hat hier in Hattingen einen Normalpegel von 2,5 Metern, das Jahrhunderthochwasser hat in rasantem Tempo zu einem Pegelstand von 7 Metern geführt.
Bei der Anfahrt am Samstagmorgen meiden wir die A1, denn in der Nähe des Katastrophengebiets Erftstadt wurde sowohl die Autobahn unterspült und beschädigt, als auch auf einer Landstraße über 100 Autos von den Fluten versenkt. Das Wochenende erwartet uns mit sommerlichen Temperaturen und freundlichem Wetter. Unser Hotelier in Hupperath gibt uns auch grünes Licht für die Anreise. Wir reisen mit nur einem Auto an und wollen an den beiden Tagen erstmals bei diesem Projekt Rundwege mit Einbindung eines Teils des Eifelsteigs unternehmen. So gehen wir an diesem Wochenende insgesamt etwa 23 Kilometer und bringen den Weg am Sonntag mit dem Anfang der 13. Etappe bis zur Mesenmühle südlich von Musweiler voran.
Am Samstag parken wir unser Auto am Friedhof in Karl wo wir in südwestlicher Richtung an die begonnene 12. Etappe des Eifelsteigs anschließen. Wir kommen nicht wirklich zügig voran, denn Schmetterlinge und Käfer laden zum Foto-Shooting und präsentieren ihre Pracht auf Blättern und Blüten. Am Waldrand unter einer markanten Kiefer machen wir unsere erste Pause und haben von hier Blick auf Großlittgen. Nach Überquerung der K141 halten wir uns in Richtung Westen, bis wir das Salmtal mit der Klosterkirche der Abtei Himmerod erreichen. Eine romanische Kirche wurde Anfang des 18.Jahrhunderts durch einen Renaissance- Bau ersetzt. Die in der Folge der Säkularisation unter Napoleon verfallene Kirche wurde Anfang des 20. Jahrhunderts wieder aufgebaut.
Im Inneren stehen einige Grabplatten, die älteste aus dem 13. Jahrhundert vom Grab der Agnes von Heinzenberg, einer ehemaligen Burggräfin von Cochem. Die Gebeine des Mönchs David, der bereits zu seinen Lebzeiten im 12.Jahrhundert als Heiler und Mystiker verehrt wurden finden sich in der gleichnamigen Kapelle. Ansonsten besticht die Kirchenhalle durch Schlichtheit und Zurückhaltung im Stil der Zisterzienser, mit der Wiedergabe eines fast romanischen Raumgefühls. Uns zieht nun noch das Café der Abtei mit einem Stück Kuchen in seinen Bann.
Wir orientieren uns auf der 13. Etappe entlang der Salm in östlicher Richtung. Der Fluss fließt lebhaft in seinem Bachbett, das er aber bei der Überflutung der letzten Woche sichtbar verlassen hat. Bei der ersten Überquerung der Salm hinter den Fischteichen der Abtei fehlt die Brücke, was an dieser Stelle noch kein Hindernis für uns darstellt. Der weitere Wegverlauf stellt sich unproblematisch dar und führt uns mit Überquerung der K5 etwas von der Salm weg über Felder, wo wir südwestlich von Großlittgen den Eifelsteig verlassen.
In nördlicher Richtung führt uns die heutige Runde durch Großlittgen zurück nach Karl zu unserem Auto. Wir übernachten in einem netten Hotel in Hupperath und lassen den Tag auf der Terrasse hinter dem Haus ausklingen.
Der Sonntag begrüßt uns mit wolkenlosem Himmel und nachdem wir unser Auto neben der L60 am südlichen Ende von Großlittgen abgestellt haben machen wir uns auf den Weg zu der Stelle, an der wir gestern den Eifelsteig verlassen haben. Hier befindet sich ein Sand- oder Kiestagebau mit einem benachbarten Teich, aus dem lebhaftes Quaken von Fröschen ertönt. Wir scheuchen beim Nachschauen ein paar Enten auf und folgen dem Weg, der uns zunächst in östlicher Richtung über die L60 hinweg zurück in das Salmtal führt. Doro hat auf der Webseite des Eifelsteigs die Auskunft gefunden, dass die Fortführung der 13. Etappe wohl nun auch gesperrt ist.
Wir wollen die Lage selbst in Augenschein nehmen und gehen in das hier zwischen Felsen enger werdende Salmtal. Neben ein paar Wegschäden liegen einige umgestürzte Bäume quer, die es zu überwinden gilt. Wir kommen an der Großlittgermühle bei Musweiler vorbei, hinter der sich der Weg nach Süden wendet. Ein Wasserfall stürzt sich über eine grün-moosige Felswand.
Die Salm selbst führt reichlich Wasser, aber wie sah es hier vor 4 Tagen aus?- eine grobe Vorstellung haben wir beim Betrachten der Uferböschungen, an denen die Spuren der Überschwemmung vom Weg aus gemessen gut bei 1,60 Metern, vom derzeitigen Wasserpegel gemessen sicher mehr als 2 Meter höher lag. Treibgut liegt herum und die erosive Kraft des Wassers hat auch den Weg an einigen Stellen ausgespült. Den Grund für die Wegsperrung erfahren wir an der Mesenmühle, wo die einzige Brücke über die Salm zerstört ist. Holz hat sich vor der Brücke verkeilt und so zu einem Aufstau geführt. Risse in der Betonplatte geben Zeugnis von der Kraft die hier eingewirkt haben muss. Solche Wassermengen lassen sich nicht aufhalten, die Salm hat sich einfach ein neues Bett an der Brücke vorbei gegraben.
Wir akzeptieren die Sperrung an der Brücke und entscheiden hier den Eifelsteig zu verlassen. Wir begnügen uns mit einem Rundkurs von nur 9 Kilometern über Musweiler zurück nach Großlittgen. In 2 Wochen werden wir hier wieder anknüpfen und hoffen dann auf eine Möglichkeit die Salm an der Mesenmühle gefahrlos zu überqueren.
Wir laufen durch das beschauliche Musweiler mit seiner hübschen Kirche und lassen uns viel Zeit auf der heutigen recht kurzen Runde. Es ist das Wochenende der Schmetterlingsbilder und mir gelingen auch noch Bilder des Tagpfauenauges.
Entlang von Mais- und Getreidefeldern erreichen wir eine Bank mit Blick auf Großlittgen und auf einen Teil des Wegverlaufs seit gestern- Bei unserer Brotzeit erkennen wir auch den gestrigen Pausenplatz an der markanten Kiefer wieder. Gigantische wohl vollbeladene 4-strahlige Transportmaschinen vom Typ C-17 kämpfen sich aus Westen startend träge in den Himmel. Es sind Maschinen der US-Air-Force, die offensichtlich von der nahen Air-Base in Spangdahlem gestartet sind. Wir fragen uns ob die Starts eventuell im Zusammenhang mit den angekündigten Truppenabzügen der Amerikaner stehen.
Wir fahren heute recht früh zurück nach Hause und werden am Abend mit Nachrichten aus den Überschwemmungsgebieten konfrontiert, wo die Menschen alles andere als ein sorgenfreies Wochenende hinter sich gebracht haben. Uns beeindrucken die enorme Solidarität der Betroffenen untereinander und die engagierte Hilfe angereister Rettungskräfte, sogar aus dem Ausland. Ferienwohnungen werden Flutopfern von Nachbarn wie selbstverständlich zur Verfügung gestellt. Dabei machen Meldungen von vermeintlichen Helfern aus der Rechts- und Querdenkerszene, die die Notlage der Menschen nutzen um Stimmung gegen den Staat zu machen einfach nur wütend.
Ende Juli brechen in NRW die letzten 2 Ferienwochen an und es wird tüchtig gereist, ob mit dem Auto oder dem Flugzeug. Wir sind wieder auf dem Weg in die Eifel um an diesem Wochenende unseren Weg von Aachen nach Trier um weitere 35 Kilometer nach Süden voran zu bringen. In Deutschland ist über die Hälfte der Bevölkerung bereits vollständig geimpft. Jetzt belegt die Rückgabe großer Impfstoffmengen eine deutlich nachlassende Nachfrage. Dagegen werden zunehmende Infektionszahlen bei Rückreisenden aus dem Ausland beobachtet, in vielen Fällen bei Personen ohne Impfschutz. Die Inzidenzen steigen wieder und lassen die Kurve zum vierten Mal seit Beginn der Pandemie ansteigen.
Auch die Meldungen über extreme Temperaturen und großflächige Waldbrände im europäischen Mittelmeerraum und an der Westküste der USA bereiten Sorge. Anhaltend sinken die Nachttemperaturen kaum unter 30 Grad, bei Tagestemperaturen von über 40 Grad. Klimaanlagen kämpfen dagegen an und überlasten das Stromnetz. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen verbraucht die Menschheit derzeit 1,6 Planeten vom Typ Erde- doof das wir nur die eine haben.
Der globale Wettkampf und die nicht abreißende Gier seiner Bewohner nach immer mehr- von was auch immer- wird den Planeten zwangsläufig für den Menschen unbewohnbar machen. Immer öfter hört man derzeit sogar von Skeptikern die bange Frage: “Sollte es die Klimaerwärmung denn vielleicht doch geben?“- LOL !!! – Die Krone der Schöpfung, der Homo Sapiens trägt die Weisheit zwar im Namen, rast aber trotzdem mit Vollgas weiter auf den Abgrund zu.
Bei Burg an der Salm stellen wir unser Auto an einem Waldparkplatz neben der L34 ab, um von hier in einem Bogen zurück zur Mesenmühle zu gelangen. Man hat das Treibgut entfernt das den Aufstau vor der Brücke verursacht hat, die Brücke selbst wurde allerdings noch nicht repariert. Über die mit deutlichen Rissen versehene Betonplatte überqueren wir vorsichtig den Fluss und können so die 13. Etappe entlang der mäandernden Salm in insgesamt 18,8 Kilometern nach Bruch fortführen.
Die Spuren der Überflutungen sind allgegenwärtig und ein Stück führt uns der Weg am Steilhang des wildromantischen Salmtals entlang. Matschige Passagen werfen die Frage auf, ob der Weg vor 2 Wochen überhaupt passierbar gewesen wäre. Bevor wir die Betontrasse der A60 unterqueren informiert uns ein Schild, dass wir den 50. Breitengrad der nördlichen Hemisphäre überschritten haben. Ein Zeitgenosse fährt seinen historischen Land Rover spazieren und hält für eine kurze Konversation neben uns an.
„Ich fahr die Wege lieber ab, als das ich zu Fuß gehe!“ – teilt er uns ehrlich und unverblümt mit und gibt uns eine Gratis- Kostprobe seines blau abgasenden Gefährts. Der ungefilterte Qualm des geschätzt 60 Jahre alten Diesel-Fahrzeugs hängt noch eine Weile über unserem Premium-Wanderweg- eine Erinnerung an den Autogestank unserer Kindheit auf die wir gern verzichtet hätten. Etwas fassungslos blicken wir dem rauchenden Gefährt hinterher.
Wir folgen weiter der Salm, die in lehmig-braunem Kolorit zwischen ihren grünen Ufern durch das Tal fließt. Viele Bäume haben dem Hochwasser nicht standgehalten. Wir nähern uns dem Weiler Bruch, den wir von einer Anhöhe bereits erkennen können. Ein eiszeitlicher Findling aus der niederrheinischen Bucht, vom Braunkohletagebau Garzweiler wurde 2001 anlässlich der jährlichen Pilgerfahrt der St. Mathias Bruderschaft Jüchen an diesen Ort gebracht. Es geht um den Apostel Mathias, dessen Gebeine sich seit dem 12.Jahrhundert in der romanischen Basilika der Abtei St. Mathias im Süden Triers befinden. Es ist das einzige Apostelgrab nördlich der Alpen.
In der Nachmittagssonne begegnen wir noch einer Herde von Kühen, die zusammen mit ihren Kälbern auf der Weide grasen. Ein Muskelberg von einem Stier auf der gleichen Weide dürfte wohl der stolze Vater des zahlreichen Nachwuchses sein. An einem Brunnen unterhalb der Kirche von Bruch endet unsere Tagesetappe. Wir übernachten in einem Hotel in Zemmer mit günstiger Lage am Ende unserer morgigen Etappe. Auf der Terrasse des Hauses in dem ruhigen Ort lassen wir uns mit deutsch-russischen Speisen überraschen, denn die Wirtsfrau ist eine gebürtige St. Petersburgerin.
Der Sonntag beginnt sonnig und wir setzen den Weg heute von Bruch aus 16 Kilometer nach Süden bis Zemmer fort. Wir kommen an einer historischen Wassermühle vorbei, deren Wasserrad oberhalb der Salm vom einmündenden Dörbach angetrieben wird. Das kleine Museum im Inneren ist frei zugänglich.
Am Ortsausgang liegt die über 900 Jahre alte Wasserburg von Bruch, die heute in Privatbesitz ist. Die Salm verlässt unseren Weg bald in südöstlicher Richtung und sucht sich ihren eigenen über Salmtal, durch das Relief der Südeifel bis zu ihrer Mündung in die Mosel bei Klüsserath.
Wir begleiten einen Zufluss der Salm ein Stück nach Süden, den Gladbach. Parallel der K37 gelangen wir im Auf und Ab durch die Wälder zur gleichnamigen Ortschaft Gladbach. Im Wald bietet der feuchte Boden gute Bedingungen für die unterschiedlichsten Pilze. Sonnenblumen flankieren Mais und Getreidefelder auf dem weiteren Weg nach Greverath und bieten willkommene Fotomotive.
Greverath hat seine alte Dorfschmiede für einen musealen Einblick hergerichtet und dem Wanderer einen Verweilort mit Relax- Bänken und Kneipp- Anlage bereit gestellt. Der ideale Ort für eine Mittagspause und ein Sonnenbad. Dieses fällt allerdings kurz aus, da sich am Himmel etwas zusammenbraut. Beim Weitergehen sind es dann auch immer wieder kurze Schauer gegen die wir unsere Schirme in den Himmel recken.
Wir befinden uns im Meulenwald, einem Naturschutzgebiet, das sich von Trier bis in die Wittlicher Senke bei Dreis erstreckt. Das Gebiet wird im Westen durch die Kyll und im Osten durch die Salm abgesteckt. Durch dieses Gebiet führte in der Antike die Via Antunnaca von Trier nach Andernach am Rhein. Reste einer römischen Langmauer zwischen Greverath und Trier werden heute als ehemalige Schutzmauern eines großen Jagdgebiets gewertet.
Immer wieder setzt sich die Sonne durch und lockt die Schmetterlinge aus ihren Regenverstecken. Im feuchten Gras zieht ein kleines Fröschchen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Trotz schwarzer Regenwolken gelingt uns der restliche Weg nach Zemmer trocken. An den Obstbäumen auf den Wiesen gedeiht die nächste Apfelernte prächtig. Nachdem wir Moni und Bernhard an ihrem Auto in Bruch abgesetzt haben fahren Dorothee und ich noch ein Stück durch die Eifel um in einem einfachen Restaurant in Mülheim/Blankenheim ein Schnitzel zu essen.
Nach gut 4 Monaten harmoniert unsere Urlaubs- und Terminplanung mit unseren Freunden Moni und Bernhard endlich wieder für ein Wanderwochenende in der Eifel. Geplant ist es die restlichen 35 Kilometer bis zum Ziel des Weges in Trier zum Abschluss zu bringen. Im September 2019 haben wir uns in Kornelimünster bei Aachen auf den Weg gemacht. Nun Ende November 2021 werden wir nach 313 Kilometern diesen großartigen Weg nach insgesamt 13 erlebnisreichen Wochenenden zum Abschluss bringen.
Einen gemütlichen Landgasthof haben wir uns diesmal in Newel gesucht und reisen wegen der schon kurzen Tage bereits am Freitagabend an. Wir haben bei diesem Schlussspurt noch ein knackiges Höhenprofil mit immerhin 780 Höhenmetern Aufstieg und 988 Metern Abstieg zu überwinden. Bei der abendlichen Anfahrt in die Südeifel werden wir mit dem ersten Wintereinbruch in unserer Region konfrontiert. Das Außen-Thermometer zeigt Null Grad und immer wieder laden sich Schneeschauer auf der Fahrbahn und in der Landschaft ab. Auch die Winterdienste haben ihren Betrieb aufgenommen und senken den Gefrierpunkt der feuchten Piste durch das Verteilen von Streusalz.
Wir erreichen unseren Gasthof in Newel zum Abendessen und verbringen mit unseren Freunden einen geselligen Abend. Es gibt diesmal viel zu erzählen, über unsere Reisen und was sonst so in den letzten Monaten passiert ist. Wir werden mit einer schmackhaften Küche versorgt und sammeln mit einem erholsamen Schlaf und einem guten Frühstück neue Kräfte für den Weg von Zemmer bis zum Wanderparkplatz bei Burg Ramstein hinter Kordel am Samstag.
Auf dem Feld mit den Obstbäumen in Zemmer liegt nur noch etwas von dem Schnee, der gestern über das Land gekommen ist. Auch diesmal hängen darüber noch graue Wolken, durch die gelegentlich ein paar Sonnenstrahlen fallen. Ein Schild verweist auf 27 keltische Hügelgräber, die hier im Waldgebiet „Friedbüsch“ gefunden wurden. In der Eisenzeit von 700-25 v.Chr. begruben Familien ihre Verstorbenen in den 50-150 cm hohen Hügelgräbern. Die Verstorbenen wurden zunächst mit Kleidung und Grabbeigaben verbrannt und die Urnen oder Beutel mit der Asche mit Erde bedeckt. Jeder dieser Hügel war ein Familiengrab, es sind die ältesten Zeugnisse menschlichen Lebens auf der Fidei, dem Ortsbund aus Zemmer, Rodt, Schleidweiler, Orenhofen und Preist.
Ein altes Wegkreuz, auf dem nur noch mit viel Phantasie die Jahreszahl 1635 erkennbar ist hat eine überlieferte Geschichte. Das „Bucheckerkreuz“ markiert die Stelle, an der ein Mann namens „Krämer“ erschlagen wurde. Er wollte eine Erbschaft in Wintersdorf abholen. An seiner Bahre mussten alle Männer von 20-60 Jahren vorbeigehen. Der Nachbarssohn zuckte dabei zusammen und gestand im Weiteren die Tat. Unterhalb des Schönfelderhofs wurde der Verurteilte am Galgen hingerichtet.
Ein Relikt aus der jüngeren Geschichte ist eine gemauerte Pferdetränke von 1940. Im Rahmen des 1936 errichteten Westwalls waren in 5 Bunkern zwischen Zemmer und Rodt Soldaten stationiert, deren Pferde hier getränkt wurden. Immer wieder zeigt sich heute die Sonne am Himmel.
Östlich von Rodt auf einer Anhöhe von 395 m haben wir die Möglichkeit uns vom Aussichtsturm einen Überblick zu verschaffen. Über Rodt hinweg blicken wir in Richtung Südwesten auf die Höhen über die wir uns dem Kylltal nähern werden. Vom Eigenheim- Paradies „Am Eifelsteig“ gelangen wir in offenes Agrarland. Einige Apfelbäume wurden nicht abgeerntet und die roten Äpfel hängen zum Teil noch an den Ästen, oder liegen am Boden. Bei der Mittagspause an einer überdachten Bank erweitern wir mit dem schmackhaften Fallobst den Inhalt unserer Brotdose.
Nach einem westlichen Bogen steigen wir nun in südlicher Richtung in das Tal der Kyll ab. In Mühlenflürchen können wir das Szenario an der ehemaligen Brücke kaum fassen. Die auf stabilen Mauerstützen aufgesetzte Betonbrücke liegt auf den Kopf gedreht im Bett der Kyll. An den Hauswänden am ehemaligen Uferniveau erkennt man in einer Höhe von mehr als 1,5 Metern den Wasserstand des Jahrhunderthochwassers dieses Sommers, das der Region an vielen Orten katastrophale Zerstörungen zufügte.
Ich entscheide mich mit Moni und Bernhard die Kyll an dieser Stelle über die Betonplatte zu überwinden. Obwohl mit Verbotsschildern gesperrt erscheint es uns die Aktion ausreichend sicher. Die Alternative über die etwas südlicher gelegene Eisenbahnbrücke zu gehen ist da sicher keine bessere. Dorothee entscheidet für sich mit dem Auto zum Ende der heutigen Wegetappe zum Wanderparkplatz bei Burg Ramstein hinter Kordel zu fahren. Von hier läuft sie uns an der Kyll entlang nach Kordel entgegen und macht von hier mit uns zusammen einen Rundweg über den Eifelsteig zurück zum Auto, was für alle letztlich die ideale Lösung des Brückenproblems ist.
Ein Stück geht es nun an der Kyll entlang, deren Wasser friedlich nach Süden zu ihrer Mündung in die Mosel daher fließt. Aufsteigend im Hang gewinnt der Weg dann wieder an Höhe und erreicht ein luftiges Felsplateau an der Kaulay, von der wir hinab auf Kordel blicken. An der Buntsandstein- Felswand steigen wir hinab nach Kordel. Das „Bruderhäuschen“ in der Felswand war laut Infotafel bis ins ausgehende 18. Jahrhundert von Eremiten bewohnt. Die Kaulay ist das Wahrzeichen von Kordel und ist namensgebend für den hiesigen Karnevalsruf „Kaulaydi“.
Nach der Ortsdurchquerung folgt südlich von Kordel der Gegenaufstieg in den Wald, der ebenfalls an eine offizielle Wegsperrung führt. Hier heißt es umgestürzte Bäume zu überwinden, die möglicherweise der letzte Sturm umgelegt hat. Der Tag neigt sich bereits seinem Ende zu und schon bald beginnt es zu dämmern. Für den letzten Abstieg zum Wanderparkplatz unter Burg Ramstein macht sich dann noch das Mitführen einer Stirnlampe bezahlt. Die heiße Dusche im Hotel und ein gutes Abendessen sind die letzten Highlights eines schönen Novembertages, bevor wir in tiefe Träume fallen.
Der Wecker am Morgen ist unvermeidbar, denn auch am Sonntag sind es fast 17 Kilometer zum Zieldurchlauf in Trier. Der Regen beim Frühstück lässt auf der Anfahrt zum Parkplatz bei Burg Ramstein bereits nach. Die Burgruine liegt oberhalb des Kylltals wildromantisch auf einer Klippe am Rande des Meulenwalds. Die Höhenburg aus dem Beginn des 14.Jahrhunderts wurde als kurtrierische Lehensburg vom Trierer Erzbischof Dietrich von Nassau auf einem befestigten Gutshof erbaut. Zerstört wurde die Burg 1689 nach der Besetzung durch französische Soldaten im Pfälzischen Erbfolgekrieg.
Bereits zu Beginn unserer heutigen Tagesetappe gelangen wir an eine Wegsperrung am Eingang in das Butzerbachtal. Der Weg entlang des Butzerbachs soll ein besonderes Erlebnis sein und so tun wir was wir nicht lassen können, wir wollen auf jeden Fall selbst sehen was geht. Es ist abgesehen von der Überwindung zahlreicher umgefallener Bäume kein echtes Problem den Weg zu begehen. Wir passieren einige hübsche Wasserfälle und auch die Hängebrücken über den Butzerbach vermitteln einen sicheren Eindruck, so dass wir ein gutes Gefühl beim Begehen haben. Es wäre schade gewesen dieses interessante Wegstück auszulassen. Dorothee hat es auch diesmal vorgezogen uns von der weiter oben gelegenen parallelen Passage zu beobachten.
Es gibt viel zu entdecken entlang unseres heutigen Weges. Nach dem Ausstieg aus dem Butzerbachtal gelangen wir an die sogenannten Pützlöcher. Es handelt sich um eine Anlage, auf der bereits im 2.Jh.n.Chr. ein römisches Kupfer-Bergwerk betrieben wurde. Auch Malachit und Azurit wurden möglicherweise zur Färbung von Glas für die benachbarte Glashütte in Kordel abgebaut. Später um 180 n.Chr. wurde das Gelände auch als Steinbruch genutzt. Die erhaltene Inschrift „MARCI“ oberhalb des Stolleneingangs verweist auf den Inhaber des Steinbruchs, der Ende des 2.Jh. auch Steinquader für den Bau der Porta Nigra in Trier geliefert hat.
Man hat bei archäologischen Untersuchungen einen Sesterz mit dem Konterfei und der Aufschrift des Kaisers Maximinus Thrax aus der Zeit von 235-238 gefunden. Man kann also vermuten, dass der Steinbruch noch im 3.Jahrhundert in Betrieb war. Erst Ende des 18.Jahrhunderts gibt es wieder Hinweise über eine Aufnahme des Steinbruch-Betriebes. Im 19. Jahrhundert wurden große Teile der römischen Anlage zerstört. Eine Feldbahn brachte die gebrochenen Steine nach Ramstein zur Kyll, von wo sie als Baumaterial zu Baustellen wie dem Kölner Dom, dem Berliner Reichstagsgebäude und dem Leipziger Hauptbahnhof verbracht wurden.
Nach dem tiefen Einqueren in das Butzerbachtal und dem gegenläufigen Ausstieg haben wir uns an der Geyersley seitens der Luftlinie noch nicht weit von unserem Auto entfernt. Wir blicken tief unter uns auf das idyllische Kylltal und hinüber zur Burgruine Ramstein. Die Entstehung der Buntsandsteinfelsen wie der Geyersley geht auf das Mesozoikum zurück, als die Südeifel noch am Rande einer Meeresbucht lag. Meeresablagerungen formierten sich über Jahrmillionen zum Buntsandstein.
In südlicher Richtung gelangen wir an weitere Felsformationen und an die Klausenhöhle, die durch Verwitterung und Strudelbildung der Kyll als Klufthöhle entstanden ist. Eine Eremitage wird auch Klause genannt und wie an der Kaulay befand sich in der Klausenhöhle eine solche Einsiedelei. Im 4.Jahrhundert wurde der heilige Athanasius von Ägypten nach Trier verbannt und verbreitete so die Kunde des heiligen Antonius, der sein Heil in einem Leben in völliger Abgeschiedenheit suchte. Ein anhaltender Trend, dem einige Mönche folgten um Gott in der Natur nahe zu sein. Einritzungen, Löcher von eingelegten Balken und eine Fensteröffnung zeugen von den damaligen Höhlen-Bewohnern.
In einer weiteren Felsformation befindet sich die Genovevahöhle, die bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts als Kuttbachhöhle bekannt war. Ein Bürgermeister, der aus Mayen versetzt wurde griff die heimatliche Legende der Genoveva aus dem Jahr 750 n.Chr. auf. Aufgeschrieben im Jahr 1640 durch den Kapuziner-Pater Martin ist es eine Geschichte von Liebe, Intrige, Flucht, einem Wunder und einem Happy End. Diese Geschichte ist uns auch schon an einer Höhle auf dem Traumpfad Eifel >4-Berge-Tour< an der Hochsteinflanke bei Bell begegnet. Wo Genoveva sich nun versteckt hat ist ja auch nicht entscheidend, es ist eine romantische Story und es bleibt bis heute unklar ob Genoveva eine reale Figur war.
Eine Weile nutzen wir die Halle der Genovevahöhle für unsere Brotzeit. Der Höhleneingang liegt am Südost-Steilhang der Elterley hoch über dem Kuttbachtal. Diese Höhle ist entgegen meiner ersten Vermutung wohl keine Klufthöhle, sie wurde also nicht durch die Kraft des Wassers ausgehöhlt. Hier hat reine Verwitterung den gewaltigen Hohlraum geschaffen. In der Schutthalde wurden Zeugnisse aus der späten Altsteinzeit und aus römischer und fränkischer Zeit gefunden. Unter der Höhle folgt ein Steilabstieg in das Kuttbachtal.
Trübes kaltes Novemberwetter begleitet uns auf unserem weiteren Südkurs, aber es bleibt niederschlagsfrei. Wir kommen an einer Wegkreuzung mit einem Holzkreuz, dem Eifelkreuz vorbei und unterqueren die A64. Kurz vor der Annäherung an die Mosel hinter Biewer tauchen parallel zur Markierung des Eifelsteigs die Markierungen des Moselsteigs auf, den wir hier in Gegenrichtung bereits gegangen sind.
Wir befinden uns auf den hohen Buntsandstein-Klippen nördlich der Mosel, auf denen wir nun bereits bei zunehmender Dämmerung auf die älteste Stadt Deutschlands und auf die Mosel hinabblicken können. Immer entlang des Klippenrandes tauchen mehr und mehr Lichter unter uns auf, während das Tageslicht langsam schwindet. Bis zum offiziellen Ende des Eifelsteigs am Wanderparkplatz Weißhauswald werden dann doch noch die Stirnlampen zur Ausleuchtung des Weges aufgesetzt. Am Auto ist es bereits dunkel und wir machen uns zügig an die Heimfahrt. Ein Wanderprojekt mit vielen landschaftlichen und kulturellen Highlights und tollen Erlebnissen ist abgeschlossen und macht Lust auf ein Neues.
A. Korbmacher
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