Lahnwanderweg Teil 1

Der Lahnwanderweg Teil 1  (2017)

Stützpunkt unserer ersten beiden Etappen von der Lahnquelle bis nach Bad Laasphe ist ein Hotel in Bad Laasphe. Am Ende der ersten 13,1 Kilometer langen Etappe wäre eine Übernachtung in Feudingen ideal gewesen. In Feudingen war allerdings an diesem Februarwochenende, unmittelbar nach Karneval kein Hotelbett mehr zu ergattern.

Unterwegs auf dem Lahnwanderweg
Unterwegs auf dem Lahnwanderweg

Bad Laasphe ist ein in die Jahre gekommener Kurort mit einer historischen Altstadt. In Bad Laasphe wird bereits seit Beginn des 18. Jahrhunderts Bier gebraut. 300 Jahre Brautradition kann die Privatbrauerei Bosch vorweisen. Ende Februar liegt an diesem Wochenende bereits Frühling in der Luft.

Februarlandschaft
Februarlandschaft

Startpunkt ist also die Lahnquelle am Lahnhof auf 610 m . Es liegt noch etwas Schnee und die Sonne scheint. Die Lahn entspringt als Quelltopf zwischen dem Lahnkopf 624m und der Stiegelburg 637m direkt am Rothaarsteig. In der Region entspringen neben der Lahn einige Wasserläufe und Flüsse.

Lahnquelle
Lahnquelle

Über Höhen und durch dichte Fichtenwälder gelangen wir ins Ilsetal mit der Ilsequelle. Seit dem Mittelalter als heilige Quelle verehrt begleiten wir die Ilse eine ganze Weile. Bernhard hat zum Thema „Ilse“ dann auch noch etwas Non- Sense parat :

„Die Ilse, keiner will’se- nur der Koch, der nahm’se doch- weil sie so schön nach Zwiebeln roch“

Fichtenwald
Fichtenwald

Da es in der letzten Wochen gelegentlich ordentlich gestürmt hat, passieren wir auch einige umgestürzte Fichten. Man kann gut erkennen wie flach diese sehr hoch gewachsenen Bäume im Boden verwurzelt sind. In der typischen sauerländischen Monokultur sind die astarmen geraden Stämme der Fichten ideal industriell verwertbar.

An der "Ilse"
An der „Ilse“

Nach nur 13 Kilometern erreichen wir schon früh unser Etappenende in Feudingen. Auf einer Weide stehen gewaltige Tiere- amerikanische Bisons ? Nein es sind Wisente, Rückzüchtungen des bereits ausgestorbenen europäischen Ur- Rinds. Eine Weile lassen wir die massigen Tiere auf uns wirken.

Wisente in der Sauerländischen Prärie
Wisente in der Sauerländischen Prärie

Erstaunlicherweise sind auch Holländer zum Skilauf angereist und der Frage nachgehend : Wo ????- erfahren wir vom Hesselbacher Gletscher. Inmitten des Siegen- Wittgensteiner Landes gibt es also wieder einen Gletscher, der Dank Kunstschnee der Klimaerwärmung trotzt- wie schön !

Der "Weisse Rausch" am Hesselbacher Gletscher
Der „Weisse Rausch“ am Hesselbacher Gletscher

Am Endpunkt der gestrigen Etappe in Feudingen beginnt dann die zweite 16,6 Kilometer lange Etappe mit einem Anstieg in der Morgensonne. Bevor der weitere Weg im Wald verschwindet genießen wir den Blick zurück auf Feudingen und auf die bewaldeten Höhen rundherum.

Aufstieg von Feudingen
Aufstieg von Feudingen

Auf der Höhe erreichen wir den wildromantischen Weidelbacher Weiher. Diffuses Sonnenlicht fällt durch den dunklen Nadelwald auf den halb zugefrorenen Teich, auf dem einige Enten ihre Bahnen ziehen.

Am Weidelbacher Weiher
Am Weidelbacher Weiher

Entlang des daraus abfliessenden Weidelbachs erreichen wir wieder die „Ilse“, die plätschernd und mäandernd ihrer Einmündung in die Lahn in Feudingen zufließt.

Vor Feudingen wendet sich der Weg wieder ab von „Ilse“ und sucht die auf 528m liegende Rasthütte am Großgemeindestein auf. Der Gedenkstein erinnert an die 1975 zusammengelegten Gemeinden zur heutigen Stadt Laasphe.

Anwohner Schloß Wittgenstein
Anwohner Schloß Wittgenstein

Hoch über Bad Laasphe liegt das Schloß Wittgenstein auf unserem Weg. Das heute als Schule genutzte repräsentative Gebäude hat auch ein kleines Schlosscafé. Im Biedermeierambiente werden köstliche hausgemachte Kuchen dargeboten. Entlang des historischen Friedhofs unterhalb des Schlosses erreichen wir bald den historischen Ortskern von Bad Laasphe. Die heute evangelische Kirche ist als ältestes Gebäude der Stadt bereits 1230 in einer Urkunde erwähnt.

Bad Laasphe
Bad Laasphe

Auf die nächsten 30 Kilometer begeben wir uns am vorletzten Aprilwochenende. Das Wetter hatte zuletzt noch alles von zwanzig Grad bis zu Minustemperaturen darzubieten, so das Obst- und Weinbauern bereits um ihre diesjährigen Erträge fürchten müssen. Nach der Anfahrt im Nieselregen nach Bad Laasphe starten wir nach einem wärmenden Kaffee beim Bäcker auf die 3. Etappe nach Biedenkopf. Wir verlassen Bad Laasphe durch den Kurpark.

Steiles Gelände
Steiles Gelände

Die als mittelschwer eingestufte 17,6 Kilometer lange Etappe führt uns bald von 300 Höhenmeter steil hinauf auf den 550 m hohen Entenberg. Die Absprungstelle für Gleitschirmflieger bietet einen weitläufigen Panoramablick und sogar ein Gipfelbuch. Bei bedecktem Himmel und noch einstelligen Tagestemperaturen wärmen die wenigen, aber immer mal wieder durchscheinenden Sonnenstrahlen sehr angenehm.

Blick vom Entenberg 550m
Blick vom Entenberg 550m

Bei Breidenbach verlieren wir bis zum Naherholungsgebiet am Perfstausee einiges an Höhe, um uns bis vor Biedenkopf erneut eine Erhebung von 533m zu erarbeiten. Nach dem Passieren einiger Windräder steigen wir an einer Holzpagode, die sich Kolumbustempel nennt hinab nach Biedenkopf und somit an die Lahn. Über dem hübschen Fachwerkort thront eine stolze Burg. Beim Abendessen im Hotel erstrahlt die Landschaft in der untergehenden Sonne.

Biedenkopf
Biedenkopf

Vom Hotel aus kommen wir am Morgen am Marktplatz vorbei. Ein Kriegerdenkmal gedenkt der Gefallenen des Deutsch- Französischen Kriegs von 1870/71. Leichtes Terrain soll uns heute nach 12,7km nach Buchenau bringen. Alle 7 Jahre findet hier ein traditionelles Spektakel statt. Der historische Grenzgang stammt aus der Zeit der Germanen, als es weder Grenzsteine noch Kataster gab. Der nächste Termin steht 2019 an. Wir passieren den Festplatz Lippershardt mit den stattlichen Holzhütten von Burschenschaften.

Unterwegs nach Buchenau
Unterwegs nach Buchenau

Durch herrlichen Buchenwald führt uns der Weg bei Sonnenschein, leicht ansteigend zum höchsten Punkt dieser Etappe auf 473m. Danach tauchen wir in Katzenbach in ein wunderschönes Fleckchen Erde ein.

Im Katzenbachtal
Im Katzenbachtal

Katzenbach ist ein Stadtteil von Biedenkopf und hat 30 Einwohner. Der Landgasthof „Der Katzenbacher“ ist uns am Mittag sehr willkommen. Durch hügelige Frühlingslandschaft erreichen wir in Buchenau das Etappenziel.

Die Lahn in Buchenau
Die Lahn in Buchenau

Ende des Wonnemonats Mai meldet sich in Deutschland der anstehende Sommer bereits zu Wort. Mit der Erwartung von Temperaturen über 30 Grad Celsius nehmen wir die beiden Etappen von Buchenau nach Marburg in Angriff. Etappenziel der fünften 12,7 Kilometer langen Etappe wäre eigentlich Caldern, wir gehen aber weitere 4 Kilometer der morgigen Etappe bis Sterzhausen.

Hinter Buchenau
Hinter Buchenau

In der sattgrünen Landschaft erstrahlen unter tiefblauem Himmel gelbe Ginsterbüsche und bunte Blumen. Im Wechsel geht es durch Wälder und an Getreidefeldern entlang. Dabei arbeiten wir uns langsam auf über 400 Höhenmeter hinauf. Ein idyllisches Pausenplätzchen finden wir zur Mittagszeit unter einem schattenspendenden Baum mit Relaxbank. Wir hören nur den Wind, der über ein großes Getreidefeld streicht- dahinter Landschaft soweit das Auge reicht. Nur eine Handvoll Leute sind uns heute begegnet.

Ende Mai 2017 38 C in D
Ende Mai 2017 38 C in D

Den höchsten Punkt erreichen wir am Aussichtsturm auf dem Rimberg. Die Aussichtsplattform des 24m hohen Turms liegt auf über 500 Höhenmetern. Wir genießen einen tollen Fernblick bis zum Rothaargebirge und bis zum Taunus. Auch den weiteren Wegverlauf über Caldern bis nach Sterzhausen können wir ausmachen.

Blick vom Rimberg
Blick vom Rimberg

Die letzten 4 Kilometer bis Sterzhausen nerven ein wenig, der Weg verläuft entlang eines asphaltierten Radwegs. Auf der Homepage des Lahnwanderwegs haben bereits andere Wanderer diesen Sachverhalt als ungebührlich für einen Premiumwanderweg erachtet.

Schattenspendender Wald
Schattenspendender Wald

Nach einer Übernachtung im benachbarten Michelbach geht es dann am Sonntagmorgen mit der 6. Etappe weiter. Die 16 Kilometer lange Etappe haben wir gestern ja bereits auf 12 Kilometer reduziert. Die Temperatur steigt am Vormittag wieder steil an und die zunehmende Luftfeuchtigkeit mit erster Wolkenbildung macht’s nicht unbedingt angenehmer. Bei den Berganstiegen tropft so mancher Schweißtropfen von der Stirn, etwas Kühlung bringen die Waldpassagen.

Unterwegs nach Marburg
Unterwegs nach Marburg

Kurz vor Marburg passieren wir die letzte Ruhestätte von Emil von Behring, der 1917 in Marburg gestorben ist. Die Verdienste des Arztes und Medizinpioniers wurden 1901 mit dem ersten Nobelpreis für Medizin honoriert. Der Durchbruch in der Behandlung der Diphterie brachte Behring den Namen „Der Retter der Kinder“ ein.

Mausoleum Emil von Behring
Mausoleum Emil von Behring

Ein Stichweg führt zum Freitagstempel auf der Kirchspitze 323m. Rentner Freitag hat den Pavillon mit dem Premiumblick auf das Marburger Schloss 1874 gestiftet. Von hier steigen wir ab nach Marburg und erreichen das Ende dieser Etappe an der Elisabethkirche zu Marburg.

Marburger Schloss
Marburger Schloss

Die Kirche mit den beiden Türmen gilt als erste rein gotische Kirche Deutschlands und wurde 1235- 1283 zu Ehren der heiligen Elisabeth von Thüringen erbaut. Die Türme wurden 1340 fertiggestellt. Die Gebeine Elisabeths wurden 1236 im Beisein Friedrichs II in einen goldenen Schrein umgebettet.

In Marburg
In Marburg

Wir schlendern durch die mittelalterlichen Gassen Marburgs zum Marktplatz, wo wir uns in einem Eiscafé noch etwas Kühlung vor der Heimfahrt gönnen.

Marburg mit Elisabethkirche
Marburg mit Elisabethkirche

Mitte Juni finden wir uns wieder an der Elisabethkirche in Marburg ein. Die 25 Kilometer der heutigen 7. Etappe kürzen wir auf etwa 18 Kilometer und finden so die Zeit, uns noch einmal etwas intensiver mit der heiligen Elisabeth zu beschäftigen. Im Dom entrichten wir den erforderlichen Obolus, um den Bereich hinter dem Lettner der Kirche zu besuchen.

Grablege der Heiligen Elisabeth
Grablege der Heiligen Elisabeth

Wir sehen uns dort im Nord-Chor das Elisabeth- Mausoleum und den kostbaren Elisabethschrein (1235-1249) in der Sakristei an. Im Südchor befinden sich zahlreiche Grabmäler, der dort beigesetzten Landgrafen. Der steinerne Hochaltar wurde 1290 geweiht und ist im Marburger Dom nur eines der Zeitzeugnisse aus dem tiefen Mittelalter bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts.

Reliquienschrein der Heiligen Elisabeth
Reliquienschrein der Heiligen Elisabeth

Erst mittags setzen wir uns in Bewegung Richtung Schlossberg, auf dem sich das Landgrafenschloss aus dem 11. Jahrhundert befindet. Unterhalb des Schlosses passieren wir einige Villen, an denen sich Wappen verschiedener Studentenverbindungen befinden. Nach einem Blick in die Kasematten der Burg und hinab auf Marburg passieren wir den Schlosspark und machen langsam Strecke auf dem Lahnwanderweg.

Feuer frei !
Feuer frei !

Einen Rosenlehrpfad liegt noch auf unserem Weg, bevor sich die Landschaft über Hügel und Felder des Marburger Landes öffnet. Die Kirschen sind bald reif und einige schmecken schon sehr gut. Es ist leicht bedeckt, warm und trocken. In Niederwalgern beenden wir die 7. Etappe und übernachten in einem Hotel im nahen Gladenbach.

Kornblume mit Biene
Kornblume mit Biene

Am Sonntag führen wir die 7. Etappe zu Ende und gehen direkt auf der 8.Etappe weiter bis nach Salzböden. Auf dem Lahnwanderweg sind wir auch diesmal wieder erstaunt, mit wie wenig Straßenverkehr man Deutschland durchwandern kann. Entfernt man sich mehr als 1 Kilometer von befahrbarem Terrain trifft man nur noch sehr sporadisch auf menschliches Leben.

Unterwegs nach Salzböden
Unterwegs nach Salzböden

In Salzböden haben wir unser Auto am Morgen an der Schönemühle abgestellt. Die Schönemühle ist eine historische Wassermühle, in deren Innenhof Tische und Stühle unter Sonnenschirmen zum Kaffee einladen. Eine wunderbare Tortenauswahl lässt keine Wünsche offen und versüßt uns die anstehende Heimfahrt.

Schönemühle
Schönemühle

Anfang August kehren wir zurück zur Schönemühle und führen die 8. Etappe weiter bis wir am Abzweig nach Lollar direkt auf die 9. Etappe treffen. Obwohl es nicht übermäßig heiß ist empfinden wir alle die hohe Luftfeuchtigkeit von über 80% als alles andere als angenehm. Immerhin bleibt es aber bis auf ein paar Tropfen trocken.

Auf dem Weg nach Wettenberg
Auf dem Weg nach Wettenberg

Ideale Verhältnisse für das Gedeihen von Pilzen , die in allen möglichen Arten aus dem Waldboden wachsen. Einige Pilzsammler sind uns mit ihrer Ausbeute bereits entgegengekommen. Wir haben Hochsommer und die Bäume auf den Streuobstwiesen tragen schwer, allerdings fehlt den schon aromatischen Äpfeln doch noch etwas Sonne und somit die Süße .

Deutsche Äpfel
Deutsche Äpfel

Auch diesmal gehen wir die 9. Etappe nicht komplett bis Rodheim- Bieber. Wir haben eine Übernachtung auf dem Burgberg von Wettenberg geplant. Auf einem 308m hohen Basaltkegel befindet sich in Wettenberg Burg Gleiberg, deren Ursprünge mit den Grafen von Gleiberg auf das Jahr 1000 zurückgehen. Der Ausbau der Burg mit dem mächtigen Bergfried geht auf die Herren von Merenberg (1170-1333 ) zurück.

Bergfried Burg Gleiberg
Bergfried Burg Gleiberg

Unter den Grafen von Nassau wurde die Burg 1646 bis auf den Bergfried zerstört und verlor ihre militärische Bedeutung. Vieles wurde bis in die heutige Zeit wiederhergestellt und es ist ein Genuss den Blick vom Bergfried über das Land streifen zu lassen. Von hier können wir den Feldberg im Taunus sehen. Auf der Terrasse des Burgrestaurants genießen wir diese Aussicht und ein schmackhaftes Essen am Abend.

Blick von der Burgruine Vetzberg zurück zur Burg Gleiberg
Blick von der Burgruine Vetzberg zurück zur Burg Gleiberg

Am Sonntag beginnt der Tag wolkenlos und ohne die erdrückende Luftfeuchte des Vortags. Wir verlassen unseren Burgberg mit schönen Rückblicken und halten uns zunächst zur etwa 3 Kilometer entfernten Burgruine Vetzberg. Auch hier erwarten uns großartige Panoramablicke über das Umland von Gießen.

Eine Hummelart ?
Eine Hummelart ?

Die 9. Etappe endet in Rodheim und an der alten Lutherkirche empfiehlt uns ein eisleckender Herr das Eiscafé „Da Toni“. Die Kostprobe der Sorten aus Tonis eigener Herstellung überzeugt und spielt unserer Meinung in der oberen Liga.

Im Buchenwald
Im Buchenwald

Der erste Teil der 10. Etappe auf dem Weg nach Wetzlar führt am 348m hohen Königsstuhl vorbei. Neben prähistorischen Ausgrabungen liegen hier Reste einer Sternschanze aus dem 7-jährigen Krieg (1756- 1763) in dem sich die Heere der Franzosen und der alliierten Truppen aus Hessen, Braunschweig, Hannover und England gegenüberstanden. Der Weg führt größtenteils durch Buchenwälder nach Waldgirmes, wo wir auf der 10. Etappe nach etwa 35 Kilometern unser an diesem Wochenende geplantes Ziel erreichen.

Schmetterling
Schmetterling

Es wird gefeiert in Waldgirmes und direkt am Wegesrand haben gutgelaunte Herren einen Bierstand aufgebaut. Ein Passieren gelingt uns nicht ohne wenigstens ein Bier anzunehmen, das zugegebenermaßen mehr als willkommen ist und mit Waidmannsdank in unseren Kehlen verschwindet. Nach einer kleinen Mahlzeit in der Haustädter Mühle geht es dann heim.

Das Lahnsteig- Team
Das Lahnsteig- Team

Die restlichen 8 Kilometer der 10. Etappe bis Wetzlar gehen wir Ende September. Wir beginnen in Waldgirmes und erreichen bald die Spuren einer ehemaligen römischen Ansiedlung aus der augusteischen Epoche um die Zeit Christi Geburt. Hier wurden die Fundamente des Forums gefunden und anhand von Bronzeresten ein Reiterstandbild des Kaisers Augustus rekonstruiert.

Augustus und Bernhard
Augustus und Bernhard

In Naunheim finden wir auf einer kleinen Insel in der Lahn einen Pausenplatz, sogar mit etwas Sonne an dem heute eher verschleierten Himmel. Mal wieder mit dabei ist mein Patenkind Richard.

Richard auf der Lahn
Richard auf der Lahn

Vor Wetzlar verläuft der Lahnwanderweg ein Stück parallel zum Goetheweg. Goethe hat seine Erlebnisse während seiner Wetzlarer Zeit in seinem Briefroman “ Die Leiden des jungen Werther “ verarbeitet. Recht früh erreichen wir den Dom in der historischen Altstadt Wetzlars. Die Domkirche sollte bereits im 13.-15. Jahrhundert durch einen gotischen Nachfolgebau ersetzt werden. Dieses Projekt wurde nie vollendet, so das bis heute alle Umbauphasen der verschiedenen Epochen das Gesicht der Kirche prägen.

Wetzlar Domkirche
Wetzlar Domkirche

Eine weitere Besonderheit ist die Nutzung der Kirche als Simultankirche für beide Konfessionen. Seit Mitte des 9. Jahrhunderts gab es bereits eine Pfarrkirche, die bis in die Zeit Friedrich I. (Barbarossa) mehrfach umgebaut wurde. Ende des 12. Jahrhunderts entstand eine spätromanische Pfeilerbasilika. Der Taufstein stammt noch aus dieser Zeit. In der Altstadt finden sich noch einige schöne Fachwerkhäuser entlang von Gassen und Plätzen, wie zum Beispiel am Kornmarkt.

Fachwerk am Kornmarkt
Fachwerk am Kornmarkt

Die Bedeutung Wetzlars geht auf die Verlegung des höchsten Gerichts des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Jahr 1689 zurück. 1772 war Johann Wolfgang von Goethe als Praktikant am Reichskammergericht eingeschrieben. 1806 verlor Wetzlar diesen Standortvorteil. Nach dem Untergang der Eisenerzförderung und -Verhüttung Anfang des 20. Jahrhunderts entstand mit der Ansiedlung optischer und feinmechanischer Industrie ein Hochtechnologiestandort von Weltruf. Zeiss und Leitz sind nur einige der großen Namen.

Legende Leica
Legende Leica

Der Sonntag bringt zu Herbstbeginn noch einmal viel Sonne und wir steigen oberhalb der weitläufigen Leica- Werke auf einen 256m hohen Basaltkegel, auf dem sich die Reste der Höhenburg Kalsmunt befinden. Auf der unter Karl dem Großen (785) und unter Kaiser Friedrich Barbarossa (1180) ausgebaute Burg wurden Münzen geprägt. Die Reichsmünzstätte wurde zur Zeit Karls des Großen Carols Mons genannt. Daraus leitete sich der spätere Name Kalsmunt ab. Ein grandioser Blick bietet sich von hier auf die Stadt an der Lahn.

Burgruine Kalsmunt
Burgruine Kalsmunt

Über die Höhen führt uns der Lahnwanderweg heute über 12 Kilometer nach Braunfels. Wir genießen den Tag und verbringen viel Zeit mit der Ernte von Schlehen, aus denen wir einen guten „Aufgesetzten“ herstellen wollen. Auch an den Apfelbäumen sind noch nicht alle Äpfel abgeerntet.

Feldbergblick (rechts im Bild)
Feldbergblick (rechts im Bild)

Bis zum Feldberg im Taunus können wir blicken. Über den schönen Kurpark erreichen wir am Nachmittag den schmucken Fachwerkort Braunfels. Über dem Ort thront eine stolze Burganlage. Schloss Braunfels wurde 1246 erstmals urkundlich erwähnt und ist seit 1280 Wohnburg der Grafen von Solms. Nach einem Kaffee am Marktplatz unter der Burg wenden wir uns dann der Heimreise zu.

Braunfels
Braunfels

Das letzte Wochenende auf dem Lahnsteig in diesem Jahr (2017) legen wir auf das erste Dezember- Wochenende. Es sind die Etappen 12 und ein Teil von Etappe 13, die uns über 28 Kilometer von Braunfels bis nach Gräveneck bringen. Gegen Mittag kommen wir am Marktplatz von Braunfels an. An diesem verhangenen Wintertag wirkt der Marktplatz nicht besonders einladend. Eines der Cafés am Platze macht auf uns einen um so einladenderen Eindruck.

Kaffee und Kuchen in Braunfels
Kaffee und Kuchen in Braunfels

Hausgemachte Torten in heimeliger Atmosphäre mit einem Heißgetränk kommen uns wie gerufen. Erst nach 13 Uhr wenden wir uns dem Lahnwanderweg zu, der uns unter den nebelverhangenen Türmen der stolzen Burg aus Braunfels hinaus führt. An einem Weiher entlang geht es in die Wälder des Naturparks Hochtaunus.

Großer Weiher mit Schloss Braunfels
Großer Weiher mit Schloss Braunfels

Beim Weg über die Felder oberhalb des Ortes Hirschhausen bricht die Sonne für eine Weile den trüben Himmel auf. Gleißendes Licht verzaubert die bislang eher farblose Landschaft und lässt Eiskristalle auf den Gräsern glitzern. In diesem Licht streifen einige Rehe über die Felder. Einen Moment lang spüren wir die wärmende Sonne bei Temperaturen um Null Grad.

Rehe am Weg
Rehe am Weg

Auf dem weiteren Weg nach Kubach kommen wir an einem Wildgehege vorbei. Der Wildpark Weilburg hat kulturhistorische Bedeutung, denn schon im 16.Jahrhundert hielt Graf Albrecht von Nassau und Saarbrücken hier Damwild. Eine andere Attraktion kurz vor Kubach ist die Kubacher Kristallhöhle. Die sehenswerte eiszeitliche Calcitkristallhöhle ist zu dieser Jahreszeit leider verschlossen.

Auf dem Weg nach Kubach
Auf dem Weg nach Kubach

In Kubach ( der Name ist Programm 🙂 ) finden wir unser vorgebuchtes Hotel zunächst verschlossen vor. Das irritiert bei einsetzender Dunkelheit und ungemütlichen Temperaturen. Trotz angeblich verloren gegangener Buchung wird alles gut- die exzellente Küche entschädigt für den ersten Eindruck.

Auf dem Weg nach Weilburg
Auf dem Weg nach Weilburg

Über Nacht ist es dann Winter geworden, denn es haben sich einige Zentimeter Schnee auf die Landschaft gelegt. Direkt hinter Kubach treffen wir auf den Stollen eines Kalkbergwerks vom Beginn des 20. Jahrhunderts. Auch gestern gab es Hinweise auf Bergwerke in der Region. Gibt man bei GOOGLE die Suche „Bergwerke im Taunus“ ein, dann stößt man auf unzählige Gruben, in denen bereits seit 1495 Blei, Silber, Gold und Kupfer abgebaut wird. Seit dem 19. Jh. waren es dann Eisen und in geringerem Umfang Kohle. Im 20. Jahrhundert endete der Erzabbau.

Bergbau im Taunus
Bergbau im Taunus

Wir wandern im Schneetreiben durch gefühlt unbewohnte Landschaft. Der Schnee scheint in den Wäldern und auf den Feldern jedes Geräusch zu schlucken. An diesem 1. Advent ist kaum jemand draußen unterwegs. Wir kommen durch Weilburg, dessen Oberstadt mit der barocken Schlossanlage von beiden Seiten von der Lahn umflossen wird. Auf einen Café- Besuch am Marktplatz müssen wir wegen der noch anliegenden Strecke bis Gräveneck heute verzichten, auch sonst haben wir dieser Stadt sicher zu wenig Beachtung geschenkt.

Lahn in Weilburg
Lahn in Weilburg

Durch verschneiten Mischwald steigen wir auf zur Schutzhütte am Steinbühl. Einen Schluck heißen Tee, ein Brot und weiter geht es durch hügeligen Höhenwald. Beim Verlassen des Waldes weist unsere Wegbeschreibung auf ein beeindruckendes Taunuspanorama hin, das heute an diesem trüben Wintertag hinter den nächsten Feldern ersäuft. Zur blauen Stunde erreichen wir den Bahnhof von Gräveneck an der Lahn.

Die letzte Etappe 2017
Die letzte Etappe 2017

 

Arnd Korbmacher

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