Lahnwanderweg Teil 2

Der Lahnwanderweg Teil 2  (2018)

Es ist graues, trübes Wetter als wir uns Mitte Januar 2018 wieder in Gräveneck einfinden, um den Rest der 13. Etappe bis Aumenau abzuschließen. Die Lahn ist über ihre Ufer getreten und hat derzeit eine starke Strömung. Aufgrund der vielen Niederschläge ist auch der Waldboden ordentlich aufgeweicht. Vor 2 Tagen ist das Sturmtief Friederike über das Land gezogen und hat entsprechende Spuren im Wald hinterlassen. Immer wieder müssen wir über entwurzelte oder abgebrochene Bäume klettern, die den Weg verbarrikadieren.

Lahnwanderweg nach Sturmtief Friederike
Lahnwanderweg nach Sturmtief Friederike

Beim Waldpicknick zur Mittagszeit fängt es dann noch an zu graupeln, so das wir ganz zufrieden sind, das es bis zum Tagesziel in Aumenau heute keine 10 Kilometer sind. Das Gehen in der aufgeweichten Pampe des Waldbodens erschwert die Sache allerdings. Mit feuchten Klamotten erreichen wir den Bahnhof von Aumenau. Zum Trocknen der Sachen bietet sich ein Café an, das von außen eher Skepsis erweckt.

Kurz vor dem Bahnhof Aumenau
Kurz vor dem Bahnhof Aumenau

Drinnen allerdings finden wir ein hübsches Caféhausambiente im alten Wartesaal des Bahnhofs vor. Das nette Team serviert Waffeln und Kaffeespezialitäten nach Wahl. Getrocknet suchen wir das vorgebuchte Hotel in Aumenau auf, das mit einfachen, warmen Zimmern und einer stärkenden Mahlzeit am Abend aufwartet.

Im Bahnhofs- Café Aumenau
Im Bahnhofs- Café Aumenau

Das Hotel liegt im Ortsteil Lange Hecke. Die Siedlung „Am Zechenhaus“ war hier ursprünglich die Wohnstätte für die Bergleute der Blei-, Silber- und Schiefergruben. Die Schieferhalde hinter dem Hotel ist noch ein Relikt aus der aktiven Zeit des Bergbaus. Am 22.07.1813 besuchte Johann Wolfgang von Goethe die Stollen.

Lahnauen hinter Aumenau
Lahnauen hinter Aumenau

Am 2. Tag dieses Wochenendes gehen wir die 14. Etappe in etwa 13 Kilometern nach Villmar. Die Kletter- und Schlammpartie geht weiter, allerdings bleibt der Niederschlag von oben heute fast aus. Ein Stück begleiten wir die gut gefüllte Lahn, in deren Auen sich einige Schwäne, Gänse und sogar ein weißer Reiher aufhalten. Bald geht es auf die „rechtslahnischen“, geographisch dem Westerwald zuzuordnenden Höhen.

Auf den Höhen
Auf den Höhen

Der bewölkte Himmel öffnet sich sogar und gibt gelegentlich etwas Sonne und blauen Himmel frei. Am Steimelskopf hat man einen weiten Ausblick über die umliegenden Höhenzüge von Westerwald und Taunus. Den Regenschirm brauchen wir heute nur ganz kurz. Vor Villmar führt uns der Weg über weite Felder an die Abbruchkante, die steil zum Lahntal abstürzt.

Pilzbefall
Pilzbefall

Nach einer Weile führt uns ein Weg hinunter ans Lahnufer zum Bahnhof Villmar. Direkt am Bahnhof befindet sich das Lahn- Marmor- Museum, das zu dieser Jahreszeit leider nicht zugänglich ist. Die steilen Felswände zum Lahntal bringen ein Gestein hervor, das geologisch (nicht ganz korrekt) als Marmor bezeichnet wird.

Kurz vor Villmar
Kurz vor Villmar

Es handelt sich aber um einen polierfähigen Sediment- Kalkstein, der industriell abgebaut wurde. Über einen Geopfad gelangen wir an eine glattgesägte und polierte Felswand, die die Struktur des mit fossilen Einschlüssen durchsetzten rotbraunen Gesteins eindrucksvoll zeigt. Dieses Naturdenkmal (Unica) öffnet einen Blick auf ein 380 Millionen Jahre altes Riff mit ausgestorbenen Meerestieren (Stromatoporen) aus dem Devon- Zeitalter.

Unica- Naturdenkmal Villmar
Unica- Naturdenkmal Villmar

Der Lahnmarmor war nicht nur in Deutschland als Baustoff für monumentale Gebäude, wie dem Berliner Dom begehrt. Das Foyer rund um die Aufzüge im Empire State Building in New York ist ebenfalls mit Lahnmarmor ausgekleidet.

Lahnmarmor im Empire State Building NYC (Bild von 2015)
Lahnmarmor im Empire State Building NYC (Bild von 2015)

Etappe 15 und 16 bringen uns Anfang Februar mit einer Übernachtung in Limburg etwa 27 Kilometer weiter auf dem Lahnwanderweg Richtung Rheinmündung. Gestartet sind wir vor einem Jahr an der Lahnquelle im Siegerland. An diesem Wochenende verlassen wir den Naturpark Hochtaunus und wenden uns hinter Limburg dem Naturpark Nassau zu.

Hinter Villmar
Hinter Villmar

Nach  dem ersten Aufschwung hinter Villmar blicken wir über die Lahn hinweg auf eine Klippe, auf der man einem der frühen deutschen Könige ein Denkmal gesetzt hat. König Konrad I. (911-918) war auch Graf des Lahngaus.

Schon bald sehen wir die Türme der Burg von Runkel am nächsten Lahnbogen vor uns auftauchen. Urkundlich erstmals im Jahr 1159 erwähnt, diente die Burg zur Sicherung der Lahnbrücke. Zerstört wurde sie im Dreißigjährigen Krieg, im Jahr 1634. Noch heute wirken die düsteren Mauern der nicht wieder aufgebauten Oberburg wie ein Bollwerk über den mittelalterlichen Gassen von Runkel. Ein Gasthaus im Ort lockt uns mit Kaffee und Kuchen.

Lahnbrücke und Burg Runkel
Lahnbrücke und Burg Runkel

Hinter Runkel führt uns der Waldweg vorbei an einem historischen Judenfriedhof. Die ältesten Grabsteine mit ihren hebräischen Inschriften stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Etwas weiter erinnert eine Bronzetafel an die Blücherschanze, die österreichische Truppen Ende des 18. Jahrhunderts in den Koalitionskriegen zur Abwehr der Napoleonischen Grande Armee errichtet haben. 250 Soldaten des Blücher’schen Heeres, die in den Jahren 1813/1814 im Militärlazarett Runkel starben liegen hier begraben.

Eisfläche mit Bäumen
Eisfläche mit Bäumen

Bereits 1794 kam es beim ersten Koalitionskrieg zur Schlacht bei Limburg, in der französische Truppen vergeblich versuchten die österreichischen Streitkräfte beim Überqueren der Lahn zu hindern- es waren blutige Zeiten in Deutschland und Europa. Es hat weitere Kriege und zuletzt zwei Weltkriege gebraucht bis die Waffen in Europa endlich geschwiegen haben. Dieses Geschenk, ein Europa, das seit 70 Jahren keinen Krieg mehr erlebt hat gilt es heute zu bewahren.

Dietkirchen mit Basilika St.Lubentius
Dietkirchen mit Basilika St.Lubentius

Bei Temperaturen am Gefrierpunkt geht es durch Wälder und über Felder bis in der Ferne die romanische Basilika St.Lubentius von Dietkirchen auftaucht. Hinter der Ortschaft Mühlen bietet sich ein schöner Blick auf die Lahn und die Basilika . Stolz, auf einem Kalksteinfelsen liegend macht das mittelalterliche Gebäude Lust auf einen baldigen Besuch. Heute halten wir uns jedoch weiter nach Limburg.

Limburger Felsen mit Braut
Limburger Felsen mit Braut

Ein letztes Stück an der Lahn entlang erblicken wir bald den Limburger Dom. Hoch über der Lahn, auf dem Limburger Felsen thront der Georgsdom mit dem benachbarten Limburger Schloss. Diese Perspektive kannte ich noch nicht, denn bei früheren Besuchen haben wir uns dem Dom von der Stadt aus genähert. Passiert man Limburg über die A3, erblickt man diese Perle spätromanischer Baukunst schon von Weitem. Am Sockel des Felsens verrät uns eine Tafel die Hochwasserstände der Lahn seit 1255.

Felsenweg unter dem Dom
Felsenweg unter dem Dom

Neben historischen Höchstmarken stechen im letzten Jahrhundert die Hochwasserstände der 40er Jahre und vor allem das Jahr 1984 hervor. Ein Gang durch die Altstadt ist ein Gang durch die Gassen einer mittelalterlichen Stadt.

In den Gassen Limburgs
In den Gassen Limburgs

Der Besuch des Doms ist immer wieder ein absolutes Highlight. Bereits im 9. Jahrhundert soll es eine, dem Hl. Georg geweihte Kirche gegeben haben. Schenkungsurkunden König Ludwigs (Das Kind) aus dem Jahr 910 und Kaiser Ottos I. aus dem Jahr 940 bezeugen den Gaugraf des Niederlahngaus Konrad Kurzbold (885-948) als Gründer eines Chorherrenstifts zu Ehren des Hl. Georg.

Grabplatte des Stiftsgründers 13.Jh.
Grabplatte des Stiftsgründers 13.Jh.

Der Baubeginn des heutigen Doms soll auf das Jahr 1180/90 zurückgehen, die Einweihung des Doms erfolgte 1235. Die dreischiffige Basilika erhielt in mehreren Bauphasen neben spätromanischen auch frühgotische Elemente.

Spätromanische Architektur
Spätromanische Architektur

Zu den ältesten Zeugnissen einer längst vergangenen Zeit gehört das Grab des kleinwüchsigen Stiftsgründers Konrad Kurzbold, der im Jahr 948 starb. Nach seinem Tod wurde er wie ein Heiliger verehrt. Die Trägerfiguren der Grabplatte (Anfang 13.Jh) stammen aus der zweiten Hälfte des 11.Jh.

Trägerfigur der Grabplatte (Grab des Konrad Kurzbold) 11.Jh.
Trägerfigur der Grabplatte (Grab des Konrad Kurzbold) 11.Jh.

Ein großer Teil der Fresken aus dem 13.Jahrhundert konnten frei gelegt werden, da noch 70% des Originalputzes erhalten sind. Ebenfalls aus dem frühen 13.Jh. stammt das kunstvolle Taufbecken. Es gibt sehr viel mehr zu entdecken im Limburger Dom- seit diese Mauern stehen ist viel passiert in Deutschland.

Georgsdom Limburg
Georgsdom Limburg

Unser Hotel befindet sich an der historischen Steinbrücke über die Lahn und hat selbst eine lange Geschichte. Seit 1739 gab es an der Stelle des Hotels bereits eine fürstliche Thurn und Tax’sche Poststation. Ende des 18.Jh. entstand das heutige Gebäude, in dem 1813 auch schon Feldmarschall Blücher Quartier bezog.

Steinbrücke Limburg
Steinbrücke Limburg

Wir verlassen am Sonntagmorgen Limburg über den Schafsberg, wo sich heute eine Klinik befindet. Auch hier weist eine Tafel auf die Kanonenbatterien der Österreicher hin, die am Morgen des 16.Septembers 1796 das Feuer auf die französischen Stellungen an der Offheimer Höhe eröffneten.

Unterwegs nach Diez
Unterwegs nach Diez

Es geht über Felder weiter Richtung Diez und manchmal geben die Wolken die Sonne frei. In Diez sticht das Schloss aus der Altstadt heraus. Als Höhenburg in der zweiten Hälfte des 11. Jh. von den Grafen von Diez angelegt, wurde es bis zur Erlangung des Stadtrechts der Stadt Diez im Jahr 1329 ausgebaut. Die Burg liegt oberhalb der Aar- Mündung an einer Furt. Als Wohnsitz der Adels-Dynastien des Nassauer- Hauses wurde die Burg Ende des 16. Jh. zu einem Renaissance- Schloss umgebaut. Das Gebäude wurde seit Ende des 17.Jh. als Amtshaus, Gefängnis und heute als Jugendherberge genutzt.

Diez mit Schloss
Diez mit Schloss

Hinter Diez treffen wir bei Fachingen wieder auf Relikte einer einstigen Eisenerzgrube. Auch die Fabrikanlage, in der die Mineralwässer der 1742 entdeckten Quelle abgefüllt werden liegt am Weg.

Balduinstein
Balduinstein

Am Bahnhof von Balduinstein haben wir auf dem Lahnwanderweg bislang 240 Kilometer zurückgelegt. Es sind nun nur noch 3 Etappen bis zur Mündung der Lahn in den Rhein.

Start in ein Hammer- Aprilwochenende
Start in ein Hammer- Aprilwochenende

Wettertechnisch „schießen wir den Vogel“ Anfang April ab und gehen die 17. und den Anfang der 18. Etappe bis Nassau. Bei Sonnenschein und Tagestemperaturen über 20 Grad gehen wir am Samstag fast 19 Kilometer mit einem Höhenprofil, das uns satte 900 Höhenmeter im Auf- und Abstieg abverlangt. Mehr und mehr mäandert die Lahn, und gräbt tiefe Täler unter den Höhen des Westerwalds im Naturpark Nassau. Von Balduinstein geht es erst einmal steil 150 Höhenmeter hinauf auf die Höhe.

Ziegen vor Burg Balduinstein
Ziegen vor Burg Balduinstein

Einige spektakuläre Tiefblicke auf die Lahn reihen sich heute aneinander, vom Saukopp blicken wir zurück auf die Lahnschleife von Balduinstein. Wir passieren in Sichtweite die Burg Balduinstein, und am Waldrand entlang über weite Felder erreichen wir die senkrechten Klippen am Gabelstein.

Die steilen Klippen am Gabelstein
Die steilen Klippen am Gabelstein

Das Gebiet wurde 1981 zum Naturschutzgebiet erklärt und bietet vielen Tieren und Pflanzen Schutz. In den Felsen vulkanischen Ursprungs halten sich gerne Falken und andere Greifvögel auf.

Lahnschleife am Gabelstein
Lahnschleife am Gabelstein

Etwa 3 Kilometer weiter finden wir einen weiteren Felsen mit einer Bank zum Verweilen. Viele Kilometer Lahn können wir von hier bis zur nächsten Ortschaft Laurenburg mit der dazugehörigen Burg überblicken.

Pausenfelsen über der Lahn
Pausenfelsen über der Lahn

Laurenburg ist ehemaliges Bergbaugebiet. Von 1751 bis 1952 wurde hier in der Grube Holzappel bis in eine Tiefe von 1100m Blei, Zink, Kupfer und Silber abgebaut. Enlang der ehemaligen Abraumhalde steigen wir hinter Laurenburg erneut steil hinauf und treffen immer wieder auf Felsformationen mit Tiefblick, wie die Wolfslei und nach weiteren 4,7 Kilometern den Goethepunkt. Goethe höchtselbst hielt diesen Aussichtspunkt für einen guten Ort zum Sterben.

Abstieg nach Obernhof
Abstieg nach Obernhof

Von hier wählen wir für den weiteren Abstieg die drahtseilgesicherte Klettersteigvariante, die uns entlang eines Felsgrates hinunter nach Obernhof bringt. Von der Lahnbrücke blicken wir noch einmal zurück auf die Weinberge unterhalb des Goethepunkts. Wir übernachten im benachbarten Weinähr und ich merke das heutige Höhenprofil in meinen Beinen.

Rückblick auf Lahn und Pavillon am Goethepunkt
Rückblick auf Lahn und Pavillon am Goethepunkt

Der Sonntag beschert uns ebenfalls viel Sonne und eine nur 8 Kilometer lange Strecke bis nach Nassau. Ein sehr abwechslungsreicher Weg führt uns mit einem zweiten Anstieg zur Hohelei auf etwa 250m hinauf. Der Aussichtsfelsen aus vulkanischem Quarzit lädt mit seinem Fernblick auf unser heutiges Ziel Nassau unbedingt zum Verweilen ein.

Fly Hohelei
Fly Hohelei

Unter uns liegt Schloss Langenau und gegenüber das Kloster Arnstein, ein Prämonstratenserkloster dessen Ursprünge in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts liegen. 1052 wurde hier bereits Burg Arnstein erwähnt, von der noch Mauerreste erhalten sind.

Kloster Arnstein
Kloster Arnstein

Ein aussichtsreicher Höhenweg führt uns auf Nassau zu, wo wir uns am Marktplatz zunächst einem italienischen Eiscafé zuwenden. Sehenswert ist der Adelsheimer Hof von 1607, in dem seit über 100 Jahren das Rathaus von Nassau untergebracht ist. Die evangelische Johanniskirche hat ihre Wurzeln als romanische Kirche im 12. Jahrhundert.

Rathaus von Nassau mit Rodins "Denker"
Rathaus von Nassau mit Rodins „Denker“

Wie ein Rapunzel-Turm mit 4 Erkern steht der Bergfried der Burg Nassau aus dem frühen 12. Jahrhundert über der Lahn. Die Geschichte der Burg und der Nassauer Burgherren ist durch Heirat eng mit den Niederlanden verbunden.

Rapunzel, Rapunzel lass Dein Haar herunter !
Rapunzel, Rapunzel lass Dein Haar herunter !

Noch heute sind die Nachkommen des Hauses Nassau mit dem niederländischen König in der Linie Oranien-Nassau verwandt. Wir lassen es uns nicht nehmen den Turm über die enge Wendeltreppe zu besteigen. Der Lohn ist ein toller Blick über die Stadt und auf die umliegenden Höhen.

Eis am Ziel
Eis am Ziel

Ende April schaffen wir es noch einmal an die Lahn und setzen mit den beiden letzten Etappen bis zur Mündung in den Rhein auch dem Lahnwanderweg die Krone auf. Mit der Komplettierung der 18.Etappe bis Bad Ems und der 19.Etappe mit dem Finish durch die Ruppertsklamm bei Lahnstein sind es keine 30 Kilometer mehr bis zum Rhein. Auch an diesem Wochenende spielt das Wetter wieder mit und es regnet nur etwas beim Frühstück am Sonntagmorgen.

Auf der Kettenbrücke in Nassau
Auf der Kettenbrücke in Nassau

Nach einem 2. Frühstück im Café machen wir uns von Nassau aus auf den Weg über die historische Kettenbrücke. Nach einem ersten Aufschwung entlang von Mauerresten der Burganlage von Nassau kommen wir an einem monumentalen Denkmal zu Ehren von Heinrich Friedrich Karl Freiherr vom und zum Stein vorbei. Als Kind der Stadt Nassau machte er Karriere als preußischer Beamter, Staatsmann und Reformer und blickt von hier heute auf seine Stadt hinab.

Blick auf Nassau vom Freiherr vom und zum Stein- Denkmal
Blick auf Nassau vom Freiherr vom und zum Stein- Denkmal

Durch sattgrünen Buchenwald geht es auf die Höhen über der Lahn mit Tiefblicken auf den Flußlauf. Von der 386m hohen Kuxlei erblicken wir bereits das nächste Zwischenziel Dausenau. Der Abstieg geht entlang der in voller Blüte stehenden Obstbäume. Dausenau präsentiert sich mit einer heute noch weitgehend intakten Stadtmauer mit einem Torturm aus dem Jahr 1324. Das zweitälteste spätgotische Fachwerkrathaus Deutschlands stammt aus dem Jahr 1432. Ein schiefer Bruchsteinturm weist einen ähnlich bedrohlichen Neigungswinkel auf, wie der berühmte Turm in Pisa.

Lahnufer Dausenau
Lahnufer Dausenau

Eine Weile genießen wir in der Sonne unsere Brote an der Lahn vor der Stadtmauer, die gleichzeitig die Rückwand zahlreicher historischer Fachwerkhäuser bildet. Einen Rundgang über die Ringmauer lassen wir uns nicht nehmen, bevor wir wieder den Wegzeichen des Lahnwanderwegs Richtung Bad Ems folgen. Nach einem weiteren Aufstieg über Felder erreichen wir den Concordiaturm kurz vor Bad Ems, der einen schönen Rundumblick bietet. Über den steilen Felsenabstieg an der Bäderlei reihen sich einige spektakuläre Tiefblicke auf Bad Ems aneinander.

Blick auf Bad Ems von der Bäderlei
Blick auf Bad Ems von der Bäderlei

Der Bade- und Kurort Bad Ems mit seinen heißen Quellen erreichte seine Glanzzeit im 19. Jahrhundert. Europäische Monarchen wie Kaiser Wilhelm I. und die Zaren Nikolaus I. und Alexander II. von Russland fanden hier ihre Sommerresidenz und hinterließen ihre Spuren. Die Unterzeichnung der Emser Depesche führte in der Folge zum Deutsch-Französischen Krieg 1870/71.

Römerquelle Bad Ems
Römerquelle Bad Ems

An der Römerquelle probiere ich einen Schluck des 46 Grad warmen Kohlensäure- haltigen Heilwassers. Beim Genuss des schwefeligen Getränks kommt der Wunsch auf ein kühles Bier auf. Wir durchstreifen den Kurpark entlang der Spielbank, des Kurhauses und der herausgeputzten mondänen Villen und gehen noch ein Stück weiter bis Nievern.

Kurpark Bad Ems mit Spielbank und Concordiaturm
Kurpark Bad Ems mit Spielbank und Concordiaturm

Von Nievern führt ein alter Postweg zu einem Gipfelkreuz mit Aussichtspunkt. Hoch über den beiden letzten Mäandern über der Lahn finden wir dann noch einen Unterstand mit Relaxbank. Der Ausblick von hier ist einzigartig und reicht bis zu unserem Tages- und Projektziel, eben der Mündung der Lahn in den Rhein. Das lassen wir lange auf uns wirken, bis wir uns dem Abstieg über die 1,5 Kilometer lange Ruppertsklamm nach Lahnstein widmen.

Logenplatz über der Lahn mit Blick Richtung Rhein (re im Bild)
Logenplatz über der Lahn mit Blick Richtung Rhein (re im Bild)

Die Wegführung verläuft parallel des Rheinsteigs und vor 5 Jahren sind wir hier schon einmal im Herbst abgestiegen. Auch diesmal ist Trittsicherheit auf dem moosigen und glatten Untergrund angesagt. Die Nachmittagssonne dringt durch das Blattwerk und zaubert ein mystisches Licht in die grüne Felsrinne.

In der Ruppertsklamm
In der Ruppertsklamm

Unter der Burg Lahneck geht es nun noch die letzten 3 Kilometer zur Einmündung der Lahn in den Rhein bei Niederlahnstein. Über die tragische Geschichte der Idilia Dubb, die Mitte des 19. Jahrhunderts auf Burg Lahneck ihr Ende fand, habe ich bereits in meinem Rheinsteigbericht geschrieben.

Burg Lahneck
Burg Lahneck

Unmittelbar in Höhe der Lahnmündung lockt die romanische Johanniskirche von 1130 als älteste Emporenkirche am Mittelrhein zu einem Besuch. Mit dem Bau des Turmes wurde bereits um 950 begonnen. Das spätromanische Taufbecken ist aus der Erbauungszeit der Kirche erhalten geblieben.

Johanniskirche 1130 (Turm 950)
Johanniskirche 1130 (Turm 950)

Mit einem Eisbecher im Café findet unsere 14 monatige Wochenendunternehmung von der Quelle bis zur Mündung der Lahn nach 286 Kilometern ein gebührendes Ende. Wir werden jedoch keinesfalls in ein tiefes Loch fallen. Mit unseren Freunden Moni und Bernhard legen wir noch am gleichen Tag den Startschuss für den Ahrsteig Mitte Juni fest.

Finisher Lahnwanderweg 2018
Finisher Lahnwanderweg 2018

 

Arnd Korbmacher

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