Pfalz 2020 Part I – Wanderungen auf Weinsteig und Felsenweg
Nachdem wir unsere erste Urlaubswoche Mitte Mai mit Tageswanderungen in der Eifel, im Bergischen Land und an der Maas gefüllt haben ist in der zweiten Woche die Süd- Pfalz unser Ziel.
Wegen der internationalen Reisebeschränkungen im Rahmen der Corona- Pandemie haben wir unsere ursprünglichen Reisepläne diesmal bei Seite legen müssen. Eine geplante Trekking- Tour in der Türkei wurde gegen eine Wanderung im Harz getauscht. Sachsen-Anhalt gab allerdings auch noch kein grünes Licht für die Einreise von Touristen aus einem anderen Bundesland. In Rheinland- Pfalz werden die Hotels in der Woche vor Pfingsten schon geöffnet, so das wir kurzer Hand ein Zimmer in Leinsweiler in der Süd- Pfalz buchen.
Wir lassen es am Montagmorgen ganz entspannt angehen, denn die Anreise ist in weniger als drei Stunden getan, so das wir unser Domizil für die nächsten 4 Tage bereits am frühen Nachmittag erreichen. Wir haben nun noch etwas Zeit einen kurzen Ausflug ins nahe gelegene Klingenmünster zu unternehmen. Hier wurde bereits im 7. Jahrhundert ein Benediktiner- Kloster gegründet, dessen Stifter der Merowingerkönig Dagobert I (622-639) war. Die spätere Erwähnung des Klosters als Monasterio Clingone (817) und des Dorfes als Villa Munstere 1238 verschmolzen namentlich zum heutigen Klingenmünster. Als Zeugnis eines der bedeutendsten Benediktinerklöster im südwestdeutschen Raum mit seiner Blütezeit im 12. und 13. Jahrhundert steht heute nur noch die ehemalige Klosterkirche St. Michael.
Hoch über Klingenmünster liegt die ehemalige Reichsburg Landeck, die um 1180 von den Grafen von Saarbrücken zum Schutz des Benediktinerklosters erbaut wurde. Hier hinauf machen wir noch einen Abstecher und lassen uns auf einen Kaffee einen Tisch auf dem Burghof zuweisen. Wie in allen öffentlichen Bereichen sind Corona- Auflagen wie das Tragen eines Mundschutzes, Händedesinfektion und die Einhaltung der Abstandsregel obligatorisch.
Von der Höhenlage der Burg am Rande des Pfälzer Waldes blicken wir hinab auf Klingenmünster und sehen auch unser Hotel inmitten der weitläufigen Weinberge der Südpfalz. Nach Osten erstreckt sich die Ebene bis zum Rhein mit der Kulisse des Odenwaldes und des Nordschwarzwaldes. Dazwischen liegen entlang des Rheins von Norden die Städte Mannheim, Speyer, Karlsruhe und Baden-Baden.
Eine Perle Staufischer Sakralarchitektur befindet sich am Fuße des Burgbergs mit der erstmals 1313 erwähnten St. Nikolauskapelle. Der Bau der Burgkapelle wird bereits auf das Jahr 1190 datiert. Der Baustoff der Pfalz ist der Rotsandstein, der uns in Form von Klippen an vielen Bergen des Mittelgebirges begegnet. Seit dem 16. Jahrhundert war die Kapelle einem Hof angegliedert, der erst 1964 abgerissen wurde. Entgegen dem Inneren der Kapelle hat sich die äußere Bausubstanz im Laufe der Jahrhunderte kaum verändert. Im Inneren befinden sich noch Reste der ursprünglichen Fresken- Ausmalungen aus dem 13. Jahrhundert. Leider ist die Kapelle verschlossen und nur Sonntags zugänglich.
Die ersten Eindrücke dieses Nachmittags lassen wir auf der Terrasse unseres Hotels inmitten der Weinlagen der Südpfalz beim Abendessen nachklingen. Der sonnenverwöhnte Wein der Region leuchtet im Licht der untergehenden Sonne. Die Ursprünge unserer Location finden sich in den Jahren 1937/39 in denen die Bauarbeiten zum „Saarhof“ abgeschlossen wurden. Das Bauwerk war als Kelterstation und Gasthof entlang des „Deutschen Weintors“ konzipiert und wurde 1939 bei Kriegsbeginn von der Wehrmacht zweckentfremdet. Nach wechselnden Besitzern und unterschiedlichen Nutzungen begann Familie Neu 1972 das Gebäude zum Leinsweiler Hof umzubauen. Seit 2011 ist das Hotel in der Verantwortung der 3. Generation.
Einen sehr schönen Spruch finden wir immer wieder auf alten Hausfassaden in der Pfalz und auch im Zusammenhang mit der Chronik des Leinsweiler Hofs steht zu lesen:
„Wenn dieses Haus so lange steht, bis aller Neid und Hass vergeht,
dann wird’s fürwahr so lange steh’n, bis dass die Welt wird untergeh’n“
Drei volle Tage stehen uns zur Verfügung, den Pfälzer Wald zu erwandern. Zum einen gibt es den Pfälzer Weinsteig, der mit 172 Kilometern in 11 Etappen am Ostrand des Naturparks Pfälzer- Wald als Prädikats- Wanderweg verläuft. Bockenheim im Norden und das Deutsche Weintor in Schweigen- Rechtenbach an der französischen Grenze nach Wissenbourg sind die Endpunkte der Tour. Dabei überwindet der Weg immerhin 6000 Höhenmeter.
Wir entschließen uns am Dienstag zunächst inmitten der 8. Etappe des Weinsteigs in Eußerthal einzusteigen und einen Teil der 9. Etappe bis zu unserem Hotel in Leinsweiler zu gehen. Nach Eußerthal bringt uns das Taxi, wo wir uns am Morgen bei perfektem sonnigen Wanderwetter an der Kirche der ehemaligen Zisterzienserabtei Eußerthal absetzen lassen. Auch diese Kirche besteht aus roten Sandsteinquadern, deren fast 900 Jahre lange Geschichte zu einem Besuch einlädt.
Ritter Stephan von Mörlheim gründete 1148 das Kloster im Ussertal (Uterina Vallis). Die Mönche kamen aus dem Zisterzienserkloster Weiler- Bettnach bei Metz. Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) stellte das Kloster 1186 unter den Schutz des Reiches. Infolge der Bauernkriege im Jahr 1525 erfuhr das Kloster schwere Zerstörungen. Die meisten Reste des Klosters fielen dem Einzug der französischen Revolutionstruppen 1792/93 zum Opfer. Den schlichten romanischen Innenraum mit seinen gotischen Stilelementen und erhaltenen Steinmetzarbeiten erfahren wir als einen mystischen stillen Ort in dem wir einen Moment inne halten.
Der erste Aufstieg in südlicher Richtung bringt uns in das Farbenspiel der frühsommerlichen Vegetation aus tiefgrünem Mischwald und den Blüten auf Wiesen und an Büschen. Auch an den Kirschbäumen hängen schon rote Früchte. Der Weinsteig verläuft eine ganze Weile parallel zum Mönchsweg. Wir verharren mit dem Tele- Objektiv in Sichtweite eines Spechtlochs, aus dem die Jungtiere lautstark nach Futter verlangen. Der Altvogel unternimmt alles um uns vom Nest abzulenken und kehrt trotz unseres distanzierten Aufenthaltes nicht zum Nest zurück.
Der Pfälzer Misch-Wald verfügt über große Bestände an Kastanienbäumen. Es handelt sich um die Edelkastanie, die neben dem Wein von den Römern in die Pfalz gebracht wurde. Die Kastanien haben in der Pfälzer Küche heute einen festen Platz. Nach der ersten Anhöhe können wir nach Süden vom 3-Burgen Blick bereits ins Trifels- Land blicken. Auf den Bergkegeln befinden sich die Burgen Trifels, Anebos und Scharfenberg (Münz).
Nach dem Abstieg zur Ortschaft Gräfhausen auf 250 Höhenmeter folgt ein langer stetiger Aufstieg auf 464 Meter. Wir passieren dabei die geschlossene Jungpfalzhütte und die Holderquelle am Adelberg. Eine Inschrift ehrt den 1876 am Wetterhorn abgestürzten Bergsteiger Heinrich Holder mit seinem Freund Grimmeisen mit den Worten:
„Ich möchte nicht im Tal verderben, den letzten Blick beengt von Zwang- Auf einem Berge möcht ich sterben, beim goldenen Sonnenuntergang…“
Spektakulär ist das Panorama, das sich vom Krappenfelsen vor uns öffnet. Nach Osten führt das Tal Richtung Landau in die Rheinebene. Ein großer Steinbruch hat die roten Sandsteinfelsen der Pfalz freigelegt. In Sichtweite, das Ende der 8. Etappe in Annweiler mit der kühn gelegenen Reichsburg Trifels. Wir müssen heute aber noch auf der 9. Etappe bis Leinsweiler weitergehen.
Der Weinsteig führt uns an einem Rest der Stadtmauer vorbei in die Wassergasse mit ihren mittelalterlichen Fachwerkhäusern. Direkt hinter der Stadtmauer dreht sich das Wasserrad der ehemaligen Lohmühle. Hinter Annweiler folgt der Aufstieg zur Burg Trifels von deren trutziger Lage wir bereits einen ersten Eindruck erhalten. Einen Besuch der Burg haben wir uns für Freitag vorgenommen. Ich habe die Burg im Jahr 2000 bereits mit Arnd Steffen zusammen bei einer Motorradtour durch das Dahner Felsenland besucht.
Wir steigen wieder auf über 400 Höhenmeter und kommen dabei an mehreren Felsformationen vorbei. Burg Anebos ist eine Felsformation deren Burg heute nicht mehr erkennbar ist. Hier wird geklettert und bei mir werden Erinnerungen an meine aktiven Felskletter- Zeiten in unseren Mittelgebirgen wach. Der Weg führt am Fensterfelsen vorbei zur Burg Scharfenberg (Münz). Diese Anlage, auf der noch der 20 Meter hohe staufische Bergfried steht würde einen Umweg erfordern, den wir uns wegen der schon fortgeschrittenen Stunde ersparen.
Wir machen etwas Tempo auf dem Höhenweg entlang des Föhrlenbergs, passieren den hiesigen Hexentanzplatz und erreichen am späten Nachmittag das Felsplateau der ehemaligen Burg Neukastell. Auf dieser Klippe steht eine Bank, auf der wir uns für einen Drohnenflug einrichten. Der 360- Grad Blick ist unbeschreiblich und tief unter uns liegt unser Hotel.
Diesen Blick dürften auch einige Kaiser und Könige genossen haben, die sich auf der ehemaligen Reichsburg aufgehalten haben. Mit einem ähnlichen Alter wie Trifels wurde Neukastell erstmals 1123 unter Kaiser Heinrich V. erwähnt. Unser Abendessen verschieben wir kurzerhand um eine Stunde um diesen unglaublichen Ort ausreichend zu würdigen.
Beim Flug der Drohne halte ich die Gleitschirm- Flieger im Auge, die ganz in der Nähe mit der Thermik spielen und sich immer mal wieder unserem Felsen nähern. Die Sonne steht bereits tief über dem Trifels- Land und wir machen uns an den Abstieg nach Leinsweiler über den Slevogt- Weg zum Slevogt- Hof.
Der deutsche Impressionist Max Slevogt 1868- 1932 hat den Slevogt- Hof als ehemaliges Herrenhaus aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erworben. Der Meierhof der Burg Neukastell, der sich an dieser Stelle befand wurde 1689 beim Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört.
Das GPS- Gerät zeigt am Abend in Leinsweiler 20,4 Kilometer Wegstrecke, auf die wir beim Abendessen mit großem Appetit zurückblicken.
Am Mittwoch suchen wir uns den Dahner Felsenweg rund um Dahn aus. Das Dahner Felsenland liegt inmitten der Südpfalz im Wasgau und bietet mit seinen zahlreichen Felsformationen eine einzigartige, wildromantische Landschaft. Wir parken unser Auto am Parkplatz unter der Wand des Pfaffenfels. Von hier geht es durch den typischen Mischwald aus Laub und Nadelbäumen, von denen die Kiefern den sandigen Boden offensichtlich mögen.
Der Schillerfelsen ist ein Felsbogen, der bei mir Erinnerungen an den Arches- Nationalpark in Utah weckt. Hier wird geklettert und auch das weckt mein Interesse. Leider habe ich in wegen der langen Anfahrt nie in der Pfalz geklettert. Auf der anderen Seite befindet sich die imposante Klippe des Jungfernsprungs über Dahn.
Schon bald erreichen wir den ersten Aussichtspunkt auf dem Schwalbenfelsen, rundherum stechen die roten Klippen aus dem Wald hervor. An und über viele der Felsformationen wird uns der spannende Weg heute führen. Die Tourenbeschreibung gibt 12 Kilometer vor, mein GPS zeigt am Ende des Tages 15 Kilometer an. Ein Zusammenhang mit der Suche nach der idealen Foto- Perspektive könnte ein Grund sein.
Der Rundweg gewährt Einblick in eine Landschaft, deren Ursprung erdgeschichtlich in der Trias- Zeit vor 200 Millionen Jahren zu suchen ist. Erosion und Verwitterung haben die Felsen der Pfalz geformt. Wind und Wasser haben Auswaschungen, Felslöcher und seltsame Muster in den Fels getrieben, Flechten lassen ihn teilweise coloriert erscheinen.
Im Büttelfelsen befindet sich ein Felsenfenster mit Zustieg über eine Leiter. Hierdurch blickt man nach Süden auf den Lämmerfelsen, auf den wir im weiteren Wegverlauf gelangen. Hier finden wir eine Bank von der ich meine Drohne zu einem Rundflug aufsteigen lasse. Am letzten Aussichtpunkt, dem Wachtfelsen können wir unserer Auto am Pfaffenfels bereits sehen. Der Rückweg führt noch an der Felsformation „Braut und Bräutigam“ vorbei.
Ein grandioser Wandertag, den wir auch wieder auf der Terrasse unseres Hotels bei einem guten Tropfen aus den benachbarten Rebstöcken ausklingen lassen.
Am Donnerstag widmen wir uns wieder dem Pfälzer Weinsteig, dessen 9. Etappe wir bis Klingenmünster komplettieren wollen. Diesen Teil gehen wir aber nicht in Nord- Südrichtung. Um am Abend auch unser Hotel als Zielpunkt zu erreichen lassen wir uns mit dem Taxi nach Klingenmünster fahren und gehen den Weg in Süd- Nordrichtung.
Wir erleben die sowieso sonnenverwöhnte Pfalz bei mediterranem Klima. Von der ehemaligen Klosterkirche aus verlassen wir Klingenmünster durch eine Parkanlage. Auf einem Teich strecken sich die ersten Seerosen der Sonne entgegen. Der erste Aufstieg führt hinauf zu Burg Landeck, die wir ja bereits am Montag besucht haben. Die Burg erreichen wir unter der Brücke, die den Zugang zum hohen Burgtor ermöglicht. Vermutlich gab es hier eine Zugbrücke die den Zutritt zur Burg verwehren konnte.
Die heutige nicht allzu beschwerliche Etappe führt immer am Rand des Pfälzer Waldes entlang. Wir genießen den Tag und lassen uns Zeit. Von einer Relax- Bank sehen wir Ziegen zu, überall summt es in den Blütenkelchen von Sträuchern und Wiesen. In der Nähe befindet sich eine große psychiatrische Klinik, die Pfalzklinik Landeck. Mit der Etablierung der damals noch so bezeichneten Kreis- Irrenanstalt Mitte des 19. Jahrhunderts hat der Standort eine lange Tradition. Am Ende dieser Woche besuchen wir noch die Gedenkstätte für die 2000 Patienten, die in den Jahren 1940- 1945 dem menschenverachtenden Weltbild des Nationalsozialismus zum Opfer gefallen sind.
Der nächste Aufstieg führt uns zu einer weitläufigen Burganlage, die in Privatbesitz und am heutigen Tag leider verschlossen ist. Es ist die Madenburg, eine der größten und ältesten Burganlagen der Pfalz. Sie wurde wahrscheinlich in Salischer Zeit im 11. Jahrhundert als Reichsburg erbaut. Nach Beschädigung im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688-1697 von Truppen des französischen Königs Ludwig XIV zerstört. Später diente die Ruine den Bürgern Eschbachs als Steinbruch.
Wir kommen nur ein Stück an der Außenmauern der Burg entlang, haben aber auch von hier oben wieder diesen unglaublichen Blick über die Rheinebene nach Karlsruhe und auf den Nordschwarzwald. Wir blicken auf den Kleinen Kalmit, eine kleine Erhebung in der Ebene hinter dem Ort Ilbesheim. Freunde werden ihren Wohnsitz hier hin verlegen, was wir nun gut verstehen können.
Unser Hotel erreichen wir nach einer Wegstrecke von etwa 15 Kilometern recht zeitig und haben so Gelegenheit noch etwas Sonne einzufangen und den Corona- bedingt erst seit gestern geöffneten Pool zu nutzen. Unser Aufenthalt in Leinsweiler endet mit einem letzten schönen Abend auf der Hotel- Terrasse.
Eine Spezialität, die wir für äußerst gelungen halten ist eine Symbiose aus asiatischen Dim- Sum Teigtaschen, gefüllt mit einem äußerst delikaten Saumagen, mit Soya- Sauce. Der Koch und Sohn des Hauses hat, wie er uns berichtet zusammen mit dem Sternekoch Manfred Schwarz gelernt, der auch schon den verstorbenen Altkanzler Kohl bewirtet hat.
Wir verlassen die Pfalz am Freitag noch nicht und fahren nach Annweiler. Hier wollen wir die Reichsburg Trifels besuchen, die im 11. Jahrhundert erbaut und 1081 erstmals erwähnt wurde. Erster Burgherr war wie auf der Madenburg Diemar von Trifels, aus dem Geschlecht der Reginbodonen. Trifels war Reichsburg der Salischen und Staufischen Kaiser. Friedrich I. (Barbarossa) war der erste Kaiser, der Hausherr war und sich auch nachweislich hier aufgehalten hat. 1219 verleiht sein Enkel Friedrich II. Annweiler das Stadt- und Münzrecht. Zwischen 1125 und 1298 war Trifels Aufbewahrungsort der Reichskleinodien, die als Replik in der Burg ausgestellt sind.
Prominentester Gefangener der Burg war König Richard I. von England (Löwenherz), der 1192 auf der Heimreise vom 3. Kreuzzug bei Wien gefangen genommen wurde. Gegen ein horrendes Lösegeld kam Richard Löwenherz am 4.Februar 1194 wieder frei. Trifels verlor seine Bedeutung nach dem Ende der Staufer Dynastie im 13. Jahrhundert. Durch Blitzschlag, Krieg und Nutzung als Steinbruch verkam Trifels zur Ruine.
Der Wiederaufbau kam 1938 in Gang, da die Schergen des 3. Reichs sich gerne als Nachfolger der großen Kaiser und Könige des ersten Reichs sahen. Immerhin wurde Trifels wieder aufgebaut, den Kaisersaal hat es allerdings so nicht gegeben. Wie auch immer, der Burgfelsen mit der stolzen Burg ist ein ganz besonderer Ort mit einem Rundum- Panorama über Annweiler und die Pfälzer Höhen.
Gegen Mittag statten wir dem Weingut Wind in Eschbach einen Besuch ab, deren Weinberge sich auch rund um unser Hotel in Leinsweiler befinden. Eigentlich wollen wir nur ein paar Flaschen Wein mit nach Hause nehmen, es wird aber eine ungeplante Weinprobe bei der ich Dorothee die Hauptaufgabe des Probierens überlasse. Das Familienunternehmen blickt auf eine lange Tradition seit 1560 zurück.
Oma Luzie, die gute Seele des Hauses bittet uns in ihre Probierstube und versorgt uns mit selbstgemachtem Schmalz und frischem Brot und natürlich mit dem Rebensaft, der das eine oder andere Häkchen auf der Bestellliste hinterlässt. Ein netter Kontakt, bei dem wir auch Chefin Michaela kennenlernen und der uns sicher einmal wieder reinschauen lässt.
Am Kleinen Kalmit bei Ilbesheim lasse ich die Drohne noch einmal über den Weinbergen kreisen. Wir wollen unsere Woche in der Pfalz in einer historischen Unterkunft im nördlichen Pfälzer Wald in Neuleiningen ausklingen lassen. Neuleiningen blickt auf eine 750 Jahre alte Geschichte zurück. Auch der Pfälzer Weinsteig führt durch den Ort, in dem die 2. Etappe von Norden startet. Eine Komplettierung dieses Wegs steht bereits auf unserer Agenda. Rund um die Burgruine hat sich bis heute ein mittelalterliches Stadtbild erhalten. Auch unser Hotel ist ein Ort, dessen Name „Alte Pfarrey“ auf die ursprüngliche Bestimmung schließen lässt.
Auf der Suche nach einem Parkplatz habe ich einen Rat am Empfang des Hotels nicht ganz ernst genommen. Es war ein Fehler weiter in die Gassen zu fahren, trotz eingeklappter Spiegel wurde es zwischen den Mauern zu eng für den Golf. Die mit einem Michelin- Stern ausgezeichnete Küche des Hotels beschert uns einen kulinarisch perfekten Abend. Mit leichter Weinseligkeit drehen wir noch eine Runde durch die Gassen zur Burg. Vom begehbaren Aussichtsturm blicken wir auf das Lichtermeer um Ludwigshafen und Mannheim in der Rheinebene.
Die Rückreise am Samstag werden wir mit einem Umweg an den Rhein nach Otterstadt, nördlich von Speyer verknüpfen. Nachdem ich meiner Cousine Birgit und ihrem Mann Walter per Messenger einen Gruß aus der Pfalz geschickt habe, folgte kurzerhand eine Einladung. Bei einem Kaffee in der Sonne verbringen wir einen kurzweiligen Vormittag mit den Beiden, bevor wir die Heimreise antreten. Auf dem Otterstädter Friedhof besuchen wir noch das Grab meiner Tante, deren Beerdigung wir im April vor 2 Jahren beigewohnt haben.
Wir parken an der Mauer des alten Jüdischen Friedhofs. Die ältesten Gräber stammen aus der Zeit um 1821. Otterstadt hätte in diesem Jahr seine 1000- Jährige Geschichte gefeiert, alles war vorbereitet, doch dann kam Corona.
Für uns hat Corona reisetechnisch zwar einiges verändert, hat uns aber auch gezeigt, dass Deutschland ein Top- Reiseziel ist.
A. Korbmacher
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