Pfalz 2021 Part III, Unterwegs im Frühjahr auf dem Weinsteig zwischen Kalmit und Burrweiler

Pfalz Frühjahr 2021 Part III, Weingarten und Weinsteig

Mitten in der dritten Corona- Welle haben wir uns vor ein paar Wochen entschieden nicht zu hoch zu pokern und unsere bereits von Oktober letzten Jahres verschobene Flugreise nach Apulien erneut zu verschieben. Unsere beiden Urlaubswochen fallen in eine unabwägbare Phase, in der die Inzidenz- gesteuerte Pandemie- Notbremse zwar eine deutliche Wirkung zeigt, Beherbergungsverbote nebst geschlossener Gastronomie aber noch bis Ende des Monats Bestand haben. Auch eine gebuchte Ferienwohnung in Bayern dürfen wir nicht aufsuchen, ein Hotel in der Pfalz sieht vor Pfingsten keine Freigabe der Hotelbetten.

Stilleben in Weingarten
Stilleben in Weingarten

Wir gehen unsere Urlaubsplanung somit völlig entspannt an und unternehmen eine Woche lang Wanderungen in der Eifel, im Weserbergland und in unserer Region. Ich probier‘ es kurzfristig mit der Buchung einer Ferienwohnung in Weingarten im Landkreis Germersheim in der Pfalz und beobachte engmaschig die Inzidenz- Entwicklung. Wir haben Glück, denn nur wenige Tage vor der geplanten Anreise wird dann tatsächlich offiziell die Anmietung einer Ferienwohnung in Landkreisen mit entsprechen niedrigen Corona- Fallzahlen (<100/100000E an 5 aufeinander folgenden Werktagen) freigegeben.

Weingarten Hauptstraße mit ev. Kirche
Weingarten Hauptstraße mit ev. Kirche

Die Anreise nehmen wir völlig stressfrei in Angriff und rollen am Sonntag- Vormittag Mitte Mai los zu unserem Reiseziel Weingarten, einer Ortschaft 16 Kilometer nordöstlich von Landau und 12 Kilometer nordwestlich von Germersheim. Wir haben auf der Anfahrt auch bereits unsere Verpflegung für heute und morgen Abend organisiert und dafür einen Umweg gern in Kauf genommen. Bei der Corona-bedingten telefonischen Stornierung unserer Restaurantbesuche im geschätzten „Schneider“ in Dernbach haben wir eine „Take-Away“- Bestellung in Auftrag gegeben.

Gaststätte Schneider in Dernbach
Gaststätte Schneider in Dernbach

Wir beziehen unser Domizil für die nächsten fünf Tage und drehen am Nachmittag eine Runde durch Weingarten. Das Gäudorf Weingarten weist eine über 1200-jährige Geschichte auf und wurde im Jahr 771 erstmals unter dem Namen „Wingarda“ genannt. Auch unser gut ausgestattetes Ferienhaus trägt diesen schönen Namen und liegt mitten im Ort. Im 18. Jahrhundert wurden nordwestlich der Stadt die Reste der 1525 im Dreißig-jährigen Krieg zerstörten Burg abgetragen. Sie lag auf dem Schlossberg am Hainbach. Die Burg war Sitz des 1685 ausgestorbenen Geschlechts der Ritter von Weingarten, deren Existenz seit 1226 urkundlich belegt ist.

Fachwerkhaus in Weingarten
Fachwerkhaus in Weingarten

Der Turm der heute evangelischen Kirche aus der Mitte des 18. Jahrhunderts steht auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus vom Anfang des 16.Jahrhunderts. Kriegerische Auseinandersetzungen des 19. Und 20. Jahrhunderts haben auch in Weingarten ihren Tribut gefordert. Die Kunstschätze der katholischen Kirche aus dem Jahr 1746 gingen bei schweren Kämpfen um Weingarten im März 1945 in Flammen auf.

Ein Aperol macht noch keinen Sommer
Ein Aperol macht noch keinen Sommer

Es gibt nicht viele Geschäfte, aber fußläufig ein Bäcker und einen Verkauf von Obst und Gemüse. Ein Metzger präsentiert seine Auslage gegenüber der katholischen Kirche in einem gekühlten „Wurst-o-Mat“. Es gibt eine italienische Pizzeria und direkt gegenüber unseres Feriendomizils an der Hauptstraße den Gasthof „Zum Schwanen“. Hier nutzen wir den geöffneten Biergarten im Innenhof und trinken in der Nachmittagssonne einen Aperol-Spritz als Aperitif. Am Abend freuen wir uns auf ein exzellentes Burger- Menü aus der guten Küche der Wirtsleute Roth-Püngeler aus Dernbach.

Erstes Weinlaub
Erstes Weinlaub

Am Montag wollen wir dann unser Pfälzer Weinsteig- Projekt voranbringen. Es ist für die Jahreszeit immer noch sehr kühl und die Tagestemperaturen erreichen kaum die 15-Grad-Marke. Im letzten Jahr waren wir im Mai auf dem südlichen Weinsteig unterwegs, allerdings eine Woche später bei sehr sommerlichem Wetter. In der Corona-Zeit haben wir auf unseren Streckenwanderungen das Konzept von Rundkursen mit Einschluss jeweils eines Stücks des eigentlichen Wegs etabliert. So haben wir auf dem Weinsteig bisher die Strecke zwischen Burrweiler und Klingenmünster von Nord nach Süd bestritten. Nach den Etappen des Weinsteigs entspricht das dem Ende der 6.Etappe bis zum Einstieg in die 10. Etappe in Klingenmünster.

Rathaus Weyher
Rathaus Weyher

Nördlich anschließend hat Dorothee einen 16,6 Kilometer langen Rundkurs von der Buschmühle bei Burrweiler zum Teil über den Pfälzer Mandelsteig als Zuweg über Weyher bis zum Friedensdenkmal am Werderberg vorgelegt. Hier geht es dann über einen Teil der 6. Etappe des Weinsteigs in südlicher Richtung bis zur Buschmühle. An den Weinstöcken bilden die Triebe erstes Blattwerk aus. Die Sonne blinzelt zwischen den bereits dichten Wolken am Rande des Pfälzer Waldes hindurch. An der Burrweiler Mühle vorbei führt uns unser Zuweg durch die Weinberge nach Weyher. Auf der Höhe grüßt noch einmal die St. Anna- Kapelle, an der wir im letzten Herbst eine grandiose Aussicht genossen haben.

Schloss Villa Ludwigshöhe
Schloss Villa Ludwigshöhe

Weyher in der Pfalz ist ein malerischer Weinbauort mit einem hübschen Ensemble historischer Häuser. Im Lor‘schen Codex ist Weyher bereits im Jahr 777 erwähnt. Die Kirche Peter und Paul aus dem 15.Jh. finden wir leider verschlossen vor. Am alten Rathaus vom Anfang des 17.Jh. wird am Brunnen der Hebamme Katharina-Lutz (23.02.1857-19.08.1933) gedacht, die in 54 Dienstjahren über 1000 Kinder zur Welt brachte. Mit sich verdunkelndem Himmel verlassen wir den Ort und sehen bald oberhalb der Weinberge das eingerüstete Schloss Ludwigshöhe liegen. Wir wappnen uns mit Regenschutz und Himmelsschild gegen den einsetzenden Regen und nehmen bald den Aufstieg zum Friedensdenkmal oberhalb von Edenkoben in Angriff.

Gut gewappnet
Gut gewappnet

Durch Mischwald aus Kastanien und Kiefern kommen wir am Straßburger- Gedenkstein vorbei, der an die Rückeroberung Straßburgs durch General von Werder 1870 erinnert. Bei der Ankunft am Friedensdenkmal entledigen wir uns unserer Regenkleidung, denn plötzlich brennt das Sonnenlicht wärmend auf uns herunter. Wir haben diesen Ort bereits im letzten Herbst am späten Nachmittag besucht. Auch diesmal lassen wir von hier den Blick bis weit in die Pfälzer Ebene streifen, über die einige dunkle Wolken ziehen.

Friedensdenkmal über Edenkoben
Friedensdenkmal über Edenkoben

Prinzregent Luitpold von Bayern errichtete dieses Monument Ende des 19. Jahrhunderts. Es ist ein Sieges- Monument für den glorreichen Sieg über Frankreich 1870/71, der in blutigen Schlachten kriegerisch errungen wurde. Wir stehen hier also eigentlich an einem imperialistischen Kriegsdenkmal. An den Seiten der Büste des deutschen Kaisers Wilhelm I. finden sich die Büsten des Bayrischen Königs Ludwig II. und des bayrischen Prinzregenten Luitpold, der in der Zeit des Deutsch-Französischen Kriegs als Generalinspekteur der Armee hier stationiert war.

Sonne am Friedensdenkmal
Sonne am Friedensdenkmal

Vom Friedensdenkmal fädeln wir uns nun in den Weinsteig ein und folgen einer langen Hangquerung in das Triefenbachtal bis wir den gleichnamigen Bach im Talschluss erreichen und mit diesem bis zum Hilschweiher absteigen. Auf einer überdachten Bank warten wir einen Schauer ab um dann unseren Weg mit kurzen Sonnenabschnitten fortzusetzen. Kurz vor der Ludwigshöhe quert eine Seilbahn unseren Weg mit der man die oberhalb liegende Burgruine Rietburg erreichen kann.

Panorama vom Friedensdenkmal
Panorama vom Friedensdenkmal

An der Ludwigshöhe treffen wir auf das klassizistische Schloss Villa Ludwigshöhe, dass sich der bayrische König Ludwig I. in den Jahren 1846-1852 bauen ließ. Der Bau ist eingerüstet und wird derzeit aufwändig saniert. Die Pfalz gehörte zu Bayern und wie wir sah König Ludwig in der Pfalz sein „kleines Italien“. Den Ort für seine Immobilie hat er auf jeden Fall gut gewählt mit einem unverbaubaren gewaltigen Panorama vom Odenwald bis zum Schwarzwald.

Weinberge unter der Ludwigshöhe
Weinberge unter der Ludwigshöhe

Oberhalb von Weyher passieren wir viele originell ins Holz geschnitzte Figuren und vermutlich von Kindern ausgestellte Dioramen am Weg. Durch Streuobstwiesen erkennen wir die hübsche Kirche Peter und Paul. Es folgt eine Mariengrotte, an der wir über einen oberhalb querenden Aufstieg Waldschäden umgehen müssen. Der letzte Abstieg führt uns zum Auto an der Buschmühle, die wir gerade noch trocken erreichen.

Abstieg durch das Triefenbach-Tal
Abstieg durch das Triefenbach-Tal

Am Abend kochen wir das zweite vorbereitete Menü von Püngelers aus Dernbach fertig. Es gibt zur Vorspeise gebeizten Lachs, dann Kalbsschnitzel mit Spargel und Erdbeer-Tiramisu zum Dessert.

Kunst am Baum
Kunst am Baum

Am Dienstag schlafen wir einfach mal aus und gönnen den Wanderschuhen eine Ruhepause. Am Mittag statten wir der Wein- und Sektkellerei Wilhelmshof in Siebeldingen einen Besuch ab und kaufen hier einen neuen Vorrat eines hervorragenden „Blanc de Noir“- Sekts für kommende Festivitäten ein. Für den Rest des Tages haben wir uns für einen Besuch der Stadt Landau entschieden. Als kreisfreie Stadt ist Landau Verwaltungssitz des Landkreises Südliche Weinstraße. Die lange Geschichte der Stadt geht auf das Jahr 1260 zurück. Graf Emich IV. von Leiningen- Landeck ließ hier eine in die Ebene vorgelagerte Befestigung als Schutz für seine Burg Landeck errichten.

Grafitti auf Beton im Zentrum von Landau
Grafitti auf Beton im Zentrum von Landau

Nach dem Dreißig-jährigen Krieg wurde das Elsass, zu dem auch die Pfalz gehörte, im „Westfälischen Frieden“ Frankreich zugeteilt. Einige Städte wie Landau blieben formal zwar deutsch, gehörten aber letztlich ab 1680 wie das gesamte Elsass zu Frankreich. In seiner weiteren Geschichte blieben die linksrheinischen Gebiete aber permanenter Zankapfel, die von zahlreichen Kriegen bis in die Neuzeit nach dem 2. Weltkrieg heimgesucht wurden.

Deutsches Tor mit Sonnenkönig
Deutsches Tor mit Sonnenkönig

Wir parken im Zentrum der Stadt und kommen am Deutschen Tor vorbei. Teile der Stadtbefestigung und die Stadttore gehen auf den Festungsbaumeister Vauban zurück, der im Auftrag des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. unzählige Bollwerke auf französischem Territorium errichtete. In 55 Dienstjahren war der berühmte Militärarchitekt mit dem Bau, Um- oder Ausbau von 160 Festungsanlagen beschäftigt. Die Festungsanlage von Landau wurde nach 1871 geschleift. Als Relikt der alten Festung blickt am Deutschen Tor bis heute ein grimmiger Louis XIV Richtung Deutschland. Dafür blickt auf der anderen Seite ein gewaltiger Löwe grimmig Richtung Frankreich. Diese Skulptur ist nicht unumstritten, da ihre Entstehung auf das Jahr 1936 zurückgeht und Teil einer nationalsozialistischen Kriegspropaganda zu sehen ist. Im nachfolgenden 2. Weltkrieg erlitt Landau schwere Schäden.

Rückseite des Deutschen Tors mit Nazi-Löwen
Rückseite des Deutschen Tors mit Nazi-Löwen

Über einem heute geschäftlich genutzten Gebäude ziert die Inschrift „Bürgerhospital“ die Toreinfahrt eines Hauses. Tatsächlich ist es das 1693 wiedererrichtete Hospital zur Aufnahme sozial Bedürftiger und Kranker und war bis 1958 städtisches Krankenhaus.

Ehemaliges Bürgerhospital
Ehemaliges Bürgerhospital

Wir erreichen die katholische Pfarrkirche, die Anfang des 15.Jh. als ehemalige Klosterkirche der Augustinereremiten an Stelle einer baufälligen Kirche gebaut wurde. Eine herrliche Ruhe-Oase finden wir im benachbarten Kreuzgang, einer Rekonstruktion des Klostergartens aus dem 14. Jahrhundert. Das Kloster selbst wurde bereits nach der französischen Revolution säkularisiert.

Rekonstruierter Kreuzgang des ehem. Klosters
Rekonstruierter Kreuzgang des ehem. Klosters

Auf dem Rathausplatz befindet sich das Reiterstandbild des Prinzregenten Luitpold von Bayern, dem Generalinspekteur der alliierten Armee im Deutsch/Französischen Krieg 1870/71. Wir trinken einen Kaffee und verlassen den Platz am alten Kaufhaus aus dem 15.Jh. mit Uhr und Glockenspiel. Auf der Seitenwand des Hauses verrät eine Inschrift wer eigentlich das Cabrio erfunden hat. Der römische König Josef I. reiste 1704 als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Belagerungsarmee von Wien aus zur französisch besetzten Festungsstadt Landau mit einem neuen, nach vorn und hinten aufklappbaren Reisewagen. Derartige Kutschen werden seitdem als „Landauer“ bezeichnet.

Rathausplatz mit Luitpold
Rathausplatz mit Luitpold

Hinter dem alten Kaufhaus schauen wir in das ehemalige Gotteshaus der Beguinen hinein. Die Kapelle wurde um 1344 erbaut. Wir blicken in ein romanisches Kirchenschiff mit Fresken im Chorbereich, das während seiner Geschichte auch als Lager oder Pulvermagazin her halten musste. Die Fresken wurden erst Mitte des 20. Jahrhunderts bei Renovierungsarbeiten entdeckt und stellen einen Passionszyklus aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts dar. Da einige der Peiniger Jesu in den Darstellungen Judenhüte tragen entbrannte sogar ein Streit um die Bilder mit der Forderung die Darstellungen wieder zu überdecken wovon man glücklicherweise absah.

Fresken 14.Jh. Kapelle der Beguinen
Fresken 14.Jh. Kapelle der Beguinen

Ein baugeschichtliches Denkmal aus dem 15.-17.Jh. mit einem wunderschönen Innenhof ist das Frank-Loeb’sche Haus. Ab 1870 lebten die Urgroßeltern der Anne Frank in diesem Gebäude. Das traurige Tagebuch des kurzen Lebens der Anne Frank ist ein Zeitdokument, das jeder Schüler kennen sollte. Seit 1987 ist das Haus Begegnungsstätte und erinnert an die Verfolgung jüdischer Mitbürger Landaus zwischen 1933-1945.

Innenhof Frank-Loeb'sche Haus
Innenhof Frank-Loeb’sche Haus

Wir kommen am Innenhof der roten Kaserne vorbei, einem ehemals militärisch genutztem Bereich der mittelalterlichen Altstadt. Der Gebäudebereich wird heute von der Universität Koblenz-Landau genutzt. Eine Skulptur mit Inschriften im Hof ehrt den 1840 hier geborenen Sohn der Stadt Thomas Nast. Der Begründer der politischen Karikatur in den USA starb 1902 in Equador. Eine Weisheit, die mir auf der Skulptur ins Auge fällt ist die Zeile „Liberty is not Anarchy“- ein Zusammenhang, den beispielsweise die grölenden Horden von Corona- Leugnern eher nicht verstanden haben.

Historische Häuser
Historische Häuser

Noch einmal kommen wir am Marktplatz mit dem Reiterstandbild Luitpolds vorbei, dessen Arbeitsplatz sich direkt hinter ihm in der früheren Bayrischen Kommandantur und heutigem Rathaus befand. Auch in Landau fand an dieser Stelle am 10.Mai 1933 die nationalsozialistische Bücherverbrennung statt.

Martin Luther vor dem Kirchenportal
Martin Luther vor dem Kirchenportal

Die nächste Kirche auf unserem Rundgang durch die Stadt ist die evangelische Stiftskirche, vor deren Portal eine stattliche Bronzestatue des Reformators Martin Luther den Passanten seine Bibelübersetzung präsentiert. Um 1300 wurde die Kirche „Zu unserer lieben Frau“ von den Augustiner Chorherren an Stelle einer älteren Kirche erbaut, 1522 hielt die Reformation Einzug mit der Nutzung des Langhauses durch Protestanten. Erst Ende des 19. Jh. wurde die Kirche rein protestantisch genutzt. Leider finden wir die Kirche verschlossen vor. Nach ein paar Regenschauern laufen wir an der Queich, die durch die Innenstadt fließt noch am französischen Tor vorbei.

Wolkenspektakel
Wolkenspektakel

Auf dem Weg zum Auto begegnen wir noch dem Edith-Stein Denkmal. Edith Stein wurde 1891 in Breslau geboren und war eine Ordensfrau mit dem Ordensnamen Teresia Benedicta a Cruce. Sie war eine deutsche Philosophin und Frauenrechtlerin jüdischer Herkunft. Sie konvertierte 1922 zum katholischen Glauben und wurde am 9.August 1942 in Auschwitz als Jüdin und Christin Opfer des Holocaust. Auf der Heimfahrt nach Weingarten geben Sonne und Regenwolken noch eine spektakuläre Vorstellung Richtung Trifels-Land. Vom Pizza- Bäcker der Pizzeria „Bel Paese Carmelo“ in Weingarten lassen wir uns am Abend eine vorzügliche Pizza liefern.

Mohnblumen-Tsunami
Mohnblumen-Tsunami

Am Mittwoch knüpfen wir mit einem Rundweg nördlich des Friedensdenkmals an. Vom Parkplatz am Friedensdenkmal sind es insgesamt 7,1 Kilometer die uns auf dem Weinsteig von der Wappenschmiede bei St. Martin bis zum Friedensdenkmal die 6. Etappe komplett machen. Der Tag beginnt sonnig aber es bleibt weiterhin recht frisch. Oberhalb von Sankt Martin erreichen wir die auf einem Hügel gelegene Kropsburg. Heute in privater Nutzung war die Höhenburg von 1200 bis zu ihrer Zerstörung 1689 Sitz der Ritter von Dalberg.

Pfalz- Panorama
Pfalz- Panorama

Als nächste Station erreichen wir im Kropsbach-Tal die Wappenschmiede am Rand von Sankt Martin.

An der Kropsburg
An der Kropsburg

Nun gehen wir ein Stück entlang der Totenkopfstrasse, die als 13,6 Kilometer lange Passstraße über den Bergsattel „Totenkopf“ führt. Sie ist eine beliebte Strecke unter ambitionierten Radsportlern. Wir folgen dem Asphalt nur einige hundert Meter bis wir an die Stelle des von Nord querenden Weinsteigs treffen. Nun überqueren wir den Kropsbach auf dem Weinsteig in südlicher Richtung und gelangen an einem Teich vorbei an den Franz Bellachini- Brunnen von 1931, einer Installation, an der der Bach eine Wasserfontäne erzeugt.

Blick auf Sankt Martin
Blick auf Sankt Martin

Sogleich folgt ein Aufstieg an der Tina-Will-Blick Hütte vorbei, der uns in Serpentinen rasch auf 400 Meter hinaufbringt. Von hier führt der Weg auf der Höhe am Schwalbenfelsen vorbei zum idyllischen Dichterhain, der zu einer entspannten Mittagspause einlädt. Den Pfälzer Dichtern August Heinrich, Fritz Claus und Lina Sommer wurde an diesem Ort ein Denkmal gesetzt. Auf einem gewaltigen Sandsteinblock sieht man die in den Fels geschlagenen Namen und Köpfe der genannten Personen.

Aufstieg an der Tina-Will-Blick Hütte
Aufstieg an der Tina-Will-Blick Hütte

In einen Baumstumpf hat man eine kleine Bücherauswahl für den Wanderer bereitgestellt. Wir nutzen Bank und Tisch gerne für unsere Brotzeit. Wir kommen am St. Otilien-Kreuz vorbei, der letzten Station des von der Kropsburg hinauf führenden Kreuzwegs. Leicht ansteigend bis auf 480 Meter Höhe erreichen wir den Punkt von dem wir uns an den Abstieg zu unserem Auto am Friedensdenkmal machen. Dabei werden wir noch von einem Graupel- Schauer erwischt, vor dem wir uns auf einer überdachten Bank schützen können.

Am Dichterhain
Am Dichterhain

Auf der Rückfahrt besuchen wir noch den Klostergarten des ehemaligen Klosters von Edenkoben. Vom Zisterzienserkloster Heilsbruck (1262-1560) sind Reste erhalten, die sich auf dem Gelände eines heutigen Weinguts befinden. Das Abendessen holen wir uns gegenüber im Gasthof „Zum Schwanen“. Von Püngelers haben wir noch eine herrliche Spargelcremesuppe und Dorothee hat sich einen Pfälzer Burger ausgesucht, dessen Patty aus einer dicken Scheibe Pfälzer Saumagen besteht. Ich habe mich für die Pfälzer Currywurst entschieden.

Ehemaliges Zisterzienserkloster Heilsbruck
Ehemaliges Zisterzienserkloster Heilsbruck

Auch am Donnerstag geht es noch einmal auf den Weinsteig. Für die Runde wählen wir wegen der eingeschränkten Parkplatz- Situation an der Wappenschmiede im Kropsbach-Tal den Parkplatz Hahnenschritt auf 558 Meter am höchsten Berg des Pfälzer Waldes, dem Kalmit 673m aus. Strategisch hätten wir lieber zuerst den Zuweg als Aufstieg zum Kalmit gewählt. So werden wir vom Gipfel des Kalmit über den Weinsteig bis zur Wappenschmiede bei Sankt Martin absteigen, um uns dann am Nachmittag den Aufstieg zum Parkplatz Hahnenschritt zu erarbeiten. In der knapp 12 Kilometer langen Runde haben wir das letzte Drittel der 5. Etappe eingebaut.

Kalmit 673m- Blick in die Ebene
Kalmit 673m- Blick in die Ebene

Nach kurzem Aufstieg zum Gipfel-Plateau des Kalmit an einem Kriegerdenkmal des 1. Weltkriegs vorbei suchen wir erst einmal Schutz vor dem einsetzenden Regen unter dem Vordach der Ludwigshafener Hütte (Erbaut 1882), unter dem sich auch bereits ein paar Radfahrer untergestellt haben. Das Panorama nach Osten in die Pfälzer Ebene ist auch vom Kalmit als höchster Erhebung großartig und wird nur durch die abregnenden Wolken etwas getrübt.

Am Felsenmeer
Am Felsenmeer

Zunächst führt uns der Abstieg über die westliche Schulter des Kalmit am Felsenmeer entlang. Entlang der Buntsandstein-Klippen taucht der Weg bald in einen Kiefernwald ein, durch den es dann über insgesamt 370 Höhenmeter hinunter zur Wappenschmiede ins Kropsbach-Tal geht.

Hand am Fels
Hand am Fels

Nach Überquerung der Totenkopfstraße (L514) beginnt der lange Aufstieg oberhalb von Sankt Martin am Hang des Breitenbergs entlang in das Tal des Alsterweiler-Bachs. Auch hier dominieren Kiefern, zwischen denen der Waldboden von Waldbeeren bedeckt ist. Ein halsbrecherischer MTB- Downhill- Trail hat den Waldboden entlang des Bachs durchfurcht. Mit Querung der Kalmit- Straße gewinnen wir weiter an Höhe. Kurz vor dem Tagesziel am Parkplatz Hahnenschritt machen wir noch einen Abstecher auf den 604m hohen Taubenkopf. Obwohl das Fotolicht nicht wirklich überzeugt lasse ich die Drohne noch ein paar Panoramen schießen.

Entlang der Felsklippen
Entlang der Felsklippen

Mit einer Jacke wollen wir heute die geöffnete Außengastronomie im Gasthof nebenan noch einmal nutzen. Leider hat sich die Sonne entgegen der Vorhersage auch heute eher rar gemacht und wir sind froh, dass wir uns nach dem Essen in unserer Ferienwohnung beim Zusammenpacken unserer Sachen wieder aufwärmen können.

Aufstieg durch Kiefernwald
Aufstieg durch Kiefernwald

Am Freitag geht es dann mit einem Umweg nach Hause. Nach ein paar Einkäufen in Hofläden und beim Bäcker geben wir zunächst „Otterstadt“ ins Navi ein, denn dort sind wir zum Frühstück mit meiner Cousine Birgit und ihrem Mann Walter eingeladen. Immer wieder nehmen wir gerne bei der Durchreise Kontakt mit den Beiden auf und so wird es auch diesmal wieder ein nettes Beisammensein. Das neue Familienmitglied, den 16 Wochen alter Golden Retreiver „Naila“ lernen wir auch kennen. Nach ein paar geselligen Stunden beenden wir unseren Besuch nur ungern, um dann wieder zurück in die Heimat zu rollen.

Walter und Birgit mit Naila
Walter und Birgit mit Naila

 

Arnd Korbmacher

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