2022 Pfalz Part IV Weinsteig – Auf Etappe 5 zwischen Hambacher Schloss und Kalmit
Den vierten Teil unserer Pfalz- Aufenthalte entlang des Weinsteigs haben wir auf der Rückreise von Südtirol Ende August eingeplant. Nach sehr abwechslungsreichen 10 Tagen im Eggental und dem Martelltal haben wir unser Basislager am Mittwoch unserer 2. Urlaubswoche nach der Fahrt über Reschen-, Arlbergpass und die schwäbische Alb in die Südpfalz nach Edesheim verlagert.
Unser Quartier befindet sich im Schlosshotel in Edesheim, dessen Mauern im 19.Jahrhundert anstelle eines ehemaligen Wasserschlosses aus dem 15.Jahrhundert errichtet wurden. Von der Terrasse unseres Zimmers blicken wir auf die Weinstöcke innerhalb der Schlossmauern. Auf der Terrasse des Restaurants lassen wir uns ein Abendessen schmecken und trinken dazu natürlich einen feinen Pfälzer Wein.
Die Tagestemperaturen in der Pfalz liegen bei über 30 Grad und die dicken Schlossmauern haben sich entsprechend aufgeheizt. Obwohl wir ein geräumiges Zimmer haben ist der Schlafraum eher eng und nur mit einem kleinen Fenster ausgestattet. Der erste Teil der Nacht ist unangenehm warm und kein Luftzug bringt Kühlung. Kurz habe ich überlegt das Nachtlager auf die Terrasse zu verlagern.
Am Donnerstag wollen wir da anknüpfen, wo wir im Mai des letzten Jahres auf der 5.Etappe den nördlichsten Punkt unserer bislang gegangenen Etappen verlassen haben. Es ist der Parkplatz Hahnenschritt an der Passhöhe der Kalmitstrasse auf 558m nördlich der höchsten Erhebung des Pfälzer Waldes, dem Kalmit mit 673m Höhe. Wir gehen den Weinsteig konsequent in Nord-Süd-Richtung. Um das nächste Teilstück über die Höhen der 5.Etappe vom Hambacher Schloss zum Parkplatz am Hahnenschritt in einen Rundweg einzubauen steigen wir zunächst auf 320 Höhenmeter über das Klausental ab und erreichen bald die Parkplätze am Hambacher Schloss mit dem Einstieg in den Weinsteig.
Das Hambacher Schloss mit seiner sehenswerten Ausstellung haben wir im Herbst 2020 besucht. In >Pfalz 2020 Part II< habe ich ein paar Zeilen über die Geschichte des Schlosses geschrieben, das als Symbol für die Deutsche Revolution gilt. Das Streben der Deutschen nach Freiheit und Demokratie hat 1832 auf dem Hambacher Fest seinen Ausgang genommen.
Der Pfälzer Wald ist knochentrocken, auch hier hat es schon eine Weile keine Niederschläge mehr gegeben. Überall in Deutschland hört man von Bränden in Parks und Wäldern. Jeder Funke kann jederzeit eine Katastrophe in den sowieso schon schwer geschädigten Wäldern auslösen. Ich bin fassungslos, als ich vor einer ausgebrannten Zigarettenkippe am Waldboden stehe, die ein Irrer noch nicht einmal ausgetreten hat. Bei jedem Großbrand in unseren Wäldern stelle ich mir die Frage was wohl die Ursache sein mag- hier liegt eine der möglichen Antworten direkt vor meinen Füßen.
Wir befinden uns nun wieder auf dem Weinsteig, der uns vom Hambacher Schloss um den Sommerberg 502m herum zur hohen Loog auf 619 Meter hinauf bringt. Im Aufstieg bietet sich ein toller Blick auf das Hambacher Schloss über der Rheinebene. Auf dem trockenen, sandigen Boden gedeihen Heidekraut und Kiefernwälder. Am Gipfel der Hohen Loog befindet sich das Hohe-Loog-Haus, wo wir gerne ein Stück Kuchen essen und etwas trinken. Hier können wir hinüber zur höchsten Erhebung, dem Kalmit blicken.
Bis zum Parkplatz Hahnenschritt führt der Weinsteig uns noch am Zwergberg vorbei durch felsiges Terrain. Die heutige Runde schließt sich nach 11 Kilometern mit 327 auf- und abgestiegenen Höhenmetern. Wir haben am Abend einen Tisch in einem Restaurant in Edenkoben reserviert. Auf dem Weg dorthin mache ich noch einige Bilder von den in der Sonne leuchtenden Trauben an den Weistöcken, über denen das Hambacher Schloss wacht.
Wie immer während unserer Pfalz-Aufenthalte nehmen wir Kontakt mit unserer Verwandtschaft in der Pfalz auf. Gerne nutzen wir die Gelegenheit meine Cousine Birgit und ihren Mann Walter auf einen Kaffee oder auch ein Glas Sekt zu treffen. Die Beiden sind aber am Wochenende verhindert und schlagen daher ein Treffen am Freitag an einem Baggersee bei Otterstadt vor. Birgit und Walter haben ein Stück Strand an dem See gepachtet und wollen uns gerne dorthin einladen.
Eigentlich wollten Doro und ich das nächste Teilstück des Weinsteigs angehen. Der Freitag soll aber wieder recht heiß werden und nach einem kurzen Innehalten steht unsere Entscheidung schnell fest. Die Möglichkeit am Badesee zu verweilen toppt einfach unser Projekt Weinsteig. Wir verbringen einen schönen Nachmittag in und am See mit Birgit, Walter und Hund Naila. Walter hat ein Stand-Up- Paddel Board mitgebracht. Erstmals probiere ich diese Art der Fortbewegung auf dem Wasser aus. Am Nachmittag bauen sich am Horizont hohe Gewittertürme auf. Wir müssen leider dann auch Abschied nehmen, da wir uns am Abend in einem besonderen Restaurant in Frankweiler zum Essen angemeldet haben.
Es ist das Restaurant „Robichon“, wo wir zuletzt im Oktober 2020 zu Gast bei Hannelore und Bruno Robichon waren. Seit Jahresbeginn hat Tochter Sophie den Betrieb übernommen. Noch steht Bruno an diesem Abend in der Küche, aber zusammen mit dem neuen Küchenchef Georg Reuter aus Speyer. Dieser will die Tradition der französischen Küche weiterführen, wie uns die Webseite verrät. Wir werden an diesem Abend erneut mit einem wunderbaren Menü versorgt.
Leider bringt der Samstag Ernüchterung, was das Wetter und die Wanderlust angeht. Ja- der Regen wird dringend gebraucht- aber doch nicht an unserem letzten Urlaubstag! Am Vormittag regnet es sich langsam ein und wir fahren nach Rheinzabern. Hier suchen wir das Museum „Terra Sigillata“ auf.
Als Terra Sigillata (Gesiegelte Erde) wird das Material bezeichnet, aus dem das römische Tafelgeschirr hergestellt wurde. Rheinzabern (Tabernae) wurde als einfache Straßenstation an einer der römischen Handelsstraßen um 10-20 n.Chr. gegründet und entwickelte sich im 2. Und 3. Jahrhundert zum größten Keramik-Produktionszentrum nördlich der Alpen. Der Ton wurde vor dem Brennen in mehreren Arbeitsschritten mit einem Glanztonüberzug versehen. Nicht nur Alltagsgegenstände, sondern auch Baumaterialien wie Dachziegel wurden in großem Stil produziert. Bei Ausgrabungen Anfang des 20. Jahrhunderts wurden über 100 Brennöfen gefunden.
Auf die Zeit des 2.-4. Jahrhunderts n.Chr. geht auch das römische Weingut Weilberg nördlich von Bad Dürkheim im Ortsteil Ungstein zurück, das wir am Nachmittag aufsuchen. 1981 wurde die römische Villa mit Tretkelteranlage als Teil des größten römischen Herrenhauskomplexes der Pfalz freigelegt und teilweise restauriert. Anhand von Rebkernen in einem ausgegrabenen Bleigefäß konnten neben Wildreben bereits frühe Formen der Riesling-, Traminer- und Burgundertrauben nachgewiesen werden. Auf dem Gelände befinden sich auch einige Steinsarkophage, die im Friedhofsbereich des Weinguts gefunden wurden.
Den letzten Abend unseres Urlaubs verbringen wir auf der Terrasse unseres Hotels und bemühen noch einmal die hiesige Schlossküche. Am Sonntag treten wir die überschaubare Rückreise nach Hause an und erreichen Haus und Hof zeitig am Nachmittag.
A. Korbmacher
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