Traumpfad Eifel- >4-Berge-Tour<
Rundkurs durch die Vulkan- Eifel südwestlich von Maria Laach.
Mitte April haben wir eine ganze Woche Urlaub, den wir nicht einmal mit einer Reise innerhalb Deutschlands füllen können, denn der Corona- Lockdown wurde gerade verschärft und eine „Notbremse“ auf Bundesebene beschlossen. Es gibt eine nächtliche Ausgangssperre, was nun auch für Deutschland tatsächlich bedeutet:
„Stay at Home !“
Um zu Hause nicht nur Alltags- Algorithmen abzuarbeiten haben wir uns auch Tages-Ausflüge zu Wanderungen in die Eifel vorgenommen. Neben dem Eifelsteig, mit dem wir nun bereits seit Oktober letzten Jahres pausiert haben stehen noch zahlreiche Rundkurse der Traumpfade und -Pfädchen im Angebot. Nordöstlich vom Laacher See haben wir im letzten Jahr den Höhlen- und Schluchtensteig Kell gemacht, der uns Einblicke in die geologisch äußerst interessante Region gegeben hat. Der letzte Ausbruch des aktiven Laacher Vulkans um 10930 v.Chr. hat die Landschaft für immer geprägt, in der Wanderer immer wieder auf Relikte des damaligen Szenarios stoßen. Die heutige Wanderung der 4-Berge- Tour wird uns durch ein Gelände führen in dem wir immer wieder mit Felsformationen aus vulkanischem Eruptivgesteinen wie dem Tuff konfrontiert werden.
Unser Auto parken wir am Dienstag auf dem Waldparkplatz „Schweinsgraben“. Plakate informieren über die Abstandsregeln auf dem Steig, der sicherlich an Wochenenden stärker frequentiert wird. Heute parken wir hier allein und werden nur auf wenige Wanderer treffen. Der Schweinsgraben ist eine der ersten historischen Abbaustellen von Tuff- Gestein, die wir unmittelbar hinter dem Parkplatz passieren. Das aus verdichteter Vulkanasche entstandene Gestein hatte in der Region einen hohen Stellenwert als Baustoff. Auch die weltberühmte Benediktinerabtei Maria Laach wurde aus diesem Gestein erbaut.
Der Startpunkt unserer Wanderung liegt auf unter 400 Höhenmeter und wir werden heute einen Rundkurs zwischen den Ortschaften Rieden, Bell, Obermendig und Ettringen beschreiben. Wir werden nicht etwa 4 Gipfel überschreiten, haben aber trotzdem ein ordentliches Höhenprofil abzuarbeiten, das uns aufsummiert auf 500 Höhenmeter und bis auf 550 Meter hinaufbringt. Wir gehen entgegen des Uhrzeigersinns und werden an den Bergflanken von Gänsehals 575m, Schmitzkopf 570m, Sulzbusch 553m und Hochstein 562m vorbei geführt.
Wir arbeiten uns langsam durch einen Nadelwald entlang einiger Ameisenhügel der roten Waldameise aufwärts und müssen auch hier den traurigen Anblick des Fichtenbestandes zur Kenntnis nehmen. An einem Abzweig nehmen wir einen Umweg zu einer weiteren Abbau-Stätte des hiesigen Tuffsteins, die Marxe-Lay. Der 300 Meter- Abstecher lohnt sich, denn den Steinbruch betritt man durch einen kleinen Canyon, in dem die Tuff-Wände zu beiden Seiten 12 Meter hoch aufragen.
Zum Glück gibt es in der Eifel reichlich Buchen-, Eichen- und Mischwälder, denen Trockenheit und Borkenkäfer noch nicht im gleichen und sichtbaren Maße wie den Fichten zugesetzt hat. Teppiche von Buschwindröschen füllen den Boden zwischen den Bäumen. Die Bäume haben begonnen ihr neues Blattkleid hervorzubringen. Auf dem Weg zum Aussichtpunkt an der Gänsehals- Hütte kommen wir an der A-Eiche vorbei. Hier haben sich zwei Eichen- Stämme mit getrennten Wurzeln zu einem gemeinsamen Baumstamm vereinigt und dabei ein „A“ geformt.
Wir genießen einen Moment das Vulkaneifel-Panorama von der Hütte nordwestlich mit dem nahen Laacher See und dem östlichen Neuwieder-Becken. Vor dem Laacher See zieht die A61 durch die Landschaft. Ein ebenfalls wunderbarer Ausblick mit etwas südlicherer Ausrichtung folgt nach einem weiteren kurzen Anstieg an einer Wegkreuzung mit Bank. Hier lassen wir uns von der wärmenden Sonne verwöhnen und packen unsere mitgebrachten Brote aus. Mit einer Ruhe, die nur von Vogelgezwitscher durchbrochen wird stellt sich ein Gefühl von Urlaub ein.
Wir verlassen den nördlichsten Punkt der heutigen Runde und halten uns nun in südwestlicher Richtung. Wir passieren lange Hecken von Schlehen und Weißdorn, deren unterschiedliche Blätter mir Dorothee erläutert. Die weißen Blüten leuchten herrlich in der Sonne. An einem Feldrand scheuchen wir ein Reh im Unterholz auf, was beiden Seiten einen kurzen Schreck einbringt.
Bevor unser Weg zur Umrundung des Sulzbusch ansetzt blicken wir hinüber zum Hochstein. An der Südseite des Bergs erreichen wir die St. Florian Hütte, von der wir nach Süden ins Nettetal blicken. Beim Abstieg nach Südosten verliert sich leider auch heute die Sonne hinter den Wolken. Durch das Tal führt die Landesstrasse L82, an der eine halsbrecherische Motocross- Strecke liegt. Hier überqueren wir den Verkehrsweg und kommen vor dem nächsten Aufstieg an Höhlen vorbei, die von Anwohnern im letzten Weltkrieg als Luftschutzräume in den weichen Vulkanstein gehauen wurden.
Der nun folgende Aufstieg hat es in sich. Von etwa 430 Höhenmetern schwingt sich der Pfad nun von Süden etwa 100 Höhenmeter steil hinauf in die westliche Hochsteinflanke. Der Blick nach Südosten fällt auf Ettringen. Vor dem folgenden Abstieg nach Norden öffnet sich vom Panoramapunkt auf einer felsigen Aussichtskanzel dann noch einmal ein prächtiger Blick über Bell hinweg auf den Laacher See.
Direkt unterhalb des Aussichtfelsen befindet sich die Genoveva- Höhle, in der Genoveva von Brabant (730-750) mit ihrem Sohn Schmerzensreich, nachdem sie der Untreue bezichtigt wurde Zuflucht vor Pfalzgraf Siegfried gesucht haben soll. Die Verkettung von Intrige und Beschuldigung wurde am Ende aufgelöst. Genoveva, von der nicht erwiesen ist, ob es sie wirklich gab, hat sich der Legende nach von Früchten, Kräutern und der Milch einer weißen Hirschkuh ernährt und wurde später in den Heiligenstand erhoben.
Steil geht es nun hinab durch dichten Buchenwald, in dem uns der Stamm einer mächtigen Buche in Erstaunen versetzt. Im Eifeler Mischwald findet man auch immer wieder mächtige Kirschbäume, die derzeit ihre Blüten ausbringen. Auf dem Abstieg über gut 200 Höhenmeter Abstieg erreichen wir vor dem Talgrund noch einige historische Steinbrüche, in dem Tuffstein für Backöfen abgebaut wurde.
Diesen Fußweg mussten früher auch die Volkesfelder Bürger nehmen um an der Sonntagsmesse in der St. Genovefa Kirche in Obermendig teilzunehmen. Vom Eingang der Gemarkung „Auf em Sprung“ hat man Blickkontakt zur Kirche und wenn die Volkesfelder hier durch kamen riefen die Ministranten „Sie sein om Sprung“. Eine noch heute gebräuchliche Redewendung, die soviel bedeutet, das man halt unterwegs ist.
Im Talgrund auf 320m überqueren wir den Krufter Bach und erreichen bald den Erlenbrunnen, einen Sauerbrunnen, der trinkbares Kohlensäure- und Eisenhaltiges Wasser fördert. Ein letzter Aufstieg führt uns an den imposanten Abbau- Wänden des Rauhbuur entlang. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts wurde hier der begehrte Backofenstein abgebaut, der in alle Welt exportiert wurde. Dies geschah sowohl oberirdisch als auch im Stollenvortrieb mit bis zu 30 Meter langen Gängen. Die Gemeinde Bell hat eine lange Backofenbauer- Tradition, die auch heute noch einige Firmen aufrecht erhalten. Müde und zufrieden erreichen wir den Parkplatz „Schweinsgraben“ und trinken auf der Picknick- Bank vor der Heimfahrt noch unseren restlichen Tee aus.
Arnd Korbmacher
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