Traumpfad Eifel- Nette Schieferpfad
In der Mitte des Wonnemonats Mai müssen wir unsere gebuchte Ferienwohnung in Bayern stornieren und gleichzeitig mit ansehen, dass allen Corona- Vorgaben zum Trotz reger Reiseverkehr aus mehr oder weniger touristischen Interessen in alle Welt stattfindet. Wir werden trotzdem nicht auf dem Sofa versacken und haben uns in unserer ersten von 2 Urlaubswochen Ausflüge in erreichbare Regionen vorgenommen. Die erste Unternehmung ist ein weiterer Traumpfad in der Eifel, der uns diesmal nach Trimbs ins Nettetal führt. Geologisch dominieren Schieferfelsen unseren 12,5 Kilometer langen Rundweg.
Corona füllt auch weiterhin die Tagespresse in einer Phase, in der durch die Bundes- Notbremse auch weiterhin keine Hotelübernachtungen in Deutschland möglich sind solange die Inzidenz von Neuinfektionen über 100 pro 100000 Einwohner liegt. Nun scheinen die bestehenden Maßnahmen der letzten Wochen die grassierende dritte Welle aber deutlich zurückzudrängen, so dass die Vorbereitungen auf den lange ersehnten Neustart nun anlaufen. Vielerorts erreichen die Inzidenzen den vorgegebenen Schwellenwert was Gastronomie, Tourismus und Wirtschaft nun hoffen lässt.
Am Vormittag erreichen wir den Ort Trimbs im Nettetal, der per kaiserlicher Urkunde bereits im Jahr 1019 Erwähnung fand. Kunstvolle Schiefer- Reliefs weisen auf den traditionellen Schiefer-Bergbau der Region hin. Bis heute wird der begehrte Moselschiefer in Bergwerken abgebaut. Wir parken unser Auto an der alten Nettebrücke. Die Brücke wurde 1881 aus Schiefer gemauert und war Teil der wichtigen Verbindungsroute zwischen Pellenz und dem Maifeld.
Schon bald erreichen wir den Wasserstollen des nahen Bergwerks „Margareta“, den die „Kaulemänner“ des Schieferbergwerks Nettesürsch 1925 in den Berg schlugen. Das Bergwerk drainiert über diesen Stollen Wasser in die Nette. Eine Ölmühle, die seit Ende des 17.Jahrhundert vom Wasser der Nette angetrieben wurde, musste 1945 wegen Einsturzgefahr abgerissen werden. Jemand hat ein hübsches Modell dieser „Trimbser Ollesmüll“ im Maßstab 1:12,5 angefertigt und am Ortsrand neben einer Pferdekoppel ausgestellt. Auf der Koppel grast eine Stute mit ihrem noch recht ungelenken Fohlen.
Ein kurzer Aufstieg bietet uns vom Aussichtspunkt „Im Burgberg“ einen schönen Blick auf Trimbs und Richtung Süden können wir das Bergwerk Margareta in Nettesürsch mit seiner Abraumhalde erkennen. An der südlichen Abbruchkante des Nettetals führt uns der Weg nun in westlicher Richtung hinauf zu der höchsten Erhebung des heutigen Tages, dem Burgkopf mit 291m. Von hier öffnet sich über das Nettetal hinweg ein Panorama nach Norden. Ein Eisenbahnviadukt überspannt 115m lang und 31m hoch das Nettetal. Es wurde Anfang des 20. Jahrhunderts aus einem Basaltvorkommen unter dem Burgkopf erbaut und war Teil der Bahnstrecke Koblenz-Mayen-Gerolstein.
Nach dem Abstieg reiht sich der Wegverlauf ein Stück auf der stillgelegten Bahntrasse ein, über die heute der Moselschiefer-Radweg führt. Einen Tunnel mit einer Länge von 253m müssen wir durchlaufen bis wir am südwestlichen Punkt unserer Rundtour die Bahntrasse verlassen, um dann in einer nordöstlichen Kehre durch den Wald an das Nette-Ufer abzusteigen. Es geht nun eine Weile unmittelbar am Wasserlauf der Nette entlang. Vogelstimmen durchbrechen das Rauschen des Gewässers und wir hören ein Klopfen gegenüber, das wir zunächst nicht einzuordnen wissen. Auf der Suche nach einem Specht an den Stämmen der umliegenden Bäume werden wir nicht sofort fündig.
Ungewöhnlich dicht über dem Waldboden ist am gegenüber liegenden Ufer ein Schwarzspecht damit beschäftigt ein Loch in einem Stamm zu bearbeiten. Wir schauen uns das eifrige Schnabelwerk des schwarzen Vogels mit seinem roten Schopf gerne eine Weile an, bevor wir uns an einem weiteren Verweilort entlang der Nette einfinden.
Es ist ein kleiner, hübscher Wasserfall, der zu einer Mittagsrast auf der bereitgestellten Bank einlädt. Ein mystischer Ort, an dem es von oben etwas zu tröpfeln beginnt. Entlang von Fischteichen eines Angler-Vereins erreichen wir den Talgrund und wenden uns nach Überquerung der Nette den nördlichen Schieferaufschlüssen des Nettetals zu.
Das Wetter macht auf und zunehmend begleitet uns die Sonne auf unserem weiteren Bergweg entlang der Schieferfelsen. Auch hier passieren wir vergitterte Eingänge zu ehemaligen Schiefergruben, von denen es rund um Trimbs 37 oftmals private Abbaukammern gab.
Immer wieder lassen wir uns auf den Bänken oder dem warmen Schiefer am Wegesrand nieder und genießen die Ruhe, die nur von Vogelstimmen durchbrochen wird. Vom vielstimmigen Gesang der Nachtigall bekommen wir eine Kostprobe zu Hören ohne sie zu sehen. Die Sonne brennt uns warm ins Gesicht, Bienen mit prall gefüllten Nektar-Hosen tummeln sich in den Blüten der Weißdorn-Büsche.
Auf dem Schiefer wachsen bunte Moose, Flechten und Steingewächse. Auch Weinbau, von dem nur noch die verfallenen Trockenmauern zeugen wurde betrieben. Wir kommen an den ehemaligen Terrassen vorbei auf denen einst die Reben der „Trimbser Obermark“ standen.
Spektakulär blicken wir noch einmal vom Aussichtspunkt „Kretzers Lay“ hinunter ins Nettetal und nutzen die nach Süden ausgerichteten Sonnen- Liegen für ein weiteres Sonnen-Bad. Nördlich von Trimbs führt uns der Weg nun durch Agrarland mit weitläufigen Feldern. Vor allem der blühende Raps unter weiß-blauem Himmel avanciert zu einem surrealen Farbenrausch. Dahinter können wir die nordwestlichen Erhebungen der 4-Berge Tour bei Mendig erkennen.
Nordöstlich von Trimbs kommen wir noch an den Resten der seit 1974 geschlossenen Schiefergrube Wilbert vorbei. 2 Förderkörbe brachten die Bergleute in die 6 Stollen in bis zu 180 Meter Tiefe.
Der Weg nähert sich wieder den Schieferabbrüchen und erreicht am Aussichtspunkt „Trimbser Schweiz“ einen letzten Höhepunkt. Auch hier finden sich Stollenlöcher des ehemaligen Schieferbergbaus, wie das der Schiefergrube Fuchsloch mit einem 200 Meter in den Berg führenden Gang. Interessant sind auch Treppenstufen deren Alter ungeklärt ist. Archäologen halten ein Alter von bis zu 3500 Jahren als Spuren einer keltischen Siedlung für möglich. Westlich unter uns liegt Trimbs, nach Osten öffnet sich ein Panorama mit dem Nachbarort Welling und seiner schmucken Kirche.
Wir haben uns heute viel Zeit gelassen mit unserer Runde um Trimbs und steigen nun in einem östlichen Bogen hinab ins Nettetal, wo die Mühlenberg-Quelle ihr trinkbares Wasser in die Nette einspeist. Tief eingegraben in den Schiefer nimmt die Nette beschaulich ihren Lauf dem wir zurück zu unserem Startpunkt an der alten Nettebrücke folgen.
Arnd Korbmacher
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